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ZILLIS Christa Ebnöther Anna Flückiger Markus Peter Von der spätantiken Kulthöhle zum frühmittelalterlichen Bestattungsplatz Sonderheft 10 Archäologie Graubünden Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen   2 Christa Ebnöther Anna Flückiger Markus Peter ZILLIS Von der spätantiken Kulthöhle zum frühmittelalterlichen Bestattungsplatz Mit Beiträgen von Sabine Deschler-Erb, Sarah Lo Russo, Barbara Stopp, Sönke Szidat und Jonas von Felten Archäologie Graubünden – Sonderheft 10 Archäologischer Dienst Graubünden  Servetsch archeologic dal Grischun  Servizio archeologico dei Grigioni Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen Impressum Titelbild Zillis, Höhle. Höhlenfenster. Blick vom Innenraum gegen Norden (Aufnahme 2019). Herausgeber Archäologischer Dienst Graubünden / Amt für Kultur Servetsch archeologic dal Grischun / Uffizi de cultura Servizio archeologico die Grigioni / Ufficio della cultura Loëstrasse 26 CH-7001 Chur / Cuira / Coira Telefon 081 257 48 50 info@adg.gr.ch www.archaeologie.gr.ch Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen Mittelstrasse 43 CH-3012 Bern www.iaw.unibe.ch Lektorat und Redaktion Christa Ebnöther, Anna Flückiger, Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften Mathias Seifert, Hans M. Seifert, Archäologischer Dienst Graubünden Gestaltung, Satz Susanna Kaufmann, Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden Herstellung Somedia Production AG, Chur Verlag © Somedia Production AG / Somedia Buchverlag, Glarus / Chur Edition Somedia www.somedia-buchverlag.ch info.buchverlag@somedia.ch Somedia Buchverlag ist Mitglied bei Graubünden Books Der Somedia Buchverlag wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021 – 2024 unterstützt © Archäologischer Dienst Graubünden; Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen; Autorinnen und Autoren Chur 2021 ISBN: 978-3-907095-34-8 Autorinnen / Autoren Christa Ebnöther Markus Peter Jonas von Felten Universität Bern Institut für Archäologische Wissenschaften Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen Mittelstrasse 43 CH-3012 Bern christa.ebnoether@iaw.unibe.ch markus.peter@iaw.unibe.ch jonas.vonfelten@students.unibe.ch Sönke Szidat Universität Bern Department of Chemistry, Biochemistry and Pharmaceutical Sciences / Oeschger Centre for Climate Change Research Freiestrasse 3 CH-3012 Bern soenke.szidat@dcb.unibe.ch Anna Flückiger Universität Basel Departement Altertumswissenschaften Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie Petersgraben 51 CH-4051 Basel a.flueckiger@unibas.ch Sabine Deschler-Erb Sarah Lo Russo Barbara Stopp Universität Basel Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie (IPNA) Spalenring 145 CH-4055 Basel sabine.deschler-erb@unibas.ch Sarah.lorusso@unibas.ch barbara.stopp@unibas.ch Inhalt Vorwort Archäologischer Dienst Graubünden 7 Vorwort und Dank 9 1 2 Einleitung (Christa Ebnöther) 13 1.1 13 Lage und Siedlungskontext der Höhle 1.2 Die archäologischen Untersuchungen zwischen 1991 und 1995 15 1.3 Fragestellungen und Ziele 16 1.4 Vorgehen und Schwerpunkte 17 Befundvorlage 21 2.1 Topographie und Stratigraphie (Christa Ebnöther, Anna Flückiger, Sarah Lo Russo) 21 2.2 Überblick über die Befundabfolge und die Nutzungsphasen 26 2.3 Phase 1: Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal während des mittleren 3. bis mittleren 5. Jahrhunderts 31 2.3.1 Befunde der Phase 1.0 und Phase 1.1: Nutzung als Kultlokal 31 2.3.1.1 Baustrukturen im Innenraum 31 2.3.1.2 Baustrukturen auf dem Vorplatz 36 2.3.1.3 Schichten 37 2.3.2 Befunde der Phase 1.2 und Phase 1.3: Anlage einer Grube und Planierungen 37 2.3.2.1 Anlage der Grube Pos. 39 37 2.3.2.2 Planierung des Innenraumes und des Vorplatzes 39 2.3.3 Befunde der Phase 1.4: Weiternutzung der Höhle als paganes Kultlokal? 40 2.3.4 Geoarchäologische Untersuchungen zu den Schichten der Phase 1 (Sarah Lo Russo) 41 2.3.4.1 Fragestellungen und Zielsetzungen 41 2.3.4.2 Material und Methodik 42 2.3.4.3 Resultate und Diskussion 43 2.3.4.4 Archäozoologische und geoarchäologische Untersuchung der Siebrückstände 50 2.3.4.5 Schlussfolgerungen (Sarah Lo Russo, Sabine Deschler-Erb) 2.3.5 2.4 51 Befundkatalog 54 2.3.5.1 Phase 1.0 und Phase 1.1: Strukturen Innenraum 54 2.3.5.2 Phase 1.0 und Phase 1.1: Strukturen Vorplatz 55 2.3.5.3 Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten Innenraum 55 2.3.5.4 Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten Vorplatz 56 2.3.5.5 Phase 1.2: Strukturen Innenraum 57 2.3.5.6 Phase 1.2 und Phase 1.3: Schichten 57 2.3.5.7 Phase 1.4: Strukturen und Schichten 57 Phase 2 und Phase 3: Nutzung der Höhle zwischen dem mittleren / späten 5. und 57 frühen 7. Jahrhundert ‒ kultische Neuaufladung? 2.4.1 Die Befunde der Phase 2 und Phase 3 58 2.4.2 Fundmaterial der Phase 2 und Phase 3 (Anna Flückiger) 60 2.4.3 Befundkatalog 62 2.4.3.1 Phase 2 62 2.4.3.2 Phase 3 65 5 Inhalt 2.5 Phase 4 und Phase 5: Nekropole des späten 7. bis 10. Jahrhunderts 65 2.5.1 65 2.5.2 2.5.3 3 Die Befunde der Phase 4 und Phase 5 Bemerkungen zu den 14C-Daten der frühmittelalterlichen Gräber (Jonas von Felten, Sönke Szidat) 66 2.5.2.1 Ausgangslage 66 2.5.2.2 Material und Methode 67 2.5.2.3 Resultate und Diskussion 67 Befundkatalog 68 2.5.3.1 Phase 4: Strukturen und Gräber 68 2.5.3.2 Phase 4: Innen- und Aussenraum, Schichten ohne neuzeitliches Fundmaterial 69 2.5.3.3 Phase 5: Aussen- und Innenraum, Schichten mit neuzeitlichem Fundmaterial 69 Fundvorlage (Christa Ebnöther, Anna Flückiger, Markus Peter, Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp) 71 3.1 Vorbemerkungen 71 3.1.1 Fundaufnahme und -bearbeitung 71 3.1.2 Befundabfolge und Fundensembles 71 3.1.3 Vertikale und horizontale Fundverteilung 73 3.1.4 Fundvorlage 74 3.2 3.3 Elemente der Innenausstattung und Beleuchtung 76 3.2.1 Elemente aus Eisen 76 3.2.2 Lampen 76 Votive und Gaben 76 3.3.1 Votivbleche (Anna Flückiger) 78 3.3.2 Münzen (Markus Peter) 79 3.3.2.1 Interpretation der Münzreihe 79 3.3.2.2 Die räumliche Verteilung der Münzen 83 3.3.2.3 Die geographische Herkunft der Münzen 86 3.3.2.4 Zum Ende der Deponierung von Münzen in Zillis 86 3.3.3 Bergkristalle 88 3.4 Schmuck, Kleidungs- und Ausrüstungsbestandteile sowie weitere metallene Kleinfunde (Anna Flückiger) 89 3.5 Kultgeräte 91 3.6 Das Geschirrensemble 92 3.6.1 92 3.6.2 3.6.3 6 Schlangengefäss 3.6.1.1 Erhaltung 92 3.6.1.2 Fabrikat, Form und Rekonstruktion 93 3.6.1.3 Versuch einer kontextuellen Einordnung 95 Bankettservice und Votivgeschirr 103 3.6.2.1 Gefässkeramik 103 3.6.2.2 Lavezgeschirr 105 3.6.2.3 Glasgeschirr 105 Chronologische und funktionale Bewertung des Gefässspektrums 107 3.6.3.1 Typochronologische Bewertung 107 3.6.3.2 Funktionale Bewertung 110 Inhalt 3.7 Tierknochen (Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp) 114 3.7.1 Material und Methode 114 3.7.2 Taphonomie 114 3.7.2.1 Vergleich zwischen Innenraum und Vorplatz 114 3.7.2.2 Taphonomische Untersuchungen zu den Tierknochen aus dem Innenraum 3.7.3 4 Tierarten 115 116 3.7.3.1 Tierartenanteile im Gesamtmaterial 118 3.7.3.2 Die Tierartenanteile innerhalb der Höhle 119 3.7.4 Skelettteilspektren 120 3.7.5 Alter 121 3.7.6 Geschlecht und Masse 123 3.7.7 Diskussion der Resultate 124 3.7.8 Schlussfolgerungen 128 Synthese (Christa Ebnöther, Anna Flückiger) 131 4.1 Die Nutzung der Höhle zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert 131 4.2 Die Höhle als paganer Kultort 134 4.2.1 Charakterisierung des Kultortes 135 4.2.1.1 Numinoser Ort oder Kultlokal einer geschlossenen Gemeinschaft? 135 4.2.1.2 Die Höhle als geschlossenes Kult- und Versammlungslokal 4.2.2 4.3 137 Charakterisierung des Kultgeschehens 142 4.2.2.1 Zeugnisse individueller Gesten 142 4.2.2.2 Zeugnisse gemeinschaftlicher Handlungen 145 4.2.3 Identifizierung des Kultes und der Kultgemeinschaft 152 4.2.4 Die pagane Kulthöhle in ihrem regionalen Siedlungsumfeld 154 Ein- und Ausblicke zur Weiternutzung der Höhle im regionalen Kontext 159 4.3.1 Vom Kultlokal zum Bestattungsplatz – die kultische Neuaufladung 159 4.3.2 Die Nekropole ausserhalb der Höhle 161 Zusammenfassung 164 Resumaziun 166 Riassunto 168 Résumé 174 Summary 172 Anmerkungen 174 Literatur 183 Abkürzungen 193 Anhang 194 Abbildungsnachweis 200 7 Der Druck der Publikation wurde durch Beiträge folgender Institutionen und Firmen unterstützt: Burgergemeinde Bern Luzi Bau AG, Zillis Universität Bern, Institut für Archäologische Wissenschaften, Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen Vo r w o r t A rch ä o l o g i s ch e r D i e n s t Graubünden Der Kanton Graubünden besitzt einen einzigartigen und weit über seine Grenzen hinaus bekannten Schatz an christlichen Sakralbauten. In kaum einer anderen Region der Alpen finden sich derart viele und zugleich ausserordentlich gut erhaltene Reste von Kirchen aus der Frühzeit des Christentums. Bauliche Reste von «Gotteshäusern» der römischen Epoche sucht man in Graubünden hingegen bisher vergeblich, obwohl Funde wie die Altäre von Sils i. E. / Segl, Baselgia und Alvaschein, Mistail oder die Fragmente von Statuen am Julierpass / Pass dal Güglia auch dort die Verehrung antiker Gottheiten und damit verbundene Baulichkeiten nahelegen. Kultur- und religionsgeschichtlich von besonderem Interesse sind Orte aus der Zeit des 5. bis 8. Jahrhunderts, an denen der Übergang vom römischen Polytheismus zum christlichen Glauben archäologisch fassbar wird. Eine der schweizweit bedeutendsten Fundstellen ist in diesem Zusammenhang die nahe am Hinterrhein gelegene, heute recht unscheinbare Höhle in Zillis-Reischen. Vor 30 Jahren durch Zufall von spielenden Kindern entdeckt, haben die zwischen 1991 und 1995 durch den Archäologischen Dienst Graubünden durchgeführten Grabungen in und vor dieser Höhle deren Nutzung in spätantiker bzw. frühmittelalterlicher Zeit offengelegt. Dem unermüdlichen Einsatz des wissenschaftlichen Mitarbeiters Jürg Rageth ist es zu verdanken, dass die dokumentierten Befunde und Funde bereits während und kurz nach Abschluss der Untersuchungen zu einem grossen Teil ausgewertet und in mehreren Berichten veröffentlicht wurden. Ein Desiderat blieb indes die umfassende Vorlage aller materiellen Hinterlassenschaften sowie deren Interpretation im grossräumigen Kontext der schriftlichen und Thomas Reitmaier, Mathias Seifert archäologischen Überlieferung römischer und frühchristlicher Glaubenswelten. Dieser Aufgabe nahm sich ab 2011 mit grossem Engagement die Abteilung «Archäologie der Römischen Provinzen» des Instituts für Archäologische Wissenschaften an der Universität Bern an. Unter der Leitung von Christa Ebnöther hat ein interdisziplinäres Team von Fachpersonen der Archäologie, Numismatik, Erdwissenschaft und Archäozoologie die Zilliser Befunde und Funde einer aktualisierten Auswertung unterzogen. Berücksichtigt wurden dabei auch die über 600, bislang nur unzureichend bearbeiteten Münzen sowie der umfangreiche Bestand an Tierknochen. Neben einigen Korrekturen zu den vorgängig veröffentlichten Ergebnissen wartet die nun vorliegende Publikation mit einer Fülle an neuen und äusserst detailreichen Resultaten auf. In enger zeitlicher Auflösung lässt sich auf diese Weise die Biographie der Höhle nachzeichnen, vom ersten Ausbau als Kultlokal einer heidnischen Glaubensgemeinschaft über die Nutzung als Gruft in frühchristlicher Zeit bis zur Weiterführung als hochmittelalterlicher Bestattungsplatz auf dem Vorgelände. Auch wenn viele Indizien für einen Mysterienkult um den orientalischen Gott Mithras sprechen muss offenbleiben, welchen Mächten in der nur Eingeweihten zugänglichen spelunca zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert tatsächlich gehuldigt wurde. Hier stösst die Archäologie an ihre Grenzen. Als erfreuliches «Nebenprodukt» des Berner Forschungsprojektes konnte vom Verein ur.kultour mit kantonalen und regionalen Partnern ein Vermittlungskonzept realisiert werden. Mit dem Erscheinen der Publikation können nun alle Interessierten die Geschichte der Höhle auch vor Ort mit Text und Bildern erleben. Allen an diesen wichtigen Arbeiten beteiligten Personen und Institutionen sei herzlich gedankt! 9 10 Vo r w o r t u n d D a n k Nun endlich am Ziel angelangt, geht zunächst ein grosses Dankeschön an alle Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter und (ehemaligen) Studierenden: Ob mit umfassenden Untersuchungen oder intensiven Diskussionen, ob mit kleineren oder grösseren Beiträgen – sie haben es alle ermöglicht, die Geschichte(n) der Höhle in Zillis zu erschliessen und in der vorliegenden Publikation zu präsentieren. Für vielfältige inhaltliche Diskussionen und fachspezifische Unterstützung möchte ich ausserdem Sylvia Fünfschilling (Basel), Matthias Grawehr (Basel), Carola Jäggi (Universität Zürich), Ursina Jecklin-Tischhauser (Chur), Reto Marti (Liestal BL), Stefanie Martin-Kilcher (Basel), Lilian Raselli (Münsingen BE), Debora Schmid (Augst BL) und Renata Windler (Winterthur ZH) danken. Für die Geduld, die anhaltende Unterstützung und die substantiellen finanziellen Beiträge sei an dieser Stelle auch dem Archäologischen Dienst Graubünden (ADG) ein ganz besonderer Dank ausgesprochen, an erster Stelle dem Leiter Thomas Reitmaier und vor allem Mathias Seifert, ferner Maja Camathias, Lea Gredig, Caroline Hilty, Manuel Janosa, Monika Oberhänsli, Gianni Perissinotto, Hans M. Seifert, Philipp Wiemann und Johanna Wolfram-Hilbe. Grosser Dank gebührt nicht zuletzt Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, und Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden, welche die Abbildungen umgesetzt und den Umbruch gestaltet haben. Danken möchten wir schliesslich auch Christine Rungger (Mattstetten BE), die einige der Fundzeichnungen angefertigt hat, Susanne Schenker (im Auftrag des Inventars der Fundmünzen der Schweiz) für die Fotos der Münzen, sowie Myriam Camenzind (Bern) für ihre Unterstützung in der Schlussphase. Christa Ebnöther Von den Ausgrabungen ... Nachdem im Sommer 1990 der Archäologische Dienst Graubünden darüber informiert worden war, dass Schulkinder in der Höhle bei Zillis-Reischen menschliche und tierische Knochen gefunden hatten, kam es noch im selben Jahr zu ersten Sondierungen. Die vielversprechenden Resultate lösten eine systematische Untersuchung aus, die mit Unterbrüchen in den Jahren zwischen 1991 und 1995 erfolgte. Die Ausgrabungsergebnisse wurden 1994 und 2001 in ausführlichen Grabungsberichten, welche die Vorlage eines Grossteils der Funde einschlossen, publiziert1 und zusammenfassend in verschiedenen Publikationsorganen diskutiert2. Die eingehendere Bearbeitung und Auswertung der beiden umfangreichsten Fundgattungen – der Münzen3 und Tierknochen4 – blieb jedoch lange Zeit liegen. Vor dem Hintergrund der in den letzten 20 Jahren erfolgten interdisziplinären Untersuchungen zu vergleichbaren Fund- bzw. Kultorten drängte sich aber die Erschliessung des noch ungenutzten Potentials des Zilliser Fundbestandes geradezu auf. 2011 wurde diese auf Initiative des Instituts für Archäologische Wissenschaften (IAW), Abteilung Archäologie der Römischen Provinzen der Universität Bern, in Angriff genommen. ... zum interdisziplinären Auswertungsprojekt ... Seinen Anfang nahm es mit der Bearbeitung der Tierknochen aus dem Höhleninnenraum im Rahmen einer Seminararbeit durch die zwei Studentinnen Nathalie Niklaus und Andrea Moosbrugger unter Betreuung von Sabine Deschler-Erb, VindonissaProfessur und Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie 11 Vorwort und Dank (IPNA) der Universität Basel (Manuskript 2012). Die Bearbeitung der übrigen Tierknochen und die Gesamtauswertung erfolgten im Rahmen eines vom Archäologischen Dienst Graubünden finanzierten Auftrages durch Sabine Deschler-Erb und Barbara Stopp, beide IPNA, Universität Basel. Seit dem Abschluss der Ausgrabungen war die detaillierte Bearbeitung der rund 650 Münzen seitens des Inventars der Fundmünzen der Schweiz (IFS) ein dringliches Desiderat. Dieses konnte 2012 erfüllt werden, als Markus Peter, Dozent für Archäologische Numismatik am IAW, Universität Bern, in enger Zusammenarbeit mit Jacqueline Lauper und Studierenden des IAW sowie mit finanzieller Unterstützung des IFS die Bearbeitung und Auswertung der Fundmünzen in die Hand genommen hat. Um aber die Fundmünzen und Tierknochen ihrer Bedeutung und Aussagemöglichkeiten entsprechend vorlegen und diskutieren zu können, war es unumgänglich, die Befunde und übrigen Funde einer nochmaligen kritischen Sichtung zu unterziehen. Dies erfolgte durch die Schreibende in Zusammenarbeit mit (ehemaligen) Studierenden des IAW, namentlich Sonja Streit (Befunde), Anna Bonafini, Lea Emmenegger und Pascal Stöckli (Keramik und Lavez), Sandrine Keck (Glas), Marcel Stadelmann und Jonas von Felten (statistische Auswertungen, Seriationen, Modellierung der 14C-Daten), sowie Gisela Thierrin-Michel, Department of Geoscience, Université de Fribourg (Archäometrie). 2018 stiess Anna Flückiger, Ur- und Frühgeschichtliche und Provinzialrömische Archäologie, Universität Basel, zum Auswertungsteam. Sie bearbeitete die metallenen Kleinfunde und hat mit vielen Inputs und 12 substanziellen Beiträgen auch die Synthese alimentiert und um die Ausblicke ins frühe Mittelalter erweitert. Überdies übernahm sie Redaktionsarbeiten sowie das Lektorat. Um nichts unversucht zu lassen, was zum besseren Verständnis der Nutzung der Höhle beitragen könnte, haben wir 2019, kurz vor Abschluss des Manuskriptes, Sarah Lo Russo, IPNA, Universität Basel, einige ausgewählte Erdproben zur geoarchäologischen Untersuchung übergeben können. Ihr ist es tatsächlich gelungen, diesen fast 30-jährigen «Erdklumpen» entscheidende Aufschlüsse zum Kultgeschehen zu entlocken! Im Verlaufe der Neusichtung der Befunde zeigte sich zudem, dass auch eine Neubearbeitung und -datierung der frühmittelalterlichen Bestattungen notwendig war. Eine erste Neusichtung der Skelettreste erfolgte 2015 durch Aixa Andreetta, damals Doktorandin am IAW und Institut für Rechtsmedizin (IRM), Abteilung Anthropologie, der Universität Bern. Die vorläufigen Resultate dieser Untersuchungen wie auch die vom Archäologischen Dienst Graubünden finanzierten und von Sönke Szidat, Laboratory for the Analysis of Radiocarbon (LARA) der Universität Bern, durchgeführten 14C-Datierungen und ihre Modellierung konnten in die vorliegende Publikation aufgenommen werden. Die detaillierten Analysen und Auswertungen der Skelettreste sind unter der Leitung von Sandra Lösch, IRM, Universität Bern, in Arbeit. ... und Vermittlungsprojekt Dem Wunsch der wissenschaftlichen Neubetrachtung der Kulthöhle folgte alsbald der Wunsch nach einer Neuinwertsetzung dieses einzigartigen Ortes im Val Schons / Schams, um dessen Geschichte(n) auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen zu können. Die Umsetzung Vorwort und Dank dieses Projektes nahm 2015 ihren Anfang: Mit finanzieller Unterstützung der Gemeinde Zillis-Reischen, der Stiftung Kirchendecke St. Martin sowie der Luzi Bau AG, Zillis, gelang es dem Experimentalarchäologen Johannes Weiss, Aeugst am Albis ZH, nach intensiven Vorstudien eine massstabgetreue Kopie des Schlangengefässes herzustellen. Sie wurde 2016 im Rahmen der Neueröffnung einer kleinen Ausstellung zur Kulthöhle in den Räumen des Museums der Stiftung Kirchendecke St. Martin eingeweiht. Im Jahr darauf bot Thomas Pauli, Archäologe und damals Leiter der Abteilung Kultur des Kantons Aargau und Lehrbeauftragter an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Chur im Bereich Museumsarbeit, an der Universität Bern eine Veranstaltung zum Thema «Kulturmarketing im Dienst der Archäologie» an. Am Fallbeispiel «Schauplatz Zillis-Reischen» führten die Studierenden eine Marketinganalyse durch und legten einen ersten Entwurf eines Vermittlungskonzeptes mit dem Titel «Zillis ist Kult!» vor. Dessen Ausarbeitung und Weiterentwicklung kam in die Hände von Maria Bütikofer und Anaïs Corti (Verein ur.kultour, www.urkultour.ch), die in Zusammenarbeit mit kantonalen, regionalen und lokalen Institutionen diesen geschichtsträchtigen Ort für die Öffentlichkeit erschliessen. Die beiden Rekonstruktionszeichnungen, die auch vorliegende Publikation illustrieren, sind im Rahmen dieses Vermittlungsprojektes entstanden. Sie wurden von bunterhund Illustration KLG, Zürich, angefertigt und von der Burgergemeinde Bern finanziert. 13 eschg Doml Cazis Thusis Hohenrätien Val Sc hon s / Sch ams Via Mala Zillis-Reischen N Abb. 1: Kartenausschnitt mit dem Verlauf der historischen Verkehrswege Andeer (rekonstruierte Strecken 0 1 2 km IVS GR 13 und GR 15) und den bekannten römischen Fundstellen. 14 Einleitung 1 Christa Ebnöther 1.1 Lage und Siedlungskontext der Höhle Zillis-Reischen, romanisch Ziran, liegt an der transalpinen Verkehrsverbindung, die das Mittelland und Alpenvorland zwischen Zürich / Turicum bzw. Bregenz (A) / Brigantium über Chur / Curia und über den Splügen- und den San Bernardino-Pass mit Oberitalien verbindet. Diese beiden Routen, die durch das Domleschg und das Val Schons / Schams führen, waren in römischer Zeit wegen der unwegsamen Passagen durch die Via Mala und Rofflaschlucht bis zu den Passhöhen wahrscheinlich nur zu Fuss und mit Lasttieren begeh-, auf der Südseite der Pässe dann wohl mit einachsigen Wagen befahrbar.5 Dies zumindest lässt der Name Tarvessedum vermuten – ein Ort, der an der, auf der spätkaiserzeitlichen Tabula Peutingeriana (Segment IV) verzeichneten Splügenroute lag Abb. 1; Abb. 2; er setzt sich aus den beiden keltischen Worten für Stier und einachsiger Wagen zusammen.6 Auf der eben genannten Strassenkarte ist zwischen Chur und Cunuaureu nun ein Ort Lapidaria aufgeführt, der gemäss der Distanzangaben 32 römische Meilen (ca. 47 km) von Chur und 17 römische Meilen (ca. 25 km) von Cunuaureu entfernt lag. Lapidaria müsste somit in der Nähe des heutigen Dorfes Splügen, vielleicht auf der Passhöhe, gelegen haben. Es wird jedoch vermutet, dass Cunuaureu den Passübergang bezeichnet und der Ort Lapidaria in Andeer oder Zillis-Reischen zu suchen ist.7 Abb. 2: Ausschnitt aus der Tabula Peutingeriana, Segment IV, mit dem Ort Lapidaria (Kreis). Wie entsprechende Baustrukturen und Grabfunde belegen, war der Verkehrsweg durch das Hinterrheintal, durch das Domleschg und das Val Schons / Schams, während der frühen bis späten Kaiserzeit von mehreren Siedlungen gesäumt Abb. 1. Von Tamins am linken Rheinufer überblickte man den Eingang zum Domleschg und kam über Bonaduz8 – möglicherweise auf Wegen entlang beider Talseiten – nach Rhäzüns 15 Einleitung und Tomils9. Weitere Fundstellen sind erst wieder aus dem südlichen Domleschg, am Nordausgang der Via Mala, mit den Fundorten in Cazis und eventuell Thusis bekannt. Eine besondere Bedeutung nahm zweifellos das auf einem Felskopf und damit verkehrsstrategisch optimal situierte Hohenrätien im Gemeindegebiet von Sils im Domleschg ein10, über das im Hochmittelalter und wohl bereits in römischer Zeit die Via MalaSchlucht umgangen werden konnte. Südlich der Via Mala schliesslich, dort, wo sich die Landschaft wieder öffnet, verlief der Verkehrsweg in römischer Zeit wahrscheinlich wie die mittelalterliche Route zunächst links, dann rechts entlang des Hinterrheins bis zur heutigen Gemeinde Zillis-Reischen Abb. 1.11 Bevor man von hier zur Passhöhe des Splügen respektive des San Bernardino gelangte, hatte man flussaufwärts zunächst die Siedlung in Andeer12 Abb. 3 und sodann die Rofflaschlucht, eine weitere gefahrvolle Naturschranke, zu passieren. Abb. 3: Das Val Schons / Schams. Zillis-Reischen (unten links) und Andeer (hinten rechts). Blick gegen Süden. 16 Im Gemeindegebiet von Zillis-Reischen sind bislang drei römische Fundstellen bekannt Abb. 4; Abb. 6: Etwas westlich des Dorfzentrums liegt die für ihre romanischen Deckenmalereien bekannte Kirche St. Martin, die auf den Mauern der um 830 erstmals schriftlich erwähnten ecclesia plebeia im Ort Ciranes steht.13 Als man im Jahre 1938 im Zuge von Renovierungsarbeiten im Kircheninnern auf Schichten mit römischen Funden stiess, veranlasste Christoph Simonett, damaliger Konservator im VindonissaMuseum in Brugg AG, Nachuntersuchungen und weitere Sondierungen auch unmittelbar ausserhalb der Kirche. Bei den dabei zu Tage gebrachten Gebäuderesten handelt es sich wahrscheinlich um einen ersten christlichen Sakralbau, der über spätkaiserzeitlichen Siedlungsspuren errichtet worden war (vgl. Kap. 4.2.4).14 Eine weitere Fundstelle befindet sich etwa 400 m südlich der Kirche auf einem Einleitung Abb. 4: Zillis. 1 Höhle; 2 mittelalterliche Burgstelle Hasenstein; 3 Kirche St. Martin. Blick gegen Osten. 2 1 3 künstlich ausgeebneten Plateau. Hier konnten in den Jahren 1980 und 1985 nicht nur Teile der mittelalterlichen Burgstelle Hasenstein (13. / 14. Jahrhundert), sondern auch spätkaiserzeitliche Gebäudereste untersucht werden (vgl. Kap. 4.2.4).15 Die unter eben diesem Plateau, etwa 20 m über dem Hinterrhein gelegene Halbhöhle (Balme) oder Grotte Abb. 5, die in der Literatur als spätrömische Kulthöhle bekannt geworden und Gegenstand vorliegender Publikation ist, war somit nicht nur an eine von Siedlungsstellen gesäumte Transitroute über die Alpen an-, sondern auch in einen weiteren Siedlungskontext eingebunden. 1.2 Die archäologischen Untersuchungen zwischen 1991 und 1995 Die Untersuchung der Höhle und ihres unmittelbaren Umfeldes erstreckte sich mit längeren Unterbrüchen über eine Dauer von nahezu fünf Jahren: Nach den ersten Abklärungen im Sommer 1990 wurde im Folgejahr unter der Ägide von Jürg Rageth und unter der technischen Leitung von Gian Gaudenz während zweier Monate zunächst das Höhleninnere untersucht. Der Abtrag des über 1,5 m mächtigen Schichtpaketes ← erfolgte in mehreren Abstichen («Situationen» Abb. 9), wobei viele der Funde, insbesondere die Münzen, zweidimensional eingemessen wurden. Als man gegen das Ende der Kampagne unmittelbar ausserhalb der Höhle einen Sondierschnitt anlegte und auch hier auf fundführende Schichten stiess, setzte man die Ausgrabungen im Sommer 1992 während etwa 1,5 Monaten auf dem Höhlenvorplatz fort. Nach einem Unterbruch kam es in den Jahren 1994 und 1995 zur Wiederaufnahme der Ausgrabungen. Dabei konnte während 2 bzw. 8 Monaten unter der Leitung von Alfred Liver die Untersuchungsfläche vor der Abb. 5: Zillis, Höhle (Pfeil) und Hinterrhein. Blick gegen Osten. 17 Einleitung A B 3 3 1 1 2 2 N 0 100 m 0 N 10 m Abb. 6: Zillis. A Situationsplan (Mst. 1:4000) und B schematische Grundrisse (Mst. 1:1000) der drei Fundstellen auf dem Gemeindegebiet: 1 Höhle; 2 mittelalterliche Burgstelle Hasenstein mit Wassergraben und Umfassungsmauer; die spätkaiserzeitlichen Gebäudereste sind rot ausgezeichnet; 3 Kirche St. Martin; die ältesten Befunde sind rot ausgezeichnet. Höhle bis auf den unteren Abhang, wo man unter anderem auf die frühmittelalterlichen Gräber stiess, erweitert werden Abb. 10.16 Die Ausgrabungen erfolgten unter äusserst schwierigen Bedingungen, da die Untersuchungsfläche im Innenraum nicht nur klein und eng, sondern anfänglich auch nur über eine gerade einmal 60 cm hohe Öffnung zugänglich war Abb. 7; Abb. 8. In Verbindung mit den entsprechend schlechten Lichtverhältnissen erschwerte dies nicht nur das Verständnis der komplexen Befundsituation und Schichtenabfolge, sondern auch deren Dokumentation. Hinzu kamen die durch die Anlage der frühmittelalterlichen Gräber im Innen- und Aussenraum verursachten Materialumlagerungen, die zusammen mit Rutschungen zu Vermischungen der Fundensembles geführt haben. 18 1.3 Fragestellungen und Ziele Auch wenn der einzigartige Befund und der reiche Fundbestand aus der Höhle über die detaillierten Vorlagen von 1994 und 2001 für die Fachwelt gut erschliessbar sind, lassen sich die bisherigen Ergebnisse durch die Einbindung der Fundmünzen und der osteologischen Reste in Bezug auf die Chronologie wiewohl auf die Nutzung respektive auf die unterschiedlichen Nutzungen der Höhle präzisieren und vergleichend in einen weiteren Rahmen stellen. Im Fokus der vorliegenden Untersuchungen stand denn auch die Frage, ob es sich bei diesem Kultplatz um ein Versammlungslokal einer geschlossenen Kultgemeinschaft handelte, wie dies bereits 1994 postuliert Einleitung wurde17, und / oder ob die Höhle als numinoser Ort z. B. auch von Reisenden und Kaufleuten vor oder nach den gefahrvollen Passagen durch die Via Mala und die Rofflaschlucht aufgesucht wurde, die hier mit einer Bitte oder einem Dank für den göttlichen Schutz eine Gabe deponierten. Sowohl im einen wie auch im anderen Fall sind damit Fragen zum Kultort wie auch zum Kultgeschehen – zur Interpretation der im Befund- und Fundbestand fassbaren Rituale und Gesten – und nicht zuletzt zur Gottheit oder den Gottheiten, deren Kult hier praktiziert wurde, verbunden. Die eingehende zeitliche und funktionale Kontextualisierung der Höhle – ihre Einbindung in die lokale und regionale Siedlungs- und pagane bzw. christliche Sakrallandschaft – muss dagegen zukünftiger Forschung vorbehalten bleiben. Nichtsdestotrotz sollen in einem abschliessenden Ausblick zumindest die Möglichkeiten skizziert und soll auch auf das Potential hingewiesen werden, das es mit Nachgrabungen im Bereich der Kirche St. Martin und mit der (noch ausstehenden) Auswertung der spätkaiserzeitlichen und (früh-)mittelalterlichen Siedlungsreste auf dem Plateau über der Höhle im Areal der Burg Hasenstein auszuschöpfen gilt. Abb. 7: Zillis, Höhle. Eingang vor Ausgrabungsbeginn 1990. 1.4 Vorgehen und Schwerpunkte Abb. 8: Zillis, Höhle. Grabungssituation 1991 in der Höhle. Nach einem zusammenfassenden Überblick sollen zunächst diejenigen Befunde vorgelegt und diskutiert werden (vgl. Kap. 2), die in einen Zusammenhang mit der Nutzung der Höhle als Kultlokal zwischen dem 3. und 5. Jahrhundert zu setzen sind (Phase 1, Kap. 2.3). Daran schliessen die Befundvorlagen und -interpretationen der jüngeren Phasen an, die den Zeitraum zwischen dem 5. und 10. Jahrhundert (Phase 2 bis Phase 4) bzw. der Neuzeit (Phase 5) umspannen und mit einer veränderten Nutzung der Höhle, unter anderem als Bestattungsort, und schliesslich der Aufgabe dieses Platzes als Kult- und Erinnerungsort in Verbindung gebracht werden können (vgl. Kap. 2.4 und Kap. 2.5). Während die wenigen Funde aus den frühmittelalterlichen Befundkontexten respektive frühmittelalterlicher Zeitstellung im Anschluss an die Vorlage der Befunde der Phase 2 und Phase 3 behandelt werden 19 10 Einleitung Abb. 9: Zillis, Höhle. X Archäologische Untersuchungen 1991 / 1992 im Innenraum. Grundrisse nach Rageth 1994. 1 Situation 1 (entspricht Phase 4 und Phase 5). 2 Situation 2 (entspricht Phase 1.1 bis Phase 3). 1 3 Situation 3 (entspricht Phase 1.0 bis Phase 1.3 bzw. 2 / 3). Mst. 1:150. 10 X 2 10 N X 3 20 0 2m Einleitung Abb. 10: Zillis, Höhle. Archäologische Untersuchungen 1994 / 1995. Grundriss nach Liver / Rageth 2001 (entspricht im Innenraum etwa Situation 3, im Aussenraum (Abhang) Phase 4. N Mst. 1:150. 0 (vgl. Kap. 2.4.2), soll die eingehende archäound anthropologische Auswertung der Gräber (Phase 2, Phase 3 und Phase 4) unter Einbezug biochemischer Analysen separat an anderer Stelle vorgelegt werden. Um den Text zu entlasten, wurden die Befundbeschreibungen nicht in den Text integriert, sondern in Katalogform den jeweiligen Teilkapiteln angefügt. In Kap. 3, der Fundvorlage, werden die mit Phase 1 in Zusammenhang gebrachten, kaiserzeitlichen Funde nicht nach Materialgattungen, sondern nach Funktionsgruppen besprochen. Von einer vollständigen Neuvorlage des Fundbestandes wurde abgesehen, da das Fundmaterial mit Ausnahme der Münzen und Tierknochen bereits in den Vorberichten illustriert wurde. Eine qualitative (Neu-)Beurteilung mit teils neu angefertigten Fundzeichnungen kam nur ausgewählten Fundgattungen zu (Beleuchtung, Votivbleche, Schmuck, Kleidungs- und Ausrüstungsbestandteile, ausgewählte Gat- 2m tungen der Geschirrkeramik, Glasgefässe). Schwerpunkt der Fundvorlage bildete vorrangig die quantitative Erfassung und Beurteilung des kaiserzeitlichen Fundbestandes als Basis für die Diskussion disziplinärer Fragen und Interpretationen. Diese wurden in der Synthese (vgl. Kap. 4) zusammengeführt und erlaubten es, den paganen Kultort aus einer multidisziplinären Gesamtperspektive vergleichend zu beleuchten und zu deuten sowie Fragen und Überlegungen zu den jüngeren, frühmittelalterlichen Nutzungen der Höhle zur Diskussion zu stellen. 21 22 Befundvorlage 2 Christa Ebnöther Anna Flückiger Sarah Lo Russo 2.1 Topographie und Stratigraphie abfällt und in seinem untersten Teil in eine natürliche Terrasse übergeht. Diese liegt heute gut 17 m über dem Hinterrhein und 40 m von dessen Ufer entfernt. Die heute wie wohl auch damals gut zugängliche Halbhöhle liegt auf einem grossflächigen Schwemmkegel, der im Tal in Alluvionen des Hinterrheins übergeht und aus mit Kalksinter verfestigtem Schutt besteht (vgl. Abb. 4; Abb. 5).18 Mit der im Abstand von 5 m vor dem Höhleneingang angelegten Stützmauer (M119 respektive M79) hatte man bereits zu Beginn der Nutzung (Phase 1 und Phase 2) den oberen Hangabschnitt – im Folgenden als Vorplatz bezeichnet – befestigt, wohl um den Zugang zu erleichtern und Hangrutschungen vorzubeugen. Der untere Hangabschnitt und die Terrasse im westlichen Teil der Untersuchungsfläche, nachfolgend als Abhang bezeichnet, wurde frühestens Die topographische Situation des Fundplatzes ist mit dem Südprofil Abb. 12 im Detail dokumentiert. Es zeigt, dass der Hang bereits unmittelbar vor der Höhlenöffnung, die etwa 15 m unter dem ausgeebneten Plateau der Burg Hasenstein liegt, steil gegen Westen hin, gegen den Hinterrhein, 53 1 85 77 41a / 61 57 M 119 Abb. 11: Zillis, Höhle. Ausschnitt des Nordprofiles durch die Schichten auf dem Vorplatz und Abhang (ca. Achse 12). Der Jalon steht ca. auf Achse III. 23 Befundvorlage Osten XII XIV X VIII VI 53 Vorplatz 54 1 2 14/24 7a nicht dokumentiert, vor Phase 2 20 11 34 39 33 41 M40 41a 59 4 6 8 10 12 14 41a 16 18 XlV Xll X Vlll Vl lV Il N 0 – Il 0 Abb. 12: Zillis, Höhle. Südprofil durch die Höhle, den Vorplatz und den Abhang. Mst. 1:50. 24 2m – lV Befundvorlage Westen IV II 0 –2 946 m ü.M. 55 944 Abhang 1 57 942 M119 M79 70 940 Grab 4 neuzeitliche Aufschüttungen Grab 5 Grab 8 Phase 5 Phase 4 Phase 3 Phase 2 Phase 1.4 Phase 1.3 Phase 1.2 Planien Phase 1.2 Grube Phase 1.0 und 1.1 ergänzt 25 Befundvorlage Norden 4 6 8 10 14 24 12 41 33 17 2 39 4 6 8 10 12 14 16 47 7 41 18 XlV neuzeitliche Aufschüttungen Xll Phase 5 Phase 4 X Phase 3 Vlll Phase 2 Vl Phase 1.4 lV Phase 1.3 Phase 1.2 Planien Il Phase 1.2 Grube N 0 Phase 1.0 und 1.1 −Il 0 2m −lV xxx Skelettreste ergänzt Abb. 13: Zillis, Höhle. Ostprofil durch den Innenraum der Höhle auf der Achse IX (links) und VIII (rechts). Mst. 1:50. 26 34 Befundvorlage Süden 14 16 18 946 m ü.M. 1 xxx 944 18/23 942 ab dem späten 7. Jahrhundert (Phase 4) als Bestattungsplatz (Gräber 4 bis 10) genutzt. Schichten und allfällige Baustrukturen älterer Phasen wurden bei der Anlage der Gräber wohl weitgehend abgetragen und zerstört. In Ermangelung eines durchgehenden OstWest-Profiles wurde das hier wiedergegebene Südprofil Abb. 12 aus einem Teilprofil im Höhleninnern und zwei Profilen auf dem Vorplatz und Abhang, die etwa 6 m auseinanderliegen, zusammengefügt; die oberen Schichtpakete im Innenraum wurden nach den Flächenplänen und den 1991 erstellten, schematischen Profilen ergänzt. Im Bereich der beiden Stützmauern (M119 und M79) wurde ausserdem die während des Schichtabtrages etwa auf Achse 12 beobachtete und dokumentierte Befundsituation in das Südprofil hineinprojiziert. Wenn auch nicht ganz unproblematisch, bildet das in dieser Weise rekonstruierte Südprofil in der Art eines «Idealprofiles» die für die Befundinterpretation wichtigsten Baustrukturen und relevanten Schichten repräsentativ ab. Das auf Achse VII / VIII dokumentierte Ostprofil Abb. 13 durch den Höhleninnenraum war in seinem nördlichen Teil (Achsen 6 – 12) wenig aufschlussreich, da es parallel über Mauer M40 verlief. Aus diesem Grund wurde der Profilabschnitt durch den Nordteil der Höhle (mit Ausnahme des Profils durch die Grube Pos. 39, hier spiegelverkehrt wiedergegeben, vgl. Abb. 29) nach den Flächenplänen schematisch rekonstruiert und ergänzt. Dasselbe gilt auch für die Feuerstelle Pos. 47 (Phase 1.0) respektive Grube Pos. 46 (Phase 1.1) und Feuerstelle Pos. 17 (Phase 2), deren stratigraphische Bezüge zu Schicht Pos. 34 bzw. Pos. 7a nicht bekannt sind (vgl. unten). Im Südteil der Höhle (Achsen 12 – 16) verläuft das Profil knapp östlich in der Fortsetzung von Mauer M40. Es zeigt inetwa die Schichtenabfolge wie sie im Innenraum auch in der Fläche dokumentiert 27 Befundvorlage werden konnte. Die ohnehin kleine Untersuchungsfläche war hier aber wegen eines bereits zu Beginn der Ausgrabungen angelegten Sondierschnittes und die Gräber der Phase 2 und Phase 3 beträchtlich gestört. Die Korrelation der Befunde der Phase 2 bis Phase 4 erfolgte mangels gesicherter stratigraphischer Verbindungen zwischen dem Nord- und Südteil der Höhle über die 14C-Daten. Abb. 14: Zillis, Höhle. Die Phasen 1.0, 1.1, 1.2, 1.4 im Überblick (vgl. Abb. 19; Abb. 22; Abb. 28). Mst. 1:250. Phase 1.0 Die Korrelation der Befunde im Innen- mit jenen im Aussenraum wurde mehrheitlich bereits vor Ort während den Ausgrabungen vorgenommen; sie konnte über die absolutchronologische Einordnung des stratifizierten Fundmaterials, über Passscherben sowie über die 14C-Daten verifiziert und ergänzt werden Abb. 16. Phase 1.1 Phase 1.2 Die Beschriebe und numerischen Bezeichnungen der hier vorgelegten und für die Interpretation relevanten Baubefunde und Schichten (Positionen) wurden aus der Grabungsdokumentation übernommen und entsprechen somit auch jenen, die in den Berichten Rageth 1994 und Liver / Rageth 2001 publiziert sind. Neu definiert und benannt wurden dagegen die Nutzungsphasen (Phase 1 bis Phase 5). 2.2 Überblick über die Befundabfolge und die Nutzungsphasen N Nach Ausweis des Fundmaterials wurde die Höhle frühestens ab dem mittleren 3. Jahrhundert genutzt. Indizien auf eine ältere, kaiserzeitliche oder prähistorische Nutzung liessen sich weder in den Befunden noch im Fundmaterial identifizieren. 0 28 5m Phase 1.4 Phase 1 umfasst mit den Phase 1.0 bis Phase 1.4 alle Befunde respektive Aktivitäten in und vor der Höhle, die mit einer Nutzung der Höhle als paganem Kultraum zwischen Befundvorlage Wie stratifiziertes Fundmaterial und 14CDaten schliessen lassen, setzte die Bildung des untersten, mehrlagigen Schichtpaketes Pos. 34 im Innenraum (Phase 1.1), das sich aus über 100 feinsten (Asche-)Straten zusammensetzt, wohl erst im Verlaufe des 4. Jahrhunderts ein. Allfällige während einer ersten Nutzung des Lokales (Phase 1.0) entstandene Schichten scheinen folglich vorgängig weitgehend ausgeräumt worden zu sein. Der geringe Fundanfall in Schicht Pos. 34 weist in Verbindung mit den Resultaten der mikromorphologischen Analysen darauf hin, dass die Höhle während Phase 1.1 offenbar ausserordentlich sauber gehalten, d. h. die Abfälle periodisch entfernt und im Aussenbereich entsorgt worden waren. Passscherben zwischen Pos. 34 und den darüber liegenden respektive auf dem Vorplatz erfassten Planien (Phase 1.2 und Phase 1.3) weisen darauf hin, dass ein Grossteil der während Phase 1.1 ausserhalb der Höhle entsorgten Abfälle zu einem späteren Zeitpunkt (Phase 1.2) zusammen mit weiterem Schuttmaterial zu Planierungszwecken wieder in respektive vor der Höhle eingebracht worden war. Abb. 15: Zillis, Höhle. Die Phasen 2, 3 und 4 im Überblick (vgl. Abb. 52; Abb. 55; Abb. 61). Mst. 1:250. Phase 2 Phase 3 N dem mittleren 3. und mittleren 5. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden können Abb. 14; Abb. 16. Während dieser Zeit war die Höhle – oder vielmehr die Halbhöhle – mit einer auf einem Mauersockel aufliegenden Holzwand verschlossen und nur über in den Felsen gehauene Trittstufen, die zu einem Eingang im Südwesten führten, zugänglich. Durch diesen gelangte man zunächst in einen Vorraum, sodann in einen grösseren und mit einer Feuerstelle ausgestatteten Hauptraum (Phase 1.0). Der gegen den Rhein abfallende Hang vor der Höhle war durch eine Trockenmauer (M119) befestigt und terrassiert. Phase 4 0 5m 29 Befundvorlage Phasen Funde Befundabfolge und Datierungen Innenraum Befundabfolge und Datierungen Aussenraum neuzeitliche Keramik Pos. 2 Pos. 53 Pos. 1 Pos. 1 Skelettreste nicht im Verband: 7.– 9. Jh. (14C) Phase 5 Denar Mailand, 13. Jh. (Südteil Höhle), neuzeitliche Keramik Denar Mailand, 13. Jh. (Pos. 57) Pos. 23 Aufschüttungen Pos. 57, terminus post quem 10. Jh. (14C) Steinsetzung Pos. 18 Gräber 4–10: Ende 7./ 8.–10. Jh. (14C) Gräber 2 und 3: 6.–7. Jh. (14C) Pos. 59 Phase 4 Steinsetzung Pos. 24, Pos. 14 Phase 3 UK Pos. 17: Beinernes Kreuz Phase 2 Feuerstelle Pos. 17 1.4 Pos. 7 1.3 Planie Pos. 33 Pos. 7a: 5./ 6. Jh. (14C) Grab 1: 5./ 6. Jh. (14C) Planie Pos. 41 / 61 Phase 1 Mauer M79 Mauer M40 Planie Pos. 41 / 61: UK 3./ 4. Jh. (14C) Pos. 65 Pos. 67 Pos. 70 Pos. 72 Pos. 73 1.2 1.1 1.0 Münzen aus der Grubenverfüllung: terminus post quem 388 – 403 Grube Pos. 39 Münzen aus Pos. 34 274 bis 367 – 375 Grube Pos. 46 Pos. 34: UK 3./ 4. Jh. (14C) Kuppelofen Pos. 47 / 48 Mauer M119 Abb. 16: Zillis, Höhle. Schematische, mit Münz- und 14C-Datierungen (vgl. Kap. 2.5.2) ergänzte Darstellung der Befund- und Phasenabfolge. Das Schichtpaket der Phase 1.1 war von Grube Pos. 39 (Phase 1.2, Grube) durchschlagen, deren Funktion unklar bleibt. Die Verfüllung enthielt nebst Mauerversturz unter anderem auch Münzen, die einen terminus post quem von 388 – 403 für die nachfolgenden, oben erwähnten Bau- und Planierungsaktivitäten im Innen- und Aussenraum liefern (Phase 1.2 bis Phase 1.3: Grubenverfüllung und Planien). Soweit beurteilbar, war die Höhle während der nachfolgenden Nutzungsphase (Phase 1.4, erste Hälfte / mittleres 5. Jahrhundert) wei30 terhin mit einer Holzwand verschlossen. Im Innenraum kam es zur Bildung einer weiteren Schicht (Pos. 7), deren Zusammensetzung eine Weiternutzung der Höhle als Kultraum vermuten lässt. Für eine Nutzungskontinuität mag nicht zuletzt die etwa gleichzeitig erfolgte Instandstellung der Terrassierungsmauer (M79) auf dem Vorplatzbereich sprechen. Die Befundlage der beiden anschliessenden Phasen 2 und 3 ist schwierig zu interpretieren und es bleibt entsprechend unklar Befundvorlage (vgl. Kap. 2.5.2), ob mit einem kürzeren oder längeren Unterbruch der Nutzung der Höhle zu rechnen ist. Im mittleren / späten 5. oder frühen 6. Jahrhundert (Phase 2, Abb. 15) errichtete man jedenfalls im nördlichen Innenraum eine neue Herdstelle, unter welcher sich ein beinernes Kreuz fand; im Südteil kam es zu einer ersten Grablegung (Grab 1). Auch wenn diese Befunde für eine veränderte Nutzung der zunächst wahrscheinlich weiterhin verschlossenen Höhle sprechen, bleibt die Frage, wie diese zu charakterisieren und zu interpretieren ist, offen respektive zu diskutieren. Nunmehr (auch) als Bestattungsplatz genutzt, wurde sie jedenfalls kultisch – ob nun pagan oder christlich – neu aufgeladen. Während Phase 3, im Verlaufe der zweiten Hälfte des 6. / frühen 7. Jahrhunderts kamen zwei weitere Bestattungen (Grab 2 und Grab 3) hinzu Abb. 15, die gleichsam den «Raum» um die Herdstelle zu respektieren schienen. Spätestens mit der Anlage von Grab 3 in das Mauerfundament der Holzwand musste diese aber entfernt worden sein; die Höhle scheint nunmehr wohl nicht mehr als geschlossener Raum genutzt worden zu sein. Ob zu diesem Zeitpunkt die Herdstelle noch in Verwendung war, ist unklar. Jüngere Aktivitäten sind ausschliesslich über 14C-Datierungen und erst wieder ab dem späten 7. / 8. und bis ins 10. Jahrhundert (Phase 4) zu fassen Abb. 15, als auf der unteren Terrasse vor der Höhle eine Nekropole unbekannter Ausdehnung angelegt wurde. Zeugnis davon geben die sieben erfassten, Nord-Süd- bzw. Süd-Nord-ausgerichteten Bestattungen (Gräber 4 bis 10). dieser weiterhin, vielleicht nur sporadisch, aufgesucht wurde. Ein zeitlicher und / oder funktionaler Zusammenhang zwischen der Nutzung des Höhleninnenraums und dem Bestattungsplatz vor der Höhle ist indes weder über die Stratigraphie noch über Fundmaterial oder 14CDatierungen zu belegen. Die oben skizzierten Befundabfolgen im Innen- und Aussenraum wurden im Verlaufe der nachfolgenden Jahrhunderte von verschiedenen, teils mächtigen Kiesund Lehmschichten überlagert (Phase 5; Abb. 11 – Abb. 13): Mit einem ersten, nach dem 10. und vor dem 13. Jahrhundert abgelagerten Schichtpaket wurden die Befunde der Phase 4 im Aussenraum, d. h. die Nekropole vor der Höhle, überdeckt. Bei den darüber liegenden Straten im Innen- und Aussenraum (Pos. 1 und jüngere Schichten) handelt es sich nach Ausweis der daraus geborgenen Funde um erst im 19. / 20. Jahrhundert abgelagerte Schichten. In dieser Zeit scheint man wohl im Zuge von Bauarbeiten im näheren Umfeld der Höhle auf weitere Grablegungen des frühmittelalterlichen Bestattungsplatzes (Phase 4) gestossen zu sein. Ohne Meldung zu erstatten, wurde die Skelettreste dabei offensichtlich den Grabgruben entnommen und im Südteil der Höhle deponiert (zur Lage vgl. Abb. 13) – es waren dies jene Knochen, die 1990 von spielenden Kindern entdeckt worden waren und in der Folge die archäologischen Untersuchungen ausgelöst hatten. Im Innenraum lassen die beiden grösseren Steinsetzungen, darunter eine mögliche Ofenanlage (Pos. 24), vermuten, dass 31 11 M40 Grab 3 Abb. 17: Zillis, Höhle. Mauer M40, durchschlagen von Grab 3 (Phase 3); im Innenraum ist die Steinreihe Pos. 11 erkennbar. 32 Befundvorlage 2.3 Phase 1: Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal während des mittleren 3. bis mittleren 5. Jahrhunderts 2.3.1 Befunde der Phase 1.0 und Phase 1.1: Nutzung als Kultlokal 2.3.1.1 Baustrukturen im Innenraum Die rund 200-jährige Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal liess sich über den Befund differenzieren: Während es sich bei den Phase 1.0 und Phase 1.1 um zwei eigentliche Nutzungsphasen handelt, manifestieren sich mit den Schichten der Phase 1.2 und Phase 1.3 lediglich bauliche Aktivitäten, die vor der jüngsten Nutzung, Phase 1.4, ausgeführt worden waren. Im Fundmaterial sind diese verschiedenen Phasen allerdings nicht trennbar; die Mehrheit der Funde stammt aus den Schichten der Phase 1.2 und Phase 1.3 bzw. ist den Nutzungsphase 1.0 und Phase 1.1 zuzuweisen (vgl. Kap. 3.1.2 – Kap. 3.1.3). Der Innenraum der Höhle ist gut 4 m tief und etwa 7 m breit Abb. 19 und weist eine maximale Höhe von 2,5 m auf Abb. 13. Im Norden befindet sich heute ein grösseres Höhlenfenster Abb. 18 (vgl. unten), während die Höhlendecke im Süden von einer schmalen Felsspalte durchbrochen wird. Die 6 m breite Höhlenöffnung war durch eine zweihäuptige, 0,4 m breite gemörtelte Mauer (M40) verschlossen Abb. 17; Abb. 19. Als Sockelmauer für eine Ständerwand zu interpretieren, endete sie mit einem geraden Mauerhaupt etwa einen Abb. 18: Zillis, Höhle. Blick vom Innenraum gegen Norden durch das Höhlenfenster (Aufnahme 2019). 33 Befundvorlage 3 5 7 9 11 13 15 17 XV Xlll 20 Xl Tuff 47 Vorraum lX 42 65 M40 Vll 67 70 Felsstufen V Vorplatz M119 IIl N Abhang l N 1m 63 0 1m Abb. 19: Zillis, Höhle. Phase 1.0. Grundriss. Mst. 1:100. Meter vor der Südwand der Höhle und liess so im Südwesten einen etwa 1,5 m breiten Eingang entstehen, der möglicherweise mit einer Tür verschlossen war. Mit einer solchen Türkonstruktion ist vielleicht Pfosten Pos. 65 in Verbindung zu bringen. Im Norden scheint Mauer M40 einst halbkreisförmig entlang der nördlichen Höhleninnenwand verlaufen zu sein, um an der Rückwand an eine Reihe grösserer Steinblöcke («Mauer» Pos. 20) zu stossen. Von dieser halbkreisförmigen Nordmauer war 34 lediglich noch der Versturz (Pos. 36) – mehrere bearbeitete Tuffsteine mit teils bemalten Verputzresten Abb. 23 – in und auf der Verfüllung von Grube Pos. 39 (vgl. Phase 1.2, Abb. 32) erhalten. Die Frage, ob diese Mauer wie im Bereich der Höhlenöffnung als Fundamentsockel für eine Holzwand diente oder nicht vielmehr bis auf die Höhe des Felsabsatzes – heute etwa 1,5 m über dem Boden befindlich – zu einem etwa 1 m hohen und 1,5 m tiefen Podest aufgemauert war Abb. 24, ist aus der Befundlage nicht zu erschliessen. Befundvorlage 39 47 46 47 46 39 20 48 11 Abb. 20: Zillis, Höhle. Übersicht über den Innenraum Phase 1.0 mit Abb. 21: Zillis, Höhle. Brandplatte Pos. 47 mit Pfahlstellungen Brandplatte Pos. 47. Zu Grube Pos. 46 vgl. Phase 1.1 Abb. 22, zu Pos. 48 (Phase 1.0) Zu Grube Pos. 46 vgl. Phase 1.1 Abb. 22, zu Grube Pos. 39 vgl. Phase 1.2 Abb. 28. Blick gegen Süden. Grube Pos. 39 vgl. Phase 1.2 Abb. 28. Blick gegen Westen. Einen podestartigen Absatz bildeten auch die Steine der «Mauer» Pos. 20 Abb. 20 entlang der Höhlenrückwand; sie mögen teils bereits natürlich vorhanden, teils während der ersten Nutzung der Höhle zu einem knapp 0,5 m hohen seitlichen Podest arrangiert worden sein. Erst im Verlaufe von Phase 1.1 errichtete man parallel zu dieser «Mauer» eine leicht abgewinkelte Steinreihe («Mauer» Pos. 11) Abb. 20; Abb. 22 aus hochkant gestellten Steinen. Es ist durchaus denkbar, dass sie in Verbindung mit Pos. 20 als Unterbau eines weiteren Podiums oder einer Bank zu interpretieren sind. Zahlreiche Scheibenkopfnägel, ein Wandhaken und ein Kettenglied sowie mehrere Beschlagfragmente (vgl. Kap. 3.2.1), die grösstenteils aus den Planien der Phase 1.2 auf dem Vorplatz geborgen wurden, lassen vermuten, dass der Innenraum ausgebaut und vermutlich mit weiterem (Holz-)Mobiliar ausgestattet war. Im Eingangsbereich lassen eine halbkreisförmige gemörtelte Fläche, die wohl als Punktfundament zu interpretieren ist (Pos. 42) und von Pfahllöchern durchschlagen war, sowie ein behauener Tuffstein auf eine mögliche Raumtrennung und damit Zweiräumigkeit des Höhleninnern mit einem Vorraum und einem Hauptraum schliessen. In der Mittelachse, im Zentrum des postulierten Hauptraumes, befand sich eine kreisförmige Brandplatte Pos. 47, die unregelmässig von gut einem Dutzend Pfählen (Pos. 48) und der Grube Pos. 46 von lanzettförmigem Grundriss durchschlagen war Abb. 20; Abb. 21. Die Gleichzeitigkeit und damit Zusammengehörigkeit von Brandplatte und Grube ist wenig wahrscheinlich, über den Befund aber weder zu be- noch zu widerlegen. Vielmehr ist anzunehmen, dass während einer ersten Nutzungsphase (Phase 1.0) nur die Brandplatte mit den Pfahlstellungen in Gebrauch war. In Analogie zu vergleichbar interpretierten Befunden aus eisenzeitlichen bis mittelalterlichen Siedlungskontexten19 könnte es sich dabei um einen direkt befeuerten Backofen mit einem von einem – vielleicht mobilen – Flechtwerk getragenen Kuppelaufbau (Pfähle Pos. 48) gehandelt haben. Grube Pos. 46 wurde vermutlich 35 Befundvorlage 3 5 7 9 11 13 15 17 XV Xlll 20 Xl 11 Tuff 46 Vorraum lX 34 65 M40 Vll 67 70 72 Felsstufen V Vorplatz M119 IIl N 1m 63 N Abhang l Abb. 22: Zillis, Höhle. Phase 1.1. Grundriss. Mst. 1:100. Abb. 23: Zillis, Höhle. Bearbeiteter Quelltuffstein mit Resten von weissem Verputz. Mst. 1:10. 36 0 1m Befundvorlage Süden Norden Podium Höhlenfenster Holzwand A N Eingang 0 1m Xlll 20 Xl 11 Podium 47 lX Vorraum M40 Höhlenfenster Vll Felsstufen B V 4 6 8 erst im Verlaufe der Entstehung von Schicht Pos. 34 während Phase 1.1 angelegt Abb. 22. Obschon keine Brandrötungen beobachtet wurden, ist aufgrund der Lage der Grube am Ort der älteren Brandplatte eine vergleichbare Funktion, d. h. eine Deutung als Feuergrube, nicht ganz auszuschliessen. Der Felsabsatz im Norden der Höhle geht heute in ein Höhlenfenster über Abb. 18; Abb. 24. Die Frage, ob es dieses bereits in römischer Zeit gab und wenn ja, mit wel- 10 12 14 16 chen Ausmassen, ist nicht zu beantworten. Trotz dieser Unklarheiten hat sich Urs Schwegler, Archäoastronom, Meggen LU20, mit der Frage auseinandergesetzt, welche Himmelskörper durch dieses Fenster mit seiner heutigen Grösse in römischer Zeit sichtbar gewesen wären. Gemäss seinen Untersuchungen sah man durch die Öffnung am Nordhorizont den Talausschnitt zwischen Piz Beverin und Muttner Horn und nachts Sterne mit einer Deklination zwischen ca. 50° und ca. 60°. Das Fenster 18 Abb. 24: Zillis, Höhle. Rekonstruktion des Innenausbaus während Phase 1.0 mit podiumartigem Aufbau im Nordteil. A Ansicht. B Grundriss. Mst. 1:100. 37 Befundvorlage 41a Grab 3 M79 M119 67 70 63 Abb. 25: Zillis, Höhle. Phase 1.0. Vorplatz, Bereich Nord. Zu Grab 3 vgl. Phase 3 Abb. 26: Zillis, Höhle. Schnitt an die beiden Abb. 55. Blick gegen Süden. Stützmauern M119 (Phase 1.0 bis Phase 1.2) und M79 (Phase 1.4 und Phase 2). Blick gegen Nordosten. gab den Blick allerdings nicht auf vollständige Sternenbilder frei, sondern lediglich auf Teile einiger Sternbilder, so des Drachens (Kopf – jeweils im Winterhalbjahr), des Kepheus, der Cassiopeia (am Rand streifend), der Giraffe, des Perseus (am Rand streifend, nur der Kopf des Perseus war im Fenster sichtbar) und des Grossen Bären (am Rand streifend, nur der Stern Alkaid war sichtbar). Ob der Tatsache, dass sowohl heute wie damals der Kopf des Drachens jeweils im Winterhalbjahr zwischen Mitte Oktober (frühmorgens) und Anfang April (zu Beginn der Nacht) zu sehen war und ist, eine Bedeutung zuzumessen ist, muss offenbleiben. 2.3.1.2 Baustrukturen auf dem Vorplatz Im Abstand von 3,5 – 4 m von Mauer M40, mit welcher die Höhle verschlossen war, errichtete man die Trockenmauer M119 38 Abb. 19; Abb. 26, die wohl weniger tragend war, sondern vielmehr in der Art einer Terrassierungsmauer das abfallende Gelände vor der Höhle befestigte. Sie endete im Süden etwa auf der Achse des postulierten Einganges zur Höhle, zu welchem drei in den Felsen gehauene Stufen mit Tritthöhen von etwa 20 cm führten Abb. 19. Mit Ausnahme der Pfostenstellung Pos. 67 und den beiden möglicherweise gesetzten Steinen Abb. 25 liessen sich dieser ersten Nutzungsphase keine weiteren Befunde zuweisen; die Frage, ob der Vorplatzbereich überdacht war, ist nicht zu beantworten. Holzkohlekonzentrationen (Pos. 73) und vereinzelte kleinere brandgerötete Zonen mögen darauf hinweisen, dass auf diesem relativ steilen Vorplatzbereich (Höhendifferenz: knapp 1 m) Aktivitäten in Verbindung mit Feuer, sei es kultischer oder profaner Natur, durchgeführt worden waren. Befundvorlage 2.3.1.3 Schichten Die stratigraphisch älteste Schicht Pos. 34 wurde im gesamten Innenraum erfasst. Es handelt sich dabei um ein 20 – 30 cm mächtiges Schichtpaket, das von zahlreichen feinsten Holzkohle- und Aschestraten durchzogen war Abb. 27. Es überdeckte die Brandplatte Pos. 47 (Phase 1.0), Grube Pos. 46 dagegen schien erst im Verlaufe oder nach Abschluss der Schichtengenese darin eingetieft worden zu sein. Die teils ausgedehnten Ascheflächen, die zumindest an der Oberkante der Schicht dokumentiert werden konnten, zeigen, dass nach Abschluss der Schichtbildung keine grösseren Schichtumlagerungen mehr stattgefunden hatten. Nach Ausweis der geoarchäologischen Untersuchungen (vgl. Kap. 2.3.4) handelt es sich dabei um eine Vielzahl akkumulierter Straten, die gemäss der Datierung des daraus geborgenen Fundensembles (vgl. Kap. 3.1.2) der zweiten Nutzungsphase, d. h. der Phase 1.1, zuzuweisen sind. Entsprechende Horizonte der ersten Nutzungsphase der Höhle, d. h. der Phase 1.0, wurden zwar nicht in situ im Höhleninnern, möglicherweise aber in Form eines umgelagerten Schichtrestes, nämlich Pos. 72, auf dem Vorplatz erfasst Abb. 22. Entsprechende Indizien lieferten zumindest die geoarchäologischen Analysen (vgl. Kap. 2.3.4). Sie liessen eine grosse Ähnlichkeit dieser etwa 20 cm mächtigen Ascheschicht, die auf einer Fläche von etwa 0,3 auf 0,3 m gefasst werden konnte und eine Münze des Licinus I (319 – 32021) enthielt, mit Schicht Pos. 34 im Inneraum erkennen. Es ist also gut denkbar, dass mit diesem Schichtrest ausgeräumte Nutzungsschichten wenn nicht der Phase 1.0, dann der Phase 1.1 vorliegen. 11 34 Abb. 27: Zillis, Höhle. Phase 1.1. Schicht Pos. 34 im Nordteil der Höhle mit Ascheflächen (weiss); im Vordergrund der natürliche Höhlengrund. Blick gegen Norden. Auf dem Vorplatz und Abhang konnten den beiden ersten Phase 1.0 und Phase 1.1 ausser Schicht Pos. 70 und Pos. 73, einer kleinflächigen Holzkohlekonzentration, keine weiteren Schichten zugewiesen werden. 2.3.2 Befunde der Phase 1.2 und Phase 1.3: Anlage einer Grube und Planierungen 2.3.2.1 Anlage der Grube Pos. 39 Nach Ausweis der jüngsten Münze aus Pos. 34 – einer Prägung des Valens (367– 37522) – wurde frühestens im ausgehenden 4. Jahrhundert von der Oberkante von Schicht Pos. 34 eine Grube (Pos. 39) mit den Ausmassen von rund 2 auf 1,5 m und ca. 0,65 m Tiefe ausgehoben (Phase 1.2 Grube, Abb. 28 – 30). Die Frage, ob und allenfalls wie diese Grube mit dem Kultgeschehen in Verbindung zu bringen ist, bleibt offen. Deren Verfüllung lieferte diesbezüglich keine Aufschlüsse, da es 39 Befundvorlage 3 5 7 9 11 13 15 17 XV Xlll 20 Xl 11 Vorraum 39 lX 65 M40 Vll Felsstufen 72 V Vorplatz M119 N IIl 0 1m Abhang l Abb. 28: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Grundriss mit Grube Pos. 39. Mst. 1:100. Westen Süden Osten Norden 944 m ü.M. Fels 24 14 7a 33 41 14 24 33 Phase 4 Phase 3 Phase 2 Phase 1.4 Phase 5 943 Phase 4 M 40 Phase 1.3 Phase 3 Phase 2 41a Phase 1.2 Planien Phase 1.4 59? 3 Phase 1.3 Phase 1.2 Grube Phase 1.2 Planien 41 39 39 a Phase 1.2 Grube b Phase 1.0 und 1.1 Phase 1.0 und 1.1 Tuffstein VII VIII IX 9 8 7 942 6 Quelltuffstein Abb. 29: Zillis, Höhle. a Nord- und b Ostprofil durch Grube Pos. 39 im Innenraum. Zur Lage der Profile (vgl. Abb. 12 und Abb. 13). Mst. 1:40. 40 Befundvorlage 24 7a 33 41 M40 M40 39 39 Abb. 30: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Negativ der Grube Pos. 39. Blick Abb. 31: Zillis, Höhle. Nordprofil in Grube Pos. 39 (vgl. Abb. 29a). gegen Norden. Blick gegen Norden. sich dabei um sekundär eingebrachten Abbruchschutt handelte Abb. 29; Abb. 31. Er enthielt neben Geschirrfragmenten – unter anderem solchen des Schlangengefässes – und Münzen grössere Steinblöcke, darunter bearbeitete Tuffsteine, sowie Mörtelfragmente mit Spritzern von roter Farbe, die auf einen Abbruch oder eine Zerstörung eines Baubefundes schliessen lassen, vermutlich der nördlichen halbkreisförmigen Mauer bzw. des postulierten Podiums (vgl. oben). mehrere Abstiche hinweg, zum anderen zu verschiedenen Befunden im Innenraum (Schicht Pos. 34 und Verfüllung Grube Pos. 39) – machen wahrscheinlich, dass es sich hier um umgelagerte und ausplanierte Abfälle und um (Abbruch-)Schutt des 3. und 4. Jahrhunderts respektive der Phase 1.0 und Phase 1.1 handelte. In der Folge wurden der Nordteil der Höhle und der Vorplatzbereich mit einem dunkelbraun-humosen und von Steinen durchsetzten Schichtpaket planiert (Phase 1.2 Planien Pos. 41 / 41a / 61) Abb. 12; Abb. 29; Abb. 32 – 34. Die Schlussmünzen aus der Verfüllung von Grube Pos. 39 liefern nicht nur einen terminus post quem von 388 – 403.24 für deren Verfüllung, sondern auch für das Einbringen dieser Abfall- und Schuttplanien im Innenraum. In Verbindung mit den jüngsten Münzen aus dem untersten Abstich der Planie Phase 1.2 auf dem Vorplatzbereich25 und den 14C-Daten (Abb. 51) aus der Unterkante der Schicht scheinen diese Planierungsarbeiten kaum vor dem späteren 4. Jahrhundert ausgeführt worden zu sein. Während dieses im Innenraum wenig mächtig war und nur wenige Funde enthielt, wies es auf dem Vorplatzbereich eine Mächtigkeit bis zu 0,4 m auf und war ausserordentlich fundreich.23 Das Fundspektrum und zahlreiche Passscherben – zum einen über Im Nordteil der Höhle lag über dieser Planie eine graue, kiesige Lehmschicht (Pos. 33, Phase 1.3) Abb. 29; Abb. 31, die bemerkenswerterweise neben ausserordentlich vielen Münzen (143 Exemplare26) nur wenige weitere Funde, unter ande- 2.3.2.2 Planierung des Innenraumes und des Vorplatzes 41 Befundvorlage 3 5 7 9 11 13 15 17 XV Xlll 20 Xl 11 36 39 41 lX M40 Vll 41a/61 Vorplatz V M79 IIl N 1m N Abhang 0 1m l Abb. 32: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Grundriss. Planien und Schuttschichten. Mst. 1:100. rem eines der Votivbleche (vgl. Kap. 3.3.1), zwei Kristalle und mehrere Fragmente von zwei Öllampen, aber nur wenig Gefässkeramik enthielt. Passscherben zu den fundreichen steinig-humosen Planien der Phase 1.2 im Innen- und Aussenraum lassen vermuten, dass mit dieser Schicht ebenfalls «Abfälle» der Nutzungsphasen 1.0 und 1.1 einplaniert worden waren. Das Schichtmaterial selbst wie auch die daraus stammenden, mehrheitlich als (Votiv-)Gaben zu interpretierenden Funde scheinen aber darauf hinzuweisen, dass es sich um einen besonderen 42 «Abfall» gehandelt haben musste, vielleicht um das (Füll-)Material einer Konstruktion, allenfalls des postulierten Podiums, im Innenraum (vgl. Kap. 4.2). 2.3.3 Befunde der Phase 1.4: Weiternutzung der Höhle als paganes Kultlokal? Die Ausdehnung der Schicht Pos. 33 (Phase 1.3) ist zwar nicht dokumentiert, sie liegt aber als erstes Stratum auf der Mauerkrone M40 Abb. 29, zieht aber nicht darüber hinweg und ist damit nicht zwingend mit Befundvorlage 41 Grab 3 41 M40 41a/61 Grab 3 41a/61 Abb. 33: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Schicht Abb. 34: Zillis, Höhle. Phase 1.2. Schichten Pos. 41 und 41a / 61 im Innenraum und Pos. 41a / 61 (unterer Teil) auf dem nördlichen auf dem Vorplatzbereich. Blick gegen Nordosten. Vorplatzbereich. Blick gegen Südosten. dem Abbruch der Holzwand, d. h. der Aufgabe der Höhle als geschlossenes Lokal, in Verbindung zu bringen. Möglicherweise bildete deren Oberkante zusammen mit Pos. 7, einer humosen, leicht holzkohlehaltigen Schicht, die im gesamten Innenraum, jedoch nicht im Bereich über Grube Pos. 39 respektive im Nordteil der Höhle fassbar war, das neue Gehniveau Abb. 16. Wenig kompakt bzw. – gemäss den Beobachtungen der Ausgräber – offenbar durchwühlt, enthielt sie Asche- und lehmigkiesige Einschlüsse sowie rötlich-brandige Verfärbungen. In ihrer Zusammensetzung scheint sie somit mit Pos. 34 (Phase 1.1) vergleichbar zu sein. Im Unterschied zu letztgenannter waren die Ascheeinschlüsse jedoch kleinflächig, was sich gut mit den Beobachtungen der Ausgräber in Übereinstimmung bringen lässt. Auch wenn diese jüngste Nutzungsphase im Befund zwar fassbar ist, lässt sie sich nur in groben Zügen rekonstruieren und interpretieren Abb. 14 (zu den Fun- den vgl. Kap. 3.1.2). Für eine (kultisch geprägte?) Weiternutzung der Höhle spricht jedenfalls auch die vermutlich gleichzeitig erfolgte Instandstellung der Terrassierungsmauer M119 auf dem Vorplatz (M79). Die ältere Mauer wurde dabei mit weiteren Steinlagen erhöht und stabilisiert Abb. 12; Abb. 26; Abb. 32. An den darin verbauten, bearbeiteten Tuffsteinen hafteten teils Mörtelreste, was auf wiederverwendetes Baumaterial – vielleicht aus der nordseitigen Mauer respektive dem Podium in der Höhle – weist. 2.3.4 Geoarchäologische Untersuchungen zu den Schichten der Phase 1 Sarah Lo Russo27 2.3.4.1 Fragestellungen und Zielsetzungen Im Rahmen des Projektes wurden vier Sedimentproben der Phase 1 sedimentologisch und mikromorphologisch sowie drei Proben aus Pos. 7a (Phase 2) sedimentologisch analysiert. 43 Befundvorlage Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen die Charakterisierung sowie die Rekonstruktion der Schichtgenese der lokal bis zu 30 cm mächtigen Nutzungsschicht innerhalb der Höhle (Phase 1.1, Pos. 34, Abb. 35.1), des aus Grube Pos. 46 (Phase 1.1, Abb. 21; Abb. 35.3) geborgenen Lockersedimentes und der Aschekonzentration auf dem Vorplatzbereich (Phase 1.0 und Phase 1.1, Pos. 72, Abb. 35.2). Die geoarchäologischen Beobachtungen und Interpretationen sollen eine neue Perspektive auf die Schichtgenese und die damit verbundenen Aktivitäten, allenfalls gar Kulthandlungen, aufzeigen. 2.3.4.2 Material und Methodik – Probenauswahl und -aufbereitung: Während der archäologischen Ausgrabung fanden keine geoarchäologischen Feldarbeiten statt, d. h. es wurden keine Mikromorphologieproben, jedoch aus verschiedenen Schichten und Strukturen Sedimentproben entnommen. Eine Auswahl davon wurde für geochemische und sedimentologische Analysen an das IPNA, Universität Basel, gebracht Abb. 36.28 Schicht Pos. 34 (Phase 1.1, Abb. 27) wurde in drei Abstichen abgetragen Abb. 37. Die Sedimentproben wurden alle aus einer Fläche von etwa 1,5 m auf 1,5 m im rückwärtigen Teil der Höhle geborgen, wobei Abb. 35: Zillis, Höhle. Phase 1.1. Lokalisierung der geoarchäologisch untersuchten Proben. 1 Pos. 34; 2 Pos. 72; 1 3 Pos. 46. Mst. 1:250. 3 N 2 0 5m 1m N 44 Fd. Nr. 64 dem untersten, ca. 30 cm mächtigen Abstich 3 und Probe Fd. Nr. 56 dem mittleren, ca. 5 cm mächtigen Abstich 2 entnommen wurde. Fd. Nr. 68 stammt aus der Verfüllung der Grube Pos. 46 (Phase 1.1) und Fd. Nr. 156 aus Pos. 72 (Phase 1.0 und Phase 1.1, Vorplatz). Eine erste Begutachtung der Proben zeigte, dass Fd. Nr. 64, eine der Sedimentproben aus Pos. 34 (Phase 1.1), und Fd. 156 feingeschichtete Sedimentbrocken enthielten. In diesen Brocken war das ursprüngliche Gefüge der Schichten erhalten, sodass zusätzlich zu den geochemischen und sedimentologischen Analysen auch «Mikromorphologieproben» untersucht werden konnten Abb. 36. Da die einzelnen Sedimentbrocken sehr klein waren, wurden zwei bis drei Brocken pro Fundeinheit für weiterführende Untersuchungen aufbereitet.29 Aus zwei Proben – aus Grube Pos. 46 (Fd. Nr. 68) und dem mittleren Abstich der Pos. 34 (Fd. Nr. 56) – wurden zudem kleinere Mengen an Lockersediment gehärtet, sodass die (petrographische) Schichtzusammensetzung mit jener der Blockproben verglichen werden konnte (sogenannte Pulverdünnschliffe). Ausserdem wurden vier Lockersedimentproben geochemisch untersucht und eine Korngrössenanalyse (Granulometrie) durchgeführt.30 – Untersuchungen an Binokular und Polarisationsmikroskop: Die Dünnschliffe wurden mit Durchlicht am Binokular (8- bis 50-fache Vergrösserung, Leica MZ12 mit ppl und xpl) und am Polarisationsmikroskop (16- bis 630-fache Vergrösserung, Leica DM-RXP mit den unterschiedlichen Filtern ppl, xpl und uvl) untersucht.31 Die histotaphonomische Beurteilung der Knochen erfolgte mit den Methoden und Skalen von Brönnimann et al. 2018. Befundvorlage Befund Fd. Nr. Verfüllung der Grube Pos. 46 68 Aschekonzentration vor der Höhle (Pos. 72) 156a x x 156b x x feingeschichtete Ablagerung innerhalb der Höhle (Pos. 34) Abstich 2 (ca. 5 cm mächtig) Abstich 3 (ca. 20 cm mächtig) Sedimentbrocken – Pulver – Geochemie und Dünnschliff Dünnschliff Sedimentologie x 56 x 64a x 64b x 64c x 2.3.4.3 Resultate und Diskussion – Granulometrie: Die Sedimente aus der Grube Pos. 46 (Fd. 68) enthalten mitunter die grössten Komponenten Abb. 38. Die Probe aus dem untersten Abstich 3 der Pos. 34 (Fd. Nr. 64) unterscheidet sich eindeutig von den übrigen Proben, da sie keine Komponenten enthält, die grösser als ein Zentimeter sind. – Mikromorphologische Schichtbeschriebe: Aus der Sedimentprobe des untersten Abstiches 3 der Pos. 34 wurden drei zunächst nicht orientierte Sedimentbrocken als Mikromorphologieproben (Fd. Nr. 64a, 64b und 64c) aufbereitet. Diese wurden genauer beschrieben und in mehrere, sogenannte mikromorphologische Positionen (MPos. 34.I bis MPos. 34.III) unterteilt. Deren Orientierung wurde anhand mehrerer, in die jeweils darunterliegende Mikroschicht eingetretener Komponenten rekonstruiert. Das stratigraphische Verhältnis zwischen den einzelnen Sedimentbrocken bleibt aber ungeklärt Abb. 37. MPos. 34.I. enthält keine Komponenten, die grösser als ein Zentimeter sind Abb. 39. Sowohl die minerogenen Bestandteile als auch die meist weniger als zwei Millimeter grossen Knochen zeigen regelmässig Spuren deutlicher Hitzeeinwirkung.32 Die unter- x Abb. 36: Zillis, Höhle. Geoarchäologisch untersuchte Proben. x x suchte Ablagerung ist feingeschichtet. Grob lassen sich drei Mikroschicht-Typen definieren: Mikroschichten, in denen Aschen dominieren, Schichten mit einem höheren Anteil an Mikroholzkohlen sowie Mikroschichten, die häufiger grössere, d. h. bis ca. 5 mm grosse, Komponenten wie Kiesel, Holzkohlen oder Knochen aufweisen. Die deutliche Verdichtung, die regelmässige in situ-Fragmentierung und die häufige horizontale Einregelung der Komponenten sprechen für eine starke Überprägung der Ablagerung durch direkte Begehung (Trampling) Abb. 41. Gegen eine Akkumulation der Schicht durch Trampling spricht, dass die einzelnen Mikroschichten meist über den gesamten Dünnschliff verfolgt werden können Abb. 40. In durch Trampling akkumulierten Schichten wären mehrere einAbb. 37: Zillis, Höhle. Profilschema durch Pos. 34. Die Abstich 1 5 cm Abstich 3 konnten nicht ge- MPos. 34.lV (Fd. 56) 5 cm Abstich 2 drei Sedimentbrocken aus nauer lokalisiert werden. MPos. 34.I (Fd. 64a) MPos. 34.III MPos. 34.II (Fd. 64b) Abstich 3 MPos. 34.I (Fd. 64c) 20 cm 45 Befundvorlage Ton Silt Sand Kies Geröll % 100 75 50 25 0 1 10 100 1000 10 000 100 000 Korngrösse in Mikrometer Pos. 34, Abstich 2 (Fd. Nr. 56) Verfüllung der Grube Pos. 46 (Fd. Nr. 68) Pos. 34, Abstich 3 (Fd. Nr. 64) Aschenkonzentration Pos. 72, (Fd. Nr. 156) Abb. 38: Zillis, Höhle. Korngrössenkurven der Sedimentproben aus Phase 1. getretene Bodenbrocken typisch; bis auf eine einzige Ausnahme fehlen solche aber in den untersuchten Feinschichtungen. Es handelt sich hier demnach nicht um einzelne Sedimentlinsen, die z. B. an den Schuhsohlen anhaftend auf dem Höhlenboden festgetreten wurden.33 Vielmehr wurden die einzelnen, wenige Millimeter mächtigen Mikroschichten bewusst ausgebracht und anschliessend begangen. Die Begehung dieser Schichten führte zur Fragmentierung der Komponenten, insbesondere der Knochen(-splitter) und Holzkohlen. Es ist aber keineswegs so, dass die Knochensplitter und Holzkohlen während der Begehung in die Schichten eingetreten worden wären. Sie sind, ebenso wie die Feinkiesel und Sandkörner, als Bestandteile dieser geringmächtigen asche- oder mikroholzkohlereichen Schichten zu interpretieren Abb. 42. Es stellt sich daher die Frage, wie diese Feinschichtungen auf dem Höhlenboden 46 1 cm Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.I: Sehr dunkelbraune, kalkhaltige, feingeschichtete Ablagerung mit deutlich horizontal eingeregelten Komponenten. – 2 % Ton, 28 % Silt (Asche), 20 % Sand, 10 % Kies (Bündner Schiefer, Kalzit, Kalkstein, Quarzit, Tuff; subgerundet; Erhaltung: tlw. Branntkalkbildung, teilweise. Kalkkrusten), 25 % Organik, 15 % Porosität, komplexes Gefüge (Planarriss, Kanäle, Kammern) – vereinzelt Lehmfragmente und Branntkalk (Ascheähnlich, frisch), wenig Knochen und Knochensplitter, sehr viele Knochen mit Hitzeüberprägung (meist stark verbrannt – kalziniert), vereinzelt Molluskenschalen, vereinzelt Holzkohlen (subkantig), regelmässig Mikroholzkohlen (Rundungsgrad variabel), regelmässig Asche, vereinzelt verkohltes organisches Material (u. a. ein Makrorest), wenig organische Reste (sehr stark zersetzt) – häufig horizontal eingeregelte Komponenten, deutliche Verdichtung, vereinzelt eingetretene Lehmbrocken, regelmässig in situ-Fragmentierung – marginale Bioturbation, vereinzelt Regenwurmkalzite, vereinzelt Fe-Mn-Ausfällungen. Abb. 39: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 64c (ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.I. 0 1 cm Abb. 40: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 64c (ppl). Abgrenzung der einzelnen Mikroschichten. Befundvorlage HK Kn Kn HK Kn 0 1 mm 0 1 mm Abb. 41: Zillis, Höhle. MPos. 34.I (Fd. Nr. 64c). Abb. 42: Zillis, Höhle. MPos. 34.I (Fd. Nr. 64c). Im Bild ist verdichtetes Sediment mit länglichen, Knochenfragment mit Spuren von Hitzeeinwir- oberflächenparallelen Porenräumen zu sehen. kung (beginnende Kalzinierung), das gemeinsam Darin befinden sich horizontal eingeregelte mit Aschen (hellbraun-grau in xpl) abgelagert Komponenten, wie ein in situ-fragmentierter wurde (linker Bildausschnitt: ppl, rechter Bild- Knochen mit Spuren von Hitzeeinwirkung (Kn) rand: xpl). und Holzkohlen (HK). entstanden sind. Die feinen Korngrössen der Komponenten in MPos. 34.I könnten für ein regelmässiges Kehren des Höhlenbodens sprechen.34 Experimentelle und archäologische Vergleiche haben gezeigt, dass direkt aus einer erkalteten Feuerstelle gekehrte Feuerungsrückstände zur Bildung einer heterogenen Ablagerung mit vermehrtem Vorkommen von verziegelten Lehmbrocken führten. Dies konnte in MPos. 34.I nicht festgestellt werden.35 Möglicherweise wurden also nur ausgewählte Feuerungsrückstände in der Höhle ausgebracht. Um zu entscheiden, ob das kleine Korngrössenspektrum und die geringe Mächtigkeit der aus diesen ausgebrachten Feuerungsrückständen bestehenden Schichten auf eine Selektion vor der Deponierung oder auf das Entfernen grösserer Komponenten während der Begehung des Höhlenbodens, zum Beispiel durch Kehren, zurückzuführen sind, sind weitere Untersuchungen nötig (vgl. unten). derem verbrannte Knochen, wie dies auch in den Mikroschichten in MPos. 34.I beobachtet wurde Abb. 42; Abb. 43. MPos. 34.II bildet die Unterkante des Sedimentbröckchens Fd. Nr. 64b, weshalb die untere Schichtgrenze der MPos. 34.II unbekannt ist. Die obere Schichtgrenze, der Schichtübergang von MPos. 34.II zu MPos. 34.III ist fliessend. MPos. 34.III ist eine feingeschichtete Ablagerung, die aufgrund ihrer Zusammensetzung mit MPos. 34.I vergleichbar ist. Im Gegensatz zu MPos. 34.I lassen sich hier die einzelnen Mikroschichten jedoch nicht über den gesamten Dünnschliff verfolgen und nur schwer von der darüber- und darunterliegenden Mikroschicht abgrenzen. Dieser Befund ist typisch für eine Akkumulation durch Trampling36, was eine gewisse Bodenfeuchtigkeit zum Zeitpunkt der Begehung voraussetzt.37 Dafür spricht auch die besonders deutliche Ausprägung des für eine Begehung typischen Platten-Rissgefüges Abb. 44. Die vergleichsweise mächtige (ca. 4 mm) Ascheschicht MPos. 34.II enthält unter an- An der Oberkante des Sedimentbrockens befindet sich ein stark kalkhaltiger Lehm in 47 ← ←← Befundvorlage MPos. 34.III MPos. 34.III 0 1 cm Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.II: Graubeiger, ungeschichteter, kalkhaltiger Silt bestehend aus Aschen mit regelmässig verbrannten Knochensplittern. – 65 % Silt (Asche), 10 % Sand, 1 Quarz-Feinkiesel, 10 % Organik, 15 % Porosität, massives Gefüge (Kammern, Kanäle) – vereinzelt Branntkalk, regelmässig Knochensplitter, sehr viele Knochen mit Hitzeüberprägung (meist Stufe 1.5 = leicht verbrannt), wenig Mikroholzkohlen, sehr viel Asche (gute Erhaltung) – wenig horizontal eingeregelte Komponenten, schwache Verdichtung, vereinzelt in situ-Fragmentierung – marginale Bioturbation. Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.III: Dunkelbraune, feingeschichtete, kalkhaltige Ablagerung. – 25 % Silt (Asche), 20 % Sand, 15 % Kies (Kalkstein, Quarzit; Branntkalkbildung), 20 % Organik, 20 % Porosität, massives Gefüge (Planarrisse, Kanäle, Kammern) – vereinzelt Branntkalk (frisch), wenig Knochen und Knochensplitter, sehr viele Knochen mit Hitzeüberprägung (meist Stufe 1.5 – 2 = stark verbrannt), vereinzelt Eierschalen, vereinzelt Molluskenschalen, wenig Holzkohlen (subkantig), wenig Mikroholzkohlen (subkantig), regelmässig Asche, vereinzelt organische Reste (sehr stark zersetzt) – häufig horizontal eingeregelte Komponenten, schwache Verdichtung, wenig in situ-Fragmentierung – marginale Bioturbation. Abb. 43: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 64b (ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.II und MPos. 34.III. einem Porenraum. Innerhalb dieses wenige Millimeter grossen Lehmbröckleins sind bei 630-facher Vergrösserung vereinzelte, konzentrisch aufgebaute, karbonatische Kristalle, sogenannte Sphärolithe, zu erkennen. 48 ← MPos. 34.II MPos. 34.II 0 1 mm Abb. 44: Zillis, Höhle. Deutliche Begehungsspuren sind im oberen Bereich der MPos. 34 .II zu sehen. Der Schichtübergang zu MPos. 34.III ist fliessend. Auch in MPos. 34.III sind deutliche Anzeichen von Trampling, wie Planarrisse (rote Pfeile) und eine horizontale Einregelung der Komponenten erkennbar. Aufgrund der schlechten Erhaltung und Überlagerung des kalkhaltigen Sedimentes lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen, ob es sich dabei um Dungsphärolithe oder um sogenannte avian uric acid spheres handelt: Dungsphärolithe werden im Darm vieler Tiere, insbesondere von Wiederkäuern, produziert.38 Avian uric acid spheres kommen in Guano, d. h. den Exkrementen von Fledermäusen oder Vögeln vor, sind in archäologischen Befunden jedoch nur sehr selten erhalten, da sie leicht wasserlöslich sind.39 Die Sphärolithe innerhalb des Lehmbrockens in MPos. 34.III belegen die Präsenz von stark verwitterten Exkrementen, deren Produzent jedoch nicht bestimmt werden kann. Dabei handelt es sich um den einzigen Hinweis auf Exkremente in allen untersuchten Proben. Da sich der Lehm in einem Porenraum befindet, könnte es sich Befundvorlage 0 1 cm Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.IV: Graubraunes, kalkhaltiges Sediment. – 30 % Silt (Asche), 5 % Sand, 15 % Kies (Quarzit, Kalkstein, Bündnerschiefer; gerundet; deutliche Brandrötung, Kalkkrusten), 10 % Organik, 40 % Porosität – vereinzelt Mörtel (frisch), wenig Knochen, vereinzelt Knochensplitter, vereinzelt Eierschalen, wenig Mikroholzkohlen, sehr viele Asche. Abb. 45: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 56 (ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der MPos. 34.IV. 0 1 cm Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 46 (Fd 68): Dunkelgraubraunes, kalkhaltiges Sediment. – 20 % Silt (Asche), 8 % Sand, 22 % Kies (Kalkstein, Kristallin, Quarzit, Flysch-Sandsteinfragmente; Branntkalkbildung, Kalkkrusten), 15 % Organik, 35 % Porosität – vereinzelt Lehmfragmente, vereinzelt Branntkalk (Asche-ähnlich, frisch), vereinzelt Mörtelfragmente, wenig Knochensplitter, wenig Knochen mit Hitzeüberprägung, vereinzelt Holzkohlen, wenig Mikroholzkohlen, regelmässig Asche. Abb. 46: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 68 (ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Sedimente aus der Verfüllung der dabei auch um einen postsedimentären Eintrag handeln. Aus der Sedimentprobe aus Abstich 2 von Pos. 34 (Fd. Nr. 56) wurde etwas Lockersediment entnommen und ein sogenannter Pulverdünnschliff hergestellt (vgl. oben). Beim untersuchten Sediment handelt es sich um graubraunen, karbonatischen Silt, genauer Asche, die wenig Sand und regelmässig gerundete Kiesel (darunter Kalksteine, Tuff oder Kalksinter, Sandsteine und Bündner Schiefer) mit deutlichen Spuren von Hitzeeinwirkung enthält Abb. 45. Vermutlich sind die amorphen Karbonatkrusten, die an einigen Kieseln anhaften, ebenfalls als Asche zu interpretieren. Diese sind teilweise jedoch schlecht erhalten und können daher nicht zweifelsfrei von dem vereinzelt auftretenden Mörtel unterschieden werden. Weiter treten vereinzelt Eierschalenfragmente, wenige Knochen- Grube Pos. 46. fragmente sowie vereinzelt Knochensplitter und wenige Mikroholzkohlen auf. Bemerkenswert sind zwei feingeschichtete Sedimentbrocken, die MPos. 34.I ähnlich sehen. Der Pulverdünnschliff aus dem Verfüllungsmaterial der Grube Pos. 46 (Phase 1.1, Fd. Nr. 68) enthält regelmässig Fein- bis Mittelkies, teilweise mit karbonatischen Krusten Abb. 46. Da die Probe sowohl Kalkkiesel mit Hitze einwirkung (Branntkalksäume), vereinzelt Mörtelfragmente als auch amorphe Aschen enthält, ist nicht zu beurteilen, ob es sich bei den Kalkkrusten an einigen Kieseln um verwitterten Mörtel oder um Feuerstellenausraum handelt. Nebst den minerogenen Bestandteilen zeugen verbrannte Knochensplitter, Holzkohlen und Aschen unterschiedlicher Erhaltung von Hitzeeinwirkung. Die Probe enthält zudem dunkle, vermutlich mikroholzkoh49 Befundvorlage 0 1 cm Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 72 (Fd. Nr. 156b): Dunkelgraubraune, ungeschichtete, kalkhaltige Schicht. – 2 % Ton, 22 % Silt (u.a. Asche), 23 % Sand, 10 % Kies (Kalzit, Kalkstein, Kalkschiefer; subgerundet), 15 % Organik, 28 % Porosität, Krümelgefüge (mikroaggregiert, Kammern, Kanäle) – vereinzelt Branntkalk (Asche-ähnlich), vereinzelt Mörtel, vereinzelt Knochen, wenig Knochensplitter, regelmässig Knochen mit Hitzeüberprägung, wenig Molluskenschalen, wenig Koprolithe (Omnivor, unverbrannt), vereinzelt Holzkohlen (kantig, Hasel, Nadelholz), wenig Mikroholzkohlen (Rundungsgrad variabel), wenig Asche – vereinzelt in situ-Fragmentierung – deutliche Bioturbation, wenig Regenwurmkalzite, marginale Entkalkung, vereinzelt Fe-Mn-Ausfällungen, vereinzelt Ca-Ausfällungen, vereinzelt staubige Einschwemmungen (ungeschichtet). Abb. 47: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 0 1 cm Mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 72 (Fd. Nr. 156a): Dunkelgraubraune, kalkhaltige Schicht mit undeutlicher horizontaler Einregelung der Komponenten. – 2 % Ton, 23 % Silt (Asche, karbonatisches, detritisches Sedimentdetritisch), kalkfreies Sediment), 13 % Sand, 12 % Kies (Quarzit, Kalkschiefer, Kalkstein, Bündner Schiefer; Kalkkrusten, Schmelzsaum (Quarze), 25 % Organik, 25 % Porosität, komplexes Gefüge (Kammern, Kanäle, mikroaggregiert) – vereinzelt Branntkalk (frisch, Asche-ähnlich), vereinzelt Mörtel, wenig Knochen, wenig Knochensplitter, regelmässig Knochen mit Hitzeüberprägung, wenig Molluskenschalen, vereinzelt Holzkohlen, regelmässig Mikroholzkohlen, regelmässig Asche – regelmässig horizontal eingeregelte Komponenten – deutliche Bioturbation, vereinzelt Wurzelreste, schwache Entkalkung, vereinzelt Fe-Mn-Ausfällungen, vereinzelt Phosphat-Ausfällungenmarginale Bioturbation. 156b (ppl) und mikromorphologischer Schichtbeschrieb der Pos. 72. Abb. 48: Zillis, Höhle. Dünnschliffscan Fd. Nr. 156a (ppl) und mikromorphologischer Schicht- lereiche Sedimentbrocken sowie aschereiche Schichtreste. In den Sedimentbrocken sind stellenweise Verdichtungen und eine horizontale Ausrichtung der Komponenten festzustellen, die für eine Interpretation als umgelagerte Fragmente einer begangenen Schicht sprechen könnten. Von der Ascheschicht Pos. 72 auf dem Vorplatz (Phase 1.0 und Phase 1.1, Fd. Nr. 156) wurden zwei Sedimentbrocken eingegossen (Fd. Nr. 156a, Fd. Nr. 156b) Abb. 48; Abb. 47. Diese unterscheiden sich in ihrem makroskopisch erkennbaren Gefüge deutlich voneinander, was auch durch die mikromorphologische Untersuchung bestätigt 50 beschrieb der Pos. 72. wurde und auf einen äusserst heterogenen Charakter von Pos. 72 hinweist. Die Braunfärbung wie auch das ausgeprägte Krümelgefüge und weitere deutliche Anzeichen von Bioturbation des Sedimentes in Fd. Nr. 156b könnten auf einen höheren, stark zersetzten organischen Anteil zurückzuführen sein. Eine einheitliche Orientierung der Komponenten ist in diesem Sedimentbrocken nicht vorhanden. Feuerungsrückstände wie Aschen, Holzkohlen, Branntkalk und verbrannte Knochen sind deutlich seltener als in den anderen Proben, aber ste- Befundvorlage Abb. 49: Zillis, Höhle. Pos. 72, Fd. Nr. 156b (ppl). Mikrophoto zweier unterschiedlicher Lehmbrocken. Rechts im Bild: dunkelbrauner, karbonatischer, sandiger Lehm mit Mikroholzkohlen (HK), verbrannten Knochensplittern (Kn), Branntkalk (BrK), Sandsteinfragment (Sst) Sst Kn und Kalksteinen (K). Links im Bild: Aufgebrochener, länglicher Lehmbrocken aus hellbraunem, stark glimmerhaltigem und leicht tonigem Lehm, darin Molluskenschalenfragment (M). BrK Kn HK M K BrK 0 tig vorhanden. Es kommen vereinzelt Lehmbrocken vor, die innerhalb der Höhle nicht bzw. nur als eine einzelne Schliere beobachtet werden konnten Abb. 49. Die Orientierung der Probe Fd. Nr. 156a konnte nicht rekonstruiert werden. Die Schicht wirkt stark mikroaggregiert (Krümelgefüge), die Komponenten weisen jedoch eine parallele Orientierung auf Abb. 47; Abb. 48. Eine Feinschichtung, wie sie für MPos. 34.I typisch ist, ist nicht vorhanden. Die Schichtzusammensetzung ist aber grundsätzlich mit Pos. 34 vergleichbar. In Pos. 72 kommt jedoch vereinzelt Grobkies vor, der in Pos. 34 fehlt. Zusammen mit zwei Lehmbrocken, die in den Proben innerhalb der Höhle nicht beobachtet wurden, könnte dies auf einen Eintrag von Umgebungsmaterial hindeuten. Die horizontale Einregelung ist als Hinweis für eine Begehung des Sedimentbrockens Fd. Nr. 156a zu deuten. Aufgrund der fehlenden Orientierung der Probe kann nicht entschieden werden, ob dies für eine Begehung der gesamten Pos. 72 spricht. Da in 1 mm Fd. Nr. 156b entsprechende Indizien fehlen, wäre es denkbar, dass die Begehung des Sedimentes Fd. Nr. 156a vor dessen Ablagerung auf dem Vorplatzbereich erfolgte: Der Sedimentbrocken wäre demnach bereits als solcher in die Schicht Pos. 72 gelangt und bei der Entnahme der Sedimentprobe durch die Ausgräber ein zweites Mal verlagert worden. Die grosse Ähnlichkeit der Probe Fd. Nr. 156a mit Pos. 34 bei einem gleichzeitigen Sedimenteintrag aus dem Aussenbereich lässt auf ein heterogenes Sediment schliessen. Dies könnte darauf hinweisen, dass es sich bei Pos. 72 unter anderem um umgelagerte Schichtreste von Pos. 34 oder vergleichbarem Schichtmaterial handelt. Bei dieser Verlagerung wäre Material von innerhalb und ausserhalb der Höhle vermischt und das ursprüngliche Gefüge der Schicht zerstört worden. Die horizontale Orientierung der Komponenten innerhalb Fd. Nr. 156a wäre in diesem Szenario auf eine lokale Begehung von Pos. 72 nach der Ablagerung der Sedimente auf dem Vorplatz zurückzuführen. 51 Befundvorlage 2.3.4.4 Archäozoologische und geoarchäologische Untersuchung der Siebrückstände Sarah Lo Russo, Sabine Deschler-Erb Aus den Siebrückständen der Erdproben aus Schicht Pos. 34 und Grube Pos. 46 (Phase 1.1) wurden alle Tierknochen, die grösser als 2 Millimeter waren, ausgelesen und die Knochensplitter in der 1 – 2-Millimeter-Fraktion auf die An- und Abwesenheit von kalzinierten und unverbrannten Knochen gescannt Abb. 50. Abb. 50: Zillis, Höhle. Nachweis verbrannter und unverbrannter Tierknochen (x) unter den handaufgelesenen Tierknochen und in den Siebrückständen der sedi- Dabei liess sich feststellen, dass in allen Proben kalzinierte Knochen vorhanden waren. Deren Anteile in der Kiesfraktion (> 2 mm, meist < 10 mm) variieren allerdings stark; in den Siebrückständen der Probe aus Abstich 2 von Pos. 34 treten jedoch ausschliesslich kalzinierte Knochen auf. Unter den handaufgelesenen Tierknochen aus Schicht Pos. 34 sind dagegen nur gerade 0,4 % der Knochen (n = 2517) kalziniert, aus Grube Pos. 46 4,3 % (n = 47) und im Gesamtbestand etwa 2 % (n = 13 540). Diese geringen Anteile sind zweifelsohne auf die Ausgrabungsmethode bzw. auf die starke Fragmentierung der kalzinierten Knochen zurückzuführen.40 mentologisch untersuchten Ein vergleichbarer Unterschied in den Anteilen verbrannter Tierknochen in den verschiedenen Korngrössenfraktionen liess sich auch in den interdisziplinär untersuchten Befunden in der späteisenzeitlichen Siedlung Basel-Gasfabrik BS feststellen. Proben aus Schicht Pos. 34 und aus Grube Pos. 46; ? = Knochen, die makroskopisch als lediglich leicht verbrannt angesprochen werden können. Position Fundnummer 34 Mitte Abstich 2 56 34 unten Abstich 3 64 46 68 52 Siebmaschenweite Kalzinierte Tierknochen Unverbrannte Tierknochen Handaufgelesene Tierknochen 2 – 10 mm x keine 1 – 2 mm x ? 2 – 10 mm keine x 1 – 2 mm x ? 2 – 10 mm x x 169 Fragmente 524 Fragmente 47 Fragmente Da sie dort in aschereichen, mehrfach verlagerten Schichten vorkamen, wurde eine Verwendung der Tierknochen als Brennmaterial postuliert.41 Das Fehlen grösserer kalzinierter Knochenfragmente ist auf deren stärkere Fragmentierung durch anhaltende mechanische Belastung zurückzuführen. Da kalzinierte Knochen längst nicht überall und in jeder Schicht ausschliesslich in der Sandfraktion vorkommen42, greift eine rein taphonomische Erklärung des beobachteten Phänomens in vielen Fällen, so auch in Zillis, zu kurz. Weder die Verfüllung von Grube Pos. 46 noch das Sediment aus Abstich 2 von Pos. 34 lieferten Anzeichen für eine starke Begehung (vgl. oben). Die ausgeprägte Fragmentierung der kalzinierten Knochen ist somit nicht auf eine mechanische Beanspruchung durch Trampling zurückzuführen. Vielmehr scheinen sie bereits in dieser Fragmentgrösse abgelagert worden zu sein.43 Denkbare Ursachen für die Kleinteiligkeit der kalzinierten Knochen sind ausserdem hohe Brenntemperaturen oder eine physikalische Beanspruchung unmittelbar nach dem Brand, aber noch vor der kompletten Erkaltung der Knochen.44 Eine solche physikalische Beanspruchung kann zum Beispiel durch das Löschen des Feuers mit Wasser, Wein oder anderen Flüssigkeiten verursacht werden.45 Es ist somit durchaus vorstellbar, dass das Vorhandensein von kalzinierten Knochen in der Kies- und Sandfraktion in der aschereichen und lockeren Schicht MPos. 34.IV (mittlerer Abstich 2, Fd. Nr. 56) auf vergleichbare Beanspruchungen zurückzuführen ist. Im feingeschichteten unteren Bereich der Pos. 34 (Fd. Nr. 64, Abstich 3) hingegen kommen kalzinierte Knochensplitter ausschliesslich in der Sandfraktion vor. Das Fehlen von kalzinierten Knochensplittern in der Kiesfraktion ist nicht taphonomisch Befundvorlage bedingt, aber auch kaum mit einer Reinigung des Höhlenbodens zu erklären, da die Siebrückstände der Probe Fd. Nr. 64 unverbrannte Knochen enthielten. 2.3.4.5 Schlussfolgerungen – Betreten für Unbefugte verboten: Die Schichterhaltung der mikromorphologisch untersuchten Proben aus der Höhle ist ausgezeichnet. Innerhalb der Höhle – zumindest im Bereich, aus dem die untersuchten Proben aus Pos. 34 stammen – sind wenige bis keine Bioturbationsspuren oder andere postsedimentäre Überprägungen fassbar. In den untersuchten Sedimenten fehlen zudem sowohl Hinweise auf Gänge im Boden lebender Tiere im Boden wie auch in situ erhaltene Koprolithfragmente oder Phosphatausfällungen. Vögel, Fledermäuse, Mäuse oder andere Kleinsäuger hatten also keinen Zugang zur Höhle, die während ihrer Nutzung als paganer Kultraum mit einer Holzwand verschlossen war (vgl. Abb. 119). – Ge(h)schichten aus der Kulthöhle: Pos. 34 war im gesamten Höhleninnern fassbar und wurde in drei Abstichen ausgegraben. Die geoarchäologischen Untersuchungen der Proben aus dem mittleren (Abstich 2, Fd. Nr. 56) und dem untersten Abstich (Abstich 3, Fd. Nr. 64) zeigen, dass Pos. 34 mehrere übereinanderliegende Schichten zusammenfasst. Die Sedimentproben aus Pos. 34 wurden in vier mikromorphologische Positionen unterteilt. In MPos. 34.I bis 34.III sind regelmässig hitzeüberprägte Knochensplitter vorhanden, die gemeinsam mit den Holzkohlen und Aschen ausgebracht worden waren. MPos. 34.I und MPos. 34.III sind feingeschichtete Ablagerungen aus dem Abstich 3 (Fd. Nr. 64). Bei MPos. 34.III könn- te es sich um durch Trampling verschlepptes und akkumuliertes Material handeln, was eine gewisse Bodenfeuchtigkeit voraussetzt. MPos. 34.I besteht aus mehreren, wenige Millimeter mächtigen Mikroschichten, die sich jeweils über die gesamte Länge der Dünnschliffe verfolgen lassen und sich im Anteil an Holzkohlen und Aschen voneinander unterscheiden. Die Mikroschichten zeigen deutliche Hinweise auf eine Überprägung durch Begehung, die jedoch nicht zu einer Homogenisierung der einzelnen Mikroschichten oder Akkumulation von Material durch Trampling geführt hatte. Bei MPos. 34.I dürfte es sich daher um Niveaus handeln, die unter sehr trockenen Bedingungen begangen wurden. Der Befund legt also nahe, dass die Bodenfeuchtigkeit während der Schichtakkumulation nicht konstant war. In der Probe MPos. 34.IV (Abstich 2, Fd. Nr. 56) konnten keine Sedimentbrocken, sondern nur Lockersediment untersucht werden. Dies lässt vermuten, dass das Sediment weniger stark durch Begehung komprimiert und das Gefüge somit instabiler war. MPos. 34.IV enthält Komponenten, die grösser sind als ein Zentimeter. Dies könnte ein weiteres Indiz gegen eine Begehung sein, da in den mit Sicherheit begangenen Schichten (MPos. 34.I und MPos. 34.III) fast nur Komponenten vorkommen, die kleiner als ein Zentimeter sind Abb. 38. In MPos. 34.IV dominieren Holzaschen und viele Komponenten weisen Spuren von Hitzeüberprägung auf. In den Siebrückständen finden sich zudem ausschliesslich kalzinierte Knochenfragmente (2–10 mm). Die Verfüllung der Grube Pos. 46 (Fd. Nr. 68) enthält grössere Komponenten sowie einzelne Sedimentbrocken aus einer mit Pos. 34 vergleichbaren Schicht. Es scheint daher wenig plausibel, dass es sich bei der Verfüllung um die begangene, in die Grube 53 Befundvorlage eingesunkene Pos. 34.I handelt. Vielmehr scheint die Grube mit umgelagerten Sedimenten verfüllt worden zu sein. Mit Pos. 72 (Fd. Nr. 156) wurde eine nur lokal erfasste Schicht ausserhalb der Höhle beprobt. Die mikromorphologisch untersuchten Sedimentbrocken sind mikroaggregiert (Krümelgefüge) und enthalten Molluskenschalenfragmente, was auf Bioturbation zurückzuführen ist. Eine komplette Homogenisierung der Schicht erfolgte jedoch nicht, da eine einplanierte Schicht (Phase 1.2 Planie Vorplatzbereich) Pos. 72 überdeckte und somit vor weiterer Bioturbation schützte. Die Zusammensetzung der Sedimentbrocken ist einerseits mit Pos. 34 vergleichbar, enthält andererseits aber auch Komponenten, die mikromorphologisch in letzterer nicht nachgewiesen werden konnten. Die Frage, ob diese bisher unbekannten Komponenten in Pos. 72 aus Teilen von Schicht Pos. 34 aus anderen Bereichen der Höhle, einer älteren Nutzungsphase oder von ausserhalb der Höhle stammten, bleibt offen. Der Nachweis von mit Pos. 34 vergleichbaren Sedimentbrocken in Grube Pos. 46 sowie auf dem Vorplatz (Pos. 72) weist darauf hin, dass die verdichteten, feingeschichteten Sedimente – die intentionell ausgestreuten Feuerungsrückstände – gelegentlich oder lokal entfernt respektive umgelagert wurden. Auch wenn somit von Hiaten auszugehen ist, widerspiegeln die Sedimente der im Höhleninnern gefassten Schichtabfolge ein komplexes Muster wiederholter Handlungen. – Erneuerung und Unterhalt der «Ascheböden» – Teil eines Reinigungsrituals? In der Kulthöhle von Zillis wurde mit dem untersten Abstich der Pos. 34 (Abstich 3) eine feingeschichtete Abfolge begangener 54 Planien aus Feuerungsrückständen untersucht. Im 3.5 cm mächtigen Sedimentbrocken MPos. 34.I (Fd. Nr. 64c) konnten über 20 solcher Mikroschichten abgegrenzt werden Abb. 40. Unter der Annahme, dass die drei untersuchten Brocken für das Sediment Pos. 34 aus dem untersten, 20 cm mächtigen Abstich 3 repräsentativ sind, ist im Gesamten mit weit über 100 solcher Mikroschichten zu rechnen. Diese Abfolge entstand im Verlauf der Phase 1.1, d. h. während etwa 80 bis 100 Jahren (vgl. Kap. 4). Es stellt sich also die Frage, weshalb die in Pos. 34 häufigen Feuerungsrückstände (Aschen, Holzkohlen, verbrannte Knochen) so regelmässig auf den Höhlenboden gelangten. Die Befunde aus dem frühmittelalterlichen Tomils46, aber auch aus der Wikingerzeit in Island, sowie ethnografische Beispiele belegen, dass Aschen zum Trockenlegen feuchter Stellen in Torfböden ausplaniert wurden.47 Auch in Zillis könnte die begangene, vergleichsweise mächtige Ascheschicht MPos. 34.II zum Trockenlegen des Höhlenbodens ausgebracht worden sein, zumal die darüberliegende MPos. 34.III Anzeichen einer erhöhten Bodenfeuchtigkeit aufweist (vgl. oben). Da die Feuerungsrückstände aber auch in sehr trockenen Bereichen der Höhle ausgestreut wurden, dürfte dies kaum der ausschlaggebende Grund gewesen sein. Asche ist aber auch ein wirksames Fungizid und wird zudem erfolgreich gegen Ungeziefer und Schädlinge eingesetzt.48 Die Feuerungsrückstände könnten daher zum Reinigen des Höhlenbodens ausgebracht worden sein. Allerdings fehlen bisher archäologische Nachweise für eine entsprechende Verwendung von Feuerungsrückständen im Zusammenhang mit dem Trockenlegen und Reinigen von Böden aus römischer Zeit. Befundvorlage Im untersten, durchschnittlich 20 cm mächtigen Abstich 3 der Schicht Pos. 34 wurde aus dem gesamten Höhleninnern vergleichsweise wenig und zudem stark fragmentiertes Fundmaterial geborgen (vgl. Abb. 64). In Anbetracht der grossen Fundmenge in den Planien im Aussenraum respektive in Verbindung mit den Passscherben sowie den Ergebnissen des numismatischen Fundbestandes spricht dies für eine regelmässige und gründliche Reinigung des mit den ausgestreuten Feuerungsrückständen bedeckten Höhlenbodens. Demnach wurden die Brandreste in Zillis nicht als Schmutz wahrgenommen und vom ansonsten äusserst sauberen Höhlenboden entfernt. In den mikromorphologisch untersuchten Sedimentbrocken befanden sich darüber hinaus keinerlei (minerogene) Einträge von ausserhalb der Höhle. Dieses Fehlen einer eigentlichen Nutzungsschicht auf römerzeitlichen Böden ist ungewöhnlich und aus profanen Befunden bisher gänzlich unbekannt. Der beste Vergleich hierfür findet sich in den äusserst geringmächtigen Nutzungsschichten auf den mehrfach erneuerten Lehmböden aus dem Mittelgang des Mithräums in Biesheim (F). Dort wurde eine Abfolge von insgesamt elf Lehmböden im Mittelgang gefasst.49 In Zillis ist auf den ersten Blick kein eigentlicher Boden erkennbar. Bei näherer Betrachtung könnte aber das Ausbringen der Feuerungsrückstände mit dem Einbringen eines neuen Lehmbodens im Mittelgang des Mithräums in Biesheim verglichen werden. Die Verdichtung der einzelnen Mikroschichten spricht dafür, dass jede Mikroschicht jeweils eine Oberfläche bildete und das Ausbringen der Feuerungsrückstände wiederholt, aber vermutlich nicht unmittelbar nacheinander stattfand. De facto übernahmen diese auf der Oberfläche deponierten, ausgesiebten Feuerungsrückstände also die Funktion von Böden. Diese Böden zeigen keine Spuren von Verschmutzung oder Abnutzung und somit keine offensichtliche Notwendigkeit einer Erneuerung. Aus profanen Kontexten sind bisher keine vergleichbaren Befunde aus römischer Zeit bekannt. Demnach könnte das Ausbringen von gesamthaft weit über 100 solcher «Ascheböden» einen kultischen Hintergrund, beispielsweise als Teil eines Reinigungsrituales, haben. – Brandopfer – Teil eines mehrstufigen Rituals? Brandopfer werden im archäologischen Befund in der Regel über das Vorhandenseins eines Altares (ara) oder einer Feuerstelle (focus) erschlossen. Brandrückstände bleiben dagegen nicht zwingend erhalten; sie wurden gegebenenfalls auch von der Opferstelle entfernt und anderswo deponiert. Liegen aus kultischen Befundkontexten kalzinierte Tierknochen vor, werden diese als Nachweise für die Durchführung blutiger Brandopfer interpretiert.50 In Zillis wurde bereits während der Ausgrabung erkannt, dass hier ein besondere Umgang mit Brandresten gepflegt wurde, weshalb Proben für spätere Untersuchungen aus den aschereichen Schichten entnommen worden waren.51 Im untersten Schichtpaket Pos. 34 dominieren denn auch Feuerungsrückstände – Aschen, Holzkohlen und minerogene Komponenten sowie weniger als zwei Millimeter grosse, verbrannte bis kalzinierte Knochen. Die kleinstfragmentierten kalzinierten Tierknochen in den einzelnen Straten von Pos. 34 sind als Feuerungsrückstände von (blutigen) Brandopfern zu interpretieren. Die mikromorphologischen Untersuchungen, die Analyse der Siebrückstände aus den Sedimentproben und der Vergleich mit den archäozoologischen und archäologischen Daten haben gezeigt, dass diese 55 Befundvorlage Brandopfer Teil eines mehrstufigen Rituals waren. Denn im untersten Abstich 3 der Pos. 34 fehlen kalzinierte oder verbrannte Knochen, die grösser als 2 mm sind, während grössere unverbrannte Knochen in diesen Schichten aber vorkommen Abb. 50. Dies weist auf eine Selektion der Brandreste nach Grösse bereits vor der Deponierung hin. Ob dies durch ein sorgfältiges Auslesen oder beispielsweise durch Sieben erfolgte, bleibt offen. Die grösseren ausgesiebten oder ausgelesenen Komponenten wurden wohl anderswo, vielleicht zusammen mit den auf dem Höhlenboden deponierten (Votiv-)Gaben und den angefallenen Bankettabfällen (Geschirr, unverbrannte Tierknochen) im Aussenbereich deponiert. – Fazit und offene Fragen: Mit den geoarchäologischen Untersuchungen wird ein mehrstufiges Ritual fassbar, das drei wichtige Aspekte – Feuer, Erneuerung und Reinigung – ins Zentrum stellt. Brandopfer sind ein wichtiger Bestandteil der in Zillis gefassten Kultpraktik. Das sorgfältige Auslesen oder Sieben der dadurch entstandenen Feuerungsrückstände lässt sich indirekt in den begangenen Planien, in den sogenannten Ascheböden, nachweisen, die auf dem Höhlenboden überdauerten. Die Verwendung von Asche und anderen Feuerungsrückständen zur Erneuerung des Bodens könnte – wenn nicht zur Trockenlegung – mit einem Reinigungsritual in Zusammenhang stehen. Auch wenn oben vorgelegte Hochrechnungen vermuten lassen, dass diese Rituale mindestens einmal pro Jahr durchgeführt worden waren, bleibt letztlich dennoch unklar, ob jedes (blutige) Brandopfer Teil dieses mehrstufigen Rituals war. Denkbar wäre, dass die Brandreste aufbewahrt wurden und nur in Zusammenhang mit einer ritu- 56 ellen Reinigung des Kultraumes und / oder zu (kult-)spezifischen Anlässen, seien es Initiations- oder Weiherituale, ausgelesen und ausgestreut wurden. Offen bleibt desgleichen, wie mit den grösseren Komponenten der Brandreste verfahren wurde. Wurden sie erneut verbrannt, andernorts deponiert oder mechanisch zerkleinert? Zudem ist die oberflächliche Deponierungspraxis von Resten der Brandopfer nicht immer mit einem Aussieben oder Auslesen der Feuerungsrückstände in Verbindung zu bringen. Dies zeigen die mit Fd. Nr. 56 beprobten Sedimente aus dem mittleren Abstich 2, die auch grössere kalzinierte Knochen enthalten. In einem weiteren Schritt wäre zu untersuchen, ob es sich bei der regelmässigen Erneuerung der Böden und beim hier beobachteten, besonderen Umgang mit Feuerungsrückständen um eine lokale oder überregionale Eigenheit in der Kultpraxis handelte oder ob damit gar kultspezifische Rituale gefasst wurden. 2.3.5 Befundkatalog 2.3.5.1 Phase 1.0 und Phase 1.1: Strukturen Innenraum – Mauer M40: Zweihäuptige gemörtelte Mauer von 0,4 m Breite, u. a. sind darin Tuffsteine verbaut. Ohne Fundamentlage ist sie nur wenig in den anstehenden Felsen eingetieft und 2 bis 3 Steinlagen respektive 0,30 – 0,35 m hoch erhalten. Auf einer Länge von etwa 7 m erfasst, verschloss sie – wohl als Unterbau einer Ständerwand – die Höhle. Im Süden endet sie in einer Mauerfront, im Norden folgt sie halbkreisförmig der Felswand. Der Mauerversturz (Pos. 36) liegt in Grube Pos. 39 liegt im oberen Teil der Ver- Befundvorlage füllung von Grube Pos. 39. Pos. 34 (Phase 1.1), Pos. 41 (Phase 1.2) und Pos. 7 (Phase 1.4) nehmen auf die Mauer Bezug, Pos. 33 (Phase 1.3) zieht darauf; sie wird von Grab 3 durchschlagen. – Mörtelsockel Pos. 42 und Pfähle Pos. 43: Halbkreisförmiger (ca. 0,4 auf 0,4 m), auf den anstehenden Höhlenboden angebrachter und an die Innenfront von Mauer M40 stossender Mörtelsockel von 2 – 3 cm Mächtigkeit, der teils von den Pfählen Pos. 43 (6 – 7 Pfahllöcher; Durchmesser: 3 – 6 mm; Tiefe: bis zu 0,1 m) durchschlagen wird. – «Mauer» Pos. 20: Wohl bereits natürlich vorhandene, teils aber auch anthropogen unsystematisch positionierte Steine unterschiedlicher Grösse, die einen 0,60 – 0,70 m hohen Absatz entlang der Höhlenrückwand bilden. Trockenmauer / Unterbau für ein Podest / eine Sitzbank möglicherweise in Verbindung mit «Mauer» Pos. 11? «Mauer» Pos. 11: Einlagige «Trockenmauer» aus grösseren, hochkant gestellten Steinblöcken (bis 0,40 m hoch), Die Steine liegen auf dem unteren Teil von Schicht Pos. 34 (Phase 1.1) auf, der obere Teil der Schicht nimmt darauf Bezug. Trockenmauer / Unterbau für ein Podest / eine Sitzbank möglicherweise in Verbindung mit «Mauer» Pos. 20? – Brandplatte Pos. 47: Brandgerötete Zone von etwa 1 auf 1 m, die von Grube Pos. 46 und den Pfählen (Pos. 48) sowie von Grube Pos. 39 durchschlagen wird. – Grube Pos. 46: Grube von lanzettförmigem Grundriss, welche die Brandplatte Pos. 47 und Pos. 34 durchschlägt. Länge: 0,70 – 0,75 m; Breite: 0,30 – 0,35 m; Tiefe: 0,10 bis 0,12 m. Zur Verfüllung (vgl. Kap. 2.3.4). – Pfähle Pos. 48: 12 – 13 vertikale Pfahllöcher. Dm: 3 – 6 mm; Tiefe: 0,05 – 0,1 m, teils zugespitzt, mit kohle- und aschehaltigem Material (Pos. 34?) verfüllt. Sie durchschlagen die Brandplatte Pos. 47. – Pfostenloch Pos. 38: Pfostenloch mit Keilsteinen. Durchmesser: 0,35 – 0,40 m; Tiefe: 0,20 – 0,22 m. 2.3.5.2 Phase 1.0 und Phase 1.1: Strukturen Vorplatz – Trockenmauer M119: Einhäuptige, in einen Mauergraben gesetzte, drei bis vier Lagen hoch erhaltene Trockenmauer bestehend aus meist flachen Steinen, die mit lehmig-kiesigem Material (ähnlich dem anstehenden Boden) versetzt sind. Hangabwärts ist eine klare Flucht zu erkennen, hangaufwärts ist sie treppenartig abgestuft. Sie wird von Mauer M79 überlagert; Pos. 70 (Phase 1.0) nimmt darauf Bezug und Pos. 41a (Phase 1.2) zieht darüber. – Pfosten Pos. 65 und Pos. 67: Beide Pfosten sind mit Keilsteinen versehen und werden von Schicht Pos. 41a / 62 überlagert. 2.3.5.3 Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten Innenraum – Schichten Pos. 34: Schwarzes, kohlehaltig-humoses, 20 – 30 cm mächtiges, von Aschestraten durchzogenes, mehrlagiges Schichtpaket (zu den geoarchäologischen Untersuchungen vgl. Kap. 2.3.4), das wohl im oberen Teil Pos. 26 entspricht und im gesamten Höhleninnenraum 57 Befundvorlage 100 calAD 200 300 400 500 600 700 Phase 3 Mittel aus: Mittel aus: Grab 2 (Knochen) ETH-59629: 1506 ±26 BP (Knochen) ETH-59630: 1460 ±26 BP Grab 3 (Knochen) BE-5524: 1500 ±40 BP (Knochen) ETH-59632: 1500 ±25 BP (Knochen) ETH-59631: 1499 ±26 BP Phase 2 Vorplatz Pos. 7a (Holzkohle) BE-9175.1.1: 1593 ±19 BP Phase 2 Innenraum Mittel aus: Grab 1 (Zahn) BE-10496.1.1: 1559 ±20 BP (Zahn) BE-10497.1.1: 1575 ±20 BP (Knochen) ETH-59627: 1558 ±26 BP (Knochen) ETH-59628: 1500 ±26 BP Phase 1.2 Vorplatz UK Pos. 62 (Holzkohle) BE-9899.1.1: 1760 ±19 BP Phase 1.2 Innenraum UK Pos. 62 (Holzkohle) BE-9900.1.1: 1787 ±19 BP UK Pos. 34 (Holzkohle) BE-9174.1.1: 1763 ±20 BP 2-sigma Abb. 51: Zillis, Höhle. Übersicht über die 14C-datierten Schichten und Strukturen der Phasen 1 bis 3. Kalibriert mit Calib Version 8.2 (vgl. Kap. 2.5.2). 1-sigma fassbar war. Es nimmt auf Mauer M40 Bezug; ein unterer Teil der Schicht liegt unter Mauer Pos. 11. Die Schicht wird dort, wo die Planien der Phase 1.2 (Pos. 41) nicht vorhanden sind, d. h. im Südteil der Höhle, direkt von Pos. 7 (Phase 1.4) überlagert. 14C-Daten: Fd. Nr. 64 (Unterkante der Schicht), Haselzweig, Durchmesser 5 mm, 5 Jahrringe mit Waldkante. BE-9174.1.1: 1763 ±19 BP Abb. 51. – Schicht Pos. 26: Stark brandiges (Geh-?)Niveau, das wahrscheinlich dem oberen Teil von Pos. 34 entspricht und im gesamten Höhleninnenraum fassbar war. Es nimmt auf Mauer M40 Bezug und wird dort, wo die Planien der Phase 1.2 (Pos. 41) nicht vorhanden sind, direkt von Pos. 7 (Phase 1.4) überlagert. 58 2.3.5.4 Phase 1.0 und Phase 1.1: Schichten Vorplatz – Schicht Pos. 63: Kies. Anstehender Boden. – Schicht Pos. 70: Dunkelbraune, kiesige Schicht auf der Oberkante des anstehenden Bodens, wird von Schicht Pos. 61 / 62 (Phase 1.2) überlagert. – Schicht Pos. 72: Konzentration von stark aschehaltigem Schichtmaterial auf der Oberkante des anstehenden Bodens (vgl. Kap. 2.3.4). Umgelagerte Bestandteile von Schicht Pos. 34 (Phase 1.1) oder einer älteren (Phase 1.0) vergleichbaren Schicht? Befundvorlage – Schicht Pos. 73: Holzkohlekonzentration auf einer Fläche von ca. 0,3 auf 0,15 m. te der Schicht), Stammholz, Ahorn, 10 – 15 Jahrringe, ohne Waldkante, BE-9900.1.1: 1787 ±19 BP Abb. 51. 2.3.5.5 Phase 1.2: Strukturen Innenraum – Schicht Pos. 33: (Phase 1.3). Fundreiche graue, kiesige Lehmschicht über Grube Pos. 39 und Schicht Pos. 41, die auf die Mauerkrone M40, aber nicht darüber zieht. Ausdehnung gegen Süden und Osten unklar. – Grube Pos. 39: Rundliche Grube. Durchmesser: ca. 1,5 auf 2 m; Tiefe: 0,60 bis 0,65 m. Verfüllung: grünlich-gelber Kies mit einzelnen grösseren Steinblöcken sowie Mörtel- und Verputzfragmente mit Farbspritzern. Auf der Oberkante liegt der Tuffsteinversturz Pos. 36; im unteren Teil enthält sie weniger Steine, aber vermehrt Holzkohle. Die Grube nimmt auf Mauer M40 Bezug und durchschlägt Schicht Pos. 34 sowie die Brandplatte Pos. 47. 2.3.5.6 Phase 1.2 und Phase 1.3: Schichten – Tuffsteinversturz Pos. 36: Konzentration von teils bearbeiteten Tuffsteinen auf der Oberkante der Verfüllung und nördlich der Grube Pos. 39. Versturz von Mauer M40? – Schichten Pos. 41 und Pos. 41a / 61 / 62: (Phase 1.2 Planien). Im Innenraum auf den Nordteil begrenzte dunkelbraune, steinighumose Schicht (Pos. 41), die auf Mauer M40 Bezug nimmt. Sie ist mit den Schichten Pos. 41a und 61 (dunkelbraun, teils holzkohlehaltig, steinig-humos) und Pos. 61 / 62 (dunkelbraun, steinig-kiesig humos) auf dem Vorplatzbereich gleichzusetzen. Im Höhleninnern liegt sie über der Verfüllung von Grube Pos. 36 und Pos. 39 und wird von den Schichten Pos. 33 (Phase 1.3) und Pos. 7a (Phase 2) überlagert. Im Aussenbereich überdeckt sie die Trittstufen und wird lokal von Schicht Pos. 7a überlagert. 14C-Daten: Fd. Nr. 124 (Vorplatz, Unterkante der Schicht), Astholz Lärche / Fichte, ohne Waldkante, BE-9899.1.1: 176 ±19 BP; Fd. Nr. 140 (Vorplatz, Unterkan- 2.3.5.7 Phase 1.4: Strukturen und Schichten – Mauer M79: Einhäuptige, in einen Mauergraben gesetzte Trockenmauer (Tuffsteine, Brekzien) im Abstand von 4 m parallel zu Mauer M40 verlaufend. Die Tuffsteine weisen z. T. Mörtelspuren auf (Mauer M40 entnommene und hier wiederverwendete Steine?). Sie überlagert M119 und liegt auf / in Pos. 41a / 62. – Schicht Pos. 7: Wenig kompakte, humose und leicht holzkohlehaltige Schicht, die auch Asche und rötlich-brandige Verfärbungen ebenso wie lehmige und kiesige Einschlüsse enthält. Sie wird lokal von Pos. 7a (vgl. Phase 2) überlagert, war aber kaum davon trennbar. Erst die 14C-Daten aus Schicht Pos. 7a ermöglichten es zu erkennen, dass die beiden genannten Schichten zwei verschiedenen Nutzungsphasen zuzuweisen sind. 2.4 Phase 2 und Phase 3: Nutzung der Höhle zwischen dem mittleren / späten 5. und frühen 7. Jahrhundert ‒ kultische Neuaufladung? Die Nutzung der Höhle nach der Aufgabe des Kultlokales, d. h. nach Phase 1.4, lässt sich nur in groben Zügen nachzeichnen, da die Befunde im Süd- und Nordteil der Höhle wie auch im Innen- und Aussenraum nur schwierig respektive nur über die 59 Befundvorlage 3 5 7 9 11 15 13 17 XV Xlll 20 Xl 11 Grab 1 17 lX Vorraum M40 Vll V Vorplatz M79 N IIl Abhang 0 1m l Abb. 52: Zillis, Höhle. Phase 2. Grundriss mit Feuerstelle Pos. 17 und Grab 1. Mst. 1:100. 14C-Daten zu korrelieren waren. Vor allem die Anlage der Gräber hatte im Innenraum zu erheblichen Materialumlagerungen geführt, die im Detail nicht mehr nachvollziehund rekonstruierbar sind. 2.4.1 Die Befunde der Phase 2 und Phase 3 Die Frage, ob zwischen dem Ende der Phase 1.4 und dem Beginn von Phase 2 mit einem Hiatus, einem Unterbruch in der Nutzung der Höhle zu rechnen ist, lässt sich nicht schlüssig beantworten. Verschiedene Indizien scheinen aber dafür zu sprechen, dass zwischen dem Ende von Phase 1.4 und dem Beginn von Phase 2 kaum mit einem län- 60 geren Nutzungsunterbruch zu rechnen ist: Zum einen wurden zwischen den Schichten Pos. 7 (Phase 1.4) und Pos. 7a (Phase 2) keine natürlichen Schichtablagerungen festgestellt, zum anderen lagen auch keine Anzeichen vor, die auf ein Entfernen von Schichten vor der Anlage der Feuerstelle Pos. 17, d. h. vor Beginn der Phase 2, schliessen liessen. Der Beginn von Phase 2 Abb. 52 wird durch die Errichtung der Feuerstelle Pos. 17 Abb. 53 frühestens ab dem mittleren / späten 5. Jahrhundert und durch die Anlage von Grab 1 Abb. 54 im Südteil der Höhle markiert (vgl. Kap. 2.5.2). Die Konstruktion Befundvorlage der Feuerstelle – eine von vertikal gesetzten Steinen eingefasste Steinplatte – entspricht einer Bauweise, wie sie aus alpinen Siedlungskontexten zwischen Bronzezeit und Mittelalter gut bekannt ist. Unter dieser Feuerstelle fand sich das beinerne Kreuz Abb. 57 (vgl. unten). Weitere Elemente des (Innen-)Ausbaus (Holzboden? Versturz einer Holzwand?) und / oder einen Nutzungshorizont fasste man mit der humosen, teils stark holzkohlehaltigen und als Brandhorizont angesprochenen Schicht Pos. 7a. Dieses über 14C-Daten (vgl. Abb. 51 und Kap. 2.5.2) ins mittlere / späte 5. oder frühe 6. Jahrhundert datierte Stratum wurde lokal über den Schichten Pos. 33 und Pos. 7 (Phase 1.4) beobachtet. Möglicherweise nahm sie auf die Feuerstelle Pos. 17 Bezug, vielleicht lag sie auch darauf. Sicher zog sie aber über die Verfüllung von Grab 1 und über die Mauerkrone von M40 hinweg auf den Vorplatzbereich, wo sie unmittelbar auf der Planie der Phase 1.2 (Pos. 41a) lag (vgl. Abb. 29 und Kap. 2.4.3). Wird Schicht Pos. 7a als Brandhorizont und Versturz interpretiert, war die die Höhle verschliessende Holzwand auf Mauer M40 möglicherweise während Phase 2 noch in Funktion. Wenngleich diese Interpretation hier favorisiert wird Abb. 52, ist aber auch eine Deutung als Holzboden oder Nutzungshorizont nicht auszuschliessen. Sie würde auf einen bereits zu Beginn von Phase 2 erfolgten Abbruch der Holzwand hinweisen (vgl. Kap. 2.5.2); die Höhle wäre folglich bereits während Phase 2 als offene Halbhöhle genutzt worden. Ob die Höhle nun geschlossen war oder nicht, die Befunde im Höhleninneren sprechen jedenfalls für eine neue und andere Nutzung als während Phase 1; der Vorplatz blieb mit der Beibehaltung der Terrassierungsmauer M79 unverändert. 24 7a 7a 17 Ab. 53: Zillis, Höhle. Phase 2. Feuerstelle Pos. 17 mit Resten der Schicht Pos. 7a. Steinsetzung Pos. 24 zu Phase 4. Blick gegen Norden. Grab 2 Grab 1 Abb. 54: Zillis, Höhle. Grab 1 (Phase 2) und Grab 2 (Phase 3). Blick gegen Norden. Phase 3 Abb. 55 umfasst die Erweiterung des Bestattungsplatzes im Innenraum der Höhle mit den Gräbern 2 und 3. Von besonderem Interesse ist dabei Grab 3 Abb. 56, das Schicht Pos. 7a durchschlägt und in Mauer M40 eingetieft wurde. Spätestens zu diesem Zeitpunkt, d. h. mit der Anlage von Grab 3 spätestens in der zweiten Hälfte des 6. oder im frühen 7. Jahrhundert, musste somit die Holzwand abgebrochen worden 61 Befundvorlage 3 5 7 9 11 13 15 17 XV Xlll 20 Xl 11 Grab 1 17 Grab 2 lX Vorraum ? Grab 3 Vll 59 N V 0 Abb. 55: Zillis, Höhle. Phase 3. Grundriss. Mst. 1:100. sein Abb. 51. Es drängt sich hier natürlich sogleich die Frage auf, ob und mit welcher Intention die Grablegung genau an diesem Ort erfolgte, zumal sowohl in wie auch vor der Höhle genügend Platz zur Verfügung gestanden hätte. Ist allenfalls dem Umstand, dass man zunächst mit Grab 1 (Phase 2), dann auch mit den beiden jüngeren Gräbern 2 und 3 den einstigen paganen Kultraum («Hauptraum» Phase 1) oder vielmehr den während Phase 2 und möglicherweise auch während Phase 3 mit einer Feuerstelle ausgestatteten «Raum» gleichsam respektiert zu haben schien, eine besondere Bedeutung beizumessen – eine Bedeutung, die mit dem Ort selbst und den hier bestatteten Personen in einen Zusammenhang zu bringen ist? Mit Ausnahme des beineren Kreuzes, das letztlich jedoch kaum eindeutig zu interpretieren ist, liessen sich im Fundbestand 62 1m nur wenige weitere, typochronologisch dieser Nutzungsphase zuzuweisende Objekte identifizieren (vgl. unten). Das Fehlen von Gebrauchsgegenständen, insbesondere von Geschirr, mag vielleicht aber gerade dafür sprechen, dass der Ort nur temporär oder sporadisch aufgesucht worden war. Wenngleich es also kaum gelingt, die Bedeutung dieser Grablegungen und deren Lage zu eruieren und damit auch die Frage nach dem Charakter der nunmehr veränderten Nutzung der Höhle offen respektive zu diskutieren bleibt (vgl. Kap. 4.3), sprechen die Befunde doch klar für eine kultische Neuaufladung dieses Ortes. 2.4.2 Fundmaterial der Phase 2 und Phase 3 Anna Flückiger Aufschlussreich in Bezug auf obige Frage zum Charakter der Nutzung der Höhle wäh- Befundvorlage rend Phase 2 mag das auf Abb. 57 wiedergegebene beinerne Kreuz sein, das unmittelbar unter der Feuerstelle Pos. 17 zu Tage gekommen war. Von dem beinernen Kreuz sind drei Arme erhalten, was eine funktional-typologische Einordnung zunächst erschwert, da an der Fehlstelle sowohl eine Aufhängung als auch etwa eine Haar- bzw. Schmucknadel denkbar sind. Die (nahezu?) unbearbeitete Rückseite des flachen Fragments weist eher auf die Anbringung als Intarsie oder Pilgerzeichen hin als auf ein Tragen als Kreuzanhänger. Die zentralen Rillen haben unter Umständen das Aufnähen mit einem Faden ermöglicht.52 Möglich wäre insbesondere auch eine Funktion des Kreuzes als Teil eines Kästchen- oder gar Buchbeschlags, da vergleichbare Darstellungen bekannt sind.53 Frühmittelalterliche Reliquiarkästchen mit – auch durchbrochenen – Beinbeschlägen oder -intarsien gibt es sogar häufig.54 Selten sind auch Kreuze mit Beinbeschlägen in Kirchen des frühen Mittelalters überliefert.55 Es liegt eine Datierung ins frühe Mittelalter nahe, da zumindest aus Bronze im 6. und 7. Jahrhundert im südlichen und östlichen Alpenraum sehr ähnliche Kreuzdarstellungen überliefert sind.56 Mangels direkter Vergleiche ist aber eine andersartige Datierung nicht auszuschliessen. Die gefiederte Ausführung des oberen Kreuzarms ist untypisch für diese Kreuze aus Buntmetall. In umgedrehtem Zustand liesse sich darin auch etwa eine Taubendarstellung vermuten – erhalten wären dann die Flügel und Schwanzfedern. Ob das Kreuz intentionell deponiert wurde, und wenn ja, mit welcher Motivation? Es könnte ebenso von einer christlichen wie nichtchristlichen Person deponiert oder verloren worden sein.57 Auch eine sekundäre Verlagerung kommt grundsätzlich in Frage. Dennoch fällt das Objekt an diesem Ort natürlich aufgrund seiner christlichen Ikonographie auf. In der weiteren Erörterung ist deshalb zwar Abb. 56: Zillis, Höhle. Phase 3. In Mauer M40 (Phase 1 bis Phase 2) eingetieftes Grab 3 und Grube Pos. 39. Blick gegen Norden. M40 39 Grab 3 Abb. 57: Zillis, Höhle. Phase 3. Beinernes Kreuz. Links: Vorderseite; Mitte: Seitenansicht; rechts: Rückseite. Mst. 1:1. nicht direkt zu folgern, aber zumindest auch nicht auszuschliessen, dass die Höhle zur Zeit der Deponierung auf eine nicht näher bestimmbare Weise christlich konnotiert war. Aus Schicht Pos. 7a stammt ausserdem ein Eisenmesser mit Griffangel und abgesetz63 Befundvorlage Abb. 58: Zillis, Höhle. Reiterfibel, Kupferlegierung. Flach, unverziert, mit abgefasten Kanten, Hals des Pferdchens zum Nadelhalter hin nach hinten gebogen, Pferdekopf fragmentarisch erhalten. Stegöse des Nadelhalters erhalten, Nadelrast und Nadel fehlen. Länge ca. 3,6 cm, Stärke max. ca. 2,5 mm, Gewicht 5,5 g. Fd. Nr. 167 (Aussenraum, Pos. 77, Phase 5). Mst. 1:1. Ton Silt Sand Kies Geröll % 100 75 wurde, doch typochronologisch noch dieser Nutzungsphase zugewiesen werden kann. Es handelt sich um die bronzene Reiterfibel Abb. 58. Die Fibel, von der Teile des Pferdekopfes und der Verschlusskonstruktion fehlen, ist ein typischer Bestandteil der ältermerowingerzeitlichen Frauenbekleidung. Reiterfibeln kommen nördlich der Alpen ebenso wie im südlichen und westlichen Alpenraum zumeist paarweise in Gräbern vor.60 Gemäss dem neuesten Chronologiesystem für das Frühmittelalter (für das heutige Süddeutschland) sind die Fibeln in geringem Ausmass schon in der dortigen Phase 2 (Mitte des 5. Jahrhunderts bis ca. 480 / 490) und dann vor allem in Phase 3 vertreten (480 / 490 bis etwa 520 / 530).61 In ihrem Kontext ist die Fibel Abb. 58 offenbar ein verlagertes Altstück. 2.4.3 Befundkatalog 50 2.4.3.1 Phase 2 25 1 10 100 1000 10 000 100 000 Korngrösse in Mikrometer Pos. 7a, ausserhalb der Höhle (Fd. Nr. 111) Pos. 7a, innerhalb der Höhle (Fd. Nr. 69) Pos. 7a, ausserhalb der Höhle (Fd. Nr. 110) Abb. 59: Zillis. Korngrössenkurven der Sedimentproben aus Schicht 7a (Phase 2). ter Klinge und leicht geschwungenem Rücken.58 Seine Form ist relativ unspezifisch, besonders zumal die Spitze fehlt, kann aber durchaus frühmittelalterlich sein. Messer mit abgeknickten Rücken datieren in die jüngere Merowingerzeit.59 An dieser Stelle sei kurz ein weiterer Fund erwähnt, der zwar aus Schicht Pos. 77, d. h. den ersten Straten der Phase 5 geborgen 64 – Feuerstelle Pos. 17: Von vertikal gesetzten Steinen eingefasste Steinplatte, die von Pos. 24 überlagert wird; Schicht Pos. 7a nimmt möglicherweise darauf Bezug und liegt evtl. auch darüber. – Feuerstelle Pos. 19: Ca. 8 cm tiefe, mit brandig-lehmigem Material verfüllte Mulde. – Grab 1: Grabbau: Unregelmässig locker gesetzte grosse, runde Steine entlang der Grabgrube (keine eigentliche Auskleidung); Holzkohlenfragmente im Bereich der Fussknochen.62 Skelett: Süd-Nord-ausgerichtet in gestreckter Rückenlage; Schädel nach links gedreht; rechts Bein leicht angewinkelt. Gut erhalten, männlich, 50-jährig. Gemäss den Beobachtungen der Ausgräber zog Schicht Pos. 7a über die Grabgrube. Befundvorlage 100 calAD Höhle Aussenraum Phase 4 Grab 8 (Knochen) UZ-3947: 1155 ± 55 BP Grab 4 (Zahn) UZ-3946: 1195 ± 55 BP Höhle Innenraum Phase 5 Individuum 5 (Zahn) BE-10490.1.1: 1209 ± 21 BP (Zahn) BE-10491.1.1: 1223 ± 20 BP Individuum 17.1 (Zahn) BE-10492.1.1: 1233 ± 19 BP (Zahn) BE-10493.1.1: 1292 ± 20 BP Individuum 2 (Zahn) BE-10486.1.1: 1256 ± 19 BP (Zahn) BE-10487.1.1: 1249 ± 19 BP Individuum 17.2 (Zahn) BE-10494.1.1: 1277 ± 20 BP (Zahn) BE-10495.1.1: 1275 ± 20 BP Holzkohle BE-5448: 1280 ± 20 BP Individuum 1 (Zahn) BE-10484.1.1: 1316 ± 20 BP (Zahn) BE-10485.1.1: 1275 ± 20 BP Individuum 4 (Zahn) BE-10488.1.1: 1312 ± 20 BP (Zahn) BE-10489.1.1: 1333 ± 20 BP 300 500 700 900 1100 Abb. 60: Zillis, Höhle. Übersicht über die 14C-datierten Gräber und Skelettreste im Innen- und Aussenraum (Phase 4 und Phase 5; zu den Gräbern 1 bis 3 vgl. Abb. 51). Kalibriert mit Calib Version 8.2 (vgl. Kap. 2.5.2). Höhle Aussenraum Phase 4 Grab 6 (Zahn) BE-10500.1.1: 1345 ± 20 BP (Zahn) BE-10501.1.1: 1282 ± 20 BP Grab 7 (Zahn) BE-10502.1.1: 1305 ± 33 BP (Zahn) BE-10503.1.1: 1354 ± 20 BP Grab 5 (Zahn) BE-10498.1.1: 1325 ± 20 BP (Zahn) BE-10499.1.1: 1312 ± 20 BP Höhle Innenraum Phase 5 Knochendeponie (Knochen) BE-5323: 1430 ± 30 BP Höhle Innenraum Phase 3 Grab 3 (Knochen) BE-5524: 1500 ±40 BP (Knochen) ETH-59632: 1500 ±25 BP (Knochen) ETH-59631: 1499 ±26 BP Grab 2 (Knochen) ETH-59629: 1506 ±26 BP (Knochen) ETH-59630: 1460 ±26 BP Phase 2 Grab 1 (Zahn) BE-10496.1.1: 1559 ±20 BP (Zahn) BE-10497.1.1: 1575 ±20 BP (Knochen) ETH-59627: 1558 ±26 BP (Knochen) ETH-59628: 1500 ±26 BP 2-sigma 1-sigma Mittelwert 65 Befundvorlage 3 5 7 9 11 13 15 17 XV Xlll Xl 20 24 lX 18 Vll V IIl l Grab 9 Grab 4 Grab 6 Grab 5 W-l Grab 10 1m Grab 8 N Grab 7 N W-III 0 Abb. 61: Zillis, Höhle. Phase 4. Grundriss. Mst. 1:100. 66 1m Befundvorlage 14C-Daten: ETH-59627 (Knochen): 1558 ±26 BP; ETH-59628 (Knochen): 1500 ±26 BP; BE-10496.1.1 (Zahn): 1559 ±20 BP; BE-10497.1.1 (Zahn) 1575 ±20 BP Abb. 51 und Kap. 2.5.2. – Schicht 7a: Holzkohlehaltige Schicht, die im Innenraum lokal auf Schicht Pos. 7 bzw. Pos. 33 dokumentiert wurde (zur Problematik vgl. oben Befundkatalog Phase 1.4) und über Mauer M40 zieht Abb. 29; auf dem Vorplatzbereich überlagert sie Pos. 41a (Pos. 61 / 62). Sowohl das stratigraphische Verhältnis zu Feuerstelle Pos. 17 wie auch die Interpretation der Schicht (Nutzungshorizont? Brandhorizont? Versturz?) bleiben unklar. Im Hinblick auf die Frage, ob eine Gleichsetzung dieser Schichten im Innen- und Aussenraum zulässig ist, wurden drei Lockersedimentproben aus Pos. 7a, zwei aus dem Innenraum (Oberkante Pos. 33) und eine Probe vom Vorplatzbereich, geoarchäologisch untersucht. Die nahezu identische Korngrössenverteilung innerhalb der drei untersuchten Lockersedimentproben Abb. 59 kann die Korrelation bestätigen.63 14C-Daten: Holzkohle Fd. Nr. 109 (Vorplatz, Pos. 7a, OK Schicht Pos. 61 / 62), Lärche 1 cm, 9 Jahrringe, Kernholz, BE-9175.1.1: 1593 ±19 BP Abb. 51. – Schicht Pos. 59: Braune, kiesig-humose Schicht über Schicht Pos. 41a / 61 / 62 und Pos. 7a. Aussenraum. 2.4.3.2 Phase 3 – Grab 2: Grabbau: Grube ohne weitere Auskleidung, aber mit Holzresten auf der Sohle (Sarg? Brett?); Skelett: Nord-Süd-ausgerichtet in linker Seitenlage, die Arme und Beine sind leicht angewinkelt; gut erhalten, weiblich, 10–14-jährig. 14C-Daten: ETH-59629 (Knochen): 1506 ±26 BP; ETH-59630 (Knochen): 1460 ±26 BP Abb. 51. – Grab 3: Grabbau: In Mauer M40 eingetieft, locker gesetzte runde Steine entlang der Seitenwände, Holzreste unter und über dem Skelett: Holzsarg? Skelett: Nord-Südausgerichtet in gestreckter Rückenlage, der linker Arm ist angewinkelt und liegt auf dem Bauch; mittlere Erhaltung, männlich, 30 – 39-jährig. 14C-Daten: ETH-59631 (Knochen): 1499 ±26 BP; ETH-59632 (Knochen): 1500 ±25 BP; BE-5524 (Knochen): 1500 ±40 BP Abb. 51. 2.5 Phase 4 und Phase 5: Nekropole des späten 7. bis 10. Jahrhunderts 2.5.1 Die Befunde der Phase 4 und Phase 5 Im Höhleninnern waren die Befunde der Phase 2 und Phase 3 – die Feuerstelle Pos. 17 sowie die Grablegungen – von zwei Steinsetzungen Abb. 61 überlagert, deren Gleichzeitigkeit nicht gesichert ist (Phase 4). Bei jener im Nordteil der Höhle (Pos. 24) könnte es sich um den Unterbau einer Feuerstelle oder eines Ofens gehandelt haben, bei jener im Südteil um ein Bodenniveau (Pos. 18). Die rückseitige Steinreihe Pos. 11 scheint noch in Verwendung gewesen zu sein. Es ist anzunehmen, dass die Höhle noch benutzt oder zumindest sporadisch aufgesucht wurde, als zwischen der zweiten Hälfte des 7. und dem 10. Jahrhundert (14C-Datierungen: Abb. 60) auf der unteren Hangterrasse weitere Gräber, die Gräber 4 bis 10 Abb. 61; Abb. 64 angelegt wurden. Epigenetische Merkmale weisen auf verwandschaftliche Beziehungen zwischen den in den Gräbern 4, 6, 7 und 8 Bestatteten und 67 Befundvorlage OxCal v4.4.2 Bronk Ramsey (2020); r:5 Atmospheric data from Reimer et al (2020) Skelettreste, jedoch auch neuzeitliche Keramik geborgen. Den Abschluss der Schichtenabfolgen im Innen- und Aussenraum bilden die humosen Straten Pos. 2 und Pos. 53. 1800 Radiocarbon determination (BP) 1700 2.5.2 Bemerkungen zu den 14C-Daten der frühmittelalterlichen Gräber Jonas von Felten, Sönke Szidat 1600 R_Combine Zahnproben R_Combine Knochenproben 2.5.2.1 Ausgangslage 1500 1400 350 400 450 500 550 600 650 Calibrated date (calAD) Abb. 62: Zillis, Höhle. Grab 1. Die Auswirkung von Schwankungen der Kalibrationskurve auf kalibrierte 14C-Daten. jenem in Grab 3 (Phase 3).64 Dass während den Ausgrabungen nur ein kleiner Teil der Nekropole erfasst wurde, zeigen die Skelettreste von mindestens 6 weiteren Individuen Abb. 60, die im 19. oder 20. Jahrhundert wohl bei Bauarbeiten in der unmittelbaren Umgebung entdeckt und in der Höhle deponiert wurden (Abb. 13). Die Steinsetzungen im Innenraum waren von Schicht Pos. 1 respektive jene im Südteil von einer weitgehend fundleeren Schotterschicht (Pos. 2365), die Grabgruppe im Aussenraum von einem mächtigen Kiespaket (Pos. 57, Abb. 11; Abb. 12) überlagert, aus welchem neben kaiserzeitlichen Funden ein um oder nach 1250 in Mailand geprägter Denar geborgen wurde (vgl. Abb. 74.11), der einen terminus ante quem für die Auflassung dieses Platzes als Nekropole liefert. Darüber lagen verschiedene weitere, teils mächtige Schichtpakete (Phase 5), so unter anderem Schicht Pos. 1. Im Innenraum wurden daraus der Mailänder Denar (vgl. Abb. 74.12) sowie die oben erwähnten 68 Die 14C-Daten der Bestattungen im Innenund Aussenraum Abb. 60 lassen eine zeitliche Gruppierung der Gräber erkennen, die mit den Phasen 2 bis 4 abgebildet wurde. Diese Gruppierung wird jedoch durch zwei Umstände relativiert: Zum einen liegen die Daten aus Grab 1 in einem Plateau der Kalibrationskurve Abb. 6266, zum andern stammen die Proben sowohl von Langknochen wie auch von Zähnen des Bestatteten. Letzteres ist insofern problematisch, als dass bei Zähnen der Kohlenstoffaustausch mit der Bildung des Zahnes, d. h. im Alter von 6 bis 14 Jahren, weitgehend abgeschlossen ist67, während der Kohlenstoffaustausch bei Langknochen bis zum Lebensende erfolgt, sich dabei aber mit zunehmendem Alter verlangsamt. Bei hohem Alter eines Individuums kann es daher zu einer Differenz von über 30 Jahren zwischen dem 14C-Alter der Knochen und dem effektiven Alter kommen68. Mit dem 14C-Datum wird folglich nicht bestimmt, wann das Individuum verstarb, sondern vielmehr wann das Probenmaterial gebildet wurde. Genau dies hat letztlich zur grossen Differenz zwischen den 14C-Daten und dem effektiven Sterbedatum des ca. 50-jährigen Individuums aus Grab 1 geführt. Diese Erkenntnis kann aber, zusammen mit der verfeinerten Kalibrationskurve IntCal20, auch für ein verfeinertes Altersmodell genutzt werden, wie in diesem Abschnitt vorgestellt wird. Befundvorlage OxCal v4.4.2 Bronk Ramsey (2020); r.5 Atmospheric data from Reimer et al (2020) 2.5.2.2 Material und Methode Die kombinierte Kalibration der Zahn- und Knochenproben aus Grab 1 Abb. 62 zeigt, im Gegensatz zu den Einzelkalibrationen Abb. 60, dass die Zähne am wahrscheinlichsten in einen der drei Peaks des kalibrierten Datums fallen. Diese Peaks korrelieren mit Schwankungen der Kalibrationskurve und datieren in die Zeit um 450, 490 oder 540. Die 14C-Daten der Langknochen liegen ausserhalb der Schwankungen der Kalibrationskurve und datieren höchstwahrscheinlich in die zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts. Dies wiederum macht eine Datierung der Zähne im dritten Peak, d. h. um 540 wahrscheinlich. Durch das anthropologische Alter ist bekannt, dass das Sterbedatum ungefähr 40 Jahre nach der Zahnbildung liegen muss, was ein Todesjahr um 580 annehmen lässt. Dieses Gedankenspiel kann unter Beizug der Münzreihe der Phase 1 (vgl. Kap. 3.3.2) und stratigraphischer Gesichtspunkte – die Gräber in der Höhle sind in das Schichtpaket der Phase 1 eingetieft – in einem bayesschen Modell weitergeführt und zum Ausdruck gebracht werden.69 Das Modell70 Abb. 63 baut auf einer sequence von zwei stratigraphisch aufeinanderfolgenden phases (phase A und phase B) auf71; die Daten innerhalb der phase B (Grablegungen der Phasen 2 bis 4) wurden unabhängig voneinander gereiht. Bei jenen Gräbern, für die nur 14C-Daten entweder aus Knochen- oder Zahnproben vorliegen, können die Daten kombiniert werden, da sie aus demselben 14C-Reservoir stammen. Sie können mit einem normalverteilten Versatz versehen werden, der die Diskrepanz zwischen dem 14C-Alter der Zähne bzw. Knochen und dem effektiven Sterbealter ausgleicht. Dies trifft auf alle Gräber Sequence Gräber Zillis phase A (= Phase 1) C_Date(403.5,5) phase B (= Phasen 2, 3, 4) Sum Grab 1 N(3,1)+ Grab 2 N(11.7,3.43) + Grab 3 N(34.5,2.83) + Grab 5 Combine Grab 6 N(34.5,2.83) + Grab 7 300 400 600 500 700 800 900 Modelled date (AD) ausser auf die Gräber 1 und 6 zu. Obwohl die Daten von Grab 6 aus demselben Reservoir stammen, sind die 14C-Daten zu unterschiedlich, als dass sie kombiniert werden könnten. Sie werden daher unabhängig voneinander kalibriert, mit einem Versatz versehen und kombiniert. Abb. 63: Zillis, Höhle. Die Sterbedaten der bestatteten Individuen. Modelliert mit OxCal v4.4.2 Die angezeigten Spannbreiten beziehen sich auf den 2-Sigma-Bereich. Der Versatz bei Zahn- bzw. Knochenproben ist durch Unter den in dieser Modellierung berücksichtigten Gräbern ist Grab 1 das einzige, dem sowohl Knochen- wie auch Zahnproben entnommen wurden. Die Proben werden deshalb getrennt kombiniert, mit den jeweiligen Versätzen für Knochen- und Zahnproben versehen und kombiniert. Normalverteilungen N(μ, σ) ausgedrückt. Das vollständige Modell mit allen Versätzen kann unter http://doi.org / 10.5281 / zenodo.4501155 eingesehen werden. 2.5.2.3 Resultate und Diskussion Die differenzierte Beurteilung und Modellierung der 14C-Daten macht deutlich, dass 69 Befundvorlage die nahezu ein Jahrhundert umfassende zeitliche Lücke zwischen der Anlage der Gräber im Höhleninnern (Phase 2 / 3) und den Bestattungen auf dem Vorplatz (Phase 4, Gräber 5 bis 7), die im ausgehenden 7. / frühen 8. Jahrhundert erfolgten. Grab 4 Grab 5 Grab 8 2.5.3 Befundkatalog 2.5.3.1 Phase 4: Strukturen und Gräber Grab 6 Grab 7 – Steinsetzung Pos. 24: Steinsetzung / Rollierung aus schräg gestellten Steinen in einer grünlich-grauen, teils brandgeröteten Lehmschicht (Pos. 14). Ofenunterbau? – Steinrollierung Pos. 18: Unregelmässige, teils aus plattenförmigen Steinen angelegte Rollierung auf einer Fläche von ca. 1,8 m auf 5 m. Abb. 64: Zillis, Höhle. Phase 4. Blick auf die Gräber nach der Entnahme der Skelettreste. Blick gegen Süden. 70 die Gräber 1 bis 3 im Höhleninnenraum fast gleichzeitig oder kurz nacheinander im ausgehenden 6. / frühen 7. Jahrhundert angelegt worden waren, was die Auflösung ihrer Gruppierung in die Phasen 2 und 3 zur Folge hat (Abb. 51; Abb. 52; Abb. 55; Abb. 60). Die Datierung der Grablegungen liefert jedoch nach wie vor lediglich einen terminus ante quem für den Beginn von Phase 2, die – mit der Feuerstelle Pos. 17 Abb. 52 und dem darunter vorgefundenen beinernen Kreuz Abb. 57 – auf eine veränderte Nutzung der Höhle, die möglicherweise bereits mit einer kultischen Neuaufladung der Höhle verbunden werden kann (vgl. Kap. 2.4), weist. Die Frage nach einer ungebrochenen Nutzungskontinuität der Höhle bleibt somit bestehen. Unverändert bleibt desgleichen – Grab 4 (Pos. 108): Grabbau: Grabgrube hangseitig und auf den Schmalseiten mit einer trocken geschichteten einhäuptigen Mauer, talseits mit kleineren Steinen ausgekleidet, Abdeckung mit grösseren Schieferplatten. Stratigraphisch jünger als Grab 5. Skelett: Süd-Nord-ausgerichtet, in gestreckter Rückenlage mit körperparalleler Armhaltung, Hände auf Hüften aufliegend; gut erhalten, männlich, 40 – 49-jährig. 14C-Daten: UZ 3946 (Knochen): 1195 ±55 BP. – Grab 5 (Pos. 111): Grabbau: Grabgrube mit vertikaler Steinplatte (verstürzt) und trocken geschichteten Steinen ausgekleidet, Abdeckung mit Steinen bzw. im Norden mit einer grösseren Steinplatte. Stratigraphisch älter als Grab 4. Skelett: Nord-Süd-ausgerichtet in gestreckter Rückenlage, Armhaltung nicht feststellbar; schlecht erhalten, Geschlecht unbestimmt (evtl. männlich), 40 – 49-jährig. Befundvorlage 14C-Daten: BE-10498.1.1 (Zahn): 1325 ±20 BP; BE-10499.1.1 (Zahn): 1312 ±20 BP. – Grab 6 (Pos. 110): Grabbau: Grabgrube mit trocken geschichteten Steinen gewölbeartig ausgekleidet, Spuren eines Holzsarges, Abdeckung aus Platten und grösseren Steinen. Skelett: SüdNord-ausgerichtet in gestreckter Rückenlage mit körperparalleler Armhaltung. Skelett: gut erhalten, männlich, 40 – 49-jährig. 14 C-Daten: BE-10500.1.1 (Zahn): 1345 ±20 BP; BE-10501.1.1 (Zahn): 1282 ±20 BP. – Grab 7 (Pos. 117): Grabbau: Grabgrube mit bis zu drei Lagen hohen, einhäuptigen Trockenmauern ausgekleidet; Spuren eines Holzsarges, Abdeckung aus bis zu 1 m langen Schieferplatten und kleineren Steinen. Skelett: Süd-Nordausgerichtet, wobei die Knochen nicht mehr im Verband lagen; gut erhalten, weiblich, 40 – 49-jährig. 14C-Daten: BE-10502.1.1 (Zahn): 1307 ± 33 BP; BE-10503.1.1 (Zahn): 1354 ±20 BP. – Grab 8 (Pos. 118): Grabbau: Grabgrube mit unregelmässig aufgeschichteten Steinen ausgekleidet; Spuren eines Holzsarges von 0,45 m Breite und 2 m Länge, Abdeckung aus meist grösseren Steinen; Skelett: Nord-Süd-ausgerichtet, in gestreckter Rückenlage mit körperparalleler Armhaltung; gut erhalten, männlich, älter als 50-jährig. 14C-Daten: UZ 3947 (Knochen): 1155 ±55 BP. 2.5.3.2 Phase 4: Innen- und Aussenraum, Schichten ohne neuzeitliches Fundmaterial – Schicht Pos. 23: Kiesig-schotterige Schicht. – Schicht Pos. 57: Kiesig-schotterhaltige Schicht. – Schicht Pos. 77: Dunkelbraune, leicht kiesige, lehmig-humose Schicht über Pos. 57. – Schicht Pos. 83: Schwarze, holzkohlehaltige, steinig-humose Schicht unter Pos. 57. – Schicht Pos. 85: Beige-braune, lehmige, leicht kiesig-humose Schicht. – Schicht Pos. 89: Schwarze, holzkohlehaltige, steinig-humose Schicht unter Pos. 57. 2.5.3.3 Phase 5: Aussen- und Innenraum, Schichten mit neuzeitlichem Fundmaterial – Schicht Pos. 1: Kiesig-schotterhaltig-lehmige Aufschüttungen mit mehreren Zwischenschichten im Innen- und Aussenraum. Im Südteil der Höhle fanden sich im oberen Schichtbereich die Skelettreste von mindestens 6 weiteren menschlichen Individuen (zur Lage: Abb. 13; zur Datierung Abb. 60). Im Aussenraum schliesst Pos. 1 die Schichten Pos. 54 (dunkelgraues, kiesiges Schichtband) und Pos. 55 (humos-kiesige Schicht mit Mörtelschutt, evt. Schutt der Burg Hasenstein?) ein. – Schicht Pos. 2: Braunes, humoses Material, z. T. mit Steinen durchsetzt; scheint von aussen in die Höhle gerutscht zu sein. Humus. – Schicht Pos. 53: Humose-steinige Schicht. Humus. – Schicht Pos. 52: Grau-braune, lehmig-humose Schicht, über Pos. 1 und unter Pos. 2. 71 Abb. 65: Zillis, Höhle. Fundbergung 1991. 72 Fundvorlage 3 3.1 Vorbemerkungen Christa Ebnöther Anna Flückiger Markus Peter Sabine Deschler-Erb Barbara Stopp 3.1.1 Fundaufnahme und -bearbeitung Für die Neubewertung des Fundbestandes wurden alle als kaiserzeitlich und (früh-) mittelalterlich identifizierbaren Funde katalogisiert und quantifiziert, zusätzlich erfasste man systematisch Passscherben. Ein grosser Teil der kaiserzeitlichen Gefässfragmente der Kampagne von 1994, d. h. der Untersuchung des Vorplatzes und Abhanges, war allerdings nicht mehr auffindbar. Da glücklicherweise aber viele der heute verschollenen Fragmente, auch kleinste Wandscherben, unmittelbar nach Abschluss der Ausgrabungen gezeichnet worden waren, konnte unter Einbezug der Fundzeichnungen der überlieferte Gefässbestand annähernd rekonstruiert werden. Da in den beiden Vorberichten alle aussagekräftigen Fundobjekte bereits nach Befundeinheiten publiziert wurden, wurde im Rahmen dieser Publikation auf eine umfassende Neuvorlage nach stratigraphischen Kriterien verzichtet.72 Neu gezeichnet und vorgelegt werden nur jene Funde, für welche ergänzende Informationen gewonnen wer- Pos. 34 den konnten. Seiner zentralen Bedeutung entsprechend wird auch das Ensemble aus Pos. 34 (Phase 1.1) erneut vollständig vorgelegt. Von den Tierknochen wurden nur jene aus den stratifizierten Ensembles der Phase 1 und Phase 2 bearbeitet und in die Auswertungen miteinbezogen. Da die Mehrheit des kaiserzeitlichen Fundmaterials aus eben diesen beiden Phasen stammt (vgl. unten), sind die Zahlen und Resultate der osteologischen Untersuchungen zweifellos als repräsentativ zu beurteilen. 3.1.2 Befundabfolge und Fundensembles Das Fundensemble aus Schicht Pos. 34 (Phase 1.1, Abb. 66; Abb. 67), der ältesten Schicht im Höhleninnern, die unter anderem über der Brandplatte Pos. 46 (Kuppelofen? Phase 1.0) liegt, ist wenig umfangreich. Gerade aus dem unteren, mächtigsten Teil (Abstich 3) im Nordteil der Höhle (Bereich über der Brandplatte Pos. 47) stammen nur wenige Funde, unter anderem aber das Glasgefäss Abb. 100.4 sowie zwei Münzen, die auf ein Einsetzen der Bildung dieser Schicht erst im Verlaufe des Südteil (Bereich m 12 – 16) Abb. 66: Zillis, Höhle. Fundmaterial Fundmaterial Funde und Fundverteilung keine Funde Fd. 43; Fd. Nr. 149: Trillerpfeife; 4 Münzen (terminus post quem 367 – 375); 1 Fragment Schlangengefäss, 1 WS AR 60; 187 Tierknochen in Pos. 34 (Phase 1.1). geoarchäologische Untersuchungen Nordteil (Bereich m 8 – 12) Abstich 1 (5 cm) Abstich 2 MPos. 34.IV (5 cm) nicht / unvollständig Fd. Nr. 56; Fd. Nr. 58; Fd. Nr. 60: ausgelesene Brand- 2 Münzen (terminus post quem reste 364 – 375),169 Tierknochen Fd. Nr. 47; Fd. Nr. 48; Fd. Nr. 150: 28 Münzen (terminus post quem 355 – 358); Ohrring; 9 Kristalle; 10 Fragmente Schlangengefäss; Spielstein; 1566 Tierknochen Abstich 3 MPos. 34.I – III (20 cm) ausgelesene / Fd. Nr. 64: 2 Münzen (terminus gesiebte Brandreste post quem 351 – 354); 1 RS kon. Glasbecher; 1 Fragment Schlangengefäss; 525 Tierknochen keine Funde 73 Fundvorlage 4. Jahrhunderts weisen Abb. 66. Die während einer ersten Nutzung (Phase 1.0) entstandenen Schichten und Abfälle sind somit nicht überliefert; sie wurden wohl vollständig ausgeräumt. 1 und 2) Abb. 66. Ausser den auf Abb. 67 wiedergegebenen Funden umfasst das Ensemble aus dieser Schicht insgesamt 36 Münzen (vgl. Kap. 3.3.2; Abb. 77; Abb. 78) sowie Fragmente von weiteren beigetonigen Glanztonbechern (ohne Abb.), ein Fragment des grobkeramischen Topfes Abb. 97.2, Fragmente des Glasbechers Abb. 100.10, ein Fragment der Firmalampe Abb. 71.5 und neun Bergkristallfragmente. Die geringen Fundzahlen lassen ferner in Verbindung mit den registrierten Passscherben zu den Planien der Phase 1.2 und Phase 1.3 sowie den geoarchäologischen Untersuchungen (vgl. Kap. 2.3.4) schliessen, dass das Höhleninnere, insbesondere der Nordteil (Hauptraum), während Phase 1.1 ausgesprochen sauber gehalten wurde. Die Mehrheit des Fundmaterials, unter anderem auch recht viele Tierknochen, wurde im Südteil der Höhle geborgen (Abstiche Wie auch die Verbissspuren an den Tierknochen (vgl. Kap. 3.7) vermuten lassen, wurde der Grossteil des während Phase 1.1 angefallenen Abfalls regelmässig ausserhalb der Höhle entsorgt und nur ein geringer Teil blieb liegen oder wurde im Südteil 1 2 9 3 4 10 5 11 6 12 7 13 8 14 Abb. 67: Zillis, Höhle. Fundensemble aus Schicht Pos. 34 (Phase 1.1). Mst. 1:3. 1 – 2 2 RS von Kelchaufsätzen des Schlangengefässes. Grünglasierte Keramik. Fd. Nr. 47. 3 – 4 Applikenfragmente (Schlangenkörper) des Schlangengefässes. Grünglasierte Keramik. Fd. Nr. 47. 5 1 RS, 3 WS Drag. 54. Terra Sigillata. Ostgallisches Fabrikat. Fd. Nr. 47. 6 1 RS Becher Glanztonkeramik. Beigetonig mit bräunlichem Überzug aussen. Fd. Nr. 47. 7 1 RS Becher mit grauem Tonkern. Beigetonige Gebrauchskeramik. Fd. Nr. 47. 8 1 Kragenfragment einer rot überfärbten Reibschale. Keramik. Fd. Nr. 48. 9 Spielstein. Stein. Fd. Nr. 47. 10 Ohrring. Silber. Fd. Nr. 47 (vgl. Kap. 3.4; Abb. 85.1). 11 Fragment einer Trillerpfeife. Knochen. Fd. Nr. 43 (vgl. Kap. 3.5; Abb. 87.1). 12 – 13 Nägel. Eisen. Fd. Nr. 47 und Fd. Nr. 48. 14 Tüllenförmiges Objekt. Eisen. Fd. Nr. 47. 15 Blechfragment. Eisen. Fd. Nr. 47. 74 15 Fundvorlage (Vorraum) deponiert. Im ausgehenden 4. Jahrhundert, im Zuge jüngerer Bauaktivitäten in und vor der Höhle, scheint er jedoch wieder einplaniert worden zu sein (Phase 1.2 und Phase 1.3: vgl. Kap. 2.3.2). Innenraum Bauteile (27) Münzen (423) Votivbleche (3) Schmuck/ Kleidung (2) Die Stratigraphie im Innenraum widerspiegelt mit Phase 1.0 bis Phase 1.3 somit nicht eine fortlaufende Abfolge verschiedener Nutzungen der Höhle, sondern lediglich zwei Nutzungsphasen (Phase 1.0 und Phase 1.1) und nachfolgende Bautätigkeiten bzw. Umlagerungen von älterem Schichtmaterial (Phase 1.2 und Phase 1.3) ab (vgl. Abb. 120). Das gesamte Fundmaterial aus den Schichten der Phase 1.0 bis Phase 1.3 ist folglich den ersten beiden Nutzungsphasen zuzuweisen. Die postulierte jüngste Nutzungsphase der Höhle als paganes Kultlokal (Phase 1.4) ist zwar über den Befund erschliessbar, lässt sich aber im Fundmaterial nicht fassen. Aus Schicht Pos. 7 sowie einer «gestörten» Zone unmittelbar nördlich von Grab 1 (vgl. Phase 2)73 stammt zwar ein recht umfangreiches Fundensemble, nämlich 129 Münzen sowie 32 Keramikfragmente darunter vier Scherben des Schlangengefässes, 28 Glasfragmente, drei Lampenfragmente, 39 Bergkristalle und eine der beiden Trillerpfeifen.74 Passscherben zu Funden aus den darunterliegenden Schichten und den Planien auf dem Vorplatzbereich lassen aber vermuten, dass es sich hier wahrscheinlich um umgelagerte Funde respektive um Funde aus umgelagertem Schichtmaterial handelt, unter anderem dem Aushub für die in den anstehenden Boden eingreifenden Gruben der Gräber 1 und 2 (Phase 2). Die Funde aus der «gestörten» Zone südlich von Grab 1 stammen vermutlich somit ursprünglich aus den Schichten Pos. 34 (Phase 1.1) und Pos. 7 (Phase 1.4) im Südteil der Höhle. Trillerpfeifen(2) Lampen (32) Bergkristalle (68) Schlangengefäss (19) übriges Geschirr (117) Speisereste (6032) Aussenraum Bauteile (148) Münzen (213) Schmuck/ Kleidung (4) Lampen (8) Bergkristalle (85) Schlangengefäss (478) übriges Geschirr (478) Speisereste (7546) 0 20 Phase 1 40 60 80 100 % jünger Abb. 68: Zillis, Höhle. Häufigkeit des stratifizierten kaiserzeitlichen Fundmaterials in Phase 1 und den jüngeren Schichten (in Klammern: Anzahl). 3.1.3 Vertikale und horizontale Fundverteilung Wie auch aus obigen Bemerkungen hervorgeht, stammen die kaiserzeitlichen Funde zu einem überwiegenden Teil aus den Schichten der Phase 1, insbesondere den Planien der Phase 1.2 und Phase 1.3; die übrigen stammen zumeist aus Straten der Phase 2 bis Phase 5 und aus den Grabverfüllungen im Aussenbereich Abb. 68.75 In ihrer Gesamtheit verteilen sie sich zu etwa gleichen Teilen über die untersuchten Flächen des 75 Fundvorlage Alle Phasen Innen- und Aussenraumes Abb 68; Abb. 69. Auch wenn mit Ausnahme der Funde aus Schicht Pos. 34 alle Objekte sekundär umgelagert sind, so zeichnen sich doch für einzelne Fundgattungen Unterschiede ab, die auf einen unterschiedlichen Umgang mit dem «Abfall» weisen könnten. So fanden sich beispielsweise die Münzen und Lampen mehrheitlich und zusammen mit den Votivblechen in den Planien der Phase 1.2 und Phase 1.3 im Innenraum, während die Gefässe aus Keramik, das Schlangengefäss inklusive, und aus Lavez sowie ein Grossteil der Tierknochen hauptsächlich aus den Planien auf dem Vorplatzbereich stammen. Wurden möglicherweise also (Votiv-)Gaben, d. h. die Zeugnisse individueller Gesten, und die Reste von Ritualen und Banketten, – die Überreste gemeinschaftlicher Aktivitäten – an unterschiedlichen Orten entsorgt bzw. zwischendeponiert? Phase 1.0 und Phase 1.1 3.1.4 Fundvorlage 0 200 400 600 800 1000 – 200 – 400 – 600 – 800 – 1000 – 1200 N Phase 1.2 und Phase 1.3 0 5m Abb. 69: Zillis, Höhle. Verteilung des kaiserzeitlichen Gesamtfundbestandes (Anzahl / m2). Mst. 1:250. 76 Der kaiserzeitliche Fundbestand soll hier nicht nach Materialgattungen, sondern nach funktionalen Kriterien vorgelegt werden Abb. 70. So werden zunächst die Elemente der Innenausstattung und Beleuchtung (vgl. Kap. 3.2) der Höhle besprochen, wozu im weitesten Sinne letztlich auch die als Votive und Gaben (vgl. Kap. 3.3) interpretierten Objekte zu zählen sind: Sie wurden als (Votiv-)Gaben zur Höhle gebracht und dort – wohl meist in individuellen Gesten – niedergelegt, um in der Folge gleichsam Bestandteil der Ausstattung der Höhle zu bilden. Dies gilt sicherlich für die Münzen, Bergkristalle und Votivbleche. Ob es sich beim Schmuck, den Kleidungsbestandteilen und den weiteren metallenen Kleinfunden (vgl. Kap. 3.4) in jedem Fall tatsächlich um (Votiv-)Gaben handelt und nicht im einen oder anderen Fall um Verlustfunde, lässt sich kaum beurteilen. Fundvorlage davon Phase 1.1 Gesamtfund(Pos. 34 Fragmente) bestand MIZ Ausstattung und Beleuchtung Lampen Firmalampen 1 (Abb. 71.5) Bildlampen Bauteile Bleche, Nägel (Eisen) Bergkristalle Votive; Gaben Münzen Fragmente / Gewicht 3 39 2 6 4 175 9 156 / 5,2 kg 36 647 Votivbleche 3 Schmuck/Kleidung Kultgerät 1 Ascheschaufel (?) Eisen Trillerpfeifen Knochen (Geflügel und Schaf / Ziege) Kultgefäss Trinkgefäss Schlangengefäss bleiglasiert Geschirrensemble Trinkgeschirr Becher 1 1 1 96 Terra Sigillata (mittel- / ostgallisch) 4 17 157 Glanztonkeramik 4 5 29 Dünnwandkeramik Glas Zubereitungsund Kochgeschirr 1 23 2 1 4 1 (Abb. 100.4) 25 97 Teller / Platten Terra Sigillata 3 8 Schalen Terra Sigillata 4 11 Schüsseln Terra Sigillata Töpfe Grobkeramik Töpfe gehauen Schüsseln gedreht Reibschalen 2 1 (Abb. 97.2) 2 120 Lavez 7 51 Lavez 6 20 Lavez, gerillter Rand 1 6 Terra Sigillata rätische Reibschale Schlacht- und Speiseabfälle Tierknochen Den Funden, die mit individuellen Handlungen zu verbinden sind, folgt die Vorlage und Diskussion jener Funde, die in den gemeinschaftlichen (Kult-)Aktivitäten Verwendung fanden: So mögliches Kultgerät (vgl. Kap. 3.5) sowie das Keramik-, Glasund Lavezgeschirr (vgl. Kap. 3.6), das, wie möglicherweise das Schlangengefäss, bei 2 12 Gebrauchskeramik Auftragsgeschirr 6 2 1 2 2 Schaf / Ziege 471 2826 4581,7 g Huhn / Hahn 344 1723 974,75 g Schwein 257 1300 2175,85 g Rind 6 187 862,3 g übrige Haustiere 1 5 104,1 g Jagdtiere 1 5 10 g rituellen Praktiken eingesetzt wurde und / oder der Zubereitung und dem Auftragen der Speisen sowie dem Ausschank und Konsum von Getränken bei den Kultbanketten diente. Mit letzteren zu verbinden sind auch die überlieferten Reste der gemeinschaftlichen Mahlzeiten, die Tierknochen (vgl. Kap. 3.7). Abb. 70: Zillis, Höhle. Übersicht über den nach Funktionsgruppen gegliederten kaiserzeitlichen Gesamtfundbestand (bei den Tierknochen sind nur die stratifzierten und bestimmbaren Fragmente aufgeführt (vgl. Anhang Abb. 131). 77 Fundvorlage 3.2 Elemente der Innenausstattung und Beleuchtung 3.2.1 Elemente aus Eisen Ein Grossteil der eisernen Beschlagfragmente, Zwingen und Scheibenkopfnägel gehörte zweifellos zu verschiedenen Baubestandteilen oder war am Holzmobiliar angebracht76 bzw. war Teil des Mobiliars selbst, wie beispielsweise der Wandhaken77 oder das Kettenglied78. An stratifizierten Objekten liegen insgesamt 15 Beschlagteile und ca. 160 Eisennägel und Nagelfragmente vor, die zum überwiegenden Teil (gegen 80 %) aus der Planie der Phase 1.2 im Aussenraum geborgen wurden. Auf eine eingehendere Besprechung wird an dieser Stelle verzichtet. 3.2.2 Lampen Zur Gruppe der Ausstattungselemente gehören die Lichtträger: Während sich eiserne Kienspan- oder Fackelhalter im Fundbestand nicht identifizieren liessen, sind insgesamt 45 Fragmente von mindestens fünf Öllampen überliefert Abb. 71.79 Sie fanden sich mehrheitlich im Nordteil der Höhle (Grube Pos. 39, Planien Phase 1.2 bis Phase 1.3). Acht Fragmente sowie die vollständig erhaltene Lampe Abb. 71.1, die im – ebenfalls beinahe vollständig erhaltenen – Lavezgefäss Abb. 99 lag, stammen aus der Planie auf dem Vorplatzbereich (Phase 1.2). Die beiden grifflosen Bildlampen mit Leiterbanddekor und Voluten Abb. 71.1 – 2, die sich bezüglich Qualität und Erhaltung erheblich voneinander unterscheiden, lassen sich typologisch nicht einordnen. Aufgrund des stark glimmerhaltigen Tones handelt es sich bei beiden Exemplaren wahrscheinlich aber um Importe aus dem östlichen Mittelmeerraum – möglicherweise aus dem westlichen Kleinasien (Region Ephesos)80, woher 78 Rundlampen mit kurzer Schnauze und vergleichbarem Dekor auf Schulter und Spiegel aus mittel- und spätkaiserzeitlichen Kontexten bekannt sind.81 Zweifellos mittelkaiserzeitlich zu datieren sind die drei Firmalampen Abb. 71.3 – 5 unterschiedlichen Fabrikats mit offenem, geradem Kanal des Typs Loeschke X. Für die Lampe Abb. 71.3 ist aufgrund des Firmastempels PVLLI, dessen Verbreitung sich auf den Raum zwischen Oberitalien und Dakien konzentriert, eine Provenienz aus Oberitalien zu postulieren.82 3.3 Votive und Gaben Zu den individuellen Gesten – votum, donum dedit oder auch stipem iacere – bezeugenden, als Votive respektive Gaben zu interpretierenden Funden gehören neben den gefiederten Blechen zweifellos die Münzen und wohl die Bergkristalle, vielleicht auch einige der wenigen Schmuck- und Kleidungsbestandteile. Bevor sie im Zuge der regelmässigen Reinigungen des Innenraums ausgeräumt wurden, blieben diese (Votiv-)Gaben sicherlich am Ort ihrer (ursprünglichen) Deponierung liegen – sei es auf dem Boden oder Felsabsatz, sei in einer Felsnische oder in / auf anderem, nicht erhaltenen Mobiliar, wie dies beispielsweise im Mithräum in Stockstadt (D) der Fall war, wo in der Nische eines Lichtaltars ein Bergkristall und eine Lampe deponiert waren.83 Die (Votiv-)Gaben wurden dadurch – gleichsam in «sekundärer» Verwendung und wohl zugleich ihren Lichteffekt nutzend – Teil der Raumausstattung. Dass man gerade auch Kristallfragmente auch als primäre Ausstattungselemente verwendete, lässt sich am Beispiel des Mithräums in Martigny VS aufzeigen: An einigen der dort geborgenen Bergkristallfragmente Fundvorlage 1 3 2 4 5 Abb. 71: Zillis, Höhle. Öllampen. Mst. 1:3. 1 Vollständig erhaltene, runde, grifflose Bildlampe mit sehr flauen Konturen, Voluten und offenem Kanal. Orangefarbener, glimmerhaltiger Ton mit stark abgeriebenem rotorangem Überzug. Spiegel mit Hase (?); zwei Fülllöcher; im Leiterbanddekor auf der Schulter befinden sich kleine Tonkügelchen. Kleiner Standring. Fd. Nr. 137 (Phase 1.2 aussen, Planie). 2 Spiegel- und Schulterfragmente einer Bildlampe desselben Typs wie Abb. 71.1. Harter, orangefarbener, glimmerhaltiger Ton mit gut erhaltenem, rotorangem Überzug. Spiegel mit Kopf eines Steinbockes; zwei Füllöcher. Fd. Nr. 262 (Streufund Innenraum) und Fd. Nr. 190 (Grube Pos. 39: Phase 1.2 innen). 3 Fast vollständig erhaltene Firmalampe (Spiegel ausgebrochen). Hart gebrannter, ziegelroter Ton. Auf der Schulter Reste einer (nun weggebrochenen) Knubbe. Firmastempel PVLLI auf der Bodenunterseite. Fd. Nr. 45 (Phase 1.3 innen, Mehrheit der Fragmente), Fd. Nr. 15 (Phase 2, Störung), Fd. Nr. 49 (Phase 1.3 innen), Fd. Nr. 50 (Phase 1.2 innen, Grube), Fd. Nr. 117 (Phase 1.2 aussen, Planie), Fd. Nr. 269 (Streufund). 4 Körper einer Firmalampe aus hart gebranntem, ziegelrotem Ton (selbes Fabrikat wie Abb. 71.3). Auf der Schulter Reste zweier Knubben. Fd. Nr. 73 (Phase 1.2 innen, Grube) und Fd. Nr. 15 (Phase 2, Störung). 5 Ca. Hälfte (Schnauze und Hälfte des Körpers) einer Firmalampe, Tonkern grau, Oberflächen beidseitig orange. Fd. Nr. 150 (Phase 1.1, innen); Fd. Nr. 95 und Fd. Nr. 128 (Phase 1.2 aussen, Planie). 79 Fundvorlage 1 2 3 Abb. 72: Zillis, Höhle. Votivbleche. Mst. 1:1. 1 Votivblech, Silber, gefiedert. Vollständig erhalten? Auf der einen Seite in eine Spitze auslaufend, auf der anderen Einkerbung. Länge 3,5 cm; Breite 1,4 cm. Fd. Nr. 70 (Phase 1.3, innen, über Grube Pos. 39). 2 Votivblech, Silber, gefiedert. Fragment. Länge 2,1 cm; Breite 1,27 cm. Fd. Nr. 71 (Phase 1.2, innen, Bereich über Grube Pos. 39). 3 Votivblech, Bronze, gefiedert. Fragment. Länge 1,05 cm, Breite max. 0,8 cm. Fd. Nr. 71 (Phase 1.2, innen, Bereich über Grube Pos. 39). hafteten kaum sichtbare Mörtelspuren, die darauf schliessen liessen, dass sie einst im Wand- und Deckenverputz angebracht worden waren.84 3.3.1 Votivbleche Anna Flückiger Die zwei silbernen und das bronzene Votivblech sind alle dem Typ der gefiederten Votivbleche ohne abgesetzte Kopfplatte – dem Typ 1 A nach Nicole Birkle85 – zuzuweisen und gehören mit ihren Massen von maximal 3,5 cm Länge zu den kleinsten Exemplaren dieser Fundgattung überhaupt Abb. 72.1. Sie kamen alle in den Planien der Phase 1.2 und Phase 1.3 unmittelbar über Grube Pos. 39 im Nordteil der Höhle zu Tage. Die Tatsache, dass es sich bei den drei Votivblechen um eine vergleichsweise seltene Fundgattung in der Zilliser Höhle handelt, lässt die Frage nach dem Zeitpunkt ihrer Deponierung und nach ihrer Funktion aufleuchten. Gefiederte Votivbleche wie die hier vertretenen kommen im 1. Jahrhun80 dert. auf und stammen hauptsächlich aus dem 2. und 3. Jahrhundert. Dazu ist allerdings zu beachten, dass keines der Votivbleche sicher vollständig ist und deshalb auch eine andere Typvariante oder letztendlich gar ein anderer Typ in Frage käme. Für manche Fundkontexte ist unklar, ob Bleche auch noch im 4. Jahrhundert deponiert wurden, worunter nach Nicole Birkle auch die Funde aus Zillis zählen. Es gibt jedoch auch einige gesicherte Befunde des 4. Jahrhunderts.86 Dies bedeutet jedoch nicht zwingend, dass die drei Votivbleche in Zillis erst so spät in die Höhle gelangt sein müssen. Dennoch wäre aufgrund ihres Fundkontexts eine primäre Deponierung auch in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts oder später denkbar. Mit grosser Vorsicht liesse sich der Frage nachgehen, ob wegen der kleinen Zahl, der Fragmentierung und der möglicherweise späten Gabe der Votivbleche – beides aber keine zwingenden Umstände der Erstdeponierung! – allenfalls auch eine von der vor allem mittelkaiserzeitlichen Votivpraxis abweichende spätantike Deponierung der Bleche in Frage käme. Konkret wird spekuliert, ob die Stücke, falls überhaupt späte Deponierungen, tatsächlich primär um ihrer gefiederten Form willen oder nicht allenfalls eher wegen ihres Materialwerts als Votive in die Höhle gegeben wurden. Auch hinsichtlich der unklaren Interpretation der weiteren Metallkleinfunde sei dieser Gedanke zunächst als Spekulation in den Raum gestellt: In Ste-Croix, Gorges de Covatanne VD, treten im Gegensatz zu Zillis Bronzebleche zuhauf auf und werden dort nicht als ein Ersatz von Votivblechen, sondern als ein mögliches paramonetäres Medium angesehen.87 Andernorts wurde darauf hingewiesen, dass mit der Zeit im römischen Kultgeschehen – gerade im Hinblick auf die Reduktion des Münzumlaufs – Tesserae aus verschiedenen Materialien und Fundvorlage allenfalls sogar weitere Objektgattungen als Ersatz von Münzgaben geläufig waren.88 Es sei deshalb in diesem Zusammenhang auf einige Objekte aus Buntmetall hingewiesen, die entweder bereits publiziert sind oder unten (vgl. Kap. 3.4) ausführlicher besprochen werden.89 Eine primäre Deponierung der drei Bleche Abb. 72 zwischen dem 3. und 4. Jahrhundert in der Art der Gabe von Votivblechen ist aber auch aufgrund des Kontexts und der datierenden Beifunde in der Planie weitaus wahrscheinlicher. 3.3.2 Münzen Markus Peter In und vor der Höhle von Zillis wurden während der Grabungskampagnen von 1991 – 1995 nicht weniger als 647 Münzen gefunden; mit Ausnahme von zwei Mailänder Silbermünzen des 13. Jahrhunderts handelt es sich ausschliesslich um römische Prägungen Abb. 73; Abb. 74. Der detaillierte Katalog ist im Internet abrufbar.90 Der chronologische Überblick Abb. 75 zeigt auf den ersten Blick, dass es sich bei den meisten Münzen um spätrömisches Kleingeld des 4. Jahrhunderts handelt. Die grosse Zahl, die chronologische Verteilung, der archäologische Befund und der Charakter der übrigen Funde lassen keinen Zweifel an der Deutung der Münzen: Offensichtlich handelt es sich – zumindest zum grössten Teil – um absichtlich deponierte Münzen, die in ihrer Masse rituelle Handlungen im 4. und im früheren 5. Jahrhundert bezeugen. 3.3.2.1 Interpretation der Münzreihe Der Vergleich mit den Siedlungsfunden aus der rund 30 km rheinabwärts gelegenen und kontinuierlich besiedelten Kleinstadt in Chur zeigt deutlich, dass die Münzen aus Silber(-legierung) Buntmetall Claudius (für Germanicus) 1 Hadrianus Sesterz 1 Marcus Aurelius Sesterz 1 Commodus Sesterz Septimius Severus für Caracalla Denar 3 1 Severus Alexander für Julia Mamaea Sesterz 1 Traianus Decius Sesterz 1 Valerianus I. Gallienus (260 – 268) 1 23 Claudius II. 17 Für Divus Claudius II. 12 Quintillus 3 Aurelianus 9 Victorinus 1 Tetricus I. 6 Tacitus 1 Probus 2 285 – 295 1 295 – 305 3 305 – 317 9 317 – 330 18 330–337 54 337 – 341 57 330 – 341 14 341 – 348 59 348 – 350 7 350 – 353 22 353 – 364 138 364 – 378 120 378 – 383 22 378 – 388 6 383 – 403 19 4. Jahrhundert unbestimmt 11 Mailand, denaro terzolo scodellato, 13. Jahrhundert der Höhle von Zillis nicht während Jahrhunderten deponiert wurden, sondern einen klaren zeitlichen Schwerpunkt im 4. und wohl auch 5. Jahrhundert aufweisen, während sich die akkumulierten Verluste (und Deponierungen) von Münzen in Chur auf weitaus gleichmässigere Weise von der frühen Kaiserzeit bis in die spätrömische Epoche verteilen Abb. 75. 2 Abb. 73: Zillis, Höhle. Fundmünzen aus dem Innenund Aussenraum. Übersicht. 81 Fundvorlage 1 7 2 3 8 4 9 5 10 6 11 12 Abb. 74: Zillis, Höhle. Auswahl an Münzen. Mst. 1:1. 1 Septimius Severus für Caracalla Caesar. Denar, Rom 196 – 198. Fd. Nr. 214d. 2 Gallienus. Antoninian, Rom 267 – 268. Fd. Nr. 221d. 3 Constans. AE4, Aquileia 340 – 341. Fd. Nr. 211a. 4 Constantius II. AE2, Siscia 350. Fd. Nr. 125d-1. 5 Constantius II. AE3, Rom 355 – 358. Fd. Nr. 157a. 6 Iulianus II. AE2 (Imitation) (Lugdunum 363 – 363). Fd. Nr. 113d-3. 7 Valentinianus I. AE3, Siscia 367 – 375. Fd. Nr. 15h – 20. 8 Valens. AE3, Rom 364 – 375. Fd. Nr. 181f-1. 9 Gratianus. AE2 (Imitation) (Lugdunum 378 – 383). Fd. Nr. 154c-1). 10 Arcadius. AE4, 388 – 403. Fd. Nr. 73c-29. 11 – 12 Mailand. Denaro terzolo scodellato, ca. 1200 – 1250. Fd. Nr. 23; Fd. Nr. 173a-1. Dass es sich bei den Münzen von Zillis um einen sekundär in und vor der Höhle verstreuten spätrömischen Hort handeln könnte, ist ausgeschlossen. Dagegen spricht abgesehen von der räumlichen Verteilung schon nur die chronologische Zusammensetzung, die eine gleichzeitige Entnahme der Münzen aus der Zirkulation und Deponierung der Prägungen ausschliesst; spätrömische Ensembles von Kleingeld sind in aller Regel sowohl in chronologischer Hinsicht als auch 82 in Bezug auf die vertretenen Nominale sehr homogen, da die Laufzeiten der Prägungen im Durchschnitt kurz waren und sich der Umlauf rasch erneuerte.91 Hingegen ist die Parallelität zu den Münzfunden aus den Mithräen von Martigny VS und Orbe-Boscéaz VD bemerkenswert Abb. 76: Wie in Zillis dominieren dort nicht nur die Prägungen des 4. Jahrhunderts sehr deutlich, sondern auch die feinchronologische Fundvorlage % 25 Abb. 75: Vergleich der chronologischen Verteilung der 20 römischen Fundmünzen von 15 beck 1973, Koenig 1977 und Zillis und Chur (nach OverRuoff 1991, ohne Ensembles 10 und Schatzfunde). 5 0 2 0 1 4 3 6 5 8 7 10 12 11 9 14 13 16 15 17 Chur (n = 374) Keltisch Republik Augustus Tiberius Caligula Claudius Nero, 68 – 69 1 2 3 4 5 6 7 19 24 22 20 21 26 25 23 28 27 30 29 32 31 34 33 36 35 38 37 40 39 Zillis (n= 634) Vespasian Titus Domitian Nerva Traian Hadrian Antoninus Pius 8 9 10 11 12 13 14 18 15 16 17 18 19 20 21 Marc Aurel Commodus 193 – 211 211 – 218 218 – 222 222 – 235 235 – 238 238 – 244 244 – 253 253 – 260 260 – 268 268 – 275 275 – 285 285 – 295 22 23 24 25 26 27 28 295 – 305 305 – 317 317 – 330 330 – 337 337 – 341 341 – 348 348 – 350 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 350 – 353 353 – 364 364 – 378 378 – 383 383 – 403 % 25 Abb. 76: Vergleich der chronologischen Verteilung der römi- 20 schen Fundmünzen von Zillis, Martigny VS (Cole / Wiblé 15 1999, ohne Ensembles) und Orbe-Boscéaz VD (Mühle- 10 mann in: Paunier / Luginbühl 2016, 1, 293 – 301). 5 0 0 2 1 4 3 6 5 8 7 10 9 12 11 14 13 16 15 Orbe (n= 261) 1 2 3 4 5 6 7 Keltisch Republik Augustus Tiberius Caligula Claudius Nero, 68 – 69 8 9 10 11 12 13 14 Vespasian Titus Domitian Nerva Traian Hadrian Antoninus Pius 18 17 19 24 22 20 21 23 26 25 28 27 30 29 Martigny (n= 1964) 15 16 17 18 19 20 21 Marc Aurel Commodus 193 – 211 211 – 218 218 – 222 222 – 235 235 – 238 22 23 24 25 26 27 28 238 – 244 244 – 253 253 – 260 260 – 268 268 – 275 275 – 285 285 – 295 32 31 34 33 36 35 38 37 40 39 Zillis (n= 634) 29 30 31 32 33 34 35 295 – 305 305 – 317 317 – 330 330 – 337 337 – 341 341 – 348 348 – 350 36 37 38 39 40 350 – 353 353 – 364 364 – 378 378 – 383 383 – 403 83 Fundvorlage Abb. 77: Zillis, Höhle. Fund- Fd. Nr. Münzherr Prägestätte Nominal Datierung münzen aus Schicht Pos. 34 47 Claudius II. Roma Antoninian 268 – 269 (Phase 1.1). 48 Claudius II. Roma Antoninian 270 47 Quintillus Mediolanum Antoninian 270 47 für Divus Claudius II. Roma? Antoninian 270 – ? 48 Tetricus I. (Treveri oder Colonia) Antoninian 47 Tetricus I. Colonia Antoninian 273 – 274 47 Aurelianus Siscia Antoninian 274 64 Aurelianus Roma Denar 274 47 Constantinus I. Londinium AE2 310 – 312 48 Constantinus I. für Crispus Caesar Arelate AE3 317 48 constantinisch? ? AE3 317 – 350? 48 Constantinus I. für Constantius II. Caesar Arelate AE3 327 48 ? ? AE4 330 – ? 48 Constantinus I. für Constantius II. Caesar Constantinopolis AE3 330 – 333 48 constantinisch ? AE4 335 – 341 47 Constantinus I. für Constantius II. Caesar Arelate AE3 336 48 constantinisch für Urbs Roma ? AE4 337 – 340 48 Constantinus II. Roma AE4 337 – 340 48 Constantius II. Siscia AE3 340 – 341 43 Constantius II. Lugdunum AE4 341 – 348 47 Constans Aquileia AE3 341 – 348 48 Constans ? AE4 341 – 348 48 Constans oder Constantius II. ? AE4 341 – 348 48 Constans Treveri AE3 348 – 350 47 Constantius II. für Constantius Gallus Caesar Siscia AE3 351 – 354 48 Constantius II. für Constantius Gallus Caesar ? AE3 351 – 354 64 Constantius II. für Constantius Gallus Caesar Aquileia oder Siscia AE3 351 – 354 Arelate AE3 353 – 355 149 Constantius II. 48 Constantius II. ? AE3 353 – 358 47 Constantius II. Roma AE3 355 – 358 48 Constantius II. für Iulianus II. Caesar Roma AE3 355 – 358 48 Constantius II. Roma AE3 355 – 358 58 Iulianus II. Arelate AE3 361 – 363 149 Valentinianus I. Aquileia AE3 364 – 367 60 Valentinianus I. Arelate AE3 364– 375 43 Valens Arelate AE3 367 – 375 Verteilung ist im Wesentlichen vergleichbar: Gut vertreten sind jeweils die Prägungen des dritten Viertels des 3. Jahrhunderts sowie die constantinischen Münzen (Perioden 32 – 34); dominant sind jedoch die Exempla84 271 – 274? re aus der spätconstantinischen und valentinianischen Periode (37 – 38), während auch die theodosianischen Münzen der Jahre nach 378 im Vergleich zu Siedlungsfunden überproportional vertreten sind. Die grosse Fundvorlage Zahl spätrömischer Münzen ist ein geradezu typisches Merkmal von Mithräen in den nordwestlichen Provinzen.92 Dennoch kann trotz der engen Parallelität zu den Funden von Orbe-Boscéaz VD und Martigny VS allein aufgrund der Münzen nicht auf die Kultgemeinschaft geschlossen werden, so lange keine weiteren charakteristischen Funde und Befunde vorliegen. Das Spektrum der Münzen selbst lässt keine entsprechende Deutung zu: Eine an sich denkbare bewusste Auswahl nach spezifischen Motiven mit besonderen sakralen Konnotationen lässt sich nicht nachweisen.93 Zu grosser Vorsicht in dieser Hinsicht mahnen zahlreiche weitere Fundstellen, deren Münzvotive Parallelen aufweisen. So ist die Häufigkeit spätrömischer Prägungen geradezu kennzeichnend für viele alpine sakrale Bezirke94 – ob Mithräen wie Martigny VS95, ob Kulthöhlen ohne nachgewiesenen mithräischen Bezug wie GradiščeSt. Egyden (A)96, Godič und Moste in Slowenien97, oder ob sakrale Orte auf Passübergängen (Julier98, Theodul VS99, Grosser St. Bernhard VS100). Generell sind grosse Mengen von spätrömischen Münzen an numinosen Orten aus serhalb grösserer Siedlungen ein sehr verbreitetes Phänomen101, das sich weiträumig in Höhenheiligtümern102, Quell-103 und Flussfunden104 beobachten lässt. Dieser Umstand, der nicht selten wie in Zillis den chronologischen Tendenzen des keramischen Fundmaterials zu widersprechen scheint105, muss nicht zwingend allein eine Intensivierung der Deponierungspraxis widerspiegeln, sondern dürfte auch mit der sinkenden Kaufkraft der einzelnen Stücke zusammenhängen, die mit einer stark erhöhten Menge an zirkulierenden Münzen bis 268 268 – 275 275 – 285 285 – 305 305 – 317 317– 330 330 – 341 341– 348 348 – 353 353 – 364 364 – 378 378 – 383 383 – 403 0 2 4 6 8 10 und einer durchdringenderen Monetarisierung einherging. Abb. 78: Zillis, Höhle. Chrono- Im Fall von Zillis scheint allerdings die räumliche Verbreitung von Münzen, Lampen und Bergkristallen, die sich von den übrigen Fundgattungen unterscheidet, dennoch für eine Änderung der Deponierungspraxis im späten 3. bis 4. Jahrhundert zu sprechen (vgl. unten). (Phase 1.1). logische Verteilung der 36 Fundmünzen aus Pos. 34 3.3.2.2 Die räumliche Verteilung der Münzen – Vertikale Verteilung: Zunächst ist festzuhalten, dass nur gerade 36 Münzen in mehr oder weniger ungestörter Lage gefunden wurden (Pos. 34, Phase 1.1); die übrigen, über 600 Exemplare, waren, wie oben erläutert, teils mehrmals umgelagert worden. Dennoch erlauben auch deren Fundkartierungen bemerkenswerte Aussagen. Doch zunächst zu den 36 Prägungen aus Phase 1.1 Abb. 77; Abb. 78. Acht Exemplare wurden im späten 3. Jahrhundert geprägt, 28 stammen aus dem 4. Jahrhundert, 85 Fundvorlage darunter als jüngste drei valentinianische Münzen der Jahre 364 – 375 (jüngste: 367 – 375). Zwei Münzen wurden im UK-Bereich der Schicht geborgen: ein 274 geprägter Denar des Aurelianus und eine für Constantius Gallus in den Jahres 351 – 354 geprägte AE3. Damit ist erwiesen, dass Phase 1.1 und damit auch die eigentliche Schichtbildung nicht vor dem 4. Jahrhundert einsetzte. Die zahlreichen späteren Münzen, die verlagert in jüngeren Strukturen gefunden wurden, deuten allerdings eine intensive rituelle Weiternutzung während der folgenden Jahrzehnte an (vgl. unten). Erwähnenswert sind ausserdem 54 Münzen, die in Grube Pos. 39 (Phase 1.2) gefunden wurden; es handelt sich dabei nicht um ein homogenes Ensemble, sondern um Prägungen vom späten 3. bis zum Übergang zum 5. Jahrhundert, die ursprünglich über einen grösseren Zeitraum hinweg in die Höhle gelangt waren; jüngste Münze ist eine Kleinbronze des Arcadius, geprägt 388 – 403. Damit ergibt sich ein terminus post quem für das Einbringen der Schichten der Phase 1.2 und Phase 1.3 im Innenraum. – Horizontale Verteilung: Zwei der vier jüngsten Exemplare der Phase 1.1 fanden sich im Nordteil der Höhle, während die älteren Prägungen sich gleichmässiger verteilen; die ältesten Münzen fanden sich vor allem im Südteil der Höhle. Dies legt den Schluss nahe, dass die Münzen vor allem im nördlichen Teil Verwendung fanden; je älter die Prägungen, desto eher waren sie bereits sekundärer Umlagerung in Richtung Höhlenausgang unterworfen. Diese Tendenz lässt sich auch in der Verteilung der übrigen, über 600 Münzen, erkennen: Die Mehrzahl wurde in der Höhle selbst gefunden; doch fällt auf, dass der An- 86 teil älterer Prägungen ausserhalb der Höhle höher ist, während die jüngsten Prägungen in der Höhle weitaus häufiger sind Abb. 79. Obschon abgesehen von den 36 Münzen der Phase 1.1 sämtliche Münzen sekundär verlagert waren, dürften die Zonen mit deutlich erhöhter Funddichte in der Höhle tatsächlich ursprüngliche Konzentrationen anzeigen. Dies erinnert stark an die Befunde der gut dokumentierten Mithräen von Martigny VS und Orbe-Boscéaz VD106: In beiden Fällen ist der Anteil älterer Münzen ausserhalb des eigentlichen Kultgebäudes ebenfalls deutlich höher, während im Kultraum die jüngsten Münzen dominieren. Es scheint, als hätten sich in den spelaea bzw. in der Höhle hauptsächlich die in den jüngsten Benutzungsphasen deponierten Objekte erhalten, während sich in der unmittelbaren Umgebung eine diachron repräsentativere Fundverteilung abzeichnet. Dies könnte seinen Grund in periodischen Reinigungen und / oder Umbauten der Kulträume haben, in denen deponierte Objekte entfernt wurden, während in der Umgebung ein gleichmässigerer Fundniederschlag stattfand. So oder so lässt sich die hohe Funddichte im Innern der Kulträume am plausibelsten durch eine Votivpraxis erklären, die mit einer intensiven und bestimmt unübersehbaren Streuung von Kleingeld einherging.107 Insbesondere die zahlreichen Münzen im Nordteil der Höhle erinnern an die erhöhten Konzentrationen im Apsiden- bzw. Kultbildbereich der Mithräen von Orbe-Boscéaz VD und Martigny VS – jeweils ebenfalls in der Zone, die vom Eingang des Kultraumes am weitesten entfernt war. Die exakt dokumentierte Fundlage aller Münzen in den genannten Mithräen kann einige weitere Hinweise auf die Interpretation der Münzfunde in und bei der Höhle von Zillis geben. So zeigt die Parallelität Fundvorlage der Befunde und der Münzreihen, dass wir wohl keine zufälligen räumlichen und zeitlichen Verteilungen vor uns haben. Im Gegenteil müssen wir davon ausgehen, dass sich hinter diesen Mustern vergleichbare Deponierungsmechanismen verstecken, unabhängig von der exakten Identifizierung des jeweils involvierten Kultes. Vieles spricht dafür, dass die Münzen von den Gläubigen auf den Boden gelegt oder geworfen wurden, doch kann man sich ebenso gut vorstellen, dass Münzen auch in aufgehenden Strukturen deponiert waren (Nischen, Regale, selbst Deckenkonstruktionen kämen in Frage) und bei Aufgabe des Kultraumes hinunterfielen. Dies führt zu zwei weiteren Feststellungen: Erstens wurde das deponierte Kleingeld offensichtlich nicht oder nur sehr selektiv eingesammelt – angesichts der geringen (aber nicht völlig zu vernachlässigenden) vertretenen Werte ist dies nicht weiter erstaunlich. Zweitens wird die Masse der sichtbar herumliegenden oder angebrachten Münzen den visuellen Eindruck des an sich dunklen Kultlokals stark geprägt haben. Es stellt sich somit die Frage, ob mit der rituellen Deponierung der Münzen – wie im Übrigen mit jener der Bergkristalle – auch ganz bewusst besondere Lichteffekte erzeugt werden sollten. Relativer Anteil der Münzen aus dem Zeitraum von 41 – 330. (Perioden 06 – 31). 20 – 30 % 50 – 60 % Relativer Anteil der Münzen aus dem Zeitraum von 330 – 441. (Perioden 32 – 33). 10 – 20 % 20 – 30 % 50 – 60 % Relativer Anteil der Münzen aus dem Zeitraum von 341 – 378. (Perioden 34 – 38). 10 – 20 % 20 – 30 % 70 – 80 % Relativer Anteil der Münzen aus dem Zeitraum von 378 – 402. (Perioden 39 – 40). 90 – 10 % 90 – 100 % selte, horizontale Verteilung aller Fundmünzen. Zu den Perioden vgl. Legende zu Abb. 75. Mst. ca. 1:300. N Abb. 79: Zillis, Höhle. Chronologisch aufgeschlüs- 0 5m 87 Fundvorlage 3.3.2.3 Die geographische Herkunft der Münzen % 20 15 10 5 0 Treveri Arelate Lugdunum Roma Aquileia Sirmium Siscia Chur Einzelfunde(n= 17) Heraclea Nikomedia Thesalonici Constantina Antiochia Cyzicus Zillis (n= 88) Alexandria RMRVe (n= 327) Abb. 80: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 330 – 341 aus Zillis, Chur (Einzelfunde) und dem Veneto (RMRVe). Da die grosse Mehrheit der Fundmünzen im späten 3. und 4. Jahrhundert – einer Periode der dezentralen Münzproduktion – geprägt wurde, kann die Herkunft der Münzen detailliert erfasst werden. Die Anteile der Prägeorte entsprechen durchaus den Erwartungen: Die Lage der Höhle von Zillis an einer wichtigen Transitstrasse über die Alpen schlägt sich in der starken Vertretung italischer Münzen und dem vergleichsweise geringen, gegenüber Norditalien aber leicht erhöhten Anteil von Prägungen aus Gallien und dem Rheinland nieder. Die Diagramme Abb. 80 – Abb. 83 verdeutlichen dies für die Prägeperioden 330 – 341, 341 – 348, 364 – 378 und 378 – 403.108 Einer differenzierteren regionalen Analyse steht allerdings die vorerst noch zu geringe Zahl von publizierten Fundmünzen aus dem Kanton Graubünden entgegen. % 50 3.3.2.4 Zum Ende der Deponierung von Münzen in Zillis 40 Abgesehen von zwei Mailänder Denaren des 13. Jahrhunderts aus jüngeren Aufschüttungen sind zehn theodosianische Kleinbronzen der Jahre 388 – 403 die jüngsten vertretenen Prägungen. Da aber die Kleingeldprägung in den westlichen Provinzen nach diesem Prägezeitraum praktisch zum Erliegen gekommen war, sind diese Münzen zunächst nur im Sinne eines terminus post quem interpretierbar. Dass die Massnahmen gegen nicht-christliche Religionen durch Theodosius I. in den Jahren 391 – 392 nicht zur Einstellung paganer Kulte führten, wird damit jedenfalls einmal mehr deutlich.109 30 20 10 0 Treveri Arelate Lugdunum Roma Aquileia Zillis (n=26) Sirmium Siscia Heraclea Nikomedia Thesalonici Constantina Antiochia Cyzicus Alexandria RMRVe (n= 111) Abb. 81: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 341 – 348 aus Zillis und dem Veneto (RMRVe). Wenn man allerdings der Frage nachgeht, wie weit der terminus post quem zu fassen 88 Fundvorlage ist, ob also die spätesten Prägungen aus Zillis auch mit einem Abbrechen der Münzdeponierungen erst im späten 5. Jahrhundert zu vereinbaren sind, betritt man unsicheren Boden. Neuere Untersuchungen zeigen, dass sich trotz des überall dominierenden Phänomens der versiegenden Kleingeldversorgung der westlichen Provinzen nach 403 bei genauerer Betrachtung dank stratifizierter Sequenzen und Schatzfunden wohl unterschiedliche regionale Entwicklungen nachzeichnen lassen.110 Während man beispielsweise im südlichen Rhonetal (wie im östlichen Mittelmeergebiet) dem Kleingeldmangel im 5. Jahrhundert mit gegossenen Nachahmungen entgegenwirkte111, wurden in Nord- und Ostgallien vermehrt ältere Kleinbronzen aus Italien importiert. Dieser Influx lässt sich allein anhand der im Verlaufe des 5. Jahrhunderts zunehmenden Anteile von Münzen der Jahre 388 – 403 aus Aquileia und Rom nachvollziehen.112 In Italien selbst ging der Anteil neuer Münzen nach 403 ebenfalls drastisch zurück, doch versiegte er bis zum Ende des 5. Jahrhunderts nie vollständig113 und wurde durch lokal geprägte Nachahmungen schlechter Qualität ergänzt.114 In Zillis liegen mit nur einer Ausnahme115 ausschliesslich offizielle Prägungen dieser Periode vor. Hinzu kommt, dass lediglich eine der nach 388 geprägten Münzen nennenswerte Abnützungsspuren aufweist.116 Von besonderem Interesse sind in diesem Zusammenhang auch die nächstälteren Münzen, die valentinianischen Centenionales (AE3) der Jahre 364 – 378. Diese waren deutlich grösser und schwerer ausgegeben worden als die jüngeren theodosianischen Halbcentenionales (AE4), was dazu geführt hat, dass im Umlauf nach 383 vermehrt besonders leichte oder gar beschnittene Exemplare der älteren Münzen weiterlebten.117 Mit anderen Worten: Je höher % 50 40 30 20 10 0 Treveri Arelate Lugdunum Roma Aquileia Zillis (n= 72) Sirmium Siscia Heraclea Nikomedia Thesalonici Constantina Antiochia Cyzicus Alexandria RMRVe (n= 279) Abb. 82: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 364 – 378 aus Zillis und dem Veneto (RMRVe). % 60 50 40 30 20 10 0 Treveri Arelate Lugdunum Roma Aquileia Zillis (n= 19) Sirmium Siscia Heraclea Nikomedia Thesalonici Constantina Antiochia Cyzicus Alexandria RMRVe (n= 399) Abb. 83: Prozentuale Anteile der Prägestätten. Münzen der Jahre 378 – 403 aus Zillis und dem Veneto (RMRVe). 89 Fundvorlage Abb. 84: Zillis, Höhle. Auswahl von Bergkristallstufen-, spitzen und Bruchstücken. Mst. 1:2,5. 90 der Anteil an untypisch kleinen und / oder abgegriffenen valentinianischen Centenionales liegt, desto später datiert der entsprechende Komplex. Der durchschnittliche Maximaldurchmesser der valentinianischen Münzen beträgt in Zillis 17,96 mm und liegt somit im Bereich der ursprünglichen Grösse, aber über jenem der entsprechenden Fundmünzen aus dem kontinuierlich weiterbesiedelten Kaiseraugst.118 Die Zahl der valentinianischen Münzen im Verhältnis zu den theodosianischen Prägungen ist ebenfalls aufschlussreich: Während die Relation in Zillis 120:47 beträgt, die älteren Münzen also im Verhältnis 2,5:1 dominieren, liegt sie in einer Grubenverfüllung des späteren 5. Jahrhunderts in Sion, Sousle-Scex VS bei 2:15 (1:7,5)!119 Aufgrund dieser Indikatoren sprechen die Münzen von Zillis somit am ehesten für ein Ende der Deponierungen bereits in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. 3.3.3 Bergkristalle Die 156 Bergkristallfragmente fanden sich mehrheitlich in den Planien der Phase 1.2 im Innen- und Aussenraum (44 % im Innenrespektive 56 % im Ausssenraum). Neben einigen grösseren Exemplaren handelt es sich dabei mehrheitlich um – teils kleinste – Splitter (Durchschnittsgewicht 30 g) guter Qualität (= transparent), die absichtlich zerschlagen worden waren120 Abb. 84; Abb. 119. Mit Ausnahme von 20 Fragmenten, die nicht regionaler bzw. südalpiner Provenienz sind (darunter mindestens ein grosses Fragment), stammen die Kristalle aus lokalen Vorkommen in der Region Beverin. Mit welcher Absicht einige der Kristalle zersplittert wurden und ob dies allenfalls vor Ort geschah, bleibt offen. Einzeln oder in geringen Mengen finden sich Kristalle sowohl in sakralen wie auch profanen Kontexten121, in grösserer Zahl sind sie aus kultisch konnotierten Befunden bisher Fundvorlage nur aus den Mithräen in Martigny VS122 und Kempraten SG123 sowie offenbar aus dem kleinen Abri in Ste-Croix, Gorges de Covatanne VD124 und der Grotte «Tana del Louf» in Angera (I)125 bekannt. 3.4 Schmuck, Kleidungs- und Ausrüstungsbestandteile sowie weitere metallene Kleinfunde Anna Flückiger 1 2 3 4 5 6 Eine Auswahl an Metallobjekten126 wird hier gesondert besprochen. Die Kleinfunde aus Pos. 34 (Phase 1.1) und den Planien der Phase 1.2 folgen zuerst, im Anschluss einzelne Artefakte aus jüngeren Strukturen. Aus Phase 1.1 und Phase 1.2 ist wenig Schmuck überliefert, darunter ein Ohrring und zwei Fingerringe: Für den silbernen Ohrring mit profiliertem Ende Abb. 85.1 (Phase 1.1) findet sich ein Vergleich – ebenfalls aus Silber, aber mit vierfacher statt dreifacher Profilierung bzw. Riefelung und ohne die unten anhaftende Scheibe – in Berschis SG, Capölle (Grab 1917 / 2).127 Letzterer kam wohl erst im 6. oder 7. Jahrhundert in die Erde: Beifunde in diesem Grab sind ein eiserner Armring «mit verdickten Enden»128 sowie eine nicht abgebildete Perlenkette, deren Beschreibung129 eine Datierung in das 6. bis 7. Jahrhundert wahrscheinlich macht.130 Nicht primär wegen der Seltenheit solcher Ohrringe, sondern vor allem auch wegen der flachovalen Scheibe an der Unterseite von Ohrring Abb. 85.1 fragt sich aber, ob sich an dieser Stelle ursprünglich ein Körbchen oder eine andere Zier befunden hat. Die Typochronologie der Körbchenohrringe orientiert sich primär an der Beschaffenheit der Körbchen131, weshalb eine Einordnung von Ohrring Abb. 85.1 schwerfällt. Körbchenohrringe kommen ab der Spätantike (4. Jahrhundert), aber vor allem im frühen Mittelalter vor.132 Weil es Abb. 85: Zillis, Höhle. Metallene Kleinfunde. Mst. 1:1. 1 Ohrring, Silber. Rundstabig, mit profiliertem Endknopf. Unten am Ring aussen leicht erhabener, flachovaler Vorsprung (Auflagefläche für Zierelement? Eher keine Bruchstelle). Spitze leicht verbogen. Durchmesser max. 2,6 cm, Stärke max. 0,2 cm. Gewicht 1,3 g. Fd. Nr. 47 (Phase 1.1). 2 Ring, Kupferlegierung. Flach vierkantig, Schauseite mit Querstrichgruppen ungleichmässig gekerbt. An einer Stelle erhöht, dort beidseits mit vier Kerben versehen. An einer Stelle offen / durchbrochen, dort und an wenigen anderen Stellen Mineralisierungsspuren. Durchmesser max. 2,0 cm (aussen, ohne Zier), innen ca. 1,9 cm. Gewicht 0,4 g. Fd. Nr. 70 (Phase 1.2, Planie innen). 3 Ring, Kupferlegierung. Drahtförmig, Enden unregelmässig zusammengewickelt. Verbogen, oval. Höhe ca. 2,8 cm, Breite ca. 1,8 cm, Stärke Draht max. ca. 0,1 mm. Gewicht 0,9 g. Fd. Nr. 125. (Phase 1.2, Planie aussen). 4 Schnalle, Kupferlegierung. D-förmiger Bügel, drahtförmige, rundstabige bis vierkantige Dornhalterung, deren Enden mit Plättchen verstärkt sind. Bügel vorne nahezu dreikantig. Dorn am Ansatz vierkantig, weiter vorn D-förmig. Bügel und Dorn mit Kerben am Ansatz. Bügel verbogen. Breite max. 3,6 cm (Dornhalterung), Länge max. ca. 3,0 cm. Gewicht 10,9 g. Fd. Nr. 266 (Phase 1.2, Planie aussen). 5 Gewicht, Blei. Fast kugelförmig, mit Spuren sekundärer Einwirkungen (Dellen / Schnitte? Eine Absplitterung?). Ein Ende mit annähernd rundstabigem Fortsatz, dieser evtl. aus Eisen oder anderem Metall. Durchmesser ca. 1,95 cm. Gewicht 16,2 g. Fd. Nr. 118 (Phase 1.2, Planie aussen). 6 Beschlagfragment, Kupferlegierung. Profiliert, mit Endknopf?, Rückseite nahezu flach. An den Enden (auch beim Knopf) Bruchspuren, fragmentarisch erhalten. Länge erhalten 2,45 cm, Stärke max. ca. 0,3 cm. Gewicht 1,6 g. Fd. Nr. 265 (Phase 4, Verfüllung Grab 7). 91 Fundvorlage Abb. 86: Zillis, Höhle. Zangenfibel. Kupferlegierung. Fd. Nr. 172 (Phase 5). Mst. 1:2. zudem aber auch vereinzelte Ohrringe aus früheren Kontexten des 4. und 5. Jahrhunderts gibt, die zwar keine Körbchenohrringe sind, doch ähnliche Ringformen besitzen und ebenfalls eine angelötete Zier (etwa Metallkügelchen)133, müssen eine genauere typologische Einordnung und Datierung für Ohrring Abb. 85.1 vorerst ausbleiben. Der sehr schmale, im Querschnitt vierkantige Ring Abb. 85.2 wurde in Versturz / Planie Pos. 41 im Innenraum der Höhle (Phase 1.2) gefunden. Die Form mit der schmalen erhabenen Stelle ist ungewöhnlich; eine relativ gute Parallele stammt aus dem spätkaiserzeitlichen Kastell Arbon TG / Arbor Felix.134 Abgesehen davon liegt es nahe, den Ring zur spätkaiserzeitlichen Gruppe Riha 2.24 «Fingerringe mit geripptem Reif»135 zu stellen. Solche schmalen Fingerringe mit Strichkerben auf der Schauseite kommen gerade in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts vielfach zwischen Britannien und Pannonien vor und zeichnen sich auch durch ihre unregelmässige Ausführung aus.136 Der Ring Abb. 85.3 (Phase 1.2) ist stark verbogen, es handelt sich aber wahrscheinlich um einen Vertreter des Typs Riha 19, Variante 2, «Drahtfingerringe mit Abb. 87: Zillis, Höhle. Trillerpfeifen. Bein. 1 Fragment einer aus einem Hühnerknochen gefertigten Pfeife mit rechteckig geschnitztem Loch. Fd. Nr. 43 (Phase 1.1, Südteil). 2 Fragment einer 1 aus dem Metapodium eines Schafs oder einer Ziege gefertigten Knochenpfeife. Loch nur fragmentarisch erhalten. Fd. Nr. 30 (Phase 1.4 innen). Mst. 1:1. 92 2 Spiralscheibe».137 Dieser Typ ist zwischen der Latènezeit und der späten Kaiserzeit sehr langlebig.138 Auch in merowingerzeitlichen Gräbern ist er noch vertreten.139 Zum Kleidungszubehör zählt die Gürtelschnalle Abb. 85.4 (Phase 1.2). Sie ist in ihrem Kontext wohl ein Altstück. Ein nahezu identisches Gegenstück aus Chur wird in die augusteische Zeit oder ins frühe 1. Jahrhundert datiert.140 Vergleichbare Schnallen kommen von republikanischer Zeit an, dann vor allem im 1. Jahrhundert, aber auch noch im 2. Jahrhundert vor.141 Das Bleigewicht Abb. 85.5 fällt ganz aus dem Rahmen des übrigen Fundmaterials. Die bleierne Kugel mit eisernem Fortsatz stammt wie die Schnalle Abb. 85.4 und der Ring Abb. 85.3 aus der Planie der Phase 1.2 ausserhalb der Höhle. Es handelt sich sehr wahrscheinlich um das Schiebegewicht einer römischen Schnellwaage.142 Weil die Aufhängung fehlt, kann nicht auf das ursprüngliche Gewicht und die entsprechende römische Gewichtseinheit geschlossen werden.143 Aus den jüngeren Befunden soll hier der Bronzebeschlag Abb. 85.6 hervorgehoben werden. Das flache, profilierte Zierstück aus Kupferlegierung stammt aus der Verfüllung von Grab 7 (Phase 4). Eine Einordnung als Fragment eines kaiserzeitlichen Riemenbeschlags liegt nahe.144 Für diese Objekte sind verschiedene Funktionen denkbar, es kommt eine Datierung vom mittleren 2. Jahrhundert an bis nach dessen Ende in Frage.145 In seinem Kontext ist der Fund also ein umgelagertes Altstück. Aufgrund der Lage von Grab 7, mehrere Meter ausserhalb der Höhle, kann zudem nicht mit Sicherheit festgestellt werden, ob der Fund aus einem Kontext in Zusammenhang mit der Höhle und dem Vorplatz oder nicht allenfalls Fundvorlage sogar sekundär vom weiteren Umfeld hierhin verlagert wurde. Eventuell könnte ein Zusammenhang mit der Passstrasse bestehen; ein Verlust des Stücks durch Kultangehörige wäre nur ab der Zeit der Höhlennutzung als Kultort denkbar, also etwa ab der Mitte des 3. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wurde der Beschlag aber vermutlich nicht mehr genutzt – zumindest nicht mehr in primärer Funktion. Dasselbe gilt wohl auch für die aus Phase 5 (Schicht Pos. 1, Aussenraum) stammende Zangenfibel Abb. 86146 aus Kupferlegierung mit strichverziertem Bügel vom Typ Feugère 32. Dieser Fibeltyp begegnet besonders häufig in mittelkaiserzeitlichen Siedlungsbefunden und Gräbern in Oberitalien und dem Alpenraum, besonders im Wallis, in Graubünden und in den Südalpen, vor allem in den Dolomiten.147 Der Zusammenhang dieser Metallobjekte mit dem spätkaiserzeitlichen Kultgeschehen ist zunächst offen; Gedanken zur Weihegabe von Schmuck- und Kleidungselementen folgen in der Synthese. 3.5 Kultgeräte Diese Fundgruppe umfasst Gerätschaften, die im weitesten Sinn als liturgisch bezeichnet und in einen Zusammenhang mit dem Kultgeschehen zu bringen sind oder gebracht werden könnten. Bei den zwei Einloch-Trillerpfeifen Abb. 87 handelt es sich um Blasinstrumente, die aus einem Hühner- respektive einem Schaf- / Ziegenknochen hergestellt wurden.148 Solche Pfeifen wurden in der Regel weniger als Musik-, sondern vielmehr als Signalinstrumente – auf der Jagd und beim Militär – verwendet.149 Sie sind bislang denn auch vorwiegend aus profanen, zivilen wie auch militärischen Kontexten bekannt. Dass sie aber auch bei rituellen Handlungen Verwendung finden konnten, zeigt das aus einem Gänseknochen geschnitzte Exemplar (Halbfabrikat) aus dem Heiligtum für Iuppiter Heliopolitanus in Petronell (A) / Carnuntum.150 Ein – allenfalls magisch zu deutender – Zusammenhang zwischen verarbeitetem Rohmaterial (Tierart) und Verwendung ist nicht auszuschliessen.151 Abb. 88: Zillis, Höhle. Eiserne Ascheschaufel (?) Fd. Nr. 127 (Phase 1.2). Mst. 1:2. Zur Gruppe der Geräte ist ein stark korrodiertes Eisenobjekt zu zählen (Phase 1.2 aussen), das mit seinem vierkantigen Griff und der gesenkten Laffe als Schöpfer oder aber als Kohle- / Ascheschaufel (batillum) interpretiert werden könnte Abb. 88152, wobei letztgenannte in der Regel ein gerades153 und nur selten ein gesenktes Blatt154 besitzen. Obwohl solche überwiegend aus profanen Siedlungskontexten bekannt sind, sei hier auf die Kohleschaufel mit gesenktem Blatt aus dem Mithräum in Carrawburgh (GB) hingewiesen, an welcher ausserdem noch Reste von verbrannten Pinienzapfen hafteten.155 Weitere Funde von Kohleschaufeln aus kultischen Befundkontexten lassen sich bislang zwar nicht anführen, doch fehlt es nicht an entsprechenden Bildzeugnissen: So sei als Erstes auf das Fussbodenmosaik im Mitreo di Felicissimus (Regio V, Insula IX,1) in Ostia (I) hingewiesen, auf welchem der vierte Weihegrad (leo) mit einem Sistrum und einem Blitzbündel, den Symbolen für den Planeten Iuppiter, sowie mit einer Kohleschaufel dargestellt ist.156 Ebenfalls aus einem Mithräum, aus dem Mithräum 93 Fundvorlage III in Frankfurt-Heddernheim (D), stammt das Relief mit der Darstellung eines Äons, der in seiner linken Hand eine Kohleschaufel hält.157 Ein Schöpfer oder eine Schaufel schliesslich ist auch auf den Wandmalereien im Mithräum in Caesarea Maritima (IL) darstellt. Hier scheint ein Myste einen Schöpfer zu halten und daraus Honig(?) auf die Hände eines nur mit einem Umhang bekleideten Initianten zu giessen.158 Diese Szene lässt sich mit einer Passage aus Porphyrius’ Traktat über die Nymphengrotte in der Odyssee verbinden. Er merkt an, dass jenen, die zum Grad des Löwen geweiht werden, Honig anstelle von Wasser zur Reinigung über die Hände gegossen werde, da Honig im Gegensatz zu Wasser dem Feuer als läuterndem Element nicht «feindlich» sei.159 Schlangengefäss fand sich ausschliesslich Service-, Trink- und Küchengeschirr, das wohl für die Bankette und zweifellos im einen oder anderen Fall auch als Behältnisse für (Votiv-)Gaben verwendet wurde; grössere Vorratsgefässe, z. B. Dolien, und Transportbehältnisse (Amphoren) liegen nicht vor. 3.6.1 Schlangengefäss 3.6.1.1 Erhaltung Im Vergleich zum restlichen, hier geborgenen Gefässbestand sind vom Kultgefäss recht viele, insgesamt 96 Fragmente, erhalten Abb. 90. 12 kleinere Fragmente stammen aus Schicht Pos. 34 (Phase 1.1), die übrigen – vornehmlich grosse Fragmente und grössere Gefässteile – aus den Planien der Phase 1.2 auf dem Vorplatz (vgl. Abb. 68). 3.6 Das Geschirrensemble Das Geschirrensemble setzt sich einzig aus Gefässen aus Ton, Glas und Lavez zusammen; Metallgefässe liessen sich im überlieferten Fundbestand nicht identifizieren. Neben dem als Kultgefäss verwendeten ← ← 1 Manche der Scherben sind brandgerötet bzw. russgeschwärzt, wobei die Position einiger dieser Feuerspuren darauf schliessen lässt Abb. 89 (Pfeile), dass sie nicht während des Gebrauches, sondern erst nach der Zerscherbung des Gefässes durch 2 Abb. 89: Zillis, Höhle. Schlangengefäss. Brandspuren (Pfeile). 1 russgeschwärzte Bruchstelle am Bodenfragment eines Kelchaufsatzes mit zentraler Lochung; 2 brandgerötete Scherbe (Innenseite des Ringes). Mst. 1:3. 94 Fundvorlage einen sekundären Brand oder einen Feuerkontakt entstanden waren.160 tion genutzt wurden; eine Herkunft aus den Ostalpen ist aus dem gleichen Grund wenig wahrscheinlich.162 Abb. 90: Zillis, Höhle. Überlieferte Fragmente des Schlangengefässes. 3.6.1.2 Fabrikat, Form und Rekonstruktion Das Gefäss besitzt einen sehr feinkörnigen weisslichen Scherbenkörper – gemäss der chemischen Analysen handelt es sich dabei um einen kaolinitreichen Ton161 – und ist mit einer unregelmässig aufgetragenen gelblich-grünen Bleiglasur versehen; allein auf den Innenseiten der Kelchaufsätze scheint die Glasur zu fehlen. Die Provenienz des Gefässes konnte nicht eruiert werden, da solche Tone in den kristallinen Mittelgebirgen Deutschlands und Frankreichs vom Massif Central über die Vogesen und den Schwarzwald bis zum Bayerischen Wald zu finden sind und aus den dortigen – soweit überhaupt bekannten – Töpfereiwerkstätten keine entsprechenden Tonreferenzen vorliegen. Ausschliessen lässt sich aber eine Herkunft aus Italien, wo kaolinitische Tone generell selten sind und nicht für die Gefässproduk- Die überlieferten Fragmente liessen sich zu einem hohlen Gefässring von ovalem Querschnitt und von etwa 32 cm Durchmesser rekonstruieren. Darauf aufgesetzt waren gemäss der erhaltenen Randscherben mindestens zwei doppelhenklige, kelchartige Gefässe mit feingerippter Halszone. Der Bodenteil dieser Kelchaufsätze war mit einer zentralen Lochung von ca. 0,5 cm Durchmesser versehen, die mit einer entsprechenden Lochung auf der Oberseite des Gefässringes korrespondierte Abb. 91. Zwischen den Gefässen waren freistehende, aus Modeln genommene Medaillons platziert. Von diesen beidseitig glasierten Medaillons, deren Rückseiten unsorgfältig geglättet und gewellt sind, sind sieben erhalten. Auf deren Vorderseite ist einmal eine Büste der Göttin Luna und zweimal eine aus demselben Model genommene Götter- 95 Fundvorlage Abb. 91: Zillis, Höhle. Schlangengefäss. Rekonstruktion nach Liver / Rageth 2001, Abb. 12. Der Gefässringe und sechs der sieben erhaltenen Medaillons. Mst. 1:4. Abb. 92: Zillis, Höhle. Schlangengefäss. Mögliche Rekonstruktionen mit zwei oder drei Kelchaufsätzen bzw. zehn oder neun Medaillons. Die erhaltenen Gefässteile sind mit dunklem Farbton gekennzeichnet. Mst. 1:10. figur, wohl jene des Merkur, neben einem Ziegenbock oder Altar dargestellt. Vier weitere Fragmente zeigen springende (Wild-) Tiere (Eber, Gazelle? Hund?), die sich – wie dies die angedeuteten Gräser und Büsche annehmen lassen – in freier Natur bewegen. Von der Vorderseite des Gefässringes winden sich mit unregelmässigen Einstichen überzogene Schlangenkörper um die Medaillonränder und ziehen über die Henkel bis zum Rand der Kelche. Die flachgedrückten Köpfe der Schlangen, deren Mund leicht 96 geöffnet ist und die mit einem dreigliedrigen Stirnkamm versehen sind, liegen auf dem Gefässrand auf. Die überlieferten Fragmente erlauben eine Rekonstruktion des Gefässes entweder mit zwei Kelchaufsätzen und zehn Medaillons oder – was fast plausibler erscheint – mit drei Kelchaufsätzen und neun Medaillons, die von je zwei Schlangen umwunden werden Abb. 92; Abb. 93.163 Auch wenn eine Interpretation als Mehrfachlampe oder Räuchergefäss grundsätzlich Fundvorlage nicht auszuschliessen ist, scheint sie doch wenig wahrscheinlich.164 Die in Form von Miniaturkelchen aufgesetzten «Becher» – nicht zuletzt auch die experimentellen Versuche mit der Gefässreplike – sprechen vielmehr für eine Verwendung weniger als Ausschank- denn als Trinkgeschirr. Bei einem Fassungsvermögen des Ringes von ca. 0,48 l (7 acetabula) und eines bis zum Rand gefüllten Bechers von ca. 0,345 l (5 acetabula) fasste das Gefäss je nach Rekonstruktion mit zwei oder drei Kelchaufsätzen 1,3 l (18 acetabula) oder 1,5 l (22 acetabula) Flüssigkeit.165 3.6.1.3 Versuch einer kontextuellen Einordnung Das Gefäss aus Zillis vereint formal und mit seinem Dekor – als Ringgefäss mit Schlangenappliken und figürlichen Darstellungen unter anderem von römischen Gottheiten – mehrere Merkmale, die es als Kultgefäss auszeichnen. Bislang sind zwar keine identischen, doch eine ganze Reihe von vor allem im Dekor vergleichbaren Kultgefässen aus gesicherten Befundkontexten bekannt, die eine Beurteilung des Zilliser Exemplares ermöglichen und eine Einordnung zumindest diskutieren lassen. Formal handelt es sich dabei um ein Ringgefäss im Sinne eines Mehrfachgefässes, dessen Ring mit den aufgesetzten Gefässen kommunizierte. Ringgefässe sind aus dem Vorderen Orient und dem östlichen Mittelmeerraum sowie dem griechischen Westen seit der Bronzezeit aus Gräbern und sakralen Kontexten bekannt166; vereinzelt finden sie sich auch im eisenzeitlichen167 und römischen Westen. Mit Ausnahme dreier unverzierter Ringgefässe mit drei respektive fünf Becheraufsätzen aus dem Matronenheiligtum in Kottenheim (D)168, stammen die römischen Ringgefässe aus unbekannten oder aus wenig spezifischen, profanen Siedlungskontexten.169 Gerade letzteres und der auf dem Kölner Exemplar angebrachte Trinkspruch könnten darauf hinweisen, dass Ringgefässe wohl weniger im Rahmen von Kulthandlungen verwendet, sondern vielmehr bei den zuweil stattfindenden Gastmählern und vielleicht auch Kultbanketten folgenden Umtrünken und Trinkgelagen, den comissationes, herumgereicht wurden. Abb. 93: Zillis, Höhle. Schlangengefäss. Massstabgetreue Replike des Schlangengefässes (Ø ca. 40 cm) mit drei Kelchaufsätzen, hergestellt von Johannes Weiss, Aeugst a. A. ZH. Gefässe, deren Dekor in einem oder in mehreren Elementen mit jenem auf dem Zilliser Exemplar vergleichbar ist, sind ungleich zahlreicher bekannt geworden. Nicht mit in die Diskussion einbezogen werden hier Gefässe mit Darstellungen von Gottheiten, die aus Modelschüsseln ausgeformt wurden (Reliefsigillata).170 Als Massenware hergestellt und häufig und imperiumsweit in unterschiedlichen Befundkontexten zu finden, ist – vielleicht von Ausnahmen abgesehen (Reliefschüsseln mit mithräischen Motiven?) – kaum davon auszugehen, dass sie für eine spezifisch kultische Verwen97 Fundvorlage dung produziert worden waren. Gefässe mit Götterfiguren oder -büsten, die aus Modeln genommen und appliziert oder frei mit Barbotine aufgetragen wurden, mögen dagegen im einen oder anderen Fall auf Auftrag und für eine kultische Bestimmung angefertigt worden sein.171 Dies gilt zweifellos und wohl durchwegs für Gefässe, die mit plastischen Auflagen von Schlangen versehen sind. Die symbolische Bedeutung der Schlangen, ihre chthonische Kraft und ihr apotropäischer Charakter, erschliesst sich über ihren Lebensraum – sie bewegen sich sowohl unter wie auch über der Erde, zwischen Dunkelheit und Licht – und durch ihre periodische «Erneuerung» (Häutung), einer symbolischen Wiedergeburt. Nebst ihrer wichtigen Rolle als persönliche oder ortsgebundene Schutzgeister, erscheinen sie auf bildlichen Darstellungen in Verbindung mit Gottheiten wie der Isis, des Mithras, Sabazios oder Göttern im Umkreis des Dionysos / Bacchus – nicht zuletzt auch mit Merkur, zu dessen Attributen ein Schlangenstab (caduceus) gehört.172 Das Formenspektrum der mit plastischen Schlangenauflagen versehenen Gefässe ist breit und umfasst geschlossene Gefässe (Tonnen, Flaschen) sowie zwei- bis dreihenklige, manchmal mit Schälchen oder figürlichen Aufsätzen versehene, rundbauchige und offene Gefässe173. Hinzu kommen Gefässe mit blinden (Tournai (B)174) oder kommunizierenden Tüllen (Faimingen (D)175), Reibschalen176 und schliesslich einige wenige Spezialformen wie Siebheber (Köln (D)177) oder Vexiergefässe (Tienen (B)178). Vorab in Italien und in den Westprovinzen mit einem ausgeprägten Schwerpunkt in den Rhein- und Donauprovinzen, aber kaum in Britannien und den im heutigen Frankreich gelegenen Gebieten der Gallia Lugdunensis, Aquitania oder Narbonen- 98 sis179 verbreitet, stammen sie aus unterschiedlichen Befundkontexten. – Schlangengefässe aus profanen Siedlungskontexten: Vor allem aus der Koloniestadt Augst BL / Augusta Raurica und vereinzelt auch aus weiteren Siedlungen in deren näherem Umland und in der weiteren Region, hauptsächlich in der rechtsrheinischen Germania Superior (Neckargebiet), liegen in recht grosser Zahl geschlossene Gefässe (Tonnen und Flaschen Abb. 94.1180) mit Schlangenappliken vor. Ihre Befundkontexte – sie fanden sich fast ausschliesslich zusammen mit Siedlungsabfall in Wohn- und Gewerbebauten – legen eine Verwendung hauptsächlich im zivilen häuslichen respektive familiären Bereich nahe.181 Dasselbe gilt sicherlich auch für die topfförmigen Schlangengefässe Abb. 94.3, wie sie aus dem Wallis und dem Aostatal (I) aus Siedlungs- und aus Grabkontexten bekannt sind182, sowie für die vereinzelten Exemplare aus ländlichen und städtischen Siedlungen auch in anderen Gebieten im römischen Nordwesten.183 Auf einigen wenigen Gefässen teils auch etwas anderer Formen aus der Gallia Belgica sind neben Schlangen weitere Motive angebracht Abb. 94.7 – 8 (Merkur, Hahn, Widder; Bacchantinnen?).184 Aus Augst BL stammen nebst den obengenannten geschlossenen, zwei offene, kraterartige Schlangengefässe, auf deren Henkeln Schälchen angebracht waren Abb. 94.2185. Wie auf den beiden Exemplaren aus Avenches VD / Aventicum (vierhenklig) und Neuss (D) / Novaesium186 sind darauf ausser den Schlangen weitere Kriechtiere (Eidechsen, Frösche, Schildkröten) appliziert. In Form und Dekor damit vergleichbare Gefässe fanden sich auch in grösserer Zahl, insgesamt in 25 Exemplaren, im Schutthügel und vereinzelt im Areal der nördlichen principia Fundvorlage des Legionslagers in Brugg AG / Vindonissa Abb. 94.6.187 Vom selben Fundort, aus dem Areal der sogenannten mansio188, stammen ferner die Fragmente zweier (henkelloser?) bauchiger Gefässe mit Schlangen- sowie Eidechsenappliken Abb. 94.5.189 Desgleichen aus einem profanen Siedlungskontext, aus einem Gebäude in Chartres (F) / Autricum, wurden die drei identischen, rundbauchigen Schlangengefässe Abb. 94.4 geborgen. Sowohl formal wie auch im Dekor – sie weisen keine weiteren Appliken auf – unterscheiden sie sich jedoch von den obigen Gefässen mit Schälchenaufsätzen. Die Beifunde, insbesondere ein mit magischen Sprüchen beschriebenes Räuchergefäss, weisen auf eine Verwendung in Zusammenhang mit magischen Praktiken hin.190 – Schlangengefässe aus kultischen Befundkontexten191: Wie der bislang bekannte Befundbestand schliessen lässt, scheinen Schlangengefässe in der Regel nicht in Heiligtümern traditioneller, griechisch-römischer oder indigener Gottheiten, sondern ausschliesslich in Kulträumen religiöser Vereinigungen verwendet worden zu sein. So liegen Schlangengefässe mit Schälchenaufsätzen und oftmals Appliken weiterer Kriechtiere Abb. 94.9 – 10.13 aus mehreren Lokalen von Gemeinschaften um Gottheiten im Umkreis des Liber / Dionysos / Bacchus und Sabazios, d. h. Gottheiten der Vegetation und Fruchtbarkeit, des Weines und Rausches192 sowie aus dem mit einem gallorömischen Umgangstempel ausgestatteten Sakralbezirk der Magna Mater in Kempraten SG vor Abb. 94.14193; letztere wurden in einer der lokalen Töpfereien produziert. Hinzu kommt schliesslich das Exemplar aus dem Mithräum in Ptuj (SLO) / Poetovio Abb. 94.27, das keine anderen Appliken aufweist und dessen Schälchen nur wenig ausgeprägt sind. Etwa genauso häufig überliefert sind zweioder dreihenklige bauchige Gefässe mit abgesetzter Halszone, die wie obige Gefässe unterschiedlichen Fabrikats sind und oftmals als Kratere bezeichnet werden194; sie wurden wohl meist lokal oder regional gefertigt.195 Sowohl in Bezug auf die Form wie auch im Dekor ist die Ausführung im Detail variantenreich. Dies ist zweifellos darauf zurückzuführen, dass es sich dabei jeweils um Einzelanfertigungen, gar um Auftragsarbeiten handelte. Für eine Interpretation in diesem Sinne sprechen auch die auf einigen Gefässen vor dem Brand angebrachten Weiheinschriften von Biesheim (F), Mühlthal (D) und Mainz (D), die erkennen lassen, dass die Kultgefässe von Einzelpersonen in Auftrag gegeben und gestiftet worden waren. Der Dekor beschränkt sich in der Regel auf Schlangen, die auf den Henkeln aufliegen; hinzu kommen in einzelnen Fällen Traubenranken Abb. 94.16.23 oder figürliche Darstellungen Abb. 94.17. Ausser den dakischen Gefässen aus Alba Iulia (RO) / Apulum Abb. 94.11 und Moigrad (RO) / Porolissum196, die aus Kultgebäuden für Liber Pater / Dionysos stammen, und den 70 bis 80 Gefässen aus dem Kultbezirk für die heliopolitanische Trias in Petronell (A) / Carnuntum Abb. 94.10197, in welchem man unter anderem auch Rituale für eine mit Bacchus gleichzusetzende Gottheit vollzog198, wurden die Mehrheit der Gefässe dieser Gruppe ebenso wie die Gefässe, die sich durch einen besonderen Dekor und / oder eine besondere Form auszeichnen, aus mithräischen Kultbauten geborgen. Auf den Rändern oder Henkeln einiger Gefässe letztgenannter Gruppe waren vollplastisch geformte Tierfiguren, Raben und Löwen, angebracht Abb. 94.19.24.30 – 31199). 99 Fundvorlage Der Gefässkörper des Exemplares aus Mainz (D) / Mogontiacum Abb. 94.24 war zudem mit einer in Barbotinetechnik aufgetragenen Ritualszene versehen und jene aus Köln (D) / CCAA und Stockstadt (D) Abb. 94.30 – 31 besassen innen verbreiterte und durchlochte Ränder, die auf eine Verwendung wahrscheinlich als Räuchergefässe schliessen lassen.200 Bisher einzigartig ist schliesslich das Vexiergefäss aus dem Mithräum in Tienen (B) Abb. 94.20. – Einordnung des Zilliser Schlangengefässes: Wie bereits vor längerer Zeit postuliert, ist – vor allem auch in Anbetracht der ausgeprägt regionalspezifischen Verbreitung – von einem Gebrauch der henkellosen geschlossenen Schlangengefässe ohne weiteren Appliken wohl als Libationsgefässe im häuslich-familiären Kult bzw. im regionalen Totenkult auszugehen. Die Schlangen sind dabei wohl nicht mit bestimmten Gottheiten in Verbindung zu bringen, sondern repräsentierten in diesem Kontext vielmehr persönliche oder ortsgebundene Schutzgeister.201 Die wenigen Gefässe, die mit Schlangen und Götterbildnissen versehen waren, dürften dagegen für den Kult mit den dargestellten Gottheiten bestimmt gewesen sein – dies vielleicht auch ausserhalb des häuslich-familiären Rahmens, d. h. innerhalb von Berufs- oder Kultgemeinschaf- ten. Die archäologischen Nachweise solcher Lokale sind nur schwierig, bestenfalls über einzelne Indizien im Befund- oder Fundbestand zu erbringen.202 Das Vorkommen von Schlangengefässen mit Schälchenaufsätzen und Appliken von weiteren Kriechtieren in Versammlungslokalen von Kultgemeinschaften um Liber / Dionysos / Bacchus und Sabazios mag für eine kult-, wenn nicht ritualspezifische Verwendung dieser Gefässe sprechen, ohne dass diese aber präzisiert werden könnte.203 Mit den genannten Kulten respektive Kultgemeinschaften sind denn wohl auch die im Gebiet der Rheinprovinzen vereinzelt in profanen Siedlungskontexten auftretenden Schlangengefässe mit Appliken von Kriechtieren in Verbindung zu bringen (vgl. oben). In diesem Zusammenhang ist auch auf das in eine Grube im Areal des Kastellvicus Straubing (D) / Sorviodurum verfüllte Ensemble hinzuweisen: Es umfasste nebst weiterem (Kult-)Geschirr elf Schlangengefässe ohne Schälchenaufsätze, die teils mit Appliken von Kriechtieren versehen waren und deshalb mit Kultfeierlichkeiten um Sabazios in Verbindung gebracht wurde.204 Ein auf einem Schlangengefäss angebrachtes Graffito könnte auf eine Verwendung des Gefässes im Rahmen eines Reinigungsrituales hinweisen.205 Abb. 94 (rechte Seite): Schlangengefässe: Formen und Befundkontexte. Mst. 1:25. 1 Augst BL: Schmid 1991, Taf. 14, 66; 5, 14; 2 Augst BL: Schmid 1991, Taf. 24, 208; 3 Isérables VS: Wiblé 1998, fig. 82; 4 Chartres (F): Joly 2010, fig. 58; 5 – 6 Brugg AG: Evéquoz 2002, pl. 2, 7 – 8; 3, 2-3; 7 Tournai (B): Amand 1984, fig. 9.4; 8 Tourinne-St-Lambert (B): Amand 1984, pl. XXXIX, 1; 9; 9 Cosa (I): CollinsClinton 1977, fig. 9; 48; 10 Carnuntum (A) Gassner 2004, fig. 6; 11 Apulum (RU): Höpken 2004, fig. 6, 36; 12 Apulum (RU): Fiedler 2005, Abb. 8; 13 Pompeji (I): Barbet 1999, 72; 14 Kempraten SG; 15 Mainz (D): Joly 2010, fig. 64, 1; 16 Carnuntum (A): Gassner 2004, fig. 5; 7; 17 Biesheim (F): Thomas 2004, fig. 8; 18, 22 – 24 Mainz (D): Huld-Zetsche 2008, Taf. 63; 68 – 69; 72; 19 – 20 Tienen (B): Martens 2004b, fig. 9.1 – 9.3; 10; 21 Martigny VS: Wiblé 2004, fig. 11; 25 Zillis, Höhle; 26 Mühlthal (D): Garbsch 1985, Abb. 10, 3 – 4; 27 Ptuj (SLO): Tušek 2001, Taf. 1,1; 28 Linz (A): Karnitsch 1956, Taf. VI, 8; VIII, 8; 29 Künzing (D): Schmotz 2000, Abb. 16); 30 Köln (D): Bird 2004, fig. 1,3; 31 Stockstadt (D): Germania 12, 1928, 55 mit Abb. 8; 32 Mühlthal (D): Garbsch 1985, Abb. 8. 100 Fundvorlage Henkellose Gefässe Gefässe mit Schälchenaufsätzen (und Kriechtieren) Bauchige Gefässe mit abgesetzter Halszone und Schlangen auf Henkeln Bauchige Gefässe mit Aufsätzen, Räuchergefässe Besondere und andere Gefässe Siedlungs-/ Grabkontexte 1 3 5 2 7 4 8 6 Liber 9 11 12 10 Sabazios 13 Magna Mater (Isis) Kybele 14 15 luppiter Heliopolitanus 16 Mithras 17 19 18 21 26 27 22 23 24 28 29 30 20 25 31 32 101 Fundvorlage Im römischen Westen ist der Sabazioskult vor allem über die charakteristischen Votivhände gut belegt.206 Mit Ausnahme des Lokals in Pompeij (I), das sich im Garten eines Wohnhauses befand, liessen sich ihm geweihte Kult- und Versammlungslokale bisher jedoch nicht identifizieren; sie waren vielleicht auch nicht zwingend notwendig. Wie die Schlangengefässe aus dem Magna Mater-Heiligtum Kempraten SG zu interpretieren sind, bleibt unklar. Verweisen sie in diesem Sakralbezirk allenfalls auf die Präsenz einer Kultgemeinschaft um Sabazios, der eng mit dem Kult um Magna Mater / Kybele verbunden sein konnte?207 Eine ganze Reihe von Schlangengefässen stammt aus mithräischen Befundkontexten. Das Motiv der Schlange erscheint denn auch zuweilen in Verbindung mit einem kelchartigen Gefäss auf mithräischen Kultbildern. Wohl in der Absicht daraus zu trinken, legt die Schlange dabei ihren Kopf auf den Rand oder gegen die Öffnung des Gefässes, das in diesen Kontexten als Wasserbehältnis208 oder Räuchergefäss209 interpretiert wird. Eine feste kult- oder ritualspezifische und symbolisch zu interpretierende Verbindung zwischen Kelch und Schlange ist daraus aber kaum abzuleiten, da die Schlange ebenso häufig den Kopf zum Stier wendet, sei es, dass sie ihn zum Glied streckt, um daraus den Samen zu saugen oder zur Wunde hebt, um das Blut zu lecken. Schlangengefässe sind darüber hinaus bei weitem nicht in jedem Mithräum bzw. im gesamten Gebiet, in dem dieser Kult nachzuweisen ist, zu finden (vgl. oben). Keine Schlangengefässe fanden sich bisher beispielsweise in den Mithräen von Mackwiller (F), Orbe-Boscéaz VD, Kempraten SG, Strassburg-Königshofen (F) und Königsbrunn (D) – alles Mithräen, die in Gebieten liegen, in welchen durchaus Schlangengefässe erwartet werden könnten. In Anbe- 102 tracht des Fundbestandes aus den beiden Mithräen in Güglingen (D) – es liess sich nur ein einziges Fragment, eine Schlangenapplike, identifizieren210 – ist jedoch auch gut denkbar, dass das Fehlen entsprechender Gefässe auf die Überlieferungsumstände oder darauf zurückzuführen ist, dass sie nicht im Kultgebäude aufbewahrt worden waren. Aus den Inventaren einiger Mithräen im gallischen Raum sind aber teils formal vergleichbare oder andere besondere Gefässe bekannt. Genannt seien hier die Flasche oder der Krug aus dem Mithräum in Septeuil (F), auf dessen Schultern wahrscheinlich (mehrere?) Becher aufgesetzt waren211, sowie der reichverzierte Krater aus dem mutmasslichen Mithräum in Mandelieu (F)212. In diesem Lokal kam ausserdem in einer Grube unmittelbar neben einem der Liegepodien ein vollständig erhaltenes unverziertes Henkelgefäss (Höhe 44 cm) zu Tage213; möglicherweise handelt es sich hier um die rituelle Deponierung eines im Kult verwendeten Gefässes. Die zumeist grossformatigen und kraterartigen Schlangengefässe scheinen im mithräischen Kultgeschehen also nicht unabdingbar gewesen zu sein. Bei Bedarf – und diesen gab es ganz offensichtlich (Wasserbehältnis für Reinigungsrituale? Mischgefäss?) – konnten auch andere Gefässe verwendet werden. Offenbar desgleichen nicht zwingend notwendig, da nur in einigen wenigen Mithräen in den Rhein- und Donauprovinzen vorhanden, waren die Gefässe mit figürlichen Aufsätzen (Rabe, Löwe), die zum Teil auch als Räuchergefässe verwendet werden konnten Abb. 94.19.24.30 – 31. Dass sie im Rahmen von Ritualen für den ersten und vierten Weihegrad eingesetzt werden konnten, erschliesst sich aus den Aufsätzen und aus einem Kommentar auf den oben Fundvorlage erwähnten Malereien der Prozession von Anwärtern auf den Weihegrad des Löwen im Mithräum von Santa Prisca (I); er lautet: «Empfange die Weihrauch-Opfernden, Vater, empfange, Geweihter, die Löwen, durch die wir den Weihrauch darbringen, durch die wir auch selbst verzehrt werden».214 Funde von einzelnen plastischen Figuren lassen im Weiteren vermuten, dass diese ritualspezifischen figürlichen Aufsätze nach Beendigung des Rituals abgeschlagen und deponiert wurden.215 In einen vergleichbaren rituellen Kontext, in jenen eines Weiherituals, ist möglicherweise auch das Vexiergefäss aus dem Mithräum in Tienen (B) zu setzen Abb. 92.20: Erhitzte man die Flüssigkeit in diesem Gefäss, stieg diese durch den eingelassenen hohlen Schlangenkörper und wurde ausgespien; gleichzeitig hob und senkte sich der Deckel mit klappernden Geräuschen.216 Dass es sich dabei um eine gewollte, lautmalerische Begleitung eines (Weihe-)Rituals handelte, ist gut vorstellbar. Vergleichbares ist sowohl für die Rituale der Weihegrade der Raben wie auch der Löwen schriftlich überliefert: Die Teilnehmer hatten bei diesen Zeremonien die entsprechende Tiermasken aufzusetzen und die Stimme der Raben zu imitieren bzw. in der Art der Löwen zu brüllen.217 Mit Ausnahme der nur in ausgewählten Regionen im häuslichen Kult verwendeten tonnen- oder flaschenförmigen Exemplare, wurden Schlangengefässe somit, wenn überhaupt, nur im Kult für Gottheiten benutzt, deren ursprüngliche Verehrung im östlichen Mittelmeerraum und in den angrenzenden Gebieten wurzelte oder die, wie der italische Weingott Liber Pater, mit einer solchen assoziiert werden können. Um diese Gottheiten organisierten sich Gemeinschaften, die sich über das Prinzip der Mitgliedschaft oder der Einweihung zusammenschlossen und unter dem Begriff «Gruppenkulte» zusammengefasst werden.218 Als integraler Bestandteil der römischen Religion waren diese Vereinigungen teils privater Natur und übten ihren Kult in gemeinschaftseigenen Lokalen und Bauten ganz unterschiedlicher Bauformen aus. Teils waren sie – wie im Falle der Kulte um Magna Mater und Isis – in den öffentlichen Kult integriert und besassen entsprechend Tempel oder gar Sakralbezirke. Da keine Exklusivitätsansprüche bestanden, waren in den Kulträumen solcher Vereinigungen zumeist auch weitere Gottheiten aus dem regionalen Pantheon präsent; ausserdem liegen zuweilen Nachweise für die Ausübung des Kaiserkultes vor.219 Den Bogen zum bislang einzigartigen Zilliser Schlangengefäss Abb. 94.25 zurückschlagend220, bleibt zu fragen, ob es nun mit einem der genannten Kulte in Verbindung zu bringen ist. Was die Gefässform betrifft, so ist zunächst festzuhalten, dass die auf den Ring aufgesetzten und mit diesem kommunizierenden Kelche nichts mit den Schälchenaufsätzen oben diskutierter Schlangengefässe gemein haben. Sie sind vielmehr als Miniaturformen der bauchigen Schlangengefässe zu interpretieren und als (Trink-)Becher anzusprechen. In diesem Sinne liegt mit dem Zilliser Ringgefäss letztlich ein zwei- oder dreiteiliges Trinkservice vor, das der Gruppe der Sondergefässe zugewiesen werden könnte. Das Stichwort «Trinkservice» führt zu einem weiteren, in der Gruppe der Sondergefässe platzierten Gefäss, nämlich zum aussergewöhnlich grossformatigen Terra Sigillata-«Becher» Drag. 54 aus dem Mithräum von Mühlthal (D) Abb. 94.32, der nicht mit Schlangenappliken versehen ist, sondern auf welchem in Barbotinetechnik 103 Fundvorlage Gattung Form Typ Terra Sigillata Becher Drag. 52–54 Teller Schalen RS WS BS MIZ RS MIZ total 22 134 1 17 Drag. 32 4 2 2 3 1 Drag. 40? 1 1 1 Schalen Drag. 33 6 3 3 Schüsseln Drag. 37 Reibschalen 2 4 2 2 2 2 BS unbestimmt 5 unbestimmt 19 3 24 Dünnwandkeramik Becher Marabini LXVIII 1 19 3 1 1 Glanztonkeramik Becher Karniesrand, oculé 1 2 0 1 1 Becher oculé Becher NB 32 1 1 1 Becher NB 33 orange 2 2 2 Becher NB 33 grau 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 35 42 Becher diverse engobierte Keramik unbestimmt scheibengedrehte Keramik, beigetonig Becher scheibengedrehte Keramik, grautonig 11 1 9 4 1 1 unbestimmt 59 unbestimmt 2 scheibengedrehte Keramik, Wechselbrand, grob gemagert Topf 6 66 scheibengedrehte Keramik, grautonig, grob gemagert Topf 7 35 Reibschalen rätische Reibschale 2 Total Abb. 95: Zillis, Höhle. Kaiserzeitliche Gefässkeramik. Übersicht. 104 56 ein kultspezifisches Sujet, die Tauroktonie, dargestellt ist. Es ist durchaus denkbar, dass es sich hier weniger um ein Kultgefäss im engeren Sinne des Wortes handelte, sondern dass dieser «Becher» – zusammen mit den dort zahlreich vorhandenen kleineren Bechern derselben Form – ein besonderes Trinkservice bildete. Ein Trinkservice, das beispielsweise mit dem, allerdings nicht spezifisch in dieser Art kultisch «markierten» Becher bzw. dem Trinkservice aus einer Villa bei Szentendre (HU) / Ulcisia Castra vergleichbar ist.221 Dieses Ensemble umfasste ausser einem 25 cm hohen Becher der Form Niederbieber 33 mindestens fünf bis sechs formgleiche kleine Becher, die bei Banketten nachfolgenden Trinkgelagen die Runde 1 376 2 6 20 gemacht haben könnten (vgl. oben).222 Eine vergleichbare Verwendung wäre auch für den grossen und die zahlreichen kleineren Trinkbecher im Mithräum in Mühlthal (D) und auch für das Zilliser Schlangengefäss vorstellbar. Da es sich bei letzterem zweifellos um eine Sonderanfertigung handelt, ist davon auszugehen, dass nicht nur die Form, sondern auch die Darstellungen auf den Medaillons nicht zufällig gewählt, sondern gemäss Auftrag der Kultgemeinschaft angebracht wurden: Der auf zwei Medaillons abgebildete Merkur war einer der beliebtesten respektive am häufigsten erwähnten und dargestellten Götter im römischen Nordwesten. Fundvorlage Im öffentlichen wie auch im häuslichen Bereich fast stets präsent, wurde er auch als (Schutz-)Gottheit innerhalb von Berufsvereinigungen und religiösen Gemeinschaften verehrt.223 Auch innerhalb mithräischer Gemeinschaften nahm er nicht eine unbedeutende Rolle ein: Merkur repräsentierte hier zum einen den ersten Weihegrad, die Raben224. Zum anderen kommt seine enge Verbindung zu Mithras auch in inschriftlichen Weihungen – in einigen Fällen sind sie sogar deo invicto Mithrae Mercurio geweiht – und ikonographischen Zeugnissen vor allem in Mithräen im gallischen und germanischen Raum zum Ausdruck.225 Luna, über die Ikonographie (Halbmondsichel, Stierhörner) eng mit dem Stier verbunden, ist auf den mithräischen Bildzeugnissen ebenso häufig dargestellt wie ihr männliches Gegenstück, der Gott Sol.226 Im Gebiet der Nordwestprovinzen ansonsten ikonographisch und inschriftlich selten bezeugt, tritt sie (zusammen mit Sol) aber auch in der dolichenischen Ikonographie auf.227 Die Wildtiere (und der Hund?) schliesslich, die auf immerhin mindestens vier von neun Medaillons dargestellt sind und somit eine nicht unwichtige Bedeutung eingenommen zu haben scheinen, erinnern an die Jagdszenen, wie sie beispielsweise auf den Rückseiten der Kultbilder von Frankfurt-Heddernheim (D) / Nida und Rückingen (D) in Kombination mit Mahlszenen dargestellt228 oder an den Wänden des Mithräums in Dura Europos (SYR) angebracht sind.229 Alle Motive auf den erhaltenen Medaillons lassen sich somit in irgendeiner Weise im Mithraskult wiederfinden. Nicht ohne Bedeutung ist aber wohl die Tatsache, dass sich die Gestalt des Gottes Merkur und / oder Wildtiere auf keinem der Kultgefässe aus mithräischen Befundkontexten identifizieren lassen. Das Zilliser Kultgefäss betreffend bleibt abschliessend festzuhalten, dass die Schlan- genappliken und die Büste der Luna durchaus auf einen Bezug zum Mithraskult hinweisen. Die Gefässform, die zweifache Darstellung des Merkur und die prominente Präsenz der Wildtiere geben jedoch Anlass, nicht die Verbindung zu einer (Kult-) Gemeinschaft, aber zu Mithras zu hinterfragen. Wenn Form und Dekor nicht mit einer regionalen Ausprägung des Mithraskultes in Verbindung zu bringen sind, dann vielleicht mit einer Kultgemeinschaft um eine andere, jedoch nicht genauer zu bestimmende Gottheit oder Göttergemeinschaft orientalischen oder orientalisierenden Charakters. 3.6.2 Bankettservice und Votivgeschirr 3.6.2.1 Gefässkeramik – Umfang und Erhaltung: Insgesamt umfasst das Ensemble (ohne das Schlangengefäss) 452 kaiserzeitliche Keramikfragmente, die mehrheitlich in kleinsten Scherben, ja sogar Splittern überliefert sind und zu mindestens 42 Gefässen gehören Abb. 95. – Funktionsspektrum: Das Ensemble umfasst mit einem hohen Anteil an Terra Sigillata (74 % aller Gefässe, 46 % aller Fragmente) und Dünnwand- / Glanztonkeramik (14 % aller Gefässe, 11,5 % aller Fragmente) neben Service- und Tafelgeschirr vor allem Trinkgeschirr (62 % aller Gefässe, 46,5 % aller Fragmente). Küchengeschirr ist nur mit den beiden archäologisch gut erhaltenen grobkeramischen Töpfen sowie einigen wenigen Einzelfragmenten von Reibschalen vertreten; für das Vor- und Zubereiten der Speisen wurde wohl mehrheitlich Lavezgeschirr verwendet. Ausschankgefässe wie beispielsweise Krüge oder Flaschen sind nicht vertreten; ebenso fehlen im überlieferten Fundbestand 105 Fundvorlage 1 0 5 cm 2 Abb. 96: Zillis, Höhle. Ge- Abb. 97: Zillis, Höhle. Gefässkeramik. Grobkera- fässkeramik. Dünnwand- mische Töpfe. Mst. 1:3. keramik. Mst. 1:3. 1 7 RS, 35 WS und 6 BS Topf, Tonkern rötlich, 1 RS, 19 WS und 3 BS Hen- Oberflächen innen und aussen schwarz. Hori- kelbecher des Typs Mara- zontaler Kammstrich. Fragmente grösstenteils bini LXVIII. Hart gebrannter, nicht anpassend. Fd. Nr. 124, 140, 260 (Phase 1.2 braunoranger-glimmerhal- Planie aussen); Fd. Nr. 273 (Streufund). tiger Ton, Rand- / Halspartie 2 6 RS und 66 WS Topf, Tonkern grau, Oberfläche mit lasierender schwarzer aussen rötlich, flauer Kammstrich aussen. Frag- Bemalung auf Rand und mente grösstenteils nicht anpassend. Fd. Nr. 47 Bauch. Fd. Nr. 78 (Phase (Phase 1.1 innen); Fd. Nr. 50, 73, 75 (Phase 1.2 1.0 aussen); Fd. Nr. 66, 95, innen Grube Pos. 39); Fd. Nr. 93, 95, 101, 109, 101, 113, 117, 128, 188 114, 122, 123, 124, 125, 133, 140, 154 (Phase (Phase 1.2 Planie Vorplatz); 1.2 Planie aussen); Fd. Nr. 70 (Phase 1.2 und Fd. Nr. 67 (Phase 3 innen); Phase 1.3 innen); Fd. Nr. 45, 49 (Phase 1.3 innen), Fd. Nr. 237 (Streufund). Fd. Nr. 37, 46 (Phase 1.4 innen); Fd. Nr. 24 (Phase 2 innen Störung); Fd. Nr. 103 (Phase 1.4 aussen), Fd. Nr. 25 (Phase 5 innen), Fd. Nr. 92 (Streufund innen); Fd. Nr. 62, 65 (Verfüllung Grab 2 und 3). grössere Vorrats- und Transportgefässe (Dolien und Amphoren). – Bemerkungen zu ausgewählten Keramikgattungen: Bei der Terra Sigillata handelt es sich wohl 106 vorwiegend um Gefässe aus ostgallischen Produktionsstätten, wobei für das eine oder andere Fragment eine Herkunft aus den Argonnen nicht auszuschliessen ist. Signifikant ist das enge Formenspektrum: Während Reliefsigillata nur gerade mit zwei Fragmenten vertreten ist – eines davon war zu einem Rundel geschlagen230 – wird das Spektrum von einem ausserordentlich hohen Anteil (61 % aller Terra Sigillata-Gefässe, 75 % aller Terra Sigillata-Fragmente) von teils mit Barbotine und Glassschliff verzierten Bechern der Form Drag. 52 – 54 dominiert. Auf einem Wandfragment eines solchen Bechers (unterer Gefässteil) befindet sich ein Graffito in Form eines doppelten V.231 Den Trinkgefässen aus Terra-Sigillata sind die Becher aus Glanztonkeramik anzufügen, davon trägt einer – ein Exemplar mit Karniesrand und décor oculé – das Graffito [...]ASS[...].232 Zum Trinkgeschirr zu zählen ist desgleichen der in grösseren und mehreren Fragmenten erhaltene Dünnwandbecher der Form Marabini LXVIII Abb. 96.233 Die Frage der Provenienz dieser während des 2. / 3. Jahrhunderts im gesamten Mittelmeerraum und im südlichen Voralpengebiet verbreiteten Becher steht immer noch zur Diskussion.234 Da bislang keine Produktionsstätten lokalisiert sind und für die verschiedenen festzustellenden Fabrikate noch keine Tonanalysen erfolgt sind, bleibt unklar, ob es sich um italische / adriatische, ostmediterrane Produkte oder allenfalls im Süden Galliens hergestellte Becher handelt. Auch für die beiden grobkeramischen Töpfe Abb. 97, die beide mit mehreren und grösseren Fragmenten vertreten sind, ist aufgrund typologischer Kriterien eine südalpine Provenienz (Lombardei / Tessin) zu postulieren.235 Ihr Vorkommen in verschiedenen Siedlungs- und Grabkontexten im Fundvorlage Südalpenraum spricht für eine Datierung ins 4. / 5. Jahrhundert.236 Formen Töpfe gehauen Die Mehrheit der insgesamt 77 Lavezfragmente, die zu mindestens 16 Gefässen gehören, ist – soweit auffind- und damit beurteilbar – aus hell- bis grünlichgrauem Gestein gefertigt und stammt aus den Planien der Phase 1.2 des Aussenraumes Abb. 98. Wie wohl für die Mehrheit des Lavezgeschirrs aus dem bündnerischen Alpenraum ist eine Herkunft aus dem Raum um Chiavenna (I) anzunehmen.237 WS BS MIZ RS MIZ total 11 20 20 7 7 – 5 – – 1 Schüssel gedreht, gerillter Rand 2 4 – 1 1 Schüssel gedreht 6 7 2 6 7 19 36 22 14 16 Schüssel gedreht, Rippe 3.6.2.2 Lavezgeschirr RS Total Abb. 98: Zillis, Höhle. Lavezgefässe. Übersicht. Bei etwa der Hälfte der Lavezgefässe handelt es sich um gehauene Töpfe konischer Form, wie sie im alpinen Raum ab dem 1. Jahrhundert in den früh- und mittelkaiserzeitlichen Fundbeständen von Siedlungen regelmässig vertreten sind. Besonders hervorzuheben ist das aus der Planie der Phase 1.2 (Vorplatz) stammende Gefäss mit unregelmässig sekundär abgearbeitetem Rand238 Abb. 99, in dem die vollständig erhaltene Öllampe Abb. 69.1 lag. Unter den gedrehten Gefässen findet sich neben mehreren Exemplaren mit geradem Rand und umlaufenden Rillenbündeln, die sich zeitlich nicht differenzieren lassen, eine mit mehreren Fragmenten vertretene Schale mit gerilltem Horizontalrand239, wie sie überregional in Fundkontexten des ausgehenden 3. bis 5. Jahrhunderts auftreten können Abb. 102.240 3.6.2.3 Glasgeschirr241 Die 97 überlieferten kaiserzeitlichen Glasfragmente gehören zu mindestens 25 Gefässindividuen Abb. 100; Abb. 101 und stammen zu etwa 60 % aus den Vorplatzplanien der Phase 1.2.242 Mit Ausnahme Abb. 99: Zillis, Höhle. Lavezgefäss mit abgearbeitetem Rand aus Phase 1.2 (Planie Aussenraum); darin lag die Öllampe Abb. 71.1. Durchmesser Boden 17 cm, Höhe 10 cm. des zu grossen Teilen erhaltenen Bechers AR 98.1 Abb. 100.1, für den eine Datierung ins 3. oder 4. Jahrhundert möglich ist,243 setzt sich das Ensemble ausschliesslich aus teils mit Schlifflinien versehenen, ansonsten aber unverzierten Bechern mit abgesprengten Rändern der Typen AR 56, AR 60 und AR 66 Abb. 100.2 – 11 zusammen. Mehrheitlich 107 entfärbt naturfarben gelb-grün grünlich AR 98.1 1 AR 66 7 2 3 5 4 6 8 konischer Becher 9 AR 60 10 AR 56 11 Abb. 100 : Zillis, Höhle. Zusammenstellung der Glasgefässe. Mst. 1:3. 1 8 RS, 4 BS, 18 WS Becher AR 98.1 / Isings 85b, entfärbt, frei geblasen, Heftnarbe auf Bodenfragment sichtbar, viele Bläschen und Schlieren, Qualität 3, Durchmesser 12 cm. Fd. Nr. 221 (Phase 1.2 aussen); Fd. Nr. 223 und 237 (Phase 5 Abhang aussen, anpassend). 2 1 RS ovoider Becher AR 66 / Isings 106 mit Schliffbändern unter dem Rand und an der Wand, naturfarben, frei geblasen, Qualität 2. Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung). 3 2 RS konischer Becher mit Schlifflinienband AR 66 / Isings 106, naturfarben, frei geblasen, leichte Schlieren und Blasen, Qualität 2, Durchmesser 9 cm. Fd. Nr. 121 und 130 (Phase 1.2 aussen), anpassend. 4 1 RS konischer Becher mit Schlifflinienband unterhalb des Randes (AR 66 / Isings 106?), naturfarben, Bläschen, frei geblasen, Qualität 2. Fd. Nr. 64 (Phase 1.1 innen). 5 2 RS, konischer Becher mit Schlifflinienband und schwach mattiertem Rand AR 66 / Isings 106, gelb-grünlich, frei geblasen, viele Bläschen, Qualität 2, Durchmesser 4 cm. Fd. Nr. 61 (Phase 1.2 innen); Fd. Nr. 170 (Phase 5 Abhang aussen); nicht anpassend, evtl. gleiches Gefäss. 6 1 RS, 4 WS konischer Becher mit Schlifflinienband, Rand überschliffen, gelb-grünlich, Schlieren und Blasen, frei geblasen, Qualität 1. Fd. Nr. 46 und 37 (Phase 1.4 innen); Fd. Nr. 54 (Phase 1.2 innen). 108 7 2 RS, 4 WS konischer Becher mit Schlifflinienband und abgesprengtem Rand AR 66 / Isings 106, grünlich, Qualität 1. Fd. Nr. 55 (Phase 1.2 innen), Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung); Fd. Nr. 151 und 208 (Phase 1.2 aussen); Fd. Nr. 167 und 173 (Phase 5, Vorplatz und Abhang). Nicht anpassend, evtl. gleiches Gefäss. 8 1 RS, 1 BS, 1 WS ovoider Becher AR 66.1 / Isings 106 mit Schlifflinienband, grünlich, frei geblasen, Qualität 2, Durchmesser 10 cm. Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung). 9 1 RS, 1 WS konischer Becher mit Schlifflinienband, grünlich, frei geblasen, Qualität 2. Fd. Nr. 214 und 130 (Phase 1.2 aussen), evtl. gleiches Gefäss. 10 4 RS, 1 BS, 12 WS bauchiger Becher AR 60 / Isings 96, grünlich, Schlieren und Blasen, starke Irisierung, frei geblasen, Qualität 3, Durchmesser 9 cm. Fd. Nr. 15 (Phase 2 innen, Störung); Fd. Nr. 47 (Phase 1.1 innen); Fd. Nr. 70 (Phase 1.3 innen); Fd.133 (Phase 1.2 aussen). 11 1 RS, 8 WS halbkugelige Schale AR 56 mit Schlifflinienband und leicht mattiertem Rand, im unteren Teil horizontale Schliffe?, grünlich, frei geblasen, Qualität 1, Durchmesser 11 cm. Fd 221 (Phase 1.2 aussen), Fd. Nr. 200 und 223 (Phase 5 aussen), Fd. Nr. 229 und 242 (Verfüllung Grab 4). Keine anpassenden Fragmente, aber wohl gleiches Gefäss. Fundvorlage von grünlicher und grünlich-gelber Farbe, sind sie typochronologisch ins 4. / frühere 5. Jahrhundert zu datieren und finden sich auch regelmässig in entsprechend zu datierenden Fundensembles grösserer Siedlungen auch im östlichen Alpenraum Abb. 102.244 3.6.3 Chronologische und funktionale Bewertung des Gefässspektrums Den absolutchronologischen Rahmen für die Nutzung der Höhle als Kultlokal (Phase 1) bilden auf der einen Seite die 14C-Datierungen (vgl. Abb. 51 und Kap. 2.5.2) der Schichten der Phase 1 mit Daten ab der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts und auf der anderen Seite jene der Phase 2, die einen terminus ante quem im ausgehenden 5. Jahrhundert für die Aufgabe der Höhle als paganes Kultlokal liefern. Ergänzend lässt sich die Münzreihe heranziehen. Sie weist auf einen Beginn der Münzdeponierungen im späten 3. Jahrhundert respektive auf ein Ende dieser Votivpraxis – nicht zwingend auch der Nutzung der Höhle als Kultlokal – im Verlaufe der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts (vgl. Kap. 3.3.2). Mit der typochronologischen Bewertung des Gefässspektrums soll hauptsächlich der Frage nachgegangen werden, wie sich der Zilliser Gefässbestand auch vor dem regionalen Hintergrund in den oben umrissenen absolutchronologischen Rahmen einfügt. In die funktionale Bewertung werden quantitative Aspekte miteinbezogen und ausgehend von Vergleichen mit Gefässinventaren aus anderen Kultlokalen Fragen der Interpretation des Gefässensembles diskutiert. 3.6.3.1 Typochronologische Bewertung Das im Fundbestand vertretene, chronologisch relevante keramische Typenspek- trum (vgl. Abb. 95) ist zwar ausserordentlich eng, fügt sich aber gut in die Spektren ein, wie sie aus Siedlungen des 3. Jahrhunderts bekannt sind. Mangels regionaler Vergleichskomplexe – im Fundbestand des Gebäudekomplexes in Riom-Cadra ist dieser Zeithorizont schlecht fassbar245 und aus Chur / Curia liegen bislang keine geschlossenen bzw. publizierten Ensembles des 3. Jahrhunderts vor246 – sei an dieser Stelle auf entsprechende Referenzensembles aus dem Gebiet des östlichen Mittellandes verwiesen.247 Werden die in früh- und mittelkaiserzeitlichen Komplexen regelmässig vorhandenen gehauenen Lavezgefässe ebenfalls diesem mittelkaiserzeitlichen Zeithorizont zugewiesen, ist festzustellen, dass der Bestand aus der Höhle von mittelkaiserzeitlichen Gefässtypen dominiert wird Abb. 102. Nicht in diesen Zeitrahmen gehören die beiden grobkeramischen Töpfe Abb. 97, die Lavezschale mit gerilltem Horizontalrand sowie die Glasgefässe Abb. 100.2 – 11, die aus typochronologischer Sicht alle dem 4. / früheren 5. Jahrhundert zuzuweisen sind (vgl. oben). Dass auch dieses jüngere Formenrepertoire ausgesprochen eng ist, illustriert der Vergleich mit spätkaiserzeitlichen Fundkomplexen aus Siedlungen unterschiedlichen Typs im zentralen Alpenraum und dem Inntal248 Abb. 102249: Mehrere Ensembles mit Münzen des 4. / frühen 5. Jahrhunderts liegen aus der befestigten Siedlung in Chur / Curia (Hof und Marsöl)250 und aus dem als Raststation interpretierten Gebäudekomplex in Riom-Cadra251 vor: Neben mittelkaiserzeitlicher Keramik umfassen diese Ensembles durchwegs Argonnensigillaten, grünglasierte Reibschalen252 sowie nordafrikanische Terra Sigillata, die im Alpenraum vor allem im späteren 4. Jahrhundert und in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts in signifikanten Zahlen zu finden ist253. Vertreten sind 109 Fundvorlage Glasfarbe Typ entfärbt AR 98 RS WS 8 BS 18 MIZ total 4 1 konische Becher 4 1 unbestimmt 5 4 naturfarben AR 66 4 gelb-grün AR 66 2 AR 56 1 8 1 konische Becher 1 4 1 unbestimmt 1 unbestimmt grünlich AR 66 3 1 5 5 3 5 1 AR 60 4 12 1 konische Becher 1 1 24 66 unbestimmt Total Abb. 101: Zillis, Höhle. Glasgefässe. Übersicht. 1 1 2 1 1 3 3 7 25 in diesen Ensembles ausserdem Glasbecher der Formen AR 59 / Isings 96 und AR 65 / Isings 106254 sowie vereinzelt Lavezgefässe mit kannelierter Aussenwandung, die kaum vor dem 5. Jahrhundert zu erwarten sind255. Letztere finden sich sowohl in der Verfüllung der Kanalheizung (Phase 2c3, terminus post quem 364 – 367) wie auch in der Abbruchschicht in Riom-Cadra (Phase 3, terminus post quem 378 – 383) und in Chur, Hof Nr. 15256 zusammen mit Laveztöpfen mit gekerbter Leiste257. Ergänzend sei ein Blick auf das Ensemble einerseits aus der befestigen Höhensiedlung Schaan, Krüppel (FL) geworfen, die sicher bis in die erste Hälfte des 4. Jahrhunderts, aber auch noch später, vielleicht nur sporadisch, aufgesucht wurde258, sowie andererseits aus dem Kastell in Schaan (FL)259 aus der Zeit der zweiten Hälfte des 4. und des früheren 5. Jahrhunderts (Schlussmünze 395 – 408).260 Erstgenanntes Ensemble ist wenig umfangreich und enthält nordafrikanische Terra Sigillata, aber keine grünglasierten Reibschalen. Jenes aus dem Kastell fügt sich mit dem breiten Spektrum an Argonnensigillaten, den grünglasierten Reib- 110 schalen sowie den Lavezgefässen, zu welchen ein Exemplar mit gerilltem Horizontalrand und mehrere mit gekerbter Leiste gehören, in die Gruppe der Ensembles aus Chur (Hof und Marsöl), Riom-Cadra, Phase 3, Sils i. D., Hohenrätien sowie Innsbruck (A) / Veldidena. Auch wenn bislang absolute Daten fehlen, darf für diese Gruppe von Siedlungskomplexen von einer Datierung bis ins mittlere 5. Jahrhundert, teils auch darüber hinaus, ausgegangen werden. Von dieser Gruppe setzen sich die wenig umfangreichen Inventare der ländlichen Siedlungen in Schiers, Chrea261 und Zernez262 deutlich ab. Allein vereinzelte Argonnen- und nordafrikanische Terra Sigillata sowie das in beiden Siedlungen jeweils überaus zahlreich vertretene Lavezgeschirr, unter anderem mit kannelierter / getreppter Aussenwandung, verbinden sie mit den Ensembles aus der oben diskutierten Gruppe. Wenn nicht (auch) mit dem unterschiedlichen Siedlungscharakter zu begründen, ist für die beiden Fundorte eine jüngere Zeitstellung anzunehmen, die sich vorerst aber nicht präziser eingrenzen bzw. lediglich als «spätantik-frühmittelalterlich» benennen lässt. Zusammenfassend lässt sich somit für das Gefässensemble aus der Höhle in Zillis festhalten, dass es sich bezüglich des allgemeinen Zeitrahmens, den es umspannt, nicht von jenem der Münzen unterscheidet. Dadurch, dass das Gefässspektrum von Formen des 3. Jahrhunderts dominiert wird, die Münzreihe dagegen vorab Prägungen des 4. Jahrhundert umfasst, liegen die Unterschiede allein in den zeitlichen Schwerpunkten. Mit dem Vergleich mit spätkaiserzeitlichen / frühmittelalterlichen Siedlungskomplexen aus dem zentralen Alpenraum liess Lavez, Aussenkanneluren / getreppt Lavez, gekerbte Leiste nordafrikan. Terra Sigillata Glas, rundgeschm.Rand / Stengelglas Terra Sigillata, Argonnen grünglasierte Reibschalen Lavez, Horizontalrand gerillt Glas, AR 65 / 66, ohne Nuppen Glas, AR 60 / I.96 Glas, AR 65 / 66, mit Nuppen mittelkaiserzeitl. Keramik- und Glasgefässe, gehauene Lavezgefässe Fundort (Schlussmünze) Glas, AR 56 Glas, AR 59 Fundvorlage Zernez, Friedhof, über Mauerversturz Zernez, Friedhof, unter Mauerversturz Schiers, Chrea Chur, Hof Nr. 15 (321) Riom, Westtrakt, Phase 3 (378 – 383) Sils i. D., Hohenrätien (353 – 358) Schaan, Kastell (FL) (395 – 408) Innsbruck-Wilten (A)/Veldidena (388–404) Chur, Marsöl, Grube 1 Chur, Marsöl, Kulturschicht Riom, Westtrakt, Phase 2c3 (364 – 367) Zillis, Kirche Chur, Ackermann, Phase 4 (337 – 340) Schaan, Krüppel (FL) (350 – 354) Zillis, Höhle (388 – 403) Chur, Ackermann, Phase 3 (192) Abb. 102: Gewichtete Seriation der Gefässspektren mit den Schlussmünzen ( ) aus spätantiken (und frühmittelalterlichen) Siedlungen in Graubünden und im Alpenrheintal sowie aus Innsbruck (A) / Veldidena. Olive Balken: prozentuale Anteile der Funktionsgruppen innerhalb eines Ensembles. Rote Balken: positive Abweichungen vom durchschnittlichen prozentualen Anteil (nach Desachy 2004). sich ausserdem aufzeigen, dass bei einer Nutzung der Höhle bis ins mittlere 5. Jahrhundert und später – aus rein typochronologischer Sicht – neben nordafrikanischer Terra Sigillata zweifellos auch grünglasierte Reibschalen sowie Lavezgefässe mit gekerbter Leiste und kannelierter Wandung, vielleicht auch Gläser mit rundgeschmolzenem Rand263 zu erwarten wären. Auch wenn sich also im Gefässbestand aus der Höhle das 4. Jahrhundert wenig repräsentativ und das 5. Jahrhundert nicht manifestiert, so weist das Vorhandensein oben genannter Fabrikate bzw. Gefässe in den Ensembles bei der Kirche St. Martin und den Gebäuderesten auf dem Plateau über der Höhle (vgl. Kap. 4, zur Lage vgl. Abb. 4 und Abb. 6) klar darauf hin, dass wir im Gemeindegebiet von Zillis durchaus mit einer Besiedlung im 5. Jahrhundert und darüber hinaus rechnen können. Die im Gefässbestand der Höhle in Zillis festzustellenden Unterschiede zu regionalen spätkaiserzeitlichen Siedlungskomplexen können daher kaum chronologisch begründet werden, sondern sind mit der unterschiedlichen Bedeutung respektive Funktion der Höhle als Kultlokal in Verbindung zu bringen. 111 Töpfe Reibschalen Drag. 52 – 54 Schüsseln Becher Glas Schalen Amphoren Dolien Kochgeschirr Becher übrige Teller/Platten Deckel Kultgefässe Krüge Räucherkelche Fundvorlage Königsbrunn (D) Orbe VD, Ensemble 15037 Orbe VD, Ensemble 15030 Mühlthal (D) Zillis Martigny VS, innen Tienen (B) Güglingen (D), Mithräum II Riegel (D), Befund 11 Riegel (D), total Riegel (D), Befund 13 Abb. 103: Gewichtete Seriation der Gefässspektren aus Mithräen. Olive Balken: prozentuale Anteile der Funktionsgruppen innerhalb eines Ensembles. Rote Balken: positive Abweichungen vom durchschnittlichen prozentualen Anteil (nach Desachy 2004). 3.6.3.2 Funktionale Bewertung Unter dem Postulat einer Nutzung der Höhle als Kultlokal soll das Gefässensemble deshalb nun mit Inventaren aus anderen Kultlokalen verglichen werden. Forschungsbedingt stehen dafür nur mithräische Kultbauten und unter diesen nur jene mit vollständig publizierten Inventaren zur Verfügung.264 Dazu zählen die Inventare aus den Mithräen von Mühlthal (D)265 und Königsbrunn (D)266 in Rätien, von Riegel (D)267 und Güglingen (D)268 in der rechtsrheinischen und von Orbe-Boscéaz VD269 in der linksrheinischen Germania Superior, von Tienen (B) in der Germania Inferior270 sowie, allerdings mit Einschränkungen, von Martigny VS in der Vallis Poenina271. Problematisch – und daher bei einem Vergleich der Geschirrinventare entsprechend quellenkritisch zu berücksichtigen – sind die oftmals unterschiedlichen Ansprachen und Interpretationen (Funktionszuweisungen) von Gefässen sowie die unterschiedlichen Quantifizie112 rungsmethoden Abb. 103.272 Hinzu kommt neben der unterschiedlichen Erhaltung der Befunde die unterschiedliche Herkunft der Funde (Innen- / Aussenraum, Gruben). Gerade aus diesem Grund sind die gleichsam Momentaufnahmen widerspiegelnden Ensembles, wie sie mit den verstürzten Gestellen aus Riegel (D) und den Gruben in Tienen (B) vorliegen (vgl. unten), zwar interessant, aber für einen übergreifenden Vergleich wenig geeignet. Für Tienen (B) und Güglingen (D) wurde – mit unterschiedlichen Argumenten (Gebrauchsspuren in Tienen, Untervertretung von Backtellern und Skelettteilspektren der Tierknochen in Güglingen) – postuliert, dass zumindest ein Teil der Speisen – und damit auch der Gefässe – von den Banketteilnehmern aus eigenen Beständen mitgebracht wurde. Wenn dem in der Tat so war, erhebt sich die Frage, ob und welche der überlieferten Geschirrinventare aus Mithräen überhaupt repräsentativ sind und quantitative Vergleiche zulassen.273 Fundvorlage – Chronologie: Für eine funktionale Bewertung ist zunächst die Frage der chronologischen Vergleichbarkeit über die Münzreihen und das Typenspektrum dieser Inventare zu klären. Beginnend mit den Münzreihen, ist festzustellen, dass jene der Mithräen in Mühlthal (D) und Orbe-Boscéaz VD wie auch Martigny VS einen Schwerpunkt im 4. Jahrhundert / frühen 5. Jahrhundert zeigen.274 Aus den rechtsrheinischen Mithräen zwischen Rhein und Donau sind jedoch generell nur wenige Münzen und auch kaum Prägungen des 4. Jahrhunderts zu erwarten.275 So liegen aus Güglingen (D) nur etwas mehr als 90 Münzen mit einem Schwerpunkt in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts vor276; Angaben zur Münzreihe aus Riegel (D) fehlen. Entsprechend präsentieren sich auch die Gefässspektren aus diesen Kultbauten, d. h. sie sind von einem mittelkaiserzeitlichen Formen- und Typenspektrum geprägt. Gleiches gilt aber auch für die Mithräen mit Münzreihen, die bis ins frühe 5. Jahrhundert reichen: so ist auch der Grossteil der Gefässe aus Orbe-Boscéaz VD typochronologisch der mittleren Kaiserzeit zuzuweisen; es liegen nur einige wenige, ins 4. Jahrhundert zu datierende Schüsseln später Glanztonkeramik (Lamb. 45, Lamb. 1 / 3) vor.277 Vergleichbares ist auch in Martigny VS zu beobachten, wo ausserdem eine Platte nordafrikanischer Terra Sigillata aufgeführt wird.278 Allein im Ensemble aus Mühlthal (D) ist mit grünglasierten Reibschalen und Glasbechern der Formen AR 64 – 67 auch das spätere 4. und frühe 5. Jahrhundert im Gefässspektrum ausserordentlich gut vertreten.279 – Kultgeschirr: Mit Ausnahme von Orbe-Boscéaz VD und Königsbrunn (D) liegen aus allen hier zum Vergleich herangezogenen Bauten kultisch gekennzeichnete Gefässe vor. Es sind dies vornehmlich Gefässe unterschiedlicher Formen mit Schlangen- oder anderen Appliken, die zum Teil mit mehreren Exemplaren oder Fragmenten vertreten sind.280 Hinzu kommen die zu einem «Räucherfass» umgearbeitete Amphore aus Riegel (D)281 sowie die 103 bzw. 33 Räucherkelche aus den Inventaren von Tienen (B) und Riegel (D), die vielleicht Teil (individueller?) Bankettservices waren (vgl. unten) und deren Vorkommen generell weniger kult- denn vielmehr regionsspezifisch zu sein scheint. – Bankett- und Votivgeschirr: Der Grossteil der aus Mithräen stammenden Gefässbestände dürfte mehrheitlich als Geschirr interpretiert werden, das für die Zu- und Vorbereitung sowie Durchführung von Banketten verwendet wurde. Darüber hinaus ist aber auch an Behältnisse für Tranksame oder Nahrungsmittel, die als (Votiv-)Gaben deponiert wurden, und an Libationsgefässe zu denken (vgl. Kap. 4). Vergleichende Untersuchungen in Zusammenhang mit den Inventaren aus den Mithräen in Güglingen (D) zeigten auf, dass diese sich durch hohe Anteile an Trink- und Küchengeschirr und geringere Anteile an Vorratsgeschirr von Ensembles aus profanen Kontexten unterscheiden.282 Bezüglich der Anteile von Trinkgeschirr – von Bechern und Krügen – zeichnen sich in der Tat aber selbst in den Mithräen erhebliche Unterschiede ab Abb. 103. So sind die hohen Anteile von Trinkgeschirr z. B. in den Mithräen von Riegel (D) und Tienen (B) auf das zahlreiche Vorhandensein von Krügen und weniger von Bechern zurückzuführen. Letztere sind auch in Siedlungsensembles des 3. Jahrhunderts, wie sie z. B. aus den Gutshöfen in Biberist SO oder der Villa in Worb BE vorliegen283, meist gut vertreten; 113 Fundvorlage hohe Anteile an Trinkbechern sind somit weniger ein funktionales, sondern (auch) ein zeittypisches Phänomen. Die Trinkbecher betreffend sind also weniger die quantitativen Aspekte bemerkenswert, sondern vielmehr, wie dies bereits mehrfach festgestellt wurde, das überdurchschnittlich häufige Vorkommen von Bechern der Form Drag. 52 – 54. Dies scheint jedoch nicht eine «mithräische Eigenheit» zu sein, da sie zum einen nicht in allen Mithräen in signifikanten Zahlen und zum andern auch in zeitgleichen, anderen Kultkontexten vorhanden sind.284 In den Mithräen von Orbe-Boscéaz VD und Mühlthal (D) sind Becher dieses Typs aber als eigentliche «Trinksets» vorhanden: In ersterem fanden sich 13 Becher der Form Drag. 52 – 54, einer davon in grösserer Ausführung (Mischbecher?).285 Zusammen mit sechs Schüsseln, sechs Tellern und einem Krug bildeten sie ein Trink- und Speiseservice für zwölf Teilnehmer. In Mühlthal (D) setzte sich das Service aus dem oben erwähnten grossen «Becher» mit einer in Barbotinetechnik aufgetragenen Tauroktonie und einer vor dem Brand angebrachten Votivinschrift sowie mindestens 53 kleinen Bechern zusammen. Eine kultspezifische Kennzeichnung von Bechern etwas anderer Art und damit vielleicht anderer Deutung lässt sich auch im Ensemble aus Martigny VS erkennen: Von den 99 mit Weiheinschriften versehenen Gefässen handelt es sich bei 73 % bis 79 % um Trinkbecher unterschiedlicher Gattungen und Formen. Dazu gehören fünf Becher der Form Niederbieber 33, deren darauf angebrachte Graffiti vermuten liessen, dass sie respektive ihr Inhalt von ein- und derselben Person deponiert wurden. Hierbei scheint es sich also weniger (nur) um Bankett-, sondern vielmehr (auch) um Behältnisse für Vo- 114 tivgaben zu handeln286 – das eine muss das andere nicht zwingend ausschliessen; auch einige der wohl in Ritualen verwendeten Kultgefässe, Schlangen- und Sondergefässe, sind mit Weiheinschriften, einzelner Personen sogar, versehen.287 Am Beispiel des Ensembles in Tienen (B) lässt sich sehr schön illustrieren, wie ein Bankettservice zusammengesetzt sein konnte. Gemäss der Befund- und Fundinterpretation handelt es sich bei diesem Ensemble um die Reste – Geschirr und Speiseabfälle – eines einmaligen Ereignisses, eines Kultbankettes, das in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts für mindestens 100 Teilnehmende ausgerichtet und hernach rituell als Ganzes (?) entsorgt wurde. Das Gefässensemble – die Mehrheit der Gefässe waren zu weniger als 25 % erhalten – umfasst neben Kultgefässen «individuelle Bankettservices».288 Diese setzen sich aus je einem Trinkbecher, einem grösseren (Misch?-) Becher, der von zwei Teilnehmern benutzt wurde, einer Kanne bzw. einem Wasserkocher, einem Teller und einem Räucherkelch zusammen; hinzu kommt ein Kochtopf (mit Feuerspuren und Fettspuren von Schaf- und Geflügelfleisch) mit Deckel. Ebenfalls einen besonderen Einblick, aber etwas anderer Art, in das Gefässinventar eines Mithräums gibt das Geschirr aus zwei verstürzten Regalen in Riegel (D). Auf einem der beiden Regale, im Vorraum, standen neben Kultgerät vor allem Trink- und Ausschankgeschirr – acht bis zehn Becher und ca. zehn Krüge, d. h. individuelle Trinkservices, auf dem zweiten, im spelaeum, Räucherkelche und Krüge.289 Trotz aller Vorbehalte bezüglich der Vergleichbarkeit von Inventaren aus Kulträumen ist der Zilliser Gefässbestand sowohl in seinem Funktionsspektrum wie auch mit Fundvorlage Total n Oberflächenerhaltung Total Total Grube Phase Aussenraum Innenraum Pos. 46 1.1 13 540 7508 6032 47 2517 681 873 1780 91,9 90,5 93,6 89,4 92,5 96,5 99,0 91,2 mittel % 5,8 6,7 4,8 10,6 6,0 2,8 1,0 6,0 schlecht % 2,3 2,9 1,6 1,5 0,7 0,2 0,3 0,7 0,1 2,0 11,4 21,4 3,0 7,0 4,5 4,4 0,8 % 1,9 3,1 0,2 % 22,6 31,8 11,2 Carnivorenverbiss % 2,8 1,3 4,7 Nagerverbiss % 0,9 0,5 1,5 angebrannt % 0,6 0,2 0,2 partielle Verkohlung % 0,8 0,6 0,5 0,1 völlige Verkohlung % 0,4 0,2 0,5 1,2 partielle Verkohlung und partielle Kalzinierung % 0,7 völlige Verkohlung und partielle Kalzinierung % partielle Kalzinierung % Durchschnittsgewicht Phase 1.4 % Wurzelfrass Zerlegungsspuren Phase 1.3 gut verrundete Bruchkanten Brandspuren Phase 1.2 1,1 2,1 2,8 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 völlige Kalzinierung % 0,5 0,3 0,6 4,3 0,4 0,3 1,1 0,5 Total Brandspuren % 1,5 1,3 1,9 4,3 1,7 4,7 2,1 0,7 Hausrind % 3,7 3,9 24,1 16,7 42,9 37,5 Hausschaf /-ziege % 12,7 5,4 19,8 16,1 24,7 22,7 19,4 Hausschwein % 15,2 17,3 13,5 8,9 19,4 24,5 7,4 Haushuhn % 3,9 3,2 4,3 3,2 10,3 4,5 2,9 Hausrind g 4,6 4,4 5,1 Hausschaf /-ziege g 1,8 1,4 2,2 Hausschwein g 1,7 1,4 1,9 Haushuhn g 0,6 0,4 0,7 Abb. 104: Zillis, Höhle. Erhaltung der Tierknochen inner- und ausserhalb der Höhle. seinem chronologischen Schwerpunkt sehr gut mit Geschirrinventaren aus Mithräen vergleichbar: Es lassen sich zwar keine individuellen Services rekonstruieren, aber das Gefässspektrum setzt sich hauptsächlich aus Trinkbechern der Form Drag. 54 zusammen und wird im 4. Jahrhundert mit Glasbechern ergänzt. Zum Trinkgeschirr im weitesten Sinne gehört letztlich auch das Schlangengefäss mit seinen drei kleinen Kelchen, aus welchen es sich gut trinken lässt; als Ausschankgefäss dagegen eignet es sich weniger. Bei dem auch in einigen Mithräen zu beobachtenden, von der Münzreihe abweichenden chronologischen Schwerpunkt des Gefässbestandes wird zuweilen von einem «retardierenden Charakter» der Geschirrensembles gesprochen bzw. der mittelkaiserzeitliche Gefässbestand als «Erstausstattung» des Mithräums interpretiert oder eine «Änderung der Opfergewohnheiten» postuliert.290 Denkbar sind aber durchaus auch andere Interpretationsmöglichkeiten, die unten (vgl. Kap. 4) aufgerollt werden sollen. 115 Fundvorlage 3.7 Tierknochen Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp Erste osteologische Untersuchungen wurden bereits in den 1990er Jahren von Bruno Kaufmann, Anthropologisches Forschungsinstitut Aesch BL, durchgeführt. Er sichtete sowohl das Tierknochenmaterial der Ausgrabungen von 1990 / 91 in der Höhle als auch der Ausgrbungen von 1994 / 95 auf dem Vorplatzbereich. Seine Bestimmungen liegen in einem Vorbericht vor, eine statistische und befundbezogene Auswertung erfolgte nicht.291 3.7.2 Taphonomie Im Folgenden werden die taphonomischen Untersuchungen zunächst beim Total aller Funde sowie dem Höhleninnenraum und dem Vorplatz durchgeführt Abb. 104. Dadurch soll festgestellt werden, welche Erscheinungen bei den Knochen durch natürliche Prozesse und welche durch anthropogene Einflüsse entstanden sind. In einem weiteren Schritt werden die beim Höhlenmaterial beobachteten Spuren, die mit menschlichen Eingriffen in Zusammenhang stehen, einer stratigraphischen Untersuchung unterzogen. 3.7.1 Material und Methode Beim im Folgenden vorgelegten Knochenmaterial handelt es sich zum überwiegenden Teil um die Tierknochen aus stratifizierten Fundkomplexen der Phase 1, die insgesamt 13 540 Fragmente mit einem Gewicht von 13 600,5 g umfassen. Aus dem Höhleninnern stammen ca. 6000, aus dem Vorplatzbereich 7500 Fragmente. Mit Ausnahme zweier Fundkomplexe aus den beiden Steinsetzungen der Phase 4 wurden die Tierknochen aus den jüngeren Phasen nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für die zahlreichen Molluskenschalen. Schnirkelschnecken, zu denen die meisten der gefundenen Schneckenhäuser gehören, können sich bis zu einem halben Meter in den Boden eingraben. Die stratigraphische Zugehörigkeit dieser Funde und somit auch ihre Datierung sind daher unklar. Das Tierknochenmaterial wurde mit Hilfe der osteologischen Vergleichssammlung des IPNA, Universität Basel, bestimmt und mit dem Programm OSSOBOOK292 aufgenommen. Für die verwendeten Aufnahmemethoden und -kriterien sei auf die Publikation Deschler-Erb / Schröder Fartash 1999293 verwiesen. 116 3.7.2.1 Vergleich zwischen Innenraum und Vorplatz Die Erhaltung der Knochenoberflächen ist im Allgemeinen als gut zu bezeichnen. Bei den Funden aus dem Aussenbereich ist sie allerdings etwas schlechter als bei denjenigen, die in der Höhle gefunden wurden. Dies deutet darauf hin, dass das Fundmaterial in der Höhle besser vor natürlichen Einflüssen (z. B. vor wechselndem Klima) geschützt war. Auch der Anteil der Knochen mit verrundeten Bruchkanten ist an und für sich nicht sehr hoch, was auf eher geringe Bewegungen und Umlagerungen des Fundmaterials schliessen lässt. Aber auch bei diesem Kriterium zeichnen sich mit einem Anteil von lediglich 0,2 % im Innen- und über 3 % im Aussenraum doch spürbare Unterschiede ab. Dies deutet daraufhin, dass das auf dem Vorplatz gefundene Material stärker bewegt wurde als dasjenige aus dem Innenraum. Etwa ein Drittel der Knochen aus dem Aussenraum ist von Wurzelfrass betroffen, was auf einen starken Pflanzenbewuchs zurückzuführen ist. Aber auch bei den Knochen aus dem Höhleninnern beträgt der Wur- Fundvorlage zelfrassanteil immerhin noch 11 %. Bei den Verbissspuren zeigen sich ebenfalls Unterschiede zwischen den beiden Bereichen, allerdings finden sich die höheren Anteilswerte für dieses Kriterium im Innenraum. Das Gesamtdurchschnittsgewicht von etwa 1 g je Fragment ist für ein nicht geschlämmtes Fundensemble als sehr niedrig zu bezeichnen. Dies spricht zwar auch für eine sorgfältige Sammeltätigkeit der Ausgräber, ist aber primär auf die spezielle tierartliche Zusammensetzung der Funde (vgl. unten) zurückzuführen. Das im Vergleich zum Aussenraum leicht höhere Durchschnittsgewicht der Knochen im Innenraum dürfte mit den hier festgestellten besseren Erhaltungsbedingungen zusammenhängen. Auch wenn man die einzelnen Tierarten separat betrachtet, ist das Durchschnittsgewicht auffallend gering. So beträgt es bei den Rinderknochen lediglich 5 g, was im Vergleich zu anderen römischen Fundensembles, z. B. in der Theaterstratigraphie von Augst BL, wo die Werte zwischen 20 g und 35 g schwanken294, deutlich tiefer ist. Das Gleiche ist auch für die Schweine- und Schaf- / Ziegenknochen festzustellen. Zerlegungsspuren, die auf eine kulinarische Nutzung der Tierkörper schliessen lassen, fanden sich bei allen wichtigen Tierarten. Der hohe Zerlegungsgrad und das geringe Durchschnittsgewicht hat auch Auswirkungen auf den Bestimmungsgrad der Tierknochen: Beim Material vom Vorplatz beträgt er nur 55 %, bei demjenigen aus dem Höhleninneren sogar nur 36 % (vgl. Anhang Abb. 131). Der Brandspurenanteil gehört zu den Kriterien, anhand derer sich der kultische Hintergrund eines Tierknochenkomplexes relativ gut feststellen lässt.295 Allerdings ist er nur dann erhöht, wenn Brandopfer stattgefunden haben. Dies scheint aufgrund der geringen Werte, die beim handaufgelesenen Knochenmaterial festgestellt werden können (< 2 %), nicht der Fall gewesen zu sein. Dies deutet darauf hin, dass diese Knochen in erster Linie Abfälle von Kultmahlzeiten darstellen.296 Der leicht höhere Wert in der Höhle dürfte damit zusammenhängen, dass hier die Grube Pos. 46 lag, in die Knochenabfälle gelegentlich und unabsichtlich hineingerieten. Bei den Knochen mit Brandspuren, die im Aussenbereich gefunden wurden, handelt es sich um verlagertes Fundmaterial, das ursprünglich in der Höhle angefallen war und nach aussen planiert wurde. Dabei erfolgte eine Vermischung mit anderem Material, was die geringeren Brandspurenanteile erklärt. Bei den kleinfragmentierten Knochen, die sich in den Siebrückständen fanden, ist hingegen nicht auszuschliessen, dass es sich um Überreste von Brandopfern handelt (vgl. Kap. 2.3.4). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das in der Höhle gefundene Tierknochenmaterial besser erhalten ist als dasjenige aus dem Aussenbereich, wo es stärker und vor allem länger den natürlichen Einflüssen ausgesetzt war. 3.7.2.2 Taphonomische Untersuchungen zu den Tierknochen aus dem Innenraum Im Innenraum der Höhle konnten drei Phasen eruiert werden (vgl. Kap. 2): Während einer ersten Nutzung (Phase 1.0) nur eine Feuerstelle (Pos. 47), aber keine Schichten zugewiesen werden konnten, stammt aus dem darüberliegenden Schichtpaket der Phase 1.1 ein grosses Ensemble (Pos. 34: 2517 Knochenfragmente), das nach Aussage des Fundmaterials im Verlaufe der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts abge117 Fundvorlage % 60 lagert wurde (vgl. Anhang Abb. 132). Dieser Phase ist ausserdem die Grube Pos. 46 zuzuweisen, die 47 Knochenfragmente enthielt. Die darüberliegenden Schichten sind als Planien zu interpretieren (Phase 1.2 mit 681 und Phase 1.3 mit 873 Fragmenten). Wie oben dargelegt (vgl. Kap. 2.3.3), waren die Phase 1.4 zugewiesenen Schichten durchwühlt und durch die Grablegungen 1 und 2 (Phase 2 / 3) gestört; das Fundmaterial stammt zu einem grossen Teil aus den Phase 1.0 und Phase 1.1. 50 40 30 20 10 0 aussen innen Hausrind (n =197) Haushuhn (n= 1723) Hausschaf/-ziege (n =2826) Jagdtiere (n= 5) Total Hausschwein (n=1300) Abb. 105: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der verschiedenen Tierarten im Innenraum, auf dem Vorplatz und unter dem Gesamtmaterial nach Fragmenten (vgl. Anhang Abb. 131). % 60 Die Knochen von Phase 1.1 (Pos. 34) weisen nur 2 %, jene aus der Grube Pos. 46 keine Verbissspuren von Carnivoren und / oder Nagern auf. Bei denjenigen aus den Planien der Phase 1.2 und Phase 1.3 sind es hingegen rund 20 % bzw. 25 %. Da, wie oben erläutert, die Höhle bis Phase 2 verschlossen war, scheinen die Tierknochen aus den Planien 1.2 und 1.3 einst ausserhalb der Höhle zwischendeponiert und für herumstreunende Carnivoren erreichbar gewesen zu sein. Die Anteile der Knochen mit verrundeten Bruchkanten nehmen bis Phase 1.3 sukzessive zu, was mit den Planierungen in Zusammenhang stehen dürfte. Höchste Anteile an Brandspuren fanden sich erwartungsgemäss in Grube 46 (Phase 1.1), aber auch in Phase 1.2. Höchste Anteile an Zerlegungsspuren fanden sich bei Rinder- und Schaf- / Ziegenknochen in der Planie der Phase 1.2, beim Schwein in der Planie der Phase 1.3. 50 40 30 20 10 0 aussen innen Total Hausrind (n =862,3 g) Haushuhn (n= 974,75 g) Hausschaf/-ziege (n = 5153,1 g) Jagdtiere (n= 10 g) Hausschwein (n=1413,55 g) Abb. 106: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der verschiedenen Tierarten im Innenraum, auf dem Vorplatz und unter dem Gesamtmaterial nach Gewicht (vgl. Anhang Abb. 131). 118 3.7.3 Tierarten Wie oben bereits zu den Molluskenresten erwähnt, ist auch bei den Knochen von Säugern, Vögeln und Amphibien zu diskutieren, inwiefern es sich um anthropogene oder um natürliche Einträge (z. B. Winterbzw. Sommergäste, durch Raubtiere ein- Fundvorlage geschleppte Kadaver) handelt. Dies trifft vor allem auf die Überreste von Wildtieren zu, die hauptsächlich im Innenraum gefunden wurden Abb. 105; Abb. 106 (vgl. Anhang Abb. 131). Letzteres dürfte damit zu erklären sein, dass etwaige oberflächlich vor der Höhle liegende Tierkadaver rasch diversen Raubtieren anheimgefallen wären. Wildtierknochen kommen in allen Phasen der Höhlenverfüllung, aber mehrheitlich ab Phase 1.3 vor (vgl. Anhang Abb. 132). Interessanterweise handelt es sich bei den beiden Hirschbelegen aus Phase 1.4 und Phase 4 um Geweihfragmente. Es muss offenbleiben, ob sie in irgendeinem Zusammenhang mit den in der Höhle praktizierten Kulthandlungen stehen, oder ob sie zu einem späteren Zeitpunkt hierher gelangten. Alle hier genannten Wildsäuger gehören zur einheimischen holozänen Fauna und dürften folglich in der näheren oder weiteren Umgebung von Zillis gelebt haben bzw. gejagt worden sein. Weitaus wichtiger sind aber die Überreste von Haustieren Abb. 105; Abb. 106 (vgl. Anhang Abb. 131; Abb. 132). Darunter sind in erster Linie die Hausrinder, Hausschweine und Schafe / Ziegen zu nennen. Von letzteren konnten wenige Knochen bis auf die Art bestimmt werden. Dabei zeigte sich, dass sowohl Schafe wie Ziegen vertreten sind, allerdings liessen sich nur sehr wenige Ziegen bestimmen. Schafe waren eindeutig die wichtigere Tierart. Daneben konnten noch wenige Hunde- und Equidenknochen bestimmt werden. Bei Letzteren war eine Zuweisung zu Pferd, Esel oder Maultier nicht möglich. Sie stammen aus Phase 1.4. Es ist unsicher, ob sie in Zusammenhang mit den Kulthandlungen stehen. % 60 50 40 30 20 10 0 Höhle innen 1.1 (n =1080) Höhle innen 1.2 Höhle aussen 1.2 Höhle innen 1.3 (n = 565) (n =2631) (n = 723) Hausrind Hausschwein Hausschaf/-ziege Haushuhn Höhle innen 1.4 (n =856) Abb. 107: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der wichtigsten Tierarten in der Phase 1.0 bis Phase 1.4 nach Fragmenten (vgl. Anhang Abb. 132). % 60 50 40 30 20 10 0 Höhle Nord (n =1385) davon Grube Pos. 39 (n = 406) Hausrind Hausschwein Hausschaf/-ziege Haushuhn Nord und Süd (n =1078) Höhle Süd (n =874) Abb. 108: Zillis, Höhle. Prozentuale Anteile der wichtigsten Tierarten im Innenraum nach Fragmenten. 119 Fundvorlage % 25 Einziger Vertreter des Hausgeflügels ist das Haushuhn. Fischreste liegen keine vor, was aber daran liegen dürfte, dass keine Erdproben geschlämmt und archäozoologisch untersucht wurden.297 Exotische Tiere und tierische Importprodukte konnten ebenfalls nicht nachgewiesen werden. 20 15 10 5 0 –5 –10 –15 –20 Kopf Rumpf Höhle aussen (n=560,3 g) Oberarm / -schenkel (Stylopodium) Unterarm/ -schenkel (Zygopodium) Hand/Fuss (Autopodium) Höhle innen (n= 296,2 g) Abb. 109: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum des Hausrindes in Relation zu einem modernen Vergleichsskelett (vgl. Anhang Abb. 133). % 25 20 15 10 5 Die in Zillis vertretenen Tierarten entsprechen somit zwar dem üblichen Spektrum römischer Fundstellen, dieses weist hier allerdings eine eher geringe Diversität auf. Zu diskutieren bleibt, woher diese Haustiere stammen. Unter dem Untersuchungsmaterial fanden sich neben den tierischen auch menschliche Knochen (vgl. Anhang Abb. 131), was weiter nicht erstaunt, da die Fundstelle ja überhaupt erst aufgrund dieser menschlichen Knochen entdeckt wurde.298 Die meisten dieser Knochen, die während der archäozoologischen Untersuchung erkannt wurden, stammen aus den Schichten, die zu der Phase 1.4 und vor allem der Phase 4 gehören. Dies spricht dafür, dass auch diese Knochen aus den Gräbern stammen, die nach der Aufgabe der Höhle als Kultlokal angelegt worden waren. 3.7.3.1 Tierartenanteile im Gesamtmaterial 0 –5 –10 –15 –20 –25 Kopf Rumpf Höhle aussen (n=1932,7 g) Oberarm / -schenkel (Stylopodium) Unterarm/ -schenkel (Zygopodium) Hand/Fuss (Autopodium) Höhle innen (n= 3220,3 g) Abb. 110: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum von Hausschaf / -ziege in Relation zu einem modernen Vergleichsskelett (vgl. Anhang Abb. 134). 120 Unter dem Gesamtmaterial Abb. 105; Abb. 106 sind die Schafe / Ziegen, entsprechend der artlich bestimmbaren Knochen hauptsächlich die Schafe, mit Abstand die wichtigste Tierart: Nach Fragmentzahlen machen sie 47 % der bestimmbaren Tierknochen aus, nach Gewicht beträgt ihr Anteil sogar 56 %. Das bedeutet, dass das meiste in der Höhle konsumierte Fleisch von Schafen stammte. Die zweitwichtigste Tierart ist nach Fragmentzahlen das Haushuhn (29 %), gefolgt vom Hausschwein Fundvorlage (22 %). Nach Gewicht betrachtet ist die Reihenfolge umgekehrt. Trotzdem erreicht das Haushuhn immer noch einen Gewichtsanteil von fast 10 %, was im Vergleich mit Siedlungskomplexen als ausserordentlich hoch zu bezeichnen ist.299 Diese Tierart hat folglich eine besondere Bedeutung für die Höhle von Zillis und es stellt sich die Frage nach der Anzahl der hier ursprünglich vorhandenen Individuen. Beim Fundmaterial des Mithräums von Tienen (B) wurde die Mindestindividuenzahl aufgrund der Carpometacarpen berechnet, die das am wenigsten fragmentierte Skelettelement darstellen. Es ergaben sich gegen 200 Individuen, die dort bei einem einzigen Kultmahl konsumiert wurden.300 Für Zillis wurde dieser Skelettteil 63 Mal registriert, was 32 und somit deutlich weniger Individuen als für Tienen ergibt. Dort wurden insgesamt auch deutlich mehr Hühner- bzw. Vogelknochenfragmente (ca. 9600 Fragmente) gefunden. Die weiteren Tierarten erreichen in Zillis kaum nennenswerte Anteile: Das Hausrind, welches die grössten und schwersten Knochen aufweist, erreicht nach Fragmentzahlen weniger als 5 %. Aber auch nach den Gewichtsanteilen beurteilt liegen seine Anteilswerte bei weniger als 10 %. Für Aussagen bezüglich menschlicher Nutzung der natürlichen Fauna sind nur die Jagdtiere zu berücksichtigen. Diese machen einen äusserst geringen Anteil an den bestimmbaren Tierknochen aus. Gejagte Tiere spielten folglich beim Kultgeschehen in der Höhle von Zillis eine nur sehr marginale Rolle. 3.7.3.2 Die Tierartenanteile innerhalb der Höhle In den einzelnen Phasen sind zwar leicht schwankende Werte bei den Tierartenan- % 15 12 9 6 5 0 –3 –6 –9 Kopf Rumpf Höhle aussen (n= 762 g) Oberarm / -schenkel (Stylopodium) Unterarm/ -schenkel (Zygopodium) Hand/Fuss (Autopodium) Höhle innen (n= 1411,75 g) Abb. 111: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum des Hausschweines in Relation zu einem modernen Vergleichsskelett (vgl. Anhang Abb. 135). teilen festzustellen Abb. 107. Trotzdem kann die beim Gesamtmaterial bestehende Reihenfolge «Schaf / Ziege – Haushuhn – Hausschwein» in fast allen Phasen beobachtet werden. Die schwankenden Tierartenanteile in den einzelnen Phasen dürften hauptsächlich taphonomisch zu erklären sein. Bei den wenigen Jagdtierknochen und den selten vertretenen Haustieren (Hunde und Equiden) fällt hingegen auf (vgl. Anhang Abb. 132), dass sie mit einer Ausnahme nur in Phase 1.4 vorkommen. In diesem Fall sind Vermischungen mit jüngerem Material nicht auszuschliessen. Auch in der Fläche zeichnen sich leichte Unterschiede ab: Im nördlichen Höhlenteil ist der Hühnerknochenanteil leicht höher als im südlichen Bereich Abb. 108; dort sind dafür die Schaf- / Ziegen- und die Schweineknochen besser vertreten. Auch von den mit wenigen Fragmenten vertretenen Tierarten fanden sich die meisten im südlichen Teil der Höhle. 121 Fundvorlage % 50 in die Höhle gebracht hat. Das Mitbringen von konserviertem Fleisch zur Bereicherung der Kultmahlzeiten konnte auch für die Heiligtümer von Avenches VD / Aventicum nachgewiesen werden.301 40 30 20 10 0 Kopf Höhle aussen (n=637 g) Rumpf Flügel Bein Höhle innen (n= 1074 g) Abb. 112: Zillis, Höhle. Skelettteilspektrum des Haushuhns (vgl. Anhang Abb. 136). 3.7.4 Skelettteilspektren Da vom Hausrind praktisch alle Skelettteile vertreten sind Abb. 109; (vgl. Anhang Abb. 133) ist anzunehmen, dass zumindest ein Teil der Rinder lebend zur Höhle geführt und hier getötet wurde. Darauf deutet auch das Skelettteilspektrum, das vor allem bei den Extremitäten kaum Abweichungen vom Vergleichsskelett zeigt. Grössere Abweichungen liegen nur bei den Kopf- und den Rumpfteilen vor. Da die Abweichungen vor allem im Aussenbereich ausgeprägt sind, spielen hier taphonomische Faktoren mit Sicherheit eine Rolle. So ist anzunehmen, dass die härteren Zähne den schlechteren Erhaltungsbedingungen ausserhalb der Höhle sicher besser widerstanden haben als die Rumpfknochen. Allerdings ist auch zu überlegen, ob Kopfteile, die kulinarisch nicht genutzt werden konnten, bewusst aus der Höhle geschafft wurden. Umgekehrt fällt die gute Vertretung des Stylopodiums, darunter das Schulterblatt, im Höhleninneren auf. Möglicherweise handelt es sich dabei um Abfälle von Vorderschinken, welche man zum Verzehr mit 122 Die Schafe und wahrscheinlich auch die wenigen Ziegen wurden ebenfalls lebend zur Höhle gebracht, denn auch bei ihnen sind alle Skelettregionen gleichermassen vertreten Abb. 110 (vgl. Anhang Abb. 134). Wie bei den Rinderknochen sind bei dieser Tierart die Kopfteile über- und die Rumpfteile in Relation zu einem Vergleichsskelett untervertreten, was auch in diesem Fall taphonomische Gründe haben dürfte. Nur bei dieser Tierart hingegen fällt die Übervertretung des Zygopodiums auf. Dies muss nicht unbedingt mit einer menschlichen Bevorzugung dieser Fleischregion in Zusammenhang stehen, sondern könnte auch darauf zurückzuführen sein, dass die Schaf- / Ziegen-Tibia aufgrund ihrer Anatomie auch bei kleineren Fragmenten relativ gut zu bestimmen ist. Darauf deutet im vorliegenden Fall auch die Tatsache, dass der Zygopodiumsanteil beim schlechter erhaltenen Vorplatzmaterial noch höher ist als bei den Knochen aus dem Höhleninneren. Bei den Hausschweinknochen liegen ebenfalls nur geringe Abweichungen zum Vergleichsskelett vor Abb. 111 (vgl. Anhang Abb. 135). Die Übervertretung der Kopfteile vor allem im Aussenraum könnte wiederum sowohl mit der besseren Erhaltungsfähigkeit der Zähne als auch mit der Entsorgung von Schlachtabfällen ausserhalb der Höhle zu erklären sein. Bei den Hühnerknochen fällt auf, dass die Kopfteile unter dem Fundmaterial quasi fehlen Abb. 112 (vgl. Anhang Abb. 136). Dies scheint eher keine taphonomischen Ursachen zu haben, denn die Rumpfteile, Fundvorlage welche ebenfalls aus zerbrechlichen Plattenknochen bestehen, sind sehr gut im Fundmaterial von Zillis vertreten. Es muss daher damit gerechnet werden, dass, vorausgesetzt die Tiere wurden lebend zur Höhle gebracht, die Köpfe im Verlaufe der Kulthandlungen abgetrennt und gesondert behandelt wurden. Kleinere Knochen wie Phalangen fehlen ebenfalls fast vollständig im Fundmaterial. Dies dürfte aber grabungstechnisch zu erklären sein. 3.7.5 Alter Beim Hausrind sind nur relativ wenige Daten zum Individualalter vorhanden, sodass eine Auftrennung in Innen- und Aussenraum nicht möglich ist. Beim Gesamtmaterial zeigt sich ein eindeutiges und für römerzeitliche Funde aussergewöhnliches Bild Abb. 113. Praktisch alle Individuen waren bei ihrer Tötung weniger als 36 Monate alt, also noch nicht ausgewachsen. Etwa 50 % hatten ein Alter von unter 18 Monaten (infantil-juvenil), davon 15 % sogar unter 6 Monaten. Eine zweite grössere Gruppe (über 40 %) bilden die juvenil-subadulten Individuen (7 bis 36 Monate). Für eine saisonale Einordnung der Schlachtungen sind die hauptsächlich aufgrund der Epiphysenverwachsungen durchgeführten Altersbestimmungen beim Rind zu ungenau. Immerhin lässt sich feststellen, dass im Fundmaterial alle drei ersten Lebensjahre repräsentiert sind. Und die weniger als 6 Monate alten Individuen zeigen, dass auch im Sommerhalbjahr geschlachtet wurde. Auch bei den Schaf / Ziegenknochen ist der Anteil an ausgewachsenen Tieren mit Werten von unter 10 % auffallend gering Abb. 114. Unter diesen Jungtieren sind alle Stufen von neonat-infantil bis subadult vertreten. Mit Abstand am häufigsten sind aller- % 50 40 30 20 10 0 infantil-juvenil (< 18 Monate) infantil (< 6 Monate) subadult (19 – 36 Monate) juvenil (< 18 Monate) jungadult (> 36 Monate) juvenil-subadult (7 – 36 Monate) altadult (>> 36 Monate) Abb. 113: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Hausrind (n=74). dings die juvenilen (gegen 50 %) sowie die infantil-juvenilen Individuen (25 %) belegt. Die meisten Tiere wurden somit in der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres, also im Winterhalbjahr, und nur 10 % in den ersten Lebensmonaten und im zweiten Lebensjahr geschlachtet. Im Innenraum sind die Knochen ganz junger Individuen im Vergleich zum Vorplatz besser vertreten. Dies dürfte weniger mit menschlicher Selektion zusammenhängen, sondern eher auf die schlechteren Erhaltungsbedingungen ausserhalb der Höhle zurückzuführen sein, die den jugendlichen Geflechtsknochen stärker zusetzen als adulten Knochen.302 Unter den Hausschweinknochen sind praktisch keine ausgewachsenen Tiere vertreten Abb. 115. Dies ist auch für eine Tierart, die lediglich zur Fleischnutzung gehalten wurde, als aussergewöhnlich zu bezeichnen. Denn in durchschnittlichen Siedlungskomplexen findet sich immer ein gewisser Teil an Knochen, die von den ausgewachsenen Zuchttieren stammen. Hier fand folglich auch bei den Schweinen eine gezielte Selektion statt. 123 Fundvorlage % 60 Im Gesamtmaterial sind die infantilen und infantil / juvenilen Individuen mit Werten um 40 % am häufigsten vertreten. Unter letzterer Gruppe dürften sich ebenfalls hauptsächlich infantile Individuen verbergen, denn der Anteil der sicher bestimmbaren juvenilen Individuen liegt bei nur 10 %. Die meisten Schweine waren folglich noch nicht sechs Monate alt, als sie zur Höhle getrieben wurden. 50 40 30 20 10 0 Höhle aussen (n =241) Höhle innen (n = 194) fötal-neonat (bis 8 Wochen) subadult (12– 24 Monate) infantil (2 –6 Monate) jungadult infantil-juvenil (2–12 Monate) adult-senil Total (n = 435) Die zwischen dem Höhleninnern und dem Aussenraum feststellbaren Unterschiede dürften wie bei den Schafen / Ziegen auf taphonomische Faktoren zurückzuführen sein. Unter den Hühnerknochen stammen etwa 80 % von ausgewachsenen Tieren, etwa 20 % waren noch nicht ausgewachsen Abb. 116. Diese Anteile entsprechen nicht den für römische consumer sites üblichen Verhältnissen: Gewöhnlich beträgt der Anteil an Jungtieren dort nur wenige Prozent, nur im wahrscheinlichen Aufzuchtbetrieb von Les Ilettes (F) ist er deutlich höher.303 Jungtieranteile zwischen 20 % und 35 % wurden hingegen bei den Hühnern des Mithräums von Tienen (B) festgestellt.304 juvenil (6 –12 Monate) Abb. 114: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Hausschaf / -ziege. % 60 50 40 30 20 10 0 Höhle aussen (n =258) Höhle innen (n = 444) fötal-neonat (bis 8 Wochen) juvenil (6 – 12 Monate) infantil (2 –6 Monate) subadult (12– 24 Monate) infantil-juvenil (2–12 Monate) jungadult Abb. 115: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Hausschwein. 124 Total (n = 702) Moderne Hühnerrassen sollen mit ca. 3,5 Monaten ausgewachsen sein, allerdings dürften sich die antiken Hühner langsamer entwickelt haben.305 Laut antiken Quellen fand die Brutzeit von Februar bis September statt und dauerte jeweils drei Wochen, allerdings wurde von einem Ausbrüten der Küken nach der Sommersonnwende abgeraten, da die Tiere vor der kalten Jahreszeit nicht mehr ihre volle Grösse erreichten.306 Es kann folglich nicht gesagt werden, wann genau die nicht ausgewachsenen Hühner von Zillis geschlüpft sind. Eine wie bei den meisten Schafen / Ziegen festgestellte Tötung im Winterhalbjahr ist aber durch- Fundvorlage aus möglich. Des Weiteren ist festzustellen, dass bei den ausgewachsenen Hühnerknochen nur einmal ein medullärer Knochen, der für Tiere in der Legephase spricht, nachgewiesen werden konnte. Da gemäss Columella die Hühner vom 13. November an aufhörten Eier zu legen307, könnte dies ebenfalls für eine Tötung in der dunklen Jahreszeit sprechen. Allerdings ist dabei auch zu berücksichtigen, dass es sich bei der Mehrheit der Hühner um männliche Tiere handelte und dass Hennen bei geringem Calciumangebot nur wenig medullären Knochen bilden.308 % 100 80 60 40 20 0 Höhle aussen (n = 389) Höhle innen (n = 973) adult infantil (2 – 6 Monate) 3.7.6 Geschlecht und Masse Total (n = 1362) infantil-juvenil (2– 12 Monate) Nur bei wenigen Knochen und nur für wenige Tierarten konnten Geschlechtsbestimmungen durchgeführt werden Abb. 117. Während beim Schaf / Ziege ein weibliches Tier vorliegt, sind beim Hausschwein die männlichen Tiere relativ deutlich übervertreten. Dies ist allerdings eine typische Erscheinung für ein Haustier, das rein zur Fleischnutzung gehalten wurde.309 Bei den Hühnermetatarsen ist es aufgrund der Spornbildung möglich, zwischen männlichen und weiblichen Tieren zu unterscheiden. Ob es allerdings bei kleineren oder schlecht erhaltenen Fragmenten in jedem Fall möglich ist, zwischen einem ausgebrannten, männlichen Sporn und einem kleiner gewachsenen, weiblichen Sporn zu differenzieren310, sei dahin gestellt. Die beim vorliegenden Fundmaterial vorge- männlich juvenil juvenil-subadult Abb. 116: Zillis, Höhle. Altersverteilung beim Haushuhn. nommenen Zuweisungen, die eine Dominanz der männlichen Tiere aufzeigen, sind daher nicht unproblematisch. Medullärer Knochen, der auf weibliche Tiere schliessen lassen würde, kommt im Fall von Zillis ebenfalls kaum vor.311 Eindeutigere diesbezügliche Resultate liefern die metrischen Untersuchungen, auch wenn die Datengrundlage für Zillis nicht gerade gross ist. Wir verwenden die von Sébastien Lepetz312 eingeführten Umrechnungsfaktoren, die es erlauben, die Längenmasse verschiedener Skelettelemente männlich wahrscheinlich weiblich Abb. 117: Zillis, Höhle. weiblich wahrscheinlich Rothirsch 2 Anzahl Geschlechtsbestim- Pferd 1 mungen. Haushuhn 5 Hausschaf/-ziege Hausschwein 1 1 1 1 9 3 125 Fundvorlage n 4 tönernen Rinderstatuette dem Mithraskult zugeordnet. Ob ein Zusammenhang zwischen der Knochenzahl einerseits und der Art des Kultes, der Grösse der Kultgemeinde oder der Häufigkeit der Kulthandlungen andererseits besteht, bleibt zu diskutieren. 3 2 1 0 94 92 98 96 102 100 Abb. 118: Zillis, Höhle. Indizes der Tarsometatarsen (Laufbein) von Hühnern (n = 21). Berechnung nach Lepetz 1996. 106 104 110 108 114 112 118 116 122 120 126 124 130 128 zusammenzufassen und als Gesamtheit auszuwerten. Die gleiche Methode wurde auch bei den Hühnerknochen von Augst BL / Augusta Raurica angewendet. Dabei zeigte sich ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Individuen.313 Die vermessenen Hühnerknochen von Zillis stammen hingegen praktisch alle von männlichen Tieren. Einzig bei den beiden Knochen, die einen Index zwischen 106 und 108 aufweisen, könnte es sich aufgrund der Augster Ergebnisse auch um sehr grosse Hennen handeln Abb. 118. Die extreme Selektion in Zillis weist in jedem Fall und mit grosser Sicherheit auf einen kultischen Hintergrund hin.314 3.7.7 Diskussion der Resultate Die Knochenanzahl, die in und bei der Höhle von Zillis gefunden wurde, ist im Vergleich zu manchen anderen Kulthöhlen auffallend hoch. So kamen in der Tunnelhöhle und der Tropfsteinhöhle am Kugelstein (A) neben Schlangentopffragmenten nur 431 bzw. 98 bestimmbare Knochen zum Vorschein.315 Ähnlich hohe Fundzahlen wie in Zillis fanden sich hingegen in der Höhle auf der Gradišče über St. Egyden / Kärnten (A) (3600 Fragmente).316 Diese Höhle wird aufgrund der Schlangengefässe, der Öllämpchen, eines silbernen Palmblatts und einer 126 Bezüglich der Tierarten ist in erster Linie die klare Dominanz der Schaf- / Ziegenknochen bzw. Schafe in Zillis hervorzuheben. Das Schwein und das Rind spielen hingegen eine sehr untergeordnete Rolle. Diese Reihenfolge weicht deutlich von derjenigen ab, wie sie meist in profanem römischem Siedlungskontext anzutreffen ist. Üblicherweise dominieren in den Fundstellen nördlich der Alpen (Mittelland, Jura, Hochrhein) die Hausrindknochen deutlich vor Hausschwein und Schaf / Ziege.317 Hohe Rinderanteile fanden sich aber auch unter den wenigen bislang untersuchten vorrömischen und römischen Tierknochen der Kleinstadt ChurWelschdörfli.318 In inneralpinen Siedlungen können aber topographisch bedingt auch hohe Schaf- / Ziegenknochenanteile vorkommen, so in der eisenzeitlichen Siedlung Mottata-Ramosch319 oder in der römerzeitlichen Fundstelle Riom-Cadra.320 Im Fall von Zillis könnte die Tradition einer überwiegenden Kleinviehzucht noch in römischer Zeit weitergeführt worden sein, wie dies auch bei der Siedlung von Brig-Glis VS festgestellt werden konnte.321 Die Hühnerfragmentanteile können zwar auch in profanen Kontexten sehr unterschiedlich sein, erreichen aber nur selten höhere Werte als 5 %. Erhöhte Hühnerwerte, wie sie im Fall der Höhle von Zillis vorliegen, sind aber typisch für Tierknochenkomplexe aus kultischem Kontext.322 Allerdings bestehen teilweise grössere Unterschiede zwischen den verschiedenen Kulten, wie dies ja auch schon bei den Haussäugetieren Fundvorlage festgestellt werden konnte. So erreichen die Hühnerknochen in gallorömischen Heiligtümern Werte bis um 10 %.323 Es bestehen also deutliche Unterschiede zwischen den Tierknochenfunden aus den einheimisch geprägten Heiligtümern und der Höhle von Zillis. Lenken wir daher unser Augenmerk auf die orientalischen Kulte. In zwei Gruben in einem Gebäudekomplex in Arras (F), der mit dem Kybele- und AttisKult in Zusammenhang gebracht wird, beträgt der Hühneranteil 12,4 % bzw. 16,4 %, mit Abstand die wichtigste Tierart ist das Hausschwein.324 Im Isis und Magna MaterHeiligtum von Mainz (D) / Mogontiacum hingegen stammen ca. 90 % der Knochen von Haushühnern, allerdings waren sie hohen Temperaturen ausgesetzt und sind somit als Überreste von Brandopfern anzusprechen.325 Ein Brandopferplatz mit ähnlicher Zusammensetzung konnte innerhalb des Heiligtums von Kempraten-Seewiese SG festgestellt werden, wo sich auch Fluchtäfelchen mit der Nennung der Magna Mater fanden.326 Auch unter den Tierknochen aus dem Isis Heiligtum von Belo in der Baetica (E) fand sich ein hoher Anteil an verbrannten Hühnerknochen.327 Bei den Kulten, die weiblichen Gottheiten gewidmet waren, kann der Anteil der Hühnerknochen also zwar sehr hoch sein, aber man setzte sie meist bei Brandopfern ein, was, wie wir zumindest bei den von Hand eingesammelten Tierknochen gesehen haben, in Zillis nicht der Fall war. Wenden wir uns daher für weitere Vergleiche den männlichen Gottheiten zu: Eine Grubenverfüllung aus dem Kastellvicus von Straubing (D) wird von Constanze Höpken mit Sabazius in Zusammenhang gesehen. Hier beträgt der Geflügelanteil etwa 8 %, der grösste Anteil der Knochen stammt vom Rind (44 %).328 In Grube G11 des Iuppiter Heliopolitanus-Heiligtums der canabae von Petronell (A) / Carnuntum erreichen die Hühner einen Anteil von 17.5 % und die Rinder sogar 72 %.329 In beiden Fällen bestehen durch die hohen Rinderanteile grössere Unterschiede zum Komplex von Zillis. Der am häufigsten in den Nordwestprovinzen nachgewiesene orientalische Kult für eine männliche Gottheit ist Mithras gewidmet. Bislang sind zwar nur wenige Mithräen im Gebiet nördlich der Alpen auch archäozoologisch untersucht. Allen gemeinsam ist aber, dass die Hühnerknochen meist unverbrannt sind, also nicht mit Brandopfern in Zusammenhang stehen.330 Der Anteil der Vogel- bzw. Hühnerknochen weicht aber an den verschiedenen Fundstellen stark voneinander ab: Während er in Martigny VS (33 %) sowie Orbe-Boscéaz VD (31 %)331 und St. Egyden (A)332 moderat erhöht ist, erreicht er in Künzing (D) mit 38,8 %333, in Tienen (B) mit 73,6 %334 und in Septeuil (F) mit 73–78 %335 extrem hohe Werte. In der Tunnelhöhle (A) liegt er bei 52 %, allerdings ist hier eine Zuweisung zum Mithraskult nicht gesichert.336 Die Unterschiede zwischen diesen Fundstellen könnten auf regionale Eigenheiten zurückzuführen sein.337 Die grösste Übereinstimmung der Hühnerknochenanteile von Zillis besteht mit den Funden aus den Mithräen von Orbe-Boscéaz VD und Martigny VS. Eine Abweichung zu diesen Heiligtümern ergibt sich zwar durch den hohen Schweineund eher geringen Schaf- / Ziegenanteil in Martigny VS und Orbe-Boscéaz VD.338 Die davon abweichenden Werte können aber auf die spezielle topografische Lage von Zillis zurückgeführt werden (vgl. oben). Von Bedeutung ist in kultischem Zusammenhang auch das Geschlecht der Tiere, denn 127 Fundvorlage es entspricht oft demjenigen der verehrten Gottheit.339 Daher ist zu prüfen, ob im Mithraskult, der nur Männern offenstand, auch hauptsächlich männliche Tiere in den Kult involviert waren. Dies ist bei den Hühnern von Tienen (B) der Fall.340 Bemerkenswerterweise fanden sich aber auch im Isis und Magna Mater-Heiligtum in Mainz (D) / Mogontiacum nur Hähne.341 Die Autoren erklären dies mit der allgemein grossen Bedeutung, die der Hahn seit Jahrtausenden in den vorderorientalischen Kulten hatte, so als allmorgendlich krähender Lichtverkünder.342 Aber auch wirtschaftliche Gründe sind nicht völlig von der Hand zu weisen. So vermutet Elisabeth Stephan bei den ebenfalls nur männlichen Tieren aus dem Temenos von Rottenburg (D) / Sumelocenna, dass es sich dabei um die überzähligen Hähne handelte, welche die Züchter auf dem Markt verkauften.343 Trotzdem dürften die Hähne relativ teuer gewesen sein, denn laut dem Preisedikt des Diokletian, das keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern machte, kostete ein Paar Hühner 60, ein Huhn also 30 Denare, ein Pfund Rindfleisch hingegen nur 8 Denare.344 Es handelte sich also ohnehin um relativ kostspielige Tiere. In den Mithräen von Martigny VS und OrbeBoscéaz VD ist nun aber das Geschlechterverhältnis relativ ausgeglichen: In Martigny VS kommen sieben Hähne auf vier Hennen und in Orbe-Boscéaz VD vier Hähne auf sechs Hennen vor.345 Möglicherweise liegen bei den verschiedenen Geschlechterverhältnissen wieder regionale Ausprägungen des Kults vor, oder aber auf dem lokalen Markt wurden relativ wenige Hühner angeboten, sodass man keine Rücksicht auf das Geschlecht der Tiere nehmen konnte. Im Fall des Mithräums der Villa von OrbeBoscéaz VD ist es wahrscheinlich, dass die Tiere aus lokaler Zucht stammten, weshalb 128 wiederum männliche und weibliche Tiere vertreten sind. In den meisten anderen Fällen stellt sich aber die Frage, wo die Hühner gezüchtet worden waren, die zeitgleich und zu Dutzenden zu den Mithräen gebracht wurden. Nach schriftlichen Quellen war die römische Geflügelzucht weit fortgeschritten. So war die Kunstbrut bekannt, bei der man die Eier zum Ausbrüten in Kot einlegte.346 Dass man auch nördlich der Alpen intensivere Hühnerzucht betrieb, konnte aufgrund von Eierschalenfunden im Gebäude O von Biberist SO aufgezeigt werden.347 Aber im Val Schons / Schams sind im Umfeld des Fundorts kaum weitere römische Siedlungen oder Gutshöfe bekannt, in der Hühnerzucht hätte betrieben werden können. Ob alle in der Höhle getöteten Tiere aus Zillis selbst stammen, ist daher zumindest bei den Hühnern fraglich. Dass sie aus dem überregionalen Handel stammten, ist durchaus denkbar. Zu diskutieren bliebe in diesem Fall, ob sie von Händlern oder von den Kultanhängern selber ins Tal gebracht wurden. Jedenfalls ist bekannt, dass es sich beim Mithraskult um einen sehr mobilen Kult handelte.348 Was lässt sich nun aufgrund der Tierknochen zu den in der Höhle durchgeführten Ritualen aussagen? Falls es sich tatsächlich um einen Mithras geweihten Ort handelt, kann davon ausgegangen werden, dass das gemeinsame Mahl einen wesentlichen Teil der Kulthandlungen darstellte.349 Die starke Fragmentierung und die relativ hohen Schnittspurenanteile350 bei Hausrind-, Schaf- / Ziegen-, Hausschwein- und auch Hühnerknochen lassen denn auch darauf schliessen, dass das Fleisch all dieser Tiere in der Höhle von Zillis zubereitet und gegessen wurde. Möglicherweise wurden die Tierkörper im Rahmen der Kulthandlungen sogar stärker als üblich zerlegt. Fundvorlage Zumindest ein Teil der Haussäuger wurde lebend zur Höhle geführt und getötet. Bei den Hühnern stellt sich hingegen das bereits oben diskutierte Problem der quasi fehlenden Köpfe.351 Es ist daher unklar, ob diese Tiere noch lebend oder bereits geschlachtet zur Höhle gebracht wurden. Die Tatsache, dass es sich dabei praktisch ausschliesslich um männliche Individuen handelte, deutet auf eine symbolische Bedeutung hin, die über diejenige der getöteten Säugetiere hinausgeht352, archäozoologisch aber kaum nachweisbar ist. Einen Hinweis auf eine symbolische Bedeutung des Geflügels könnte ein Zitat von Ambrosiaster (Pseudoaugustin)353 liefern. Er beschreibt, dass den Mithrasinitianten die Hände mit Hühnerdärmen zusammengebunden und von einem liberator mit einem Schwert wieder aufgeschnitten worden seien. Da der Verdauungstrakt eines Huhnes sechs- bis achtmal dessen Körperlänge ausmacht354, hätte für diesen Akt ein Huhn pro Initiant wohl gereicht. Falls man solche Rituale in Zillis durchgeführt hat, hätte dies mindestens 32-mal der Fall gewesen sein können. Da man – wie für einen Kultkomplex typisch – in Zillis mehrheitlich junge bis sehr junge Säugetiere tötete, können die Tierknochen schliesslich auch Hinweise auf den Zeitraum geben, in dem die Handlungen stattgefunden haben.355 Allerdings sind die Resultate zu den Sterbealtern von Schafen / Ziegen und Schweinen im Fall von Zillis nicht unproblematisch, besonders, wenn man davon ausgeht, dass Schafe und Schweine anlässlich des gleichen Festes getötet wurden: Die Lämmer wurden in der Antike, wie auch heutzutage noch, nur im Frühjahr geboren.356 Da die meisten Lämmer von Zillis in der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres starben, dürften die meisten Lammtötungen auch im Winterhalbjahr stattge- funden haben. Die Mehrzahl der Schweine wurde hingegen in Zillis nur wenige Monate alt. In den schriftlichen Quellen finden sich für die Schweine neben einem Frühjahrswurf auch Hinweise auf einen zweiten Wurf im Herbst. Diese Tiere seien aber jeweils schwächer gewesen als die im Frühjahr geborenen.357 Vorausgesetzt, es handelt sich um einen solchen zweiten Wurf, würden das Schweinealtersspektrum von Zillis – wie wahrscheinlich auch die Hühnerknochen – für Feste im Winter sprechen. Daneben müssen aber aufgrund des Altersspektrums der Rinder auch im Sommer Treffen stattgefunden haben. Dies konnte aufgrund der Tierknochenuntersuchungen auch beim Mithräum von Tienen (B) festgestellt werden. Die Autoren ordnen das im Juni / Juli begangene Fest den Sommersolstitien zu, welche eine wichtige Rolle im Mithraskult spielten.358 Im Fall von Zillis hätten die Kulthandlungen hauptsächlich im Winterhalbjahr, vielleicht im Zeitraum der Wintersonnwende stattgefunden. Damit ergibt sich ein Bezug zum Geburtstag des Sol invictus (25. Dezember), der oft zusammen mit Mithras auftritt oder sogar mit ihm gleichgesetzt wird.359 Jedenfalls lässt sich aufgrund der Altersspektren aufzeigen, dass die Höhle von Zillis mehrfach und zu verschiedenen Jahreszeiten aufgesucht wurde. Die Knochen der hochgerechnet 32 Hühner sind also nicht bei einem einzigen Ereignis angefallen. Dies spricht im Gegensatz zu Tienen (B), wo mindestens 285 Personen am gleichen Festmahl teilgenommen haben sollen360, für eine sehr kleine Kultgemeinde. Im Gegensatz zum Mithräum von Martigny VS361 fehlen Lebensmittel, die für eine reiche Oberschicht sprechen, fast gänzlich, so Austern und Wildbret. Möglicherweise spricht dies für Angehörige einer unteren sozialen Bevölkerungsschicht. 129 Fundvorlage 3.7.8 Schlussfolgerungen Die Resultate der archäozoologischen Untersuchungen unterstützen eindeutig die kultische Deutung des spätkaiserzeitlichen Fundplatzes. Aufgrund der tierartlichen Zusammensetzung, besonders des relativ hohen Anteils an unverbrannten, männlichen Hühnerknochen bei gleichzeitig eher geringem Anteil an Rinderknochen, kann der Komplex am ehesten dem Mithraskult zugeordnet werden. Die meisten Tiere, hauptsächlich Lämmer, aber auch Kälber und Ferkel, wurden lebend zur Höhle gebracht und hier getötet, wobei viel Blut geflossen sein muss. Eine grosse Rolle kam auch den Hähnen zu. Ob sie eine spezielle Symbolik hatten und Teil eines besonderen Rituals waren, kann anhand des vorliegenden Fundmaterials zwar vermutet, aber nicht bewiesen werden. Anschliessend an die Rituale zerlegte man die Tiere, bereitete das Fleisch zu und verspeiste es bei einem gemeinsamen Festmahl im Nordteil der Höhle. Bei den meisten angetroffenen Tierknochen handelt es sich daher um Schlachtabfälle und Abfälle anschliessender Kultmahlzeiten. Diese blieben zunächst am Ort des Konsums liegen, wurden dann aber zum Teil aus der Höhle entfernt. Die Rituale fanden mehrmals und hauptsächlich im Winterhalbjahr statt. An den Kulthandlungen dürften jeweils nur wenige Personen, möglicherweise Angehörige der Unterschicht, teilgenommen haben. Die Frage, wo diese lebten und woher sie stammten, ist bislang ebenso ungelöst wie diejenige nach der Herkunft der hier getöteten Tiere. 130 Fundvorlage Abb. 119: Zillis, Höhle. Bergkristall. Mst. 3:1. 131 Synthese 4 Christa Ebnöther Anna Flückiger Die Neusichtung und -bearbeitung der Befunde und Funde aus der Halbhöhle (Balme) in Zillis erlaubten es, für die Zeit zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert vier Phasen bzw. drei Hauptnutzungsphasen herauszuarbeiten, während welcher die Höhle durchwegs zu kultischen Zwecken, allerdings unterschiedlicher Ausprägung, aufgesucht worden war. Da die hochmittelalterliche und neuzeitliche Aufschüttungen umfassende jüngste Phase (Phase 5) nicht mehr mit einer eigentlichen Nutzung der Höhle und des Vorplatzes in Verbindung zu bringen ist, wird sie im Folgenden nicht weiter berücksichtigt. Nach der Zusammenfassung der Befundabfolge (vgl. Kap. 4.1) sollen in der Synthese nun die Stränge der einzelnen Untersuchungen und Interpretationen, wie sie in Kap. 2 und Kap. 3 vorgelegt wurden, zu einem Gesamtbild zusammengefügt und die verschiedenen Nutzungen der Höhle aus einer interdisziplinären Perspektive beleuchtet werden. Im Fokus stehen dabei Fragen zum Charakter des paganen Kultortes und des Kultgeschehens in der Zeit zwischen dem 3. und dem frühen 5. Jahrhundert (Phase 1, vgl. Kap. 4.2). Für die nachfolgenden frühmittelalterlichen Nutzungsphasen (Phase 2 bis Phase 4: Ende 6. bis 10. Jahrhundert), die mit einer kultischen Neuaufladung der Höhle verbunden werden können, lassen sich vorerst nur einige punktuelle Ein- und Ausblicke geben (vgl. Kap. 4.3). 4.1 Die Nutzung der Höhle zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert Den Gesamtfundbestand berücksichtigend – die typochronologische Einordnung des Geschirrinventars und die Münzreihe – sowie aufgrund der 14C-Daten ist der Beginn der Nutzung der Höhle (Phase 1.0) frühestens im mittleren 3. Jahrhundert anzu- setzen Abb. 120. Zu dieser Zeit wurde die 8 m breite Höhlenöffnung mit einer auf einem Mauersockel aufliegenden Holzwand verschlossen und war nunmehr nur über einen, über Felsstufen erreichbaren Eingang im Südwesten zugänglich Abb. 121. Dieser führte – wahrscheinlich über einen Vorraum – in den im Nordteil gelegenen Hauptraum. Über dessen Innenausbau sind dem Befund nur wenig Informationen abzugewinnen: Im Zentrum befand sich eine Feuerstelle, vermutlich ein Kuppelofen. Bei der in letzten Resten erfassten, entlang der Nordwand angelegten halbkreisförmigen Stirnmauer dürfte es sich weniger um das Fundament einer aufgehenden Mauer als um den Unterbau eines sockelartigen Aufbaues, vielleicht eines (Kult-)Podiums, gehandelt haben. Zahlreiche Nägel und Beschlagteile weisen darüber hinaus auf nicht erhaltenes Holzmobiliar und / oder einen hölzernen Innenausbau; zweifellos wurden auch die vielen kleineren und grösseren Felsabsätze und Nischen in der Höhlenrückwand als Ablageflächen genutzt. Phase 1.0, der ersten Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal zuzuweisende Schichten sind aus dem Innenraum nicht überliefert. Letzte, auf den Vorplatz ausgeräumte, d. h. umgelagerte Schichtreste liegen möglicherweise aber mit Pos. 72 vor (Phase 1.0 / 1.1, vgl. Kap. 2.3.4). Aufgrund der (typo-)chronologischen Einordnung der Funde aus dem unteren Bereich des ältesten Schichtpaketes im Höhleninnern (Pos. 34, Phase 1.1, Abb. 66; Abb. 67), dazu gehört auch eine Münze des Constantius II. für Constantius Gallus Caesar (351 – 354), ist davon auszugehen, dass dessen Bildung und somit die zweite Nutzung erst im Verlaufe des 4. Jahrhunderts einsetzten; die älteren Nutzungshorizonte (Phase 1.0) scheinen vorgängig abgetragen und ausgeräumt worden zu sein. 133 Synthese In baulicher Hinsicht erfolgten während Phase 1.1 keine wesentlichen Veränderungen: Im Verlaufe der Nutzung wurde entlang der rückseitigen Höhlenwand eine weitere Steinreihe gesetzt, möglicherweise der Unterbau einer Bank oder eines Gestelles. Zudem scheint der Kuppelofen abgebrochen worden zu sein. Die geringe Zahl der Funde aus Schicht Pos. 34 lässt in Verbindung mit den Resultaten der geoarchäologischen Untersuchungen schliessen, dass der Höhlenboden äusserst sauber gehalten und die Abfälle regelmässig aus der Höhle getragen wurden (vgl. Kap. 3.1.2). Der Abschluss der Schichtbildung von Pos. 34, die sich aus zahlreichen feinen Aschestraten zusammensetzt (vgl. Kap. 2.3.4), lässt sich zeitlich nicht genauer eingrenzen: Die jüngste, daraus stammende Münze (367 – 375) liefert jedoch einen terminus post quem für die Anlage der Grube Pos. 39 und damit für den Beginn der Phase 1.2. Ob und allenfalls welche rituelle Funktion dieser Grube zugekommen war, ist nicht zu beurteilen. Ihre kompakte Verfüllung spricht jedenfalls für einen einmaligen Verfüllungsvorgang u. a. mit Mauerversturz. Dieser wiederum bezeugt einen vorgängigen Abbruch einer Konstruktion, vielleicht der halbkreisförmigen Nordmauer bzw. des postulierten Podiums, der gemäss der Schlussmünze aus der Verfüllung von Grube Pos. 39 (Arcadius, 388 – 403) im ausgehenden 4. oder frühen 5. Jahrhundert erfolgt sein muss. Wie die nachfolgenden Bautätigkeiten – Planierungsarbeiten im Innen- und Aussenraum (Planien Phase 1.2 und Phase 1.3) – schliessen lassen, ist dieser Abbruch aber nicht mit der Aufgabe der Höhle als paganes Kultlokal gleichzusetzen. Das Fundspektrum in diesen Planien sowie Passscherben legen nahe, dass damit ein Grossteil der während Phase 1.0 und Phase 1.1 anderswo deponierten bzw. aus der 134 Höhle entfernten Votiv-(Gaben) und Abfälle wieder in respektive vor die Höhle einplaniert worden waren. Der Befund- und reiche Fundbestand, der für die Phase 1.0 bis Phase 1.3 überliefert ist, ermöglichte die Entzifferung und Differenzierung des hier praktizierten Kultgeschehens, das neben gemeinschaftlichen Aktivitäten – rituellen Handlungen und Banketten – auch individuelle Gesten einschliesst, vornehmlich die Deponierung von (Votiv-)Gaben (vgl. Kap. 4.2.2). Die jüngste pagane Nutzung (Phase 1.4) ist über den von numismatischer Seite gewonnenen terminus post quem von 388 – 403 (Phase 1.1 bis Phase 1.3) respektive den terminus ante quem, den die 14C-Datierungen der Schicht Pos. 7a und Grab 1 (Phase 2: letztes Drittel 5. / frühes 6. Jahrhundert) liefern, ins mittlere 5. Jahrhundert zu datieren (vgl. Abb. 51, ergänzend Kap. 2.5.2). Im Befund manifestiert sich Phase 1.4 in Schicht Pos. 7, einer mit Pos. 34 vergleichbaren, aber durch die nachfolgenden (nach Phase 2) Aktivitäten stark durchwühlten und gestörten Schicht. Die Höhle scheint weiterhin verschlossen gewesen zu sein, was in Verbindung mit der während dieser Phase erfolgten Erneuerung der Terrassierungsmauer eine sowohl in zeitlicher wie vielleicht auch funktionaler Hinsicht kontinuierliche Nutzung postulieren lässt. Im Fundensemble aus Schicht Pos. 7, das zahlreiche Passscherben zu Gefässen aus älteren Straten umfasste, liessen sich indes keine Funde identifizieren, welche die oben erschlossene Datierung oder gar eine kultische Nutzung der Höhle bestätigten. Da auch die Nutzungsschichten der Phase 1.1 (Pos. 34) nur wenige Funde enthielten, könnte gerade dies aber auf eine kontinuierliche Nutzung der Höhle als Kultlokal, jedoch mit anderem respektive reduziertem Synthese Phasen und Skizze Befunde Funde Kultische Neuaufladung Beinernes Kreuz (vgl. Abb. 57) Schicht Pos. 7a mit unter Feuerstelle Pos. 17. Feuerstelle Pos. 17, Grab 1; Mauer / Wand anfänglich evtl. noch bestehend. Datierungsgrundlagen 14 C-Daten Grab 1 (Ende 6. / frühes 7. Jh., vgl. Abb. 51 und Kap. 2.5.2) als terminus ante quem für den Beginn von Phase 2 (Feuerstelle Pos. 17)? Phase 2 Jüngste pagane Nutzung (?) Pos. 7, Erneuerung der Terrassierungsmauer. Kontinuierliche Nutzung mit verändertem bzw. reduziertem Kultgeschehen? Keine jüngeren Funde, aber viele Passscherben zu darunterliegenden Schichten. Über terminus post quem von Phase 1.3 und terminus ante quem von Phase 2 in die erste Hälfte/mittleres 5. Jh. zu datieren. Planie Phase 1.3 (Pos. 33) im Nordteil der Höhle; aus einer Konstruktion? Sehr viele Münzen (Schlussmünze 388 – 403) und nur wenige weitere Funde (Votivblech, Lampen, wenige Kristalle und Gefässe). Terminus post quem für das Einbringen der Planie: Schlussmünzen aus Grube Pos. 39: 388 – 403. Planien Phase 1.2 im nördlichen Innen- und Aussenraum. Die Funde stammen aus der ersten und zweiten Nutzungsphase (Phase 1.0 und Phase 1.1). Terminus post quem für das Einbringen der Planie: Schlussmünze aus Grube Pos. 39: 388 – 403; Münzen aus UK Planie 1.2 im Aussenraum 367 – 375, Nordteil und 367 – 378, Südteil. Phase 1.4 Phase 1.2 Planien und Phase 1.3 Planie Verfüllung von Grube Pos. 39 mit Mauerversturz (Abbruch einer Konstruktion?). Phase 1.2 Grube Schlussmünzen aus der Grubenverfüllung: 388 – 403. Terminus post quem für die Anlage der Grube: Schlussmünze aus Pos. 34: 364 – 375. Grube Pos. 39 wird an OK Pos. 34 ausgehoben, Funktion? Zweite Nutzung als paganes Kultlokal Genese von Schicht Pos. 34; Steinreihe Pos. 11, Grube Pos. 46. Die Abfälle werden ausserhalb der Höhle entsorgt. Schicht Pos. 34 enthält nur wenige Funde; das Schlangengefäss ging spätestens zu Beginn dieser Phase zu Bruch. Erste Nutzung als paganes Kultlokal Geschlossene Höhle mit Kuppelofen (?); Terrassierungsmauer. Schichtabtrag im Innenraum. Die Abfälle werden aus der Höhle gebracht; keine Funde in situ bzw. aus geschlossenen Befundkontexten. Zweite Hälfte / späteres 4. Jh. 14C-Daten und Funde aus dem untersten Teil von Schicht Pos. 34: Münze 351 – 354. Jüngste Münze aus Schicht Pos. 34: 364 – 375. Phase 1.1 Nutzungsbeginn mittleres / spätes 3. Jh. über die C-Daten (vgl. Abb. 51), die Münzreihe sowie über die typochronologische Einordnung weiterer Funde erschlossen. 14 Phase 1.0 Abb. 120: Zillis, Höhle. Synoptische Darstellung der Befundabfolge und Nutzungen der Höhle während den Phasen 1 und 2. 135 Synthese Kultgeschehen hinweisen – auf ein Kultgeschehen ohne individuelle Gesten oder vielmehr ohne fassbare Deponierungen von (Votiv-)Gaben und ohne Bankette in der Art, wie sie für die Phase 1.0 und Phase 1.1 überliefert sind. Mit der Errichtung einer neuen Feuerstelle (Phase 2) und der Anlage von Grab 1 kam es spätestens im ausgehenden 6. Jahrhundert (vgl. Kap. 2.5.2) zu einer Nutzungsänderung. Im Befund waren zwischen Phase 1.4 und dem Beginn von Phase 2 weder natürliche Ablagerungen noch anthropogene Eingriffe wie beispielsweise ein Abtrag oder Entfernen von Schichten festzustellen, d. h. Indizien, die auf einen längeren Nutzungsunterbruch hingewiesen hätten. Spätestens mit der Anlage der ersten Bestattung wurde die Höhle kultisch neu aufgeladen. Sieht man im Beinkreuz (vgl. Abb. 57), das sich unter der neu angelegten Feuerstelle fand, ein christliches Symbol, erfolgte diese kultische Neuaufladung vielleicht bereits schon früher. Obschon die Befundlage im Bereich der Sockelmauer keine eindeutigen Aufschlüsse lieferte, kann davon ausgegangen werden, dass die Höhle während dieser Phase weiterhin durch eine Holzwand verschlossen war; auch die Terrassierungsmauer auf dem Vorplatz scheint noch bestanden zu haben. Für eine Kontinuität dieser neuen Nutzung der Höhle mag die Lage der beiden während Phase 3 hinzu gekommenen Bestattungen sprechen: Sowohl mit dem im Südteil der Höhle angelegten Grab 2 wie auch mit Grab 3, das den Abbruch der Holzwand voraussetzte oder bedingte, schien man wie zuvor einen «Raum» um die Feuerstelle respektiert zu haben. Ob man während Phase 4 (7. / 8. bis 10. Jahrhundert) diesen «Raum» weiterhin respektieren wollte oder musste und aus diesem Grund die jüngeren Bestattungen (Grab 4 bis Grab 10) ausser- 136 halb der Höhle anlegte, bleibt unklar. Auch wenn die 14C-Daten einen Hiatus von ein bis zwei Generationen nahelegen, weist die Verwandtschaft des in der Höhle in Grab 3 Bestatteten mit einigen der vor der Höhle beigesetzten Personen (vgl. Kap. 2.5) auf die anhaltende wichtige Bedeutung, die dieser Platz für eine (ortsansässige?) Gemeinschaft bis ins 10. Jahrhundert eingenommen hatte. Wie die unter Phase 5 zusammengefassten, massiven Aufschüttungen zu verstehen geben, wurde die Nekropole, der Erinnerungsort an die Toten dieser Gemeinschaft, aber spätestens zu Beginn des 13. Jahrhunderts aufgelassen. 4.2 Die Höhle als paganer Kultort Die kultische Konnotation der Höhle während des 3. bis ins frühere 5. Jahrhundert steht ausser Zweifel. Nun gilt es jedoch, diese zu präzisieren, d. h. den Charakter des Kultortes und des Kultgeschehens zu entschlüsseln sowie Fragen nach der oder den Gottheiten zu diskutieren, deren Kult hier praktiziert wurde. Eng damit verbunden sind Fragen nach dem Personenkreis, welchem Zugang zu diesem Lokal und damit zu diesem Kult gewährt war, und schliesslich die Frage nach der Bedeutung des Kultortes in seinem regionalen und überregionalen Kontext. Mangels epigraphischer Quellen und zweifelsfrei zu interpretierender Bildzeugnisse soll im Folgenden versucht werden, sich den Antworten auf diese Fragen zum einen über den Ort, die Höhle selbst, zum andern über das Kultgeschehen, von welchem sich einzelne Aspekte über die archäologischen Quellen greifen lassen, anzunähern, um schliesslich die Frage der Identifizierung des Kultortes und der Kultgemeinschaft anzugehen. Synthese 4.2.1.1 Numinoser Ort oder Kultlokal einer geschlossenen Gemeinschaft? oder nach den schwierigen Passagen durch die Via Mala oder die Rofflaschlucht – mit einem Dank oder einer Bitte eine Gabe für die Götter niederlegten.363 Eine Interpretation der Höhle als ein numinoser Ort, d. h. ein allen und allgemein zugänglicher, vom Menschen als «göttlich» erachteter Naturort362, bietet sich auf den ersten Blick geradezu an. Er mag von regionaler Bedeutung oder, die gute Anbindung an den transalpinen Verkehrsweg und den einfachen Zugang berücksichtigend, auch ein numinoser Ort gewesen sein, an dem Händler und (Fern-)Reisende – vor Als numinos erachtete Naturorte müssen sich im archäologischen Befund nicht zwingend auch baulich, etwa durch Sakralbauten, manifestieren. Auf die besondere kultische Bedeutung eines solchen Platzes weisen oftmals nur das gehäufte Auftreten von Münzen, allenfalls ein Münzdepot, oder das Vorkommen kultisch konnotierter Objekte, wie etwa Votivältäre und -bleche oder Statuetten etc. hin364; von Funden also, wie sie 4.2.1 Charakterisierung des Kultortes Abb. 121: Zillis, Höhle. Rekonstruktion des paganen Kultlokals. 137 Synthese aus fast jedem Heiligtum und Kultgebäude – so auch aus Zillis – vorliegen. Als Votive und Gaben interpretiert, bezeugen diese an markanten oder besonderen Naturorten, aber oftmals in wenig spezifischen Befundkontexten deponierten Objekte weniger komplexe gemeinschaftliche Kultpraktiken denn vielmehr eine Vielzahl von individuellen Gesten. Eine weitere Interpretation der Höhle, die bereits kurz nach deren Entdeckung diskutiert wurde und in die Literatur Eingang gefunden hat, ist die Deutung als geschlossener Kultort in konstruktivem wie auch im übertragenen Sinn – als Versammlungsort einer Kultgemeinschaft um eine spezifische, wahrscheinlich orientalische Gottheit.365 Solche Gemeinschaften, die unter dem Begriff «Gruppenkulte» zusammengefasst werden,366 schlossen sich über das Prinzip der Mitgliedschaft zusammen, die über eine kultspezifische Einweihung erfolgte. Im Zentrum des Kultes stand eine bestimmte (Schutz-)Gottheit, ohne dass in der Regel ein Exklusivitätsanspruch erhoben wurde – weder in Bezug auf die verehrten Gottheiten noch in Bezug auf ein Engagement der Mitglieder in anderen Kulten und Gemeinschaften. Kultgemeinschaften waren in der Regel private Zusammenschlüsse, die sich wie auch alle anderen antiken Vereinigungen (collegia, corpora) nach dem Vorbild des städtischen Beamtenapparates organisierten, eine Vereinskasse besassen und auch administrative Aufgaben zu erledigen hatten. Neben den Vereinsangelegenheiten nahmen in all diesen Gemeinschaften Kultfeiern und Bankette, aber auch die Begräbnisfürsorge eine zentrale Rolle ein.367 Die regelmässigen Zusammenkünfte konnten bei einem öffentlichen Tempel oder in pri- 138 vaten oder gemeinschaftseigenen Lokalen oder Gebäuden, die zuweilen über einen eigenen Sakralbau verfügten, durchgeführt werden.368 In vielen Fällen waren die Versammlungsräume privater Vereinigungen aber einfach nur mit einem Kultraum oder einer Kultapsis ausgestattet, wo neben den Kultbildern auch der Opfertisch, der Altar, stand. Solche Versammlungsbauten oder -lokale waren entsprechend nicht sakrale, sondern profane Räume. Gelegentlich waren die für die Versammlungen und Bankette notwendigen Sitz- oder Liegegelegenheiten fest installiert (Podiensäle). Lokale dieses Bautyps wurden von verschiedenen religiösen Gruppen als Versammlungs- und Kultgebäude aufgenommen, u. a. auch von jenen um Mithras.369 In der Tradition der primär im östlichen Mittelmeerraum verbreiteten Bankettbauten verwurzelt, kommt in diesen mit festen Liegepodien ausgestatteten Versammlungslokalen die zentrale Bedeutung des gemeinsamen Bankettes im Kultraum auch baulich zum Ausdruck. Versammlungsorte von geschlossenen Gemeinschaften, deren Kultort als Podiums- oder Umgangstempel ausgestaltet war, können – wie dies in etwas anderer Form in Sakralbezirken zu beobachten ist370 – auch eine räumliche Trennung von Kult und Bankett aufweisen (z. B. in Iseen, in Kultbezirken der Magna Mater / des Attis und der Matronen oder im Kultbezirk des Iuppiter Heliopolitanus in Petronell (A) / Carnuntum371). In einigen Fällen sind auch andere bauliche Ausprägungen von Liege- oder Sitzgelegenheiten, zum Beispiel in Form von umlaufenden Bänken, zu beobachten.372 Das Fehlen von gemauerten Liegepodien innerhalb eines Kultraumes weist aber nicht zwingend auf eine räumliche Trennung von Kult und Bankett, da Liege- oder Sitzgelegenheiten nicht zwangsläufig dauerhaft, sondern auch temporär aufgestellt werden konnten. Synthese Den Bogen zurück zur Höhle in Zillis schlagend, ist für deren Interpretation zweifellos die Tatsache relevant, dass sie bereits zu Beginn der Nutzung im 3. Jahrhundert mit einer Holzwand verschlossen worden war. In den Hauptraum gelangte man nur über einen Vorraum, der von aussen durch einen schmalen, wohl abschliessbaren Eingang betreten werden konnte. Die Höhle scheint somit weder allgemein noch direkt zugänglich gewesen zu sein, was als erstes Indiz für eine Interpretation als Versammlungslokal einer geschlossenen Kultgemeinschaft herangezogen werden kann. Diese Interpretation kann durch die Resultate der mikromorphologischen Untersuchungen insofern untermauert werden (vgl. Kap. 2.3.4), als es zumindest für Phase 1.1 nachzuweisen gelang, dass die Höhle ausserordentlich sauber gehalten wurde und die Bodenniveaus nicht mit vom Aussenraum stammendem Erdmaterial verschmutzt waren. Dies mag darauf hinweisen, dass mit besonderen, vielleicht sogar auch restriktiven Zutrittsbestimmungen zu rechnen ist. Vom Innenausbau des Kultraumes in Zillis ist kaum etwas erhalten geblieben, das mit den Ausstattungen bislang bekannter Kultund Versammlungslokale zu vergleichen wäre. Während unklar bleibt, ob es sich bei der Steinreihe entlang der rückseitigen Höhlenwand tatsächlich um den Unterbau einer Bank handelte, nahm vielleicht das an der Nordwand (und unterhalb des Höhlenfensters?) gelegene, postulierte Podium eine besondere Bedeutung ein. Zentral positioniert (und deshalb ebenfalls von zentraler Bedeutung?) waren zweifelsohne der mutmassliche Kuppelofen (Phase 1.0) respektive in der Folge die darin eingetiefte, lanzettförmige Grube Pos. 46 (Phase 1.1). Eine Interpretation letzterer als Feuergrube ist mangels Brandspuren nicht zu belegen. Als offene Struktur am Standort des einstigen Kuppelofens genutzt und schliesslich mit umgelagertem Schichtmaterial (Pos. 34?) verfüllt (vgl. Kap. 2.3.4), kam ihr aber zweifellos eine wichtige Rolle zu. 4.2.1.2 Die Höhle als geschlossenes Kult- und Versammlungslokal Wenn der geführte und restriktive Zugang zur Höhle in Zillis eine Interpretation als Versammlungsort einer Kultgemeinschaft nahelegt, drängt sich ein Vergleich mit Kultund Versammlungsorten mithräischer Gemeinschaften, den Mithräen, geradezu auf: In der Mithraslegende sind Felsen und Höhlen als immer wiederkehrende und daher auch für den Kult zentrale Handlungsräume zu identifizieren, die auch in der baulichen Gestaltung der Versammlungsräume inszeniert wurden: Fensterlos und eingetieft, einer Höhle nach- und als Banketträume ausgebaut, waren sie gewissermassen dem Lebenszyklus des Mithras entnommene Orte der Erinnerung.373 Im Innenraum waren nicht wie in einem Sakralbau oder in vielen anderen Kultbauten eine oder mehrere Statuen der (Schutz-)Gottheiten in statischer Position aufgestellt, sondern ein Relief oder eine Malerei mit der Schlüsselszene aus der Mithraslegende, der heilbringenden Tötung des heiligen Stieres in einer Höhle.374 Eine szenische Darstellung also, die keine eigentliche Opferhandlung zeigt, sondern an eine im Mithraskult zentrale Schöpfungshandlung erinnern soll.375 Einige dieser Reliefs, so u. a. jenes aus Frankfurt-Heddernheim (D)376, sind beidseitig bearbeitet und konnten gedreht werden: Während auf der einen Seite die Tauroktonie abgebildet ist, zeigen die Darstellungen auf den Rückseiten oftmals Mithras und Sol beim gemeinsamen Mahl in der Höhle nach der Stiertötung. Sie sitzen dabei hinter einem Tisch oder liegen auf einer Kline, die in einigen Fällen mit der Stierhaut bedeckt 139 Synthese Abb. 122: Mithräum bei Duino Aurisina (I). oder der getötete Stier selbst ist. Mit dem Drehen des Bildes, das sicher aufwändig und mit knirschenden Geräuschen verbunden war, konnte also die «Handlungsbühne» verändert werden. Das Mithräum, in seiner baulichen Grundgestaltung ein Biklinium, wurde, wenn das «Szenenbild» wechselte, zu einem Triklinium, wobei Mithras und Sol auf der mittleren Kline, auf den Ehrenplätzen, lagerten. Wenn also auch die Mahldarstellung als eine der Legende entnommene, zentrale Erinnerungsszene zu deuten ist, so konnten hierbei die Mithrasanhänger über die Ausgestaltung des Kultraumes gleichsam eine aktive Rolle einnehmen.377 Von den bekannten Mithräen sind nur einige wenige – unter anderem auch die beiden (frühen?), in einem vormaligen Steinbruch eingerichteten Mithräen in 140 Doliche (TR)378 – in Höhlen oder Grotten angelegt. Die Identifizierung als Kulträume für Mithras erfolgten meist über die am Felsen angebrachten Kultbilder (Tauroktonie) oder Weiheinschriften, gelegentlich auch über Altäre in oder in der unmittelbaren Nähe der Höhle.379 An anderen Orten, z. B. in Jajce (BIH),380 war das Kultbild an einen Felsen angebracht, der einst wohl die stirnseitige Mauer eines (nicht erhaltenen) vorgebauten Mithräums bildete. In Močiči Konavlje (HR)381 waren die Tauroktonie und möglicherweise die Figur des Silvanus neben dem Höhlen- oder Grotteneingang angebracht. Der für Mithräen charakteristische Innenausbau mit Liegepodien ist bislang nur in der vermutlich künstlich erweiterten Höhle in Hawarte (SYR)382 sowie in der unterirdischen Grotte bei Duino Aurisina östlich von Aquileia (I) Abb. 122383 überliefert. Synthese Neben diesen über bildliche und / oder inschriftliche Quellen identifizierten Mithräen in Grotten und Höhlen liegen insbesondere im (Süd-)Ostalpenraum weitere Kultorte in Grotten und Höhlen vor. Deren Interpretationen als «Kultlokale» erfolgte ausschliesslich aufgrund von Einzelfunden und / oder der Fundspektren, ohne dass es auch hier möglich gewesen wäre, eine Verbindung zu einem bestimmten Kult herzustellen. Es sind dies zwei Höhlen im Umland von Ljubljana (SLO) / Emona: Die 8 m tiefe Höhle Spodmol Pod gricoin in Godič bei Kamnik, die über einen Korridor zugänglich war und in welcher eine Quelle entsprang und die Höhle Zicica in Moste bei Žirovnica Abb. 123.384 Weitere vergleichbare Kultplätze, aus welchen zudem Fragmente von Schlangengefässen bekannt sind, sind die Höhlen in Gradišče-St. Egyden (A),385 die etwa 4 m lang (inklusive Vorplatz etwa 10 m) und 3 m breit war, sowie die Kugelstein-Tropfsteinhöhle (A),386 die über einen 7 m breiten und 2 m hohen Eingang zugänglich war und 60 m in den Felsen hineinführte. Ob oder wie diese Höhlen allenfalls verschlossen waren, ist keinem der Berichte zu diesen Fundorten zu entnehmen. Ungeachtet des Ortes selbst wie auch des Innenausbaus der Höhle in Zillis, die für einen Gruppenkult geeignet scheinen und anhand derer sich eine Interpretation als Versammlungsraum einer Mithrasgemeinschaft geradezu anbietet, ist festzuhalten, dass auch andere Gottheiten in Höhlen verehrt wurden. Aus dem südgallischen Raum wie auch aus dem (Süd-)Ostalpengebiet liegen einige sogenannte Höhlenkultplätze vor, die oftmals seit der Eisenzeit oder bereits früher aufgesucht wurden387 und wohl mehrheitlich lokalen Gottheiten geweiht waren. Soweit bekannt, unterscheiden sich deren Inventare aber vor allem durch das Fehlen von Geschirr und Tierknochen in grösserem Abb. 123: Kultgrotte bei Moste Žirovnica (SLO) und Auswahl von daraus stammenden Funden. Umfang, d. h. von Bankettresten, von jenen der oben aufgeführten Orte. Wie im Falle des Abris in den Gorges de Covatanne, SainteCroix VD, kam ihnen wohl weniger die Funktion von (geschlossenen) Versammlungsorten, sondern vielmehr die Bedeutung von numinosen Orten zu. 141 Synthese Abb. 124: Rückseite eines unter Kaiser Hadrian (117 – 138) geprägten Medaillons mit der Darstellung des Silvanus. Durchmesser 38,5 mm. Von grösserem Interesse sind in diesem Zusammenhang die Silvanus geweihten Höhlen und Grotten, wie sie bisher vor allem aus dem dalmatischen Raum vorliegen.388 Silvanus war eine italische Gottheit der Wälder, des Wildlebens und des Ackerbaus; seine Attribute waren die Sichel und ein Pinienzweig, sein Begleittier war ein Hund. Wie dies die Verbreitung der Inschriften, Reliefs und Statuen zu verstehen gibt, wurde er ab dem 2. Jahrhundert in weiten Teilen des Imperiums, vor allem in Italien, Südgallien und in den Donauprovinzen, zu einer äusserst populären Gottheit.389 Dieses Bild gilt es jedoch durch den Filter der Inschriftendichte generell bzw. der inschriftsetzenden Bevölkerung und deren epigraphic habit in Zeit und Raum quellenkritisch zu beurteilen. Soweit bekannt, standen dem Silvanus geweihte Votivältare teils in Heiligtümern anderer Gottheiten, in Kultbauten und kleineren Schreinen, in freier Natur (Abris, Grotten) oder in häuslichen Kontexten. Obwohl durchaus staatstragend, besass er auch in Italien keine eigenen Sakralbauten und es gab keinen offiziellen Kult; er wurde in der Regel innerhalb von privaten Gemeinschaften (collegia) verehrt.390 Über das Kultgeschehen sind den inschriftlichen Quellen keine Hinweise zu entnehmen, doch han142 delte es sich dabei um religiöse Zusammenschlüsse und nicht um Kultgemeinschaften, für deren Mitgliedschaft Einweihungsrituale erforderlich waren. Einige der Quellen gewähren aber Einblick in die Vereinsorganisation, wie beispielsweise die lex familiae Silvani aus dem nördlich von Rom am Fusse des Appenin gelegenen Trebula Mutuesca bei Monteleone Sabini (I). Neben der 74 Namen – ausschliesslich Männer – umfassenden Mitgliederliste werden Ausgaben für die Opfer für Silvanus festgesetzt und festgehalten, dass im Heiligtum (sacrum) keine Streitereien und Raufereien erlaubt seien, ebenso dürften keine Aussenstehenden mitgebracht werden. Ausserdem wird die Finanzierung von Bestattungen sowie die Regelung beim Austritt eines Mitgliedes aus der familia geregelt.391 Aus weiteren Inschriften geht klar hervor, dass Festmähler auch in diesen Zusammenschlüssen eine wichtige Rolle spielten. Sie wurden meist im Freien durchgeführt. Einer Silvanusgemeinschaft in Italien wurden sogar vier Ländereien gespendet, damit die Durchführung der Opferfeierlichkeiten und Festmähler gewährleistet werden konnte; dabei war die Teilnahme aller Mitglieder an den Banketten vorgeschrieben (CIL 10, 444).392 Die Ikonographie des Silvanus, der bärtig und nackt Abb. 124 oder mit einer Tunika bekleidet dargestellt wird, bekam in den Provinzen zunehmend eine regionale Prägung. In Südgallien verband er sich mit dem gallischen Hammergott393 und in Dalmatien kam es ikonographisch zu einer Verschmelzung mit Pan394. In diesem Gebiet wird er auf den Reliefs oftmals nackt, mit Chlamys oder Mantel dargestellt, zuweilen mit Bocksfüssen und Hörnern und häufig zusammen mit Diana, der Göttin der Jagd, aber auch mit Merkur. Abgebildet sind diese drei Gottheiten unter anderem auf dem einzigartigen Votivrelief von Danilo Biranj Synthese Abb. 125: Votivrelief aus Danilo Biranj (HR) für Diana, Pan- Silvanus und Merkur. Diana (links) kniet auf einem liegenden Hirsch, in der Mitte steht Pan-Silvanus, der in der rechten Hand eine Panflöte (?) hält, und rechts Merkur, dazwischen sitzt ein Hund. Die Weiheinschrift befindet sich zwischen den Köpfen der Figuren und am linken Rand. (HR) Abb. 125, auf welchem Diana – im Bildschema der Tauroktonie – einen Hirsch tötet.395 In einigen Fällen, öfters aber in Dakien, trägt Silvanus eine phryigsche Mütze, was als Zeichen einer Orientalisierung interpretiert und mit der zunehmenden Bedeutung der orientalischen Kulte in einen Zusammenhang gebracht wurde.396 und Bankettlokal, ist nicht gesichert, aber anzunehmen.399 Aus beiden genannten Kulträumen sind keine weiteren Funde bekannt. Diesbezüglich aufschlussreich wird die noch ausstehende Auswertung des kürzlich in Osijek (HR) / Colonia Aelia Mursa (Pannonia Inferior) entdeckten Kultgebäudes für Silvanus sein.400 Der grossen Zahl von Schrift- und Bildquellen stehen bislang nur sehr wenige archäologische Nachweise, d. h. Baubefunde von Kulträumen, gegenüber. Genannt seien hier zum einen das «Sacello del Silvano» in Ostia (I), das in einer schmalen, etwa 2 m breiten Gasse unmittelbar neben dem Caseggiato dei Molini, einer Grossbäckerei, lag397, und zum anderen die beiden Kulträume in Petronell (A) / Carnuntum. Einer davon befand sich ausserhalb der Stadt398, der andere lag unmittelbar an der Hauptachse im Zentrum der Stadt und enthielt etwa 50 mehrheitlich Silvanus domesticus geweihte Altäre. Eine Verbindung mit dem rückseitig angebauten dreischiffigen Gebäude, einem möglichen Versammlungs- Welche Bedeutung Silvanus im zentralen Alpenraum eingenommen hatte, ist schwierig zu beurteilen. Es ist vielleicht aber nicht dem Zufall zuzuschreiben, dass sich an der bis ins schweizerische Mittelland führenden, zentralen Alpentransversale drei Weiheschriften fanden, so in Sils i. E. / Segl, Baselgia (Heiligtum?)401, wo ein dem Silvanus geweihter Altar zusammen mit Altären für Diana, Merkur und für die Hirtengötter zu Tage gekommen ist, in Zürich / Turicum (Votivinschrift für Silvanus und Diana)402 und Brugg AG / Vindonissa (Silvanus)403. Die Affinitäten der Höhle in Zillis als Versammlungsort einer – angesichts der Platzverhältnisse – kleinen Kultgemeinschaft zu 143 Synthese Kultorten des Mithras sind nicht von der Hand zu weisen. Das Beispiel der Mithrashöhle in Doliche (TR) mag illustrieren, dass ein charakteristischer Innenausbau nicht zwingend zu erwarten respektive überliefert ist und sich eine restriktive Zugänglichkeit nicht notwendigerweise auch baulich manifestieren muss; vielleicht war ein erschwerter Zugang ausreichend. Das Fehlen jeglicher ikonographischer Zeugnisse mithräischen Inhaltes sowie möglichweise die beiden Trillerpfeilen (vgl. Abb. 87), die man als Signalinstrumente gerne mit der Gottheit der Wälder und des Wildlebens, Silvanus, in Verbindung bringen möchte, könnten unseres Erachtens auch – äusserst diskret zwar – auf einen Kultort für Silvanus weisen. Er spielte vielleicht in den zentralen Alpen eine bedeutendere Rolle als bisher angenommen. 4.2.2 Charakterisierung des Kultgeschehens In einem weiteren Schritt soll versucht werden, über die im Befund und mit den Funden fassbaren Aspekte des Kultgeschehens weitere und präzisere Aufschlüsse zur Kultgemeinschaft und der / den hier verehrten Gottheit(-en) zu gewinnen. Dem Konzept der Fundvorlage folgend, werden dabei zunächst die Zeugnisse der individuellen Gesten, sodann die Zeugnisse gemeinschaftlicher Aktivitäten diskutiert. Gottheiten werden die (Votiv-)Gaben der Gottheit übergeben und damit dem profanen Gebrauch entzogen. Sie werden in der in göttlichem Eigentum befindlichen und daher nicht allgemein zugänglichen cella – bei gallo-römischen Umgangstempeln auch im offenen Umgang – niedergelegt. Die Geldgaben konnten hernach gemäss Auftrag oder Wunsch des Spenders einsetzt werden, die (geleerten) Behältnisse der Speise- und Trankgaben entsorgte man später innerhalb des temenos. In der Höhle in Zillis befanden sich die (Votiv-)Gaben ursprünglich im allen Mitgliedern der Gemeinschaft zugänglichen Kultraum; sie gehörten zur Ausstattung des Versammlungslokals. Die Raumnutzung und damit der Umgang mit den (Votiv-)Gaben und ihre Behandlung von deren Deponierung bis zu deren Entsorgung war somit wie in vergleichbaren Kultbauten anderen Regeln unterworfen als in Sakralbauten griechisch-römischer Gottheiten. Chronologisch aufgeschlüsselt, bieten die (Votiv-)Gaben auch die Möglichkeit, Fragen von Kontinuitäten oder Veränderungen der Votivpraxis im Verlaufe der Zeit zu diskutieren, und – Provenienz und geschlechtsspezifische Verwendungen der Objekte berücksichtigend – mit den notwendigen Vorbehalten Hinweise zur Herkunft und / oder dem Geschlecht der Personen zu gewinnen, die Zugang zur Höhle hatten. 4.2.2.1 Zeugnisse individueller Gesten Zu den an vielen Kultorten archäologisch am besten bezeugten individuellen Handlungen gehört die Deponierung von vergänglichen oder unvergänglichen Objekten im Rahmen eines Gelübdes (votum), als Geschenk (donum dare) oder als Münzgabe (stipem iacere).404 Im Falle von Sakralbauten traditioneller griechisch-römischer 144 Wenn Ausgangspunkt und Grundlage der folgenden Diskussion die als (Votiv-)Gaben interpretierten Funde bilden sollen, sind vorgängig einige quellenkritische Bemerkungen anzubringen. Zunächst soll an die gut gestützte Hypothese erinnert werden, nach der die Höhle bis zu ihrer Aufgabe als paganer Kultraum regelmässig gereinigt, die (Votiv-)Gaben also aus der Höhle ge- Synthese bracht wurden. Wo sie hingebracht oder deponiert wurden, bleibt offen. Die Tatsache aber, dass sie im Zuge jüngerer Bautätigkeiten (Phase 1.2 und Phase 1.3) wieder zur bzw. in die Höhle gebracht wurden, spricht immerhin dafür, dass sie nicht definitiv, zum Beispiel im Hinterrhein, entsorgt worden waren, sondern in der näheren Umgebung. Vielleicht ist sogar mit weiteren, bisher noch unentdeckten «Abfall»-Deponien in der Umgebung zu rechnen. Denkbar ist schliesslich auch eine bewusste Entnahme und Aufbewahrung, allenfalls auch Weiterverwendung von Kultgegenständen ausserhalb der Höhle. Gerade für Objekte, denen im Rahmen des kultischen Kontexts eine besondere Bedeutung oder vielleicht Kraft beigemessen wurde, ist diese Möglichkeit nicht ausser Acht zu lassen. Die Mehrheit der Funde respektive (Votiv-)Gaben von Zillis lagen jedenfalls bei ihrer Auffindung nicht in situ, sondern in umgelagerten Planieschichten; die räumliche Verteilung der Funde kann somit nicht direkt interpretiert, gar mit «Aktivitätszonen» in Verbindung gebracht werden (vgl. unten). Die als Votive und Gaben interpretierten Funde, zu welchen die gefiederten Bleche, die Münzen, wie wahrscheinlich die Bergkristallfragmente und vielleicht auch einige der Schmuck- und Kleidungsbestandteile zu zählen sind, bezeugen wohl mehrheitlich individuelle rituelle Gesten. Im Einzelfall ist eine Interpretation der Objekte in diesem Sinne sicherlich kritisch zu hinterfragen. Neben Verlustfunden sind Deponierungen beispielsweise von Einzelmünzen im Zuge der Errichtung oder baulichen Veränderungen von Räumen und Gebäuden in Betracht zu ziehen, wie sie nicht nur aus profanen häuslichen405, sondern auch aus kultischen Befundkontexten bekannt sind.406 Rituelle Gesten, die anlässlich solcher Gelegenheiten ausgeführt wurden, erfolgten aber wohl weniger in individuellem, sondern vielmehr in einem gemeinschaftlichen Rahmen. Während die gefiederten Bleche (vgl. Abb. 72; Kap. 3.3.1) wenig Aussagepotential in Bezug etwa auf die Frage nach der Herkunft der Mitglieder der Gemeinschaft besitzen, konnte in Zusammenhang mit den Untersuchungen zu den Münzen (vgl. Kap. 3.3.2) ein Vorherrschen italischer Prägungen festgestellt werden, was jedoch durchaus dem regionalen Geldumlauf entspricht. Eine südalpine Komponente ist auch mit den 20 Bergkristallen (von insgesamt 156 Fragmenten) nicht regionaler respektive südalpiner Provenienz fassbar (vgl. Kap. 3.3.3), die, vielleicht als Geschenke oder Handelswaren, von Mitgliedern der Gemeinschaft oder von Kaufleuten über die Alpen transportiert wurden. Dass es in dieser Region einen regen (Handels-)Austausch mit dem Südalpenraum, Oberitalien und dem oberen Adriaraum gab, spiegelt sich – und dies nicht nur im Fundbestand von Zillis – auch in anderen Fundgattungen, insbesondere natürlich im Lavezgeschirr. Offen bleibt die Frage, ob es sich bei den Bergkristallen um primäre Ausstattungselemente der Höhle handelte oder ob sie als individuelle (Votiv-)Gaben über eine längere Zeitspanne hinweg von verschiedenen Personen, Mitgliedern der Kultgemeinschaft, zur Höhle gebracht wurden. In beiden Fällen lässt der hohe Anteil an Kristallen aus dem Beveringebiet auf eine ausgeprägt regionale Anbindung schliessen. Die Frage schliesslich, ob die Schmuckund Kleidungsbestandteile (vgl. Kap. 3.4) sowie die weiteren Buntmetallgegenstände407 (Votiv-)Gaben oder Verlustgegenstände repräsentieren, ist bei der geringen Zahl und der Unterschiedlichkeit der 145 Synthese Objekte sowie mit Rücksicht auf ihre Kontexte jeweils individuell zu stellen. Stratigraphisch und typochronologisch kommen für eine Gabe als Weihegeschenk im spätrömischen Kultkontext gesichert die Ringe (vgl. Abb. 85.2; Abb. 85.3) sowie der Ohrring (vgl. Abb. 85.1) in Frage; theoretisch auch die Gürtelschnalle (vgl. Abb. 85.4), allerdings als Altstück. Die Gabe von Fibeln und Fingerringen in römischen Heiligtümern etwa ist ein durchaus gängiges Phänomen.408 Im Heiligtum von Great Walsingham in Norfolk (GB), das wohl Merkur und einigen weiteren Gottheiten gewidmet war, konnte aufgrund der Ringgrössen der Fingerringe sogar auf die Gabe durch Männer geschlossen werden.409 Aber auch weibliche Schmuckelemente finden sich in römischen Tempeln als Votive.410 Da Ohrringe kaum in Männergräbern der späten Kaiserzeit und des Frühmittelalters vorkommen und definitiv als Frauenschmuck gelten dürfen411, ist es unwahrscheinlich, dass der Ohrring (vgl. Abb. 85.1) vor seinem Verlust oder seiner Deponierung von einem Mann getragen wurde; natürlich könnte er aber von einem Mann geweiht worden sein. Im Zusammenhang mit der Frage, ob in der Höhle eine mithräische Gemeinschaft zusammengekommen war, sei dies noch angefügt: Durchaus können Fundspektren von Mithräen weibliche Kleidungs- und Schmuckattribute aufweisen412, doch ist eine weitere Interpretation im Hinblick auf eine Weihung / Deponierung oder einen Verlust schwierig. Und auch wenn man davon ausgeht, dass die mithräischen Kultvorgänge in der ausschliesslichen Präsenz von Männern stattfanden, so ist doch nicht a priori auszuschliessen, dass zu anderen Zeiten der Aufenthalt von 146 Frauen in mithräischen Räumen möglich oder erlaubt war.413 Für die Frage der räumlichen Verteilung der Gaben und Votive, konkret dazu, wie man mit diesen Objekten umging und welche Bedeutung sie im Kultraum eingenommen hatten, soll die Fundverteilung in den Benutzungshorizonten der Phase 1.1 (Schicht Pos. 34) mit jener in den Planien der Phase 1.2 und Phase 1.3 verglichen werden. Wie die geoarchäologischen Untersuchungen gezeigt haben, wurde der Höhlenboden über die gesamte Zeit hinweg sehr sauber gehalten, was sich in der vergleichsweise geringen Zahl der aus diesen Horizonten stammenden (Votiv-)Gaben widerspiegelt (vgl. Abb. 66: 36 Münzen, ein Ohrring sowie neun Bergkristallfragmente); es scheinen somit jeweils nur wenige Objekte auf dem Boden gelegen zu haben. Dies bedeutet jedoch nicht zwingend, dass sie mit den Abfällen jeweils rasch und regelmässig aus der Höhle entfernt worden waren; vielleicht waren sie nicht auf dem Boden, sondern an einem anderen Ort – in den Felsnischen oder auf dem postulierten Podium – deponiert. Indizien für solche Deponierungen im Innenraum sind möglicherweise in der Gesamtverteilung der Münzen zu erkennen: Während die Planie der Phase 1.2 im Aussenraum generell viel Fundmaterial enthielt, so auch zahlreiche Münzen, stammen aus den Planien im Innenraum (Phase 1.2 und Phase 1.3) nur wenig Funde (u. a. ein Votivblech, zwei Bergkristallfragmente sowie Fragmente von zwei Lampen), aber überdurchschnittlich viele Münzen – knapp ein Drittel des Gesamtbestandes. In Anbetracht des Schichtmaterials der Planie der Phase 1.3 (Pos. 33: kiesige Schicht) darf davon ausgegangen werden, dass das Erdmaterial und damit die Funde von einem anderen Ort stammen als jenes der Planien der Phase 1.2 – vielleicht vom / aus dem postu- Synthese lierten Podium oder einer weiteren, nicht erhaltenen Konstruktion im Innenraum414, vielleicht aber auch vom Aussenraum. Wie auch immer, dieser Befund weist jedenfalls auf einen letztlich zu erwartenden, besonderen Umgang mit (Votiv-)Gaben hin. Für die Frage nach einer allenfalls im Verlaufe der Zeit erfolgten Veränderung der Votivpraxis ist, wie oben erläutert, weder die stratigraphische Lage noch die horizontale Verteilung der entsprechenden Funde aussagekräftig; es können dafür alleine die (typochronologisch) datierbaren Funde, d. h. vor allem die Münzvotive, herangezogen werden. Diese zeigen klar, dass die Sitte, Münzen zu deponieren, erst im Verlaufe des (späteren) 3. Jahrhunderts eingesetzt hatte. Der zu beobachtende Anstieg der Münzfunde in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts ist dabei nicht zwingend nur auf eine intensivere Votivpraxis, sondern auch im Spiegel von Veränderungen im Geldumlauf und der Kaufkraft der Münzen kritisch zu betrachten. So hängt auch das Fehlen von Fundmünzen des fortgeschrittenen 5. Jahrhunderts mit dem Rückgang der Kleingeldproduktion nach 403 zusammen (vgl. Kap. 3.3.2). Dass aber individuelle Gesten des Deponierens von (Votiv-)Gaben nicht zwingend und konstant Teil des Kultgeschehens innerhalb von (mithräischen) Kultgemeinschaften waren, mag der Umstand zeigen, dass aus Mithräen, die nur bis ins 3. Jahrhundert aufgesucht wurden415, viel weniger Münzen oder auch andere Objekte bekannt sind. Ob überhaupt und allenfalls wie kultspezifisch das in Zillis überlieferte, letztlich enge Spektrum der (Votiv-)gaben ist, lässt sich nur schwer beurteilen. Vergleiche mit anderen regionalen und / oder gleichzeitig aufgesuchten Heiligtümern sind aufgrund des Forschungsstandes kaum möglich. In mittelkai- serzeitlichen Heiligtümern des Mittellandes wie auch in Gallien und der linksrheinischen Germania Superior, sind die Spektren der (Votiv-)Gaben meist sehr breit und werden von Münzen dominiert.416 Hinzu kommen (Miniatur-)Gefässe aus Keramik und Glas, in welchen Speisen, Tranksame oder Essenzen deponiert wurden. Davon, dass viele dieser Sakralorte oftmals bis in die späte Kaiserzeit aufgesucht wurden, zeugen aber meist nur die Münzfunde.417 Die (Votiv-)Gaben aus Kultbauten geschlossener Gemeinschaften, wiederum können nur Mithräen herangezogen werden418, zeigen weitaus engere Spektren und umfassen (zeitbedingt?) neben vereinzelten Votivblechen419 vor allem Münzen. Ob es sich bei den wenigen Fibeln und Toilettgeräten (z. B. Ptuj (SLO) / Poetovio: Ohrlöffel, Pinzette und Haarnadeln420) und weiteren Gegenständen (z. B. Güglingen (D): Spielstein421; Ptuj (SLO) / Poetovio: Stili422) um Gaben, Verlustfunde oder im Kultbetrieb verwendete Objekte handelt, bleibt offen. 4.2.2.2 Zeugnisse gemeinschaftlicher Handlungen Die Befunde und ein grosser Teil des kaiserzeitlichen Fundmaterials – vorab der Gefässbestand und die Tierknochen – können mit gemeinschaftlichen Aktivitäten in Verbindung gebracht werden, wozu grundsätzlich das gemeinschaftliche Opfer, die (kult-) spezifischen Rituale – im Kontext von Gruppenkulten sind Initiations- und allenfalls Weiheriten zu erwarten – sowie die Bankette zu zählen sind. Das gemeinschaftliche Opfer, das sacrificium, lässt sich im archäologischen Befund weniger über Gesten und das dafür benötigte instrumentum fassen, sondern, wenn überhaupt, vor allem über das Vorhandensein einer Opferstelle, einer ara, eines 147 Synthese focus oder eines Räuchergefässes. In der Regel begann die Opferzeremonie mit einer Prozession zum Altar, wo zunächst das unblutige (Rauch-) Opfer und eine Libation erfolgten (praefatio); ein Bildnis der Gottheit(en), für welche das Opferritual vollzogen wurde, war nicht zwingend notwendig. War ein blutiges Opfer vorgesehen, wurde das Opfertier geschmückt, vorbereitet und getötet (immolatio). Nach der Opferschau kam es zur Opferteilung, d. h. der den Gottheiten zugedachte Teil wurde gekocht oder gegrillt und sodann deponiert oder auf der Opferstelle verbrannt. Erst dann bereitete der Kultvorsteher den für die Kultteilnehmenden bestimmten Anteil zu und man konnte zum Kultmahl übergehen.423 Ob der Ablauf einer Opferzeremonie innerhalb von Gruppenkulten im Detail identisch verlief, bleibt offen. Je nach Grösse des Opfertieres respektive des Kultraumes war es beispielweise wohl nicht immer möglich, das Opferritual am Altar, der sich im Versammlungslokal befand, durchzuführen.424 Diese Problematik stellt sich gerade in Zusammenhang mit dem Mithraskult, in dem der Stier eine zentrale Rolle spielte. Hier ist aber insofern mit einem anderen Sinnbezug zu rechnen, als die Stiertötung kaum mit einem Stieropfer, wie es im römischen Kult durchgeführt wurde, zu vergleichen oder gleichzusetzen ist.425 Aus den Tierknochenbeständen mithräischer Befundkontexte lässt sich jedenfalls keine besondere Bedeutung des Stieres respektive des Hausrindes für diesen Kult erschliessen; es nimmt durchwegs eine untergeordnete Rolle ein. Dies gilt auch für den Tierknochenbestand aus der Höhle in Zillis (Abb. 105; Abb. 106), wo das Skelettteilspektrum ausserdem vermuten lässt, dass nicht alle Rinder als Lebendvieh, sondern teils auch in Form von konservierten Fleischteilen zur Höhle gelangten (vgl. Kap. 3.7). 148 Unabdinglich für das sacrificium, formal aber nicht definiert, ist die Opferstelle, die ara. Sie kann sich in einem fest installierten oder mobilen monolithischen, vielleicht mit einer Weiheinschrift versehenen Altar oder auch in einer Feuerstelle (focus) manifestieren. Dass monolithische Altäre mit Opferschale und seitlichen pulvini durchaus zur Ausstattung von Versammlungslokalen von Kultgemeinschaften gehörten – und auch für sacrificia verwendet wurden426 – ist durch zahlreiche Beispiele wiederum vor allem aus Mithräen nachweisbar. Eine ara in dieser Ausführung ist in Zillis nicht überliefert. Es bleibt daher zu fragen, ob angesichts der zentralen Lage nicht vielleicht der Feuerstelle respektive der Kuppelofen Pos. 47 (Phase 1.0, vgl. Abb. 19), in die später Grube Pos. 46 eingetieft wurde (Phase 1.1, vgl. Abb. 22), eine vergleichbare, wichtige Bedeutung für das Kultgeschehen zugekommen war. Feuerstellen finden sich in anderen Kultlokalen, wenn überhaupt, sowohl in den Kulträumen selbst427 wie auch in den Vorräumen.428 Mit Ausnahme des Dolichenums von Balaklawa auf der Halbinsel Krim (UA)429 können hier nur Mithräen herangezogen werden. Als Licht- und Wärmequellen nutzbar, ist insbesondere für die in Vorräumen eingerichteten Herdstellen zweifelsohne von einer Verwendung für die Zubereitung bzw. das Wärmen von Speisen beispielsweise für die Bankette auszugehen. Von besonderem Interesse, da möglicherweise in einen kultspezifischen Kontext zu setzen, ist, dass in einigen Mithräen Feuerstellen unmittelbar vor dem Altar bzw. dem Kultbild platziert waren, was eine Nutzung als (zusätzliche?) Opferstelle oder im Rahmen anderer gemeinschaftlicher Aktivitäten nahelegt. In mithräischem Kontext ist Synthese dabei neben der «Feuerprobe»430 an das Rauchopfer zu denken, das zu den Aufgaben der leones gehörte.431 Keramische Räucherkelche fanden sich in grösserer Zahl nur in den Mithräen in Riegel (D) und Tienen (B). Zahlen und Fundkontexte lassen vermuten, dass sie an diesen Orten Bestandteil regional geprägter Bankettservices (vgl. Kap. 3.6.3) waren und weniger bei spezifischen gemeinschaftlichen Ritualen eingesetzt wurden. Dagegen mögen Funde wie beispielsweise der Altar von Frankfurt-Heddernheim (D) / Nida mit der russgeschwärzten Seiten- und Trichteröffnung432 ebenso wie die als Räuchergefässe ausgeformten Schlangengefässe (vgl. Kap. 3.6.1) oder die zu einem grossen Räuchergefäss umgearbeitete Amphore aus Riegel (D), letztlich auch die Ascheschaufel mit Resten von verbrannten Pinienzapfen aus Carrawburgh (GB), auf die Bedeutung des Räucherns und des Rauchopfers im Rahmen kultspezifischer, gemeinschaftlicher Rituale weisen. Wie oben, allerdings nur in Bezug auf die Hühnerknochen, festgehalten (vgl. Kap. 3.7), sind Brandopfer innerhalb von Gruppenkulten bisher nur im Kult für Isis und Magna Mater, nicht aber im Mithraskult nachzuweisen. Gerade aus diesem Grund ist der äusserst diskrete Nachweis für die Durchführung von blutigen Brandopfern in Zillis über das Vorhandensein von kalzinierten Knochen verschiedener Tierarten in den Ascheschichten der Phase 1.1 (vgl. Kap. 2.3.4) von besonderer Bedeutung. Der sehr geringe Anteil an brandgezeichneten und kalzinierten Tierknochen im übrigen osteologischen Fundbestand hätte kaum auf regelmässige Brandopfer schliessen lassen. Ob als Licht- und Wärmequelle oder Kochstelle genutzt oder als Opferplatz für unblutige und blutige rituelle Handlugen – all diese Verwendungen sind für die Feuerstel- le(n) in Zillis sehr gut denkbar. Die besondere, vielleicht kultspezifische Bedeutung des Feuers für diese Gemeinschaft kommt hier aber mit einem weiteren Befund, nämlich mit den feinen Ascheschichten, weitaus besser zum Ausdruck. Sie wurden im Verlaufe von wohl mehr als 100 «Ereignissen» über einen Zeitraum von 80 bis 100 Jahren grossflächig auf dem Höhlenboden ausgestreut und führten zur Bildung von einem bis zu 30 cm mächtigen Schichtpaket (Pos. 34, Phase 1.1). Aus stratigraphischen Gründen können diese Aschen nicht oder zumindest nicht ausschliesslich aus der Feuerstelle Pos. 47 (Phase 1.0) stammen; sie müssen in Grube Pos. 46, in einem (nicht überlieferten) Kohlebecken entstanden oder von ausserhalb eingebracht worden sein. Für ein Entstehen vor Ort sprechen vielleicht die (aus den Brandrückständen ausgelesenen?), teils grösseren Holzkohlefragmente von Lärchen- / Fichten- und Ahornhölzern, die sich zusammen mit weiterem Schutt und Abfall vor allem in den Planien der Phase 1.2 im Aussenraum fanden.433 Ob es sich bei diesen «Ereignissen», dem Ausstreuen von Aschen, mit welchem man gerne die mutmassliche Ascheschaufel in Verbindung bringen möchte (Kap. 3.5 mit Abb. 88), und das gemäss der Hochrechnungen (vgl. Kap. 2.3.4) mehrmals pro Jahr erfolgt sein könnte, um kultspezifische Rituale und / oder periodische (rituelle) Reinigungen der Höhle handelte, ist aus dem Befund nicht zu erschliessen. Vergleichbare Befunde, gemeint sind Abfolgen von feinsten und grossflächigen Aschen- / Holzkohlestraten, liessen sich in römischen Kultlokalen bisher in den Mithräen in Kempraten SG fassen und in Güglingen (D) vermuten.434 Das Fehlen von weiteren, vergleichbaren Befunden mag teils auf schlechte Erhaltungsbedingungen 149 Synthese 150 zurückzuführen sein, ist teils wohl aber vielmehr dem Umstand geschuldet, dass die Feinstratifizierung solcher, zuweilen als «Brandschichten» angesprochenen Straten nicht erkannt wurde. Die Akkumulation oder das Einbringen von Schichten oder Böden ist grundsätzlich kein spezifisch «kultisches» Phänomen und regelmässig auch in profanen Kontexten vor allem in Zusammenhang mit Umbauten zu beobachten. Das Beispiel des Mithräums in Biesheim (F) zeigt aber, dass in kultischen Kontexten möglicherweise auch andere Intentionen dahinterstanden: Hier wurden im Verlaufe der Benutzung, d. h. über eine Zeitspanne von etwa 200 Jahren, elf Stampflehmböden mit einer Mächtigkeit von insgesamt 21 cm eingebracht. Die dazwischen liegenden Nutzungsschichten enthielten nur einige Holzkohleflitter, Keramiksplitter und verbrannte Knochen. Da die Gründe für diese Erneuerungen der Böden nicht primär auf eine starke Abnutzung oder auf Bautätigkeiten zurückgeführt werden konnten, wurde ein Zusammenhang mit einer rituellen Handlung postuliert.435 telgang des Mithräums II in Güglingen (D) interpretiert.438 Vergleichbare Gesten konnten in etwas anderem Kontext, nämlich innerhalb des ummauerten temenos des Isis und Magna Mater-Heiligtums in Mainz (D) / Mogontiacum identifiziert werden; hier wurden die Brandrückstände mehrerer kultischer Ereignisse jeweils sorgsam in einem Schacht deponiert.439 Wie in Zillis mit Schicht Pos. 34 respektive den zahlreichen Ascheschichten widerspiegeln sich hier weniger einmalige als vielmehr repetitive Gesten, die in einen anderen Handlungszusammenhang zu setzen sind. Bei der mächtigen Schicht aus Asche-, Russ- und Holzkohlenlagen schliesslich, die unmittelbar ausserhalb des Mithräums in Linz (A) erfasst wurde440, handelt es sich möglicherweise um ein Depot (periodisch?) rituell entsorgter Brandreste. Aus den genannten Befunden ist durchwegs ein besonderer, allerdings unterschiedlicher Umgang mit Brandresten zu erschliessen. Dahinter standen zweifelsohne auch unterschiedliche Motive und Absichten respektive unterschiedliche Rituale und Handlungen. Zwar nicht ein grossflächiges Ausstreuen von Aschen, aber ein anderer, besonderer Umgang mit Brandresten, nämlich deren rituelle Deponierung, liess sich in verschiedenen Kultbauten feststellen. Es waren dies in einigen Fällen einmalige und irreversible Deponierungen, wie sie zum Beispiel aus einer mit Ziegeln ausgekleideten und abgedeckten Grube im Mittelgang des Mithräums in Tienen (B)436 und aus Carrawburgh (GB)437 vorliegen, wo im Mittelgang eine mit zwei vertikal eingesetzten, nicht brandgezeichneten Steinplatten ausgekleidete Grube mit verbrannten Haselruten und verkohlten Pinienzapfen verfüllt war. Analog werden verschiedene Gruben, die mit Holzkohle und Asche sowie vereinzelten Tierknochen verfüllt waren, im Mit- Wie die Befundkontexte vergleichbar dekorierter Gefässe nahelegen, ist auch das Schlangengefäss (vgl. Kap. 3.6.1) wenn nicht in einen ritualspezifischen Kontext zu setzen, so zumindest mit einem Gruppenkult in einen Zusammenhang zu bringen. Es ging spätestens während Phase 1.1, d. h. im Verlaufe des 4. Jahrhunderts zu Bruch und scheint nicht ersetzt worden zu sein, oder das neue Gefäss wurde zumindest nicht im Kultlokal aufbewahrt. Die sekundären Brandspuren weisen darauf hin, dass beim oder nach dem Zerscherben Feuer, wohl aber kein Schadenfeuer, im Spiel war. Nachweise für eine intentionelle Zerschlagung und nachfolgende Deponierung einzelner Teile oder Fragmente des Schlangengefässes liessen sich nicht erbringen. Dass Kultgefässe nach Synthese (einmaliger?) Verwendung zerschlagen und rituell deponiert wurden, zeigt der Befund in Tienen (B), wo das mehrteilige Kultservice zusammen mit den Bankettresten gesamthaft «entsorgt» wurde (vgl. Kap. 3.6). Teils, so beispielsweise in den Mithräen in Mainz (D) / Mogontiacum oder Bornheim-Sechten (D)441, scheinen nur einzelne Fragmente deponiert worden zu sein. In vergleichbarer Weise ging man offenbar auch mit instrumenta um, die für mithräische Rituale verwendet wurden. So beispielsweise mit Schwertern und Pfeilspitzen, die bei Inititationsriten, bei welchen der Einzuweihende einen symbolischen Tod erfahren musste, um hernach wiedergeboren werden zu können, eingesetzt wurden.442 Pfeil und Bogen erscheinen auch in der auf dem Mainzer Schlangengefäss dargestellten Szene (vgl. Abb. 94.24), die möglicherweise ein Initiations- oder Weiheritual wiedergibt.443 Den besonderen Umgang mit diesen Waffen illustrieren die Befunde im Mithräum II in Güglingen (D), wo eines der beiden überlieferten Schwerter im Fundament für den Altar und eine Pfeilspitze in der Treppe, die zum Kultbild führte, verbaut waren, oder in Tienen (B), wo ein Schwertfragment zusammen mit Gefässfragmenten und Tierknochen in einer Grube unter dem Altarfundament deponiert war.444 Wie oben (vgl. Kap. 3.6.1) ausgeführt, liegt mit dem Zilliser Schlangengefäss wahrscheinlich weniger ein eigentliches «Kultinstrument» als vielmehr ein «Trinkservice» vor, das (auch) in einen Zusammenhang mit den (Kult-)Banketten gebracht werden könnte – eine jener gemeinschaftlichen Aktivitäten, die mit dem umfangreichen Geschirrbestand und den zahlreichen Tierknochen den Fundbestand in Zillis dominieren. Der Umstand, dass ein grosser Teil der Gefässe ins mittlere / späte 3. Jahrhundert zu datieren ist, lässt auf ein erstes Bankett bereits zu Beginn der Nutzung der Höhle schliessen. Das Vorhandensein von Trinkund Kochgeschirr des 4. Jahrhunderts weist darauf hin, dass weitere Bankette und Festivitäten folgten (vgl. Kap. 3.6.3); deren Anlässe sind indes nicht zu präzisieren. Zweifellos wurden solche Bankette aber jeweils im Anschluss an Opferzeremonien ausgerichtet, die sicher auch anlässlich von Zusammenkünften für Initiations- und Weiherituale oder – wie dies für die Mithräen in Tienen (B) und Güglingen (D) postuliert wurde – in Zusammenhang mit dem Bau oder der Einweihung eines neuen Kultlokales durchgeführt wurden. Wie in jeder anderen Vereinigung auch, boten ausserdem der Jahrestag der Gründung der Gemeinschaft, der Geburtstag, der Tod oder die Memoria eines Mitgliedes weitere und andere Gelegenheiten für Versammlungen mit gemeinsamem Kult und Festbanketten.445 Aufschlüsse über den Speisezettel der Bankette liefern die archäo(bio)logischen Quellen – Tierknochen und makrobotanische Reste. Letztere sind oftmals – so auch in Zillis – mangels entsprechender Untersuchungen ungleich schlechter greifbar. Dass bei diesen Banketten auch getrunken wurde, ist vor allem über das reichlich vorhandene Trinkgeschirr, nicht zuletzt über das Schlangengefäss, zu erschliessen; (Wein-)Amphoren sind aus Kultbauten bisher nur wenige bekannt; zu erwarten wären Transportbehältnisse (Amphoren oder meist nicht überlieferte Holzfässer) mit südgallischem und nordafrikanischem Wein.446 Wie oben die Mithräen betreffend ausgeführt (vgl. Kap. 3.6.2), scheinen die Speisen nicht durchwegs vor Ort zubereitet, sondern bisweilen von den Teilnehmenden mitgebracht worden zu sein. Bei den während 151 Synthese der Festmähler verzehrten Fleischteilen – den Tierknochenbeständen aus Kultlokalen – handelte es sich also nicht zwingend nur um eigentliche Opfertiere, die im Zuge der entsprechenden Zeremonien im oder beim Kultraum getötet wurden; auch ein Zukauf war möglich.447 Für Zillis ist aufgrund der Untersuchungen an den Tierknochen anzunehmen, dass ein Grossteil der Lämmer, Kälber und Ferkel als Lebendvieh zur Höhle kam; wegen des fast vollständigen Fehlens von Kopf- (und Fuss-)teilen traf dies nicht auf die Hühner zu. Während die Dominanz von Schaf- / Ziegenknochen in Zillis – selbiges ist auch in der Höhle Gradišče St. Egyden (A) zu beobachten448 – als «alpine» Eigenheit zu interpretieren sein mag, ist der verhältnismässig hohe Anteil von Geflügelknochen mit jenem aus mithräischen Befundkontexten vergleichbar (vgl. Kap. 3.7), in welchen – meist bei einer Dominanz von Schweineknochen – der Geflügelanteil zwischen 30 % und 40 % beträgt. Ausserordentlich hohe Anteile von Geflügelresten (75–90 %) liegen nur aus den Mithräen von Tienen (B), Güglingen (D), Mithräum II, und Septeuil (F) vor.449 Vergleiche mit Inventaren aus Versammlungsbauten anderer Kultgemeinschaften sind forschungsbedingt wiederum nur vereinzelt möglich. Das Tierartenspektrum aus dem Magna Mater / Kybele- und Attis-Komplex in Arras (F) ist mit einem Anteil von 18 % an (unverbrannten) Hühner- und der Dominanz von Schweineknochen jenen aus den Mithräen aber doch sehr ähnlich450. Dasselbe gilt auch für die frühkaiserzeitlichen Bankettreste aus dem unter dem Namen «Kybele-Heiligtum» bekannten Gebäudekomplex in Lyon (F) / Lugdunum, in welchem Geflügel mit einem Anteil von 40 % vertreten ist.451 Die Tierknochenbestände aus Dolichena dagegen zeigen anders gewichtete Spektren452: So wird in Balaklava (UA) 152 das Tierartenspektrum von Schaf / Ziege und Rind dominiert; Geflügelknochen liegen nur vereinzelt vor. Damit vergleichbar ist das Spektrum, das aus dem Dolichenum in Vindolanda (GB) vorliegt453. In Zusammenhang mit den Bankettresten aus Mithräen bleibt zu fragen, ob oder wie diese mit dem zuweilen auf den Kultbildern dargestellten Mahl von Mithras und Sol, das sie nach der Stiertötung einnehmen, zu verbinden sind (vgl. oben).454 Darauf werden ihnen meist Brote oder Trauben gereicht und in der Hand halten sie einen Trinkbecher. Schenken wir den schriftlichen Quellen Glauben, so tranken sie daraus Wasser.455 Fleischspeisen sind nur sehr selten dargestellt456 und von den zur Stiertötungsszene oder zu den zuweilen dargestellten Jagdszenen gehörenden Tieren abgesehen, erscheinen lebende Tiere – interessanterweise auch Hähne – nur selten: So befindet sich beispielsweise ein Hahn auf dem Terra Sigillata-Teller aus Trier (D), auf welchem eine Kultmahlszene wiedergegeben ist.457 Hähne sind ausserdem auf wenigen Malereien in italischen Mithräen dargestellt: In der Prozession der Anwärter auf den Weihegrad der leones im Mithräum Santa Prisca in Rom (I) wird neben einem Stier, einem Schaf und einem Schwein auch ein Hahn mitgeführt458 und im Mithräum in S. Maria Capua Vetere (I) steht Cautes mit einem Hahn an seiner Seite bei einem brennenden Altar.459 Die Stiertötung, die Heilstat, auf der einen und das Mahl des Mithras und Sol auf der anderen Seite des Kultbildes scheinen beide eine zentrale Rolle im Mythos des Mithras wie auch für die Kultgemeinschaft gespielt zu haben; beide Ereignisse scheinen im Kult inszeniert und nachvollzogen worden zu sein.460 Es bleibt zu überlegen, ob vielleicht dieses eher frugale (fleischlose) Mahl das Synthese eigentliche und regelmässig durchgeführte Kultmahl in mithräischen Gemeinschaften war und die üppigen Bankette, wie wir sie im archäologischen Fundbestand fassen, nur bei besonderen Gelegenheiten ausgerichtet wurden – als Festmahle in kultischen Kontexten. In vereinzelten Fällen ist festzustellen, dass nicht nur das Kultservice nach (einmaligem?) Gebrauch (vgl. oben), sondern auch das Bankettservice zerschlagen und gesamthaft oder partiell deponiert wurde. So in den bereits mehrfach erwähnten Mithräen in Tienen (B)461 und Güglingen (D), wo sich in Mithräum II ein etwas differenzierteres Bild der rituellen «Entsorgung» der Bankettreste zeichnen lässt: In die Hinterfüllungen der seitlichen Liegepodien wurden während des Umbaus für Phase 2 nicht nur zahlreiche Funde (wieder) einplaniert462, sondern auch eigentliche Deponierungen angelegt, die sich aus Gefässen bzw. Gefässteilen und Tierknochen (Huhn, Schwein, Schaf / Ziege) zusammensetzten und als (Teil-?)Reste von (Kult-)Mahlzeiten interpretiert wurden.463 In einer dieser Deponierungen (Befund 1310) sind sogar zwei unterschiedliche Gesten zu erkennen: So scheinen zunächst zwei Trinkbecher mit vor dem Brand angebrachten Lochungen und eine Lampe niedergelegt worden zu sein (Libationsritus?), darüber deponierte man die Bankettreste – Gefässfragmente und Tierknochen.464 Vergleichbare Befunde sind auch aus Befundkontexten anderer Gruppenkulte bekannt465, so wiederum aus dem frühkaiserzeitlichen sogenannten Magna Mater / Kybele-Heiligtum in Lyon (F) / Lugdunum466 und jenem für Isis und Magna Mater in Mainz (D) / Mogontiacum. Im Gegensatz zu den Brandresten, die innerhalb des temenos deponiert wurden (vgl. oben), legte man die Bankettreste ausserhalb desselben in Gräben und Gruben nieder und zerschlug sie dort intentionell.467 Dieselben Rituale wurden schliesslich auch im Dionysos / Liber Pater-Heiligtum in Apulum (RU) in Dakien468 und im Heiligtum für Iuppiter Heliopolitanus in Petronell (A) / Carnuntum469 beobachtet. Nicht alle Gefässe sind mit individuellen Gesten (Behältnisse für Gaben) oder mit (Kult-) Banketten in Verbindung zu bringen. Einige sind auch in den Kontext weiterer und anderer gemeinschaftlicher Handlungen, z. B. von Gründungsritualen und Bauopfern, zu setzen, die im archäologischen Befund als Depots überliefert sein können. Auf ein solches Ritual geht vielleicht der Inhalt einer Grube unter dem Altar im Mithräum von Carrawburgh (GB) zurück; sie enthielt ein Zinngefäss und einen Becher mit verbrannten Pinienzapfen; aus letzterem stammen ausserdem Kopfteile eines Huhnes.470 Aus Güglingen (D) liegen mehrere Deponierungen von Einzelgefässen, unter anderem von sekundär durchlochten Bechern und manipulierten Krugteilen, vor. Sie wurden teils im Zuge von Umbauarbeiten niedergelegt und bezeugen wohl Libationen im Rahmen von Gründungs- und Erneuerungsritualen.471 Zu Zillis zurückkommend bleibt zu fragen, ob vielleicht auch das Lavezgefäss (vgl. Abb. 99), in dem sich die Öllampe (vgl. Abb. 71.1) befand, als – allerdings umgelagerte – rituelle Deponierung zu interpretieren? Die Befunderhaltung und Fundüberlieferung in Zillis erlauben es kaum, weitere, über die oben ausgeführten hinausgehende gemeinschaftliche Handlungen zu identifizieren. Ausschlussreich für das Kultgeschehen mag hier aber die räumliche Verteilung der Gefässfragmente und Tierknochen, d. h. der Bankettreste sein (vgl. Abb. 68; Abb. 69). Sie stammen mehrheitlich aus der Planie der Phase 1.2 auf dem Vorplatzbereich und zeigen somit ein ähnliches Verbreitungsbild 153 Synthese wie die Fragmente des Schlangengefässes, von welchem alle grossen Scherben bzw. alle grösseren Gefässteile ebenfalls aus den Planien der Phase 1.2 vor der Höhle geborgen wurden. Ein fast komplementäres Verbreitungsbild ergibt die Kartierung der Ausstattungselemente (Lampen) und der Zeugnisse individueller Gesten, insbesondere der Münzen, was vor allem auf die hohe Münzdichte in Pos. 33 (Phase 1.3) sowie in der Planie der Phase 1.2 im Innenraum zurückzuführen ist (vgl. oben). Wie die Befundanalyse ergeben hat, ist dieses Fundverbreitungsbild nicht mit «Aktivitätszonen» in Verbindung zu bringen, sondern spiegelt den zu erwartenden unterschiedlichen Umgang mit den «Abfällen» individueller und gemeinschaftlicher Aktivitäten. Wenn nun das Schlangengefäss gemeinsam mit den Bankettresten entsorgt respektive planiert wurde, lässt dies auf seine sehr enge Verbindung mit den Festmählern schliessen – eine Verbindung, die auch über die Gefässform geknüpft werden konnte (vgl. Kap. 3.6.1). 4.2.3 Identifizierung des Kultes und der Kultgemeinschaft Die zwischen dem mittleren 3. und frühen 5. Jahrhundert, d. h. während gut 150 Jahren respektive etwa 6 Generationen als Kultlokal aufgesuchte Höhle in Zillis bot nur einer kleinen Gemeinschaft Raum – auf keinen Fall konnte sie mehr als 5 bis 8 Personen umfassen Abb. 126. Neben den individuellen Gesten, dem Niederlegen von (Votiv-) gaben, gehörte das Ausstreuen von Aschen zu den am regelmässigsten, d. h. mindestens einmal jährlich, durchgeführten rituellen Handlungen. Die Frage, ob dies nun zwecks Reinigung oder als gemeinschaftliche Geste vielleicht nach (Brand-)Opferzeremonien und / oder während Weihe154 und/oder Initiationsritualen oder Kultbanketten erfolgte, bleibt offen. Davon, dass letztere stattgefunden hatten, zeugen das Schlangengefäss sowie die Bankettreste (Gefässbestand, Tierknochen), ohne dass aber Anlässe, Rahmen und Rhythmen über den Fundbestand zu erschliessen wären. Desgleichen unklar bleibt die Frage, ob und wie kultspezifisch und nicht etwa zeitspezifisch – gemeint ist hier das vermehrte Auftreten von Gruppenkulten im 3. / 4. Jahrhundert – die fassbaren individuellen Handlungen waren. Von allen Gruppenkulten, die nicht, wie beispielsweise jener um Isis oder Magna Mater / Kybele, in die öffentliche Religion integriert wurden, und deren Versammlungslokale nicht an einen Sakralbau gebunden waren, hat der Mithraskult am meisten charakteristische und damit eindeutig identifizierbare Spuren hinterlassen; er ist daher auch am besten erforscht und erschliessbar. Versammlungslokale anderer, vergleichbarer Gemeinschaften, zum Beispiel von Kultgemeinschaften um Gottheiten wie Bacchus / Dionysos / Liber Pater oder Sabazios wie auch Dolichenus, wurden bisher im archäologischen Befund weitaus seltener identifiziert und damit auch analysiert.472 Wenn sogar im Kultgeschehen innerhalb von mithräischen Kultgemeinschaften regionale Eigenheiten fassbar sind473, darf selbiges – wohl in grösserem Ausmass und auch die Architektur der Versammlungsorte einschliessend – für andere Kultgemeinschaften angenommen werden bzw. ist bereits in Tendenzen im bekannten Befundbestand ersichtlich. Letztlich kann es also nicht verwundern, dass viele Indizien im archä(bio)logischen Befund- und Fundbestand von Zillis auf den Mithraskult hinweisen Abb. 126; Abb. 127. Auch wenn zentrale Elemente fehlen oder Synthese Kultort Kultlokal, Platzverhältnisse Funde Befunde Bemerkungen Mindestens 25 Trinkbecher des 3. / 4. Jh. (Keramik, Glas) Während 150 Jahren (6 Generationen) genutzt Halbhöhle (Balme) mit Holzwand verschlossen, restriktiver Zugang, < 10 Personen Kultgemeinschaft (Mithras? Silvanus? Andere Gottheit?) Kultgeschehen Individuelle Gesten votum, donum, stips gefiederte Bleche Münzen Kristalle (Schmuck- und Kleidungsbestandteile) Ikonographie 3 647 (vor allem 4. Jh.) 154 6, unter anderem auch der weiblichen Sphäre Gefässe als Behältnisse für (Votiv-)Gaben ? Gemeinschaftliche Rituale Kalzinierte Tierknochen Feuerstelle / Ofen Pos. 46 sacrificium (ara, focus) (in Ascheschichten): blutige Brandopfer? spezifische Rituale Ascheschaufel? Ausstreuung von Asche, über 100 «Ereignisse» Trillerpfeifen Schlangengefäss rituelle Deponierungen Lavezgefäss mit Lampe? Kultmahl / Bankett in kultischem Kontext Geschirrbestand: vor allem Gemeinsam mit SchlangenGefässe des 3. Jh.; viele gefäss entsorgt: Bankette Trinkbecher (Drag. 52 – 54) (auch) in Zusammenhang mit kultspezifischen Ritualen? Tierknochen: hoher Anteil an Schaf- / Ziegenknochen (regions- oder kultspezifisch?), hoher Anteil an Geflügel Merkur, Luna, Wildtiere und Hund (?) auf dem Kultgefäss Enges (zeittypisches?) Spektrum; Münzreihe und Bergkristalle mit Inventaren aus Mithräen vergleichbar; Objekte der weiblichen Sphäre (Ohrringe, Haarnadeln) auch in Inventaren von Mithräen vorhanden wie in Güglingen, Mainz (D) und Ptuj (SLO). Verlustfunde? Kalzinierte Knochen (Hühner): Brandopfer sonst nur im Kult für Isis und Magna Mater festzustellen Rauchopfer, besonderer Umgang mit Brandresten, nicht kultspezifisch Silvanus? Nicht kultspezifisch Nicht kultspezifisch Rituelle Deponierungen von Bankettresten in Befundkontexten verschiedener Gemeinschaften zu beobachten, nicht kultspezifisch Tierartenspektren in Mithräen werden (mit Ausnahmen) bei hohen Anteilen an Geflügelknochen vom Schwein (regionsspezifisch?) dominiert In mithräischer Ikonographie, aber nicht auf Kultgefässen präsent; Luna auch im Kult des Dolichenus Abb. 126: Zillis, Höhle. Indizien im Befund- und Fundbestand und ihre Aussagekraft in Bezug auf die Identifizierung des Kultes. nicht überliefert sind, so das Kultbild und das in vielen Mithräen präsente Wasser474, das durch die Lage des Hinterrheins nur wenige Meter unterhalb des Hanges aufgewogen werden könnte, scheinen die Berührungspunkte – die Höhle – und die Gemeinsamkeiten, die sich allerdings auf den Nachweis von indivuellen Gesten und von (Kult-) banketten, d. h. auf wenig kultspezifische Aktivitäten, beschränken, zu überwiegen. Ob die Unterschiede, die zum einen im Nachweis von blutigen Brandopfern und dem besonderen Umgang mit den Brand- resten fassbar sind, zum anderen in der Form und im Dekor des Schlangengefässes und schliesslich in der möglichen Verwendung von Trillerpfeifen im Kultgeschehen auszumachen sind, eine regionale Ausprägung des mithräischen Kultgeschehens abbilden oder auf den Kult für eine andere Gottheit weisen, ist nicht abschliessend zu beurteilen. Den Unterschieden mehr Gewicht beimessend, mag die Höhle in Zillis somit als Kult- und Versammlungslokal einer kleinen Gemeinschaft um eine orientalische oder 155 Synthese orientalisierende Gottheit, die eher «faute de mieux» als mit guten Argumenten mit Mithras identifiziert werden könnte, zu interpretieren sein. 4.2.4 Die pagane Kulthöhle in ihrem regionalen Siedlungsumfeld Die überwiegende Mehrheit der bisher bekannten Versammlungsorte von Kultgemeinschaften im Gebiet der Nordwestprovinzen liegt bei oder im näheren Umfeld von städtischen und ländlichen wie auch militärischen Siedlungen.475 In Zusammenhang mit der Höhle in Zillis stellt sich daher die Frage, ob und in welchen mittel- und spätkaiserzeitlichen Siedlungskontext sie eingebunden werden kann. Von Einzelfunden abgesehen, liegen aus dem Val Schons / Schams bisher nur aus Andeer mittelkaiserzeitliche Siedlungsspuren vor (vgl. Abb. 1). Auf der linken Talseite, in der Flur Runcs Sura, kamen hier in den 1930er Jahren eine Steinsetzung (Trockenmauerwerk?), die aufgrund von Reliefsigillaten mittelgallischer Provenienz in das 2. Jahrhundert zu datieren ist476 und eine Feuerstelle zu Tage. Auf der rechten Talseite, d. h. entlang der postulierten römischen Strasse, fanden sich bisher drei Münzen des 1. und frühen 2. Jahrhunderts sowie mehrere Körpergräber, die wahrscheinlich zu einem spätkaiserzeitlich-frühmittelalterlichen Gräberfeld gehören. Beigaben fanden sich nur in einem Grab; es handelt sich dabei um zwei Lavezgefässe wahrscheinlich des 4. / 5. Jahrhunderts.477 Dieser geringe mittelkaiserzeitliche Befundbestand ist nicht aussergewöhnlich, sondern entspricht in etwa dem bisher bekannten Siedlungsbild in den bündnerischen Alpentälern, wo bis anhin neben einigen Siedlungen im Umfeld der Kleinstadt in 156 Chur478 und den mutmasslichen Raststationen an der Julierroute479 zwar nicht wenige Einzelfunde, aber kaum Baureste mittelkaiserzeitlicher ländlicher Siedlungen bekannt geworden sind. Ein Umstand, der zweifellos auf den Forschungsstand respektive darauf zurückzuführen ist, dass die Gebäude mehrheitlich aus Holz erbaut waren und nur diskrete Spuren hinterlassen haben.480 Im archäologischen Befundbestand etwas besser manifestieren sich (nicht nur) im Val Schons / Schams Siedlungsspuren der späten Kaiserzeit und des frühen Mittelalters. In Zillis selbst liessen sich während der in den Jahren 1980 und 1986 und damit noch vor der Entdeckung der Höhle durchgeführten Ausgrabungen auf dem Plateau über der Höhle am Standort der erstmals im frühen 14. Jahrhundert schriftlich erwähnten mittelalterlichen Burg Hasenstein die Fundamente eines mehrräumigen Steingebäudes fassen (vgl. Abb. 6.2).481 Die abschliessende Auswertung dieser Untersuchungen steht zwar noch aus, doch ist gemäss dem Vorbericht und aufgrund der publizierten Fundauswahl, die grünglasierte Reibschalen ebenso wie Lavezgeschirr mit gekerbten Leisten und getreppter Aussenwandung umfasst, von einer spätkaiserzeitlichen Datierung (4. / 5. Jahrhundert) auszugehen. Diese Gebäude scheinen daher zumindest teilweise gleichzeitig mit den spätkaiserzeitlichen Siedlungsspuren zu sein, die in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts bei der nur unweit davon gelegenen Kirche St. Martin freigelegt werden konnten (vgl. Abb. 6.3). Im damals von Christoph Simonett ausserhalb der Kirche angelegten Sondierschnitt von etwa 33 m Länge und 2 m Breite wurde in einer Tiefe von nur 35 cm Mauerwerk freigelegt.482 Dieses «stand» offenbar auf einem Terrazzomörtelboden. Von besonde- Synthese rem Interesse ist hier die auf der gesamten Länge des Sondierschnittes in etwa 1,5 m Tiefe zu Tage gekommene Lehmschicht von 30 cm Mächtigkeit, die ihrerseits eine ca. 20 cm mächtige Asche-Holzkohleschicht überlagerte. Aus dieser Holzkohleschicht wurde neben Baukeramik ein kleines Fundensemble mit mehreren Münzen, unter anderem einer Prägung des Constantius’ II. (337 – 361), geborgen Abb. 128.483 Wenn letztere zusammen mit der Argonnensigillata Abb. 128.4, der glasierten Reibschale Abb. 128.8 und dem Lavezgefäss Abb. 128.12 eine Datierung des Ensembles ins 4. / frühe 5. Jahrhundert nahelegen, liefert das Lavezgefäss mit kannelierter Aussenwandung Abb. 128.13 einen terminus post quem für die Errichtung der darüber liegenden gemauerten Raumeinheiten, die vielleicht zum ältesten Kirchenbau gehören, frühestens ab dem mittleren 5. Jahrhundert.484 Abb. 127: Zillis, Höhle. Rekonstruktion eines Inititationsrituales in Anlehnung an die Szenen, wie sie im Mithräum Santa Maria Capua Vetere (I) dargestellt sind. Eine wichtige Bedeutung nahm in dieser Talschaft sicherlich der etwa 250 m über dem Talgrund am südlichen Eingang zum Domleschg liegende Felskopf ein, auf dem heute die Ruinen der zwischen 1181 und 157 Synthese 2 1 3 4 5 6 7 8 10 9 11 12 13 158 14 15 Synthese 1209 erbauten Burganlage Hohenrätien, Sils i. D. sowie eine Kirche aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts stehen (zur Lage vgl. Abb. 1). Während mehrerer Ausgrabungs- und Prospektionskampagnen liessen sich hier auch ältere Kirchenbauten erfassen. Die älteste ist über einen terminus ante quem (14C-Daten) in die Zeit zwischen der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts und dem frühen 6. Jahrhundert zu datieren.485 Das publizierte, wenig zahlreiche Fundmaterial stammt aus dem gesamten Areal der nachmaligen Burganlage und weist neben einer Nutzung / Begehung dieses Platzes im 2. / 3. Jahrhundert auf eine Besiedlung im späteren 4. und 5. Jahrhundert, ohne dass es jedoch möglich gewesen wäre, diese im Befund zu identifizieren und interpretieren. Am nördlichen Ausgang der Via Mala mit freier Sicht über das südliche Domleschg und ausserdem an der einfachsten Umgehungsroute der Via Mala im Hochmittelalter und wohl bereits auch in römischer Zeit und früher gelegen, kam diesem Platz an der Alpentransversalen zweifellos eine wichtige verkehrsstrategische Bedeutung, eine Kontroll- und Sperrfunktion, zu. Im südlichen Domgleschg schliesslich, in Cazis (zur Lage vgl. Abb. 1), sind bislang keine römischen Siedlungsreste bekannt geworden, doch weisen späteisenzeitliche sowie früh- bis mittelkaiserzeitliche Einzelfunde (Burg Niederrealta und Cazis, Cresta) sowie ein mögliches spätkaiserzeitliches Grab doch auf eine Nutzung, wenn nicht Besiedlung dieses Areales am linken Talrand.486 Die bekannten Befunde und Funde, einschliesslich der Gräber, lassen somit vermuten, dass sich entlang der Alpentransversale in regelmässigen Abständen kleinere Siedlungen reihten. Die beträchtliche Tiefe, in der die entsprechenden Reste lagen – bei der Kirche St. Martin in Zillis waren es 1,5 m unter der Grasnarbe, in Andeer 2,8 m – lässt kaum daran zweifeln, dass vieles noch unentdeckt im Boden liegt und bisher nur ein Bruchteil der einstigen kaiserzeitlichen und frühmittelalterlichen Siedlungslandschaft bekannt ist. Soweit der bisherige Befundbestand zu erkennen gibt, handelt es sich dabei mehrheitlich um Holzbauten, die an Hängen und Abb. 128 (linke Seite): Zillis. Kirche St. Martin. Fundmaterial der Ausgrabungen von 1938, Rätisches Museum Chur. Mst. 1:2. 1 1 RS Drag. 37. Helvetische Terra Sigillata? Graffito ]TILLO[. Inv. Nr. RM 161.2. 2 1 WS Drag. 37. Helvetische Terra Sigillata. Inv. Nr. RM 161.1. 3 1 BS wohl eines Bechers Drag. 54, der zu einem Spinnwirtel umgearbeitet wurde. Inv. Nr. RM 161.3. 4 1 WS einer Schale, wohl Argonnensigillata. Inv. Nr. RM 161.4. 5 Henkelfragment eines Kruges. Stark glimmerhaltiger, beiger Ton. Inv. Nr. RM 161.6. 6 Kragenfragment einer Reibschale mit Ausguss. Blassrötlicher Ton. Inv. Nr. RM 161.9. 7 RS einer Reibschale. Sehr stark verbrannt (Fehlbrand?). Ton jetzt grauschwarz. Inv. Nr. RM 161.7. 8 1 RS einer Reibschale. Rötlicher Ton mit Spuren der ehemaligen Glasur auf der Innenseite. Ettlinger Gruppe A. Inv. Nr. RM 161.5. 9 1 RS Lavezgefäss. Gehauen. Senkrechte Riefen. Inv. Nr. RM 161.20. 10 1 RS Lavezgefäss. Gedreht. Russgeschwärzt. Inv. Nr. RM 161.19. 11 1 WS Lavezgefäss. Gedreht. Umlaufende horizontale Rillenbündel. Inv. Nr. RM 161.21. 12 2 RS Lavezgefäss mit gerilltem Horizontalrand. Gedreht. Umlaufende horizontale Rillenbündel. Inv. Nr. RM 161.17. 13 1 RS und 2 WS Lavezgefäss. Gedreht. Umlaufende horizontale Kanneluren. Inv. Nr. RM 161.18. 14 Spinnwirtel. Stein. Inv. Nr. RM 161.16. 15 Schleifstein? Sandstein. Inv. Nr. RM 161.15. 159 Synthese Datierung Zillis Höhle und Vorplatz Burg Hasenstein 14. Jh. Val Schons / Schams südliches Domleschg Ereignisse / weitere Befunde Dorfkern / Kirche St. Martin Frühes 14. Jh.: schriftliche Erwähnung des «Gut ze Hassenstain» auf dem Plateau Terminus ante quem 13. Jh. Phase 5 Aufgabe der Nekropole 12. Jh.: Ausstattung der Kirche St. Martin mit der Holzdecke (7. / ) 8. – 10. Jh. Phase 4 Nekropole vor der Höhle 831: Erste schriftliche Überlieferung der Kirche St. Martin Gräber bei der Höhle in Felsberg spätes 6. / frühes Phase 3 Anlage der Gräber 2 7. Jh. und 3 (in Sockelmauer) in der Höhle Grab 1 5. / 6. Jh.? Phase 2 (geschlossene?) Höhle mit Feuerstelle (Kreuz) und Grab 1 ? 2. Hälfte 5. / frühes 6. Jh.: Errichtung der ersten Kirche, Gräber? 2. Hälfte 5. / frühes 451: Erste schriftliche 6. Jh.: Errichtung einer Erwähnung eines BiKirche auf Hohenrätien schofs in Chur (Asinio) 4. / frühes 5. Jh. 390 / 91: Verbot paganer Kulte paganes Kultlokal Gebäudereste Gebäudereste 4. Jh.: Gräber Andeer 380 Christentum wird Staatsreligion Mitte 4. Jh.: Memoria unter der Kirche St. Luzi in Chur 3. / frühes 4. Jh. Abb. 129: Zillis zwischen Spätantike und Mittelalter im regionalen Kontext. 160 Gebäudereste der mittleren Kaiserzeit in Andeer auf Kuppen auf Terrassen erbaut wurden. Dass mit einer dichteren Besiedlung auch in Tallagen zu rechnen ist, legen die bisher bekannten spätrömisch-frühmittelalterlichen Gräberfelder bzw. Grabgruppen und Einzelgräber nahe, deren zugehörige Siedlungen noch nicht lokalisiert und untersucht werden konnten.487 Gemörteltes Mauerwerk wurde offenbar nur selten und wenn, dann für den Bau von Kirchen und Memorien sowie von Befestigungsanlagen, vereinzelt auch von Wohnbauten besser gestellter Persönlichkeiten verwendet.488 Beispiele für letztere sind zweifellos die Bauten in Sagogn, Schiedberg489 und Carschlingg bei Castiel490. Gerade deshalb ist den spätkaiserzeitlichen Baubefunden auf dem Plateau über der Höhle im Areal der nachmaligen 313: Toleranzedikt Mailand Burg Hasenstein eine wichtige Bedeutung beizumessen. Diese gilt es in Bezug auf Fragen der Chronologie und Kontinuitäten noch zu erschliessen und in den Gesamtkontext der spätkaiserzeitlich-frühmittelalterlichen Besiedlung im Raum Zillis und des Val Schons / Schams zu setzen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Höhle als Versammlungslokal einer paganen Kultgemeinschaft vorerst zwar noch nicht in einen mittelkaiserzeitlichen, aber in einen bisher nicht weiter zu charakterisierenden spätkaiserzeitlichen Siedlungskontext eingebunden werden kann. Eine Verbindung zwischen der Höhle und den Gebäuden auf dem Plateau über der Höhle ist dabei anzunehmen, aber vorerst nicht zu belegen. Synthese 4.3 Ein- und Ausblicke zur Weiternutzung der Höhle im regionalen Kontext Ohne dass zu beurteilen wäre, ob mit einem kürzeren oder längeren Nutzungsunterbruch zu rechnen ist (vgl. Kap. 2.4), lassen sich einige wenige Befunde aufgrund stratigraphischer Kriterien und über 14C-Datierungen mit einer veränderten Weiterund Nachnutzung der Höhle zwischen dem (5.) / späteren 6. und dem 10. Jahrhundert in Verbindung bringen. Schriftzeugnisse (vgl. unten) und verschiedene archäologische Quellen dieser Zeitspanne im Val Schons / Schams und in der weiteren Region erlauben es zudem, diese in einen weiteren historischen Rahmen und Siedlungskontext einzubinden Abb. 129. 4.3.1 Vom Kultlokal zum Bestattungsplatz – die kultische Neuaufladung Aufgrund der Münzreihe aus der Höhle ist mit einem Ende der Votivpraxis im Verlauf der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts zu rechnen. Für eine darüber hinausreichende Nutzung der Höhle als paganes Kultlokal liegen auch unter dem übrigen Fundmaterial keine Nachweise vor. Vor allem die 14C-Datierungen sprechen dafür, dass es vielleicht noch im 5. Jahrhundert (Phase 2: Datierung von Grab 1 als terminus ante quem, vgl. Kap. 2.5.2), spätestens aber gegen Ende des 6. oder im frühen 7. Jahrhundert (Phase 3) zu einer kultischen Neuaufladung kam: Die zumindest anfänglich (Phase 2) weiterhin verschlossene Höhle wurde mit einer neuen Feuerstelle (Pos. 17) ausgestattet (vgl. Abb. 52), unter welcher sich das Beinkreuz Abb. 57 fand. Es erfolgte eine erste Grablegung (Grab 1) im Südteil der Höhle, mit der man einen «Raum» um die Feuerstelle respektiert zu haben schien. Dasselbe gilt auch für die Gräber 2 und 3 (Phase 3, vgl. Abb. 55), die im Südteil der Höhle und in der Sockelmauer, letztlich gleichsam auf der Schwelle zwischen Innen- und Aussenraum, angelegt wurden. Die Vermutung, dass diesem «Raum» um die Feuerstelle während Phase 2 und vielleicht auch Phase 3 eine nicht präzise zu fassende kultische Bedeutung beigemessen wurde, drängt sich geradezu auf. Wie lange der Höhle diese Rolle zukam, ist ungewiss. Dass man die Nekropole während Phase 4 auf die untere Terrasse ausserhalb der Höhle ausweitete, um hier verwandschaftlich verbundene Personen bestatten zu können, mag – gemäss der 14C-Daten wahrscheinlich nicht auf eine ungebrochene, aber längere Kontinuität dieser Bedeutung der Höhle respektive des Platzes hinweisen. In Chur ist bereits ab dem späten 4. Jahrhundert mit der Existenz einer christlichen Gemeinde zu rechnen491, spätestens seit dem mittleren 5. Jahrhundert war der Ort auch Bischofssitz. Da ab dem späten 5. / frühen 6. Jahrhundert nicht nur in Zillis, sondern auch im nahen Hohenrätien / Sils i. D. erste Kirchenbauten standen492, drängt sich hier die Frage auf, ob die kultische Konnotation der Höhle in dieser Zeit (Phase 2 / 3) eine christliche war, dies nicht zuletzt wegen des Beinkreuzes unter der Feuerstelle – obgleich natürlich dessen Weg in die Höhle nicht nachvollzogen werden kann. In diesem Zusammenhang wurde bislang noch nicht bemerkt, dass Zillis mehrere wichtige, archäologisch überlieferte Eigenschaften einer frühmittelalterlichen Höhlen-Eremitage aufweist. Es ist durchaus nicht selten, dass vorchristliche Kulthöhlen später zu christlichen Stätten wurden.493 Zugleich sind viele Höhlen bekannt, gerade im südalpin-oberitalischen Raum, in die sich dann Eremiten zurückzogen.494 Könnte es sich also auch um eine solche gehandelt haben? Für den Bau einer Höhlen-Eremitage 161 Synthese Abb. 130: Auszug aus den Capitula Remedii – Erlass zu den heidnischen Bräuchen (Pfeil) (um 800). 162 Synthese genügte üblicherweise, «dass vor dem Eingang einer kleinen, natürlichen Höhle eine Schutzmauer hochgezogen worden ist. (…) Oft findet man in solchen Eremitagen noch die Überreste einer kleinen Kapelle und die Gräber der Eremiten».495 In Zillis stand die Wand eventuell noch während der Anlage von Grab 1 und 2 (Phase 2); spätestens mit der Anlage von Grab 3 muss sie aber abgebrochen worden sein. Zur Frage nach den Gräbern ist noch die aktuelle anthropologische Analyse zu berücksichtigen, nach der nicht alle der Bestatteten in Zillis sicher Männer sind. Zudem besteht teilweise eine matrilineare Verwandtschaft (vgl. oben). So könnte es sich allerhöchstens bei den Bestatteten in Grab 1 und Grab 2 um mögliche Einsiedler handeln. Vielleicht wurde eine dieser Bestattungen später verehrt und diese memoria mündete in die Anlage eines kleinen Gräberfelds496 oder die Niederlassung einer kleinen Mönchsgemeinschaft497 – verbunden mit einem kleinen «Siedlungs-»Gräberfeld? Bei beiden dieser Interpretationsvarianten bewegen wir uns auf stark hypothetischem Terrain. Vergleichend heranzuziehen wären hier jeweils die Bestattungen bei den Höhlen weiter nördlich talabwärts, wo möglicherweise auch eine Kinderbestattung zu Tage kam (vgl. unten). 4.3.2 Die Nekropole ausserhalb der Höhle Die Verlagerung des Bestattungsplatzes auf den Höhlenvorplatz erfolgte spätestens im 8. Jahrhundert (Phase 4). Von diesem wurde nur ein Ausschnitt ausgegraben (7 Bestattungen) respektive angeschnitten (Gräber 4, 5, 9, 10). Sicherlich darf hier aber mit mehreren weiteren Gräbern oder gar einem grösseren Friedhof gerechnet werden. Darauf weisen nicht zuletzt die Reste von mindestens 6 weiteren, im 7. bis 9. Jahr- hundert bestatteten Individuen (Phase 5, vgl. Abb. 60), die in neuerer Zeit während Bautätigkeiten offenbar entdeckt und in der Höhle deponiert wurden. Allein geophysikalische Prospektionen könnten Aufschlüsse zu Grösse und Ausdehnung, damit vielleicht auch zur Bedeutung dieser Nekropole im lokalen Kontext liefern. Untypisch ist, dass keines der beigabenlosen frühmittelalterlichen Gräber geostet ist, wenngleich hier die Topographie (Hanglage) eine Rolle gespielt haben mag. Ebenfalls auffällig ist das Fehlen einer Kirche in der unmittelbaren Nähe. Üblich war zur Zeit der Anlage der jüngeren Gräber im 8. bis 10. Jahrhundert das Bestatten der Toten bei einer Kirche, und zwar typischerweise auch in der Siedlung.498 Eine Aufgabe, die in der Umgebung der Zilliser Kirche zugefallen wäre, wäre diese nicht mit einem eigenen Friedhof ausgestattet. Wurde hier also doch die Höhle gleichzeitig zum Bestattungsplatz als christliche Kultstätte genutzt? Und ist für diese Zeit Siedlungstätigkeit auf der Burg Hasenstein nachweisbar – in welchem Fall allenfalls zwei Siedlungs- und Bestattungsgemeinschaften am Ort denkbar wären? Sieht man weiter talabwärts ins Alpenrheintal, so wird deutlich, dass Zillis nicht die einzige Höhle ist, bei der im Frühmittelalter bestattet wurde. So sind bei der Unteren Tgilväderlishöhle bei Felsberg, keine 30 km rheinabwärts (ca. 20 km Luftlinie), fünf Bestattungen belegt. Ganz ähnlich wie die jüngeren Zilliser Bestattungen wurden sie auf einem 10 m auf 4 m grossen Vorplatz vor der Höhle angelegt. Die Körperbestattungen sind SW-NO-gerichtet; in einem Fall handelt es sich um ein Doppelgrab. Die 14C-Datierung eines Skelettes (erste Hälfte 7. Jahrhundert) verleitet die Autoren zur Datierung der gesamten Gruppe ins 7. Jahrhundert.499 Für die 50 m davon ent163 Synthese fernte Obere Tgilväderlishöhle wird die Möglichkeit weiterer merowingerzeitlicher Gräber insinuiert.500 Über einzelne Funde ist bereits eine spätrömische Nutzung zumindest der Oberen Tgilväderlishöhle anzunehmen.501 Reste eines Steinplattengrabes weisen auf eine Datierung in einen vergleichbaren Zeitraum502; sowohl in Zillis als auch Felsberg sind Steinsetzungen belegt. Es ist also festzuhalten, dass die Gräber aus Zillis keineswegs als Einzelfall, sondern im Sinn einer (über-?)regionalen Praxis betrachtet werden müssen. Ob sich dabei wirklich eine Sonderbehandlung einzelner Individuen aus jeweils einer Siedlungsgemeinschaft mit einem weiteren «regulären» Friedhof oder einer separaten Glaubensgemeinschaft abzeichnet, wie Mirco Brunner und Mathias Seifert vermuten503, oder ob in den Bestatteten nach Mechthild Schulze-Dörrlamm «Aussenseiter der Gesellschaft, vielleicht auch nur durchreisende Fremde von nachweislich anderer oder unbekannter Religionszugehörigkeit»504 zu sehen sind, bleibt offen. Dies ist im Rahmen der Detailauswertung der Bestattungen näher zu prüfen. Durchaus denkbar wäre auch, dass es sich schlicht um die Mitglieder einer einzelnen, kleinen Siedlungsgemeinschaft – etwa von einem kleinen Gehöft – handelt. Die schriftlichen Quellen lassen beide Interpretationen – christlich und nicht-christlich – für die Höhle und den Bestattungsplatz im Frühmittelalter zu. Für das Bistum Chur hat Bischof Remedius um 800 ein Verbot der Ausübung heidnischer Bräuche verhängt Abb. 130.505 Es erscheint damit zwar als recht offensichtlich, dass sich dort entsprechende Kulthandlungen abgespielt haben. Doch muss es nicht notwendigerweise der Fall gewesen sein, dass ausgerechnet die Zilliser Bestatteten solche Angehörige heidnischer Kulte waren, wie vermutet wurde.506 Die erste anthropologische Befundung, die 164 für diese ursprüngliche Argumentation ein Stützbein bildet (es sei an den sog. gepfählten heidnischen Priester507 erinnert), hat sich als nicht haltbar erwiesen (vgl. oben). War es tatsächlich so, dass die bei Remedius genannten Kulte nur durch Nicht-Christen ausgeübt wurden, oder waren es vielmehr Getaufte, die zusätzlich noch – sozusagen abergläubische – Rituale durchführten? Oder bestand überhaupt ein konkreter Anlass für die Aufnahme dieses Passus in die Capitula Remedii? Dazu ein kurzer Exkurs in den Originaltext508: Die verschiedenen aufgelisteten Gesetzesgebote lassen sich aufgrund der Art, wie sie formuliert sind, mehreren Traditionslinien zuordnen. So spiegeln unterschiedliche Beginnformeln, vereinfacht gesagt, eine relative Chronologie des Eingangs der entsprechenden Passagen in die Gesetzestexte: Die ut / si-Formel am Anfang des hier behandelten Erlasses (de maleficiis vel sacrilegia, Abb. 130) kommt in den Capitula Remedii allerdings insgesamt nur einmal vor. Im Gegensatz zu den sonst im Text vorherrschenden si-Formeln kennzeichnet das – nur viermal vorkommende – einzelne ut jedoch herrscherliche Verordnungen und weist auf eine Tradierung dieses Gesetzesteils zurück.509 Dass die Bestimmung zu den sacrilegia und maleficia auf ältere Kapitularien zurückgeht, ist ohnehin bereits erwiesen.510 Zwar besteht trotzdem die Möglichkeit, dass auf reichsfränkischem und damit auch churrätischem Gebiet unerwünschte Bräuche stattfanden511, doch ist es damit nicht notwendig, dass mit dem Passus in den Capitula Remedii – wie bisher durch die Archäologie angenommen – konkret auf aktuelle Geschehnisse in der Bevölkerung des Bistums Chur Bezug genommen wurde. Er könnte genauso gut ohne den Anlass konkreter lokaler Vorkommnisse im Verbund mit wei- Synthese teren kaiserlichen Verordnungen in die Capitula Remedii aufgenommen worden sein. Letztlich lässt sich also die Frage nach dem kultischen Charakter der Höhle von Zillis in frühmittelalterlicher Zeit und der dort angelegten Bestattungen bis auf weiteres noch nicht klären; die genannten Möglichkeiten sind aber bei künftigen Untersuchungen im Auge zu behalten. Zusammenfassend sind mehr Fragen als Antworten vorhanden: War die Höhle nach Aufgabe des vorchristlichen Kultlokals doch zeitweise eine Kirche oder zumindest ein christlich konnotierter Raum, etwa eine Eremitage (mit oder ohne jüngerer Memoria)? Oder spiegeln die späten Gräber des 8. bis 10. Jahrhunderts allenfalls den Bestattungsplatz eines separaten Gehöfts oder Weilers? Kann dasselbe vielleicht schon für die Gräber des späten 6. Jahrhunderts vermutet werden? 165 Zusammenfassung – Lage und Forschungsgeschichte: Die Höhle in Zillis-Reischen (Hinterrheintal, Val Schons / Schams) liegt nahe an der bis heute wichtigen transalpinen Verkehrsachse, die das Alpenvorland über den Splügen und San Bernardino-Pass mit Italien verbindet (vgl. Kap. 1.1). Nachdem 1990 spielende Schulkinder eben dort Menschenknochen entdeckt hatten, veranlasste der Archäologische Dienst Graubünden im selben Jahr erste Sondierungen und konnte in den folgenden Jahren (1991 / 1992 und 1994 / 1995) die Höhle und deren Vorplatz archäologisch untersuchen. Die Befunde und Funde wurden mit Ausnahme der Fundmünzen und Tierknochen kurz darauf publiziert (Rageth 1994; Liver / Rageth 2001. – vgl. Kap. 1.2). Im vorliegenden Band werden die Resultate der Neusichtung der Befunde und die Bearbeitung des gesamten Fundbestandes aus der in der Zeit zwischen dem 3. und 10. Jahrhundert aufgesuchten Höhle neu vorgelegt (vgl. Kap. 2 und Kap. 3) und mit einem Fokus auf die älteste, d. h. spätkaiserzeitliche Phase, interpretiert und in einen weiteren Kontext gesetzt (vgl. Kap. 4). – Nutzung der Höhle zwischen dem mittleren 3. und mittleren 5. Jahrhundert als paganes Kultlokal (Phase 1, Kap. 2.3): Während dieser Zeit war die Höhle mit einer Holzwand verschlossen und nur über einen schmalen Eingang an der Südseite zugänglich. Durch diesen gelangte man zunächst in einen Vorraum, der zu einem grösseren, zu Beginn (Phase 1.0) mit einer Feuerstelle oder einem Kuppelofen ausgestatteten Hauptraum führte. Der gegen den Rhein abfallende Hang vor der Höhle war durch eine Trockenmauer befestigt und terrassiert. Die Befunde erlaubten in Verbindung mit dem mehrheitlich dieser Nutzungsphase 166 zuzuweisenden Fundmaterial aufschlussreiche Einblicke nicht nur in das Kultlokal (vgl. Kap. 4.2.1), sondern auch in das Kultgeschehen (vgl. Kap. 4.2.2) und damit letztlich in die wohl weniger als 10 Personen umfassende Gemeinschaft, die sich hier regelmässig und vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen zu Kultfeiern und Festmählern versammelt hatte (vgl. Kap. 4.2.3). Zum Kultgeschehen gehörten individuelle Gesten, so das Deponieren von (Votiv-) Gaben. Zeugnis davon geben drei gefiederte Votivbleche (vgl. Kap. 3.3.1), 647 Münzen mehrheitlich des 4. Jahrhunderts (vgl. Kap. 3.3.2), über 150 Bergkristallfragmente (vgl. Kap. 3.3.3) sowie wohl einige der hier vorgefundenen metallenen Schmuck- und Kleidungsbestandteile (vgl. Kap. 3.4). Die überwiegende Mehrheit des Fundmaterials (vgl. Kap. 3.5 – Kap. 3.7) ist jedoch in einen Zusammenhang mit gemeinschaftlichen Handlungen zu setzen. Dazu sind zum einen rituelle Handlungen zu zählen, bei welchen die Kultgeräte (vgl. Kap. 3.5) und das bisher einzigartige ringförmige Schlangengefäss mit drei kelchartigen Aufsätzen und neun figürlich verzierten Medaillons (vgl. Kap. 3.6.1) Verwendung fanden. Die hier einst vollzogenen Rituale sind über den Befund- und Fundbestand nur schwierig zu erschliessen. Wie die geoarchäologischen Untersuchungen jedoch nahelegten (vgl. Kap. 2.3.4), gehörten dazu u. a. Brandopfer. Deren Reste, die Asche, scheint man danach sorgfältig gesäubert und auf dem Höhlenboden ausgestreut zu haben. Ob dies der Trockenlegung und / oder Reinigung des Höhlenbodens diente, oder ob man in der Regelmässigkeit und Sorgfalt, mit der dies ausgeführt wurde, und in Anbetracht vergleichbarer Gesten in anderen Kultlokalen ein – möglicherweise kultspezifisches – Ritual sehen darf, bleibt offen. Zum anderen und desgleichen zen- Zusammenfassung traler Bestandteil gemeinschaftlicher Aktivitäten waren die Kultbankette, die in der Regel nach den Ritualen ausgerichtet wurden. Davon zeugen das überlieferte Geschirr (vgl. Kap. 3.6.2), das sich aus Keramik-, Glasund Lavezgefässen zusammensetzt, darunter unter anderem viele Trinkbecher, sowie die über 13 000 Tierknochen, die hauptsächlich von Schaf / Ziege sowie vom Huhn stammen. Die Frage, welche Gemeinschaft sich in dieser Höhle zu Kult und Bankett versammelt hatte (vgl. Kap. 4.2.3), liess sich nicht abschliessend klären. Aufgrund des Ortes selbst – der Höhle und deren Ausbau, der auf restriktive Zutrittsbedingungen schliessen lässt – sowie über das soweit fassbare Kultgeschehen und die ikonographischen Zeugnisse war es zweifellos eine geschlossene Vereinigung um eine oder mehrere Gottheiten, darunter vielleicht eine von orientalischer oder orientalisierender Prägung wie zum Beispiel der Gott Mithras. Auch wenn die vielen Gemeinsamkeiten mit diesem, von allen Gruppenkulten am besten erforschten Kult frappant sind, fehlen – überlieferungsbedingt (?) – Elemente, die eine eindeutige Identifizierung erlaubten. Wenn dieses Kreuz nicht paganer Natur war, könnte es als christliches Symbol verstanden werden und damit als Indiz zu den Überlegungen beitragen, dass die Höhle im frühen Mittelalter nicht einfach ein Unterstand und Bestattungsplatz, sondern ein Ort von besonderer Bedeutung gewesen sein mag – vielleicht eine Höhlen-Eremitage oder eine memoria (vgl. Kap. 4.3.1). Im Verlaufe des späteren 6. / frühen 7. Jahrhunderts kamen zwei weitere Bestattungen (Phase 3: Grab 2 und Grab 3) hinzu und die Holzwand wurde entfernt. – Der Bestattungsplatz: Spätestens im 8. Jahrhundert (Phase 4) verlagerte man den Bestattungsplatz auf den Höhlenvorplatz (vgl. Kap. 2.5). Bis ins 10. Jahrhundert als solcher genutzt, verlor er spätestens im frühen 13. Jahrhundert, als er von teils massiven Kiesschüttungen überdeckt wurde, seine Bedeutung als Erinnerungsort an die Toten (Phase 5). – Die kultische Neuaufladung: Ungewiss, ob übergangslos oder nach einem kürzeren oder längeren Unterbruch, wurde die Höhle vielleicht noch im 5., spätestens aber gegen Ende des 6. Jahrhunderts, umgenutzt. Zunächst wahrscheinlich weiterhin mit einer Holzwand verschlossen, stattete man die Höhle mit einer neuen Feuerstelle aus (Phase 2). Unter dieser lag das Fragment eines beinernen Kreuzes, dessen Bearbeitung auf eine primäre Verwendung als Intarsie oder Applike weisen könnte (Kap. 2.4.2). Gegen Ende des 6. Jahrhunderts erfolgte im Südteil eine erste Grablegung (Grab 1). 167 Resumaziun – Situaziun ed istorgia da perscrutaziun: Il cuvel a Ziràn-Reschen (Valragn, Val Schons) sa chatta sper l’axa da traffic transalpina ch’è impurtanta fin oz e che collia la regiun prealpina sur ils pass dal Spleia e dal San Bernardin cun l’Italia (chap. 1.1). L’onn 1990 han uffants da scola che giugavan chattà là ossa d’umans. Per il Servetsch archeologic dal Grischun è quai stà la chaschun per far ils emprims sondagis anc quel onn e per perscrutar archeologicamain il cuvel e sia plazza davant durant ils onns suandants (1991 / 2 e 1994 / 5). Ils chats e fatgs – cun excepziun dals chats da munaida e da l’ossa d’animals – èn vegnids publitgads curt suenter (Rageth 1994; Liver / Rageth 2001; chap. 1.2). Il tom qua avant maun preschenta da nov ils resultats da l’ultima perscrutaziun dals fatgs sco er l’elavuraziun da tut ils chats che dateschan dal temp dal 3. fin il 10. tschientaner s. C. e che derivan dal cuvel (chap. 2 e 3). El interpretescha quests chats mettend il focus sin la fasa la pli veglia, q. v. d, sin il temp dals imperaturs tardiv, ed als plazzond en in context pli vast (chap. 4). – Utilisaziun dal cuvel sco local da cult pajan da la mesadad dal 3. fin la mesadad dal 5. tschientaner s. C. (fasa 1, chap. 2.3): Durant quest temp era il cuvel serrà cun ina paraid da lain ed accessibel mo sur in’entrada stretga da la vart dal sid. Tras questa entrada arrivavan ins l’emprim en in pierten che manava en in local principal, il qual era equipà il cumenzament (fasa 1.0) cun in fuclar u cun ina pigna a cupla. La spunda davant il cuvel enclinada vers il Rain era francada e terrassada tras in mir sitg. En cumbinaziun cun ils chats ch’èn d’attribuir per gronda part a questa fasa d’utilisaziun, permettan ils fatgs da prender invistas infurmativas betg mo dal local da 168 cult (chap. 4.2.1), mabain er dal cult sco tal (chap. 4.2.2) e pia la finala da la communitad da probablamain main che 10 persunas, che sa radunava regularmain qua en il zuppà per celebrar cults e banchets (chap. 4.2.3). Dal cult sco tal faschevan part acts individuals, sco deponer duns (votivs). Da quai dattan perditga trais plachettas da sturs cun plimas (chap. 3.3.1), 647 munaidas che dateschan per gronda part dal 4. tschientaner (chap. 3.3.2), passa 150 fragments da cristal (chap. 3.3.3) sco er bain inqual element da metal derivant da cliniez e da vestgadira (chap. 3.4). Ma la part la pli gronda dals chats (chap. 3.5 fin 3.7) sto vegnir messa en connex cun acts cuminaivels. Da quels fan part per l’ina acts rituals, per ils quals èn vegnids duvrads ils objects da cult (chap. 3.5) ed il vasch cun serp, en furma d’anè – fin ussa unic – cun trais garnituras en furma da chalesch e cun nov medagliuns decorads cun figuras (chap. 3.6.1). Sur ils fatgs e chats èsi grev da chattar access als rituals che vegnivan celebrads qua ina giada. Ma sco che las perscrutaziuns archeologicas laschan presumar (chap. 2.3.4), faschevan tranter auter unfrendas sin il fieu part da quels. Lur restanzas, la tschendra, han ins – sco ch’i para – nettegià suenter cun quità e sternì sin il funs dal cuvel. I resta avert, sche quai serviva per sientar e / u per nettegiar il funs, ubain sch’ins dastga chapir quai – sin basa da la regularitad e dal quità, cun ils quals quai vegniva realisà, sco er en vista ad acts cumparegliabels en auters locals da cult – sco in ritual eventualmain specific per il cult. Per l’autra – e medemamain in element central da las activitads cuminaivlas – tutgavan ils banchets da cult che vegnivan celebrads per regla suenter ils rituals, tar il cult. Da quai dattan perditga ils vaschs chattads (chap. 3.6.2) che sa cumponan da recipients da cheramica, da Resumaziun vaider e da lavetsch, tranter auter blers bitgers, sco er ils passa 13 000 oss d’animals che derivan principalmain da nursas / chauras e da giaglinas. La dumonda, tge communitad che sa radunava en quest cuvel per ses cult e per banchets (chap. 4.2.3), n’ha betg pudì vegnir sclerida definitivamain. Pervia dal lieu sco tal – il cuvel e sia extensiun, che lascha presumar cundiziuns d’access restrictivas – sco er pervia dal cult tant sco chapaivel e pervia da las perditgas iconograficas era quai senza dubi ina raspada serrada che sa deditgava ad in u a plirs dieus, tranter quels forsa in da tempra orientala u orientalisanta sco per exempel il dieu Mithras. Er sch’ils blers puncts cuminaivels cun quest cult il meglier perscrutà da tut ils cults da gruppa, èn frappants, mancan – causa mancanza da tradiziun (?) – elements che permettan d’identifitgar quel cleramain. tagi da cuvel ubain ina memoria (chap. 4.3.1). En il decurs dal 6. tschientaner tardiv / u dal 7. tschientaner tempriv èn vegnidas vitiers duas ulteriuras sepulturas (fasa 3: fossa 2 e fossa 3) e la paraid da lain è vegnida allontanada. – Il lieu da sepultura: Il pli tard durant il 8. tschientaner (fasa 4) han ins dischlocà il lieu da sepultura sin la plazza davant il cuvel (chap. 2.5). Duvrada sco santeri fin il 10. tschientaner, ha ella pers durant il 13. tschientaner tempriv, cur ch’ella è vegnida cuvrida cun per part gronds mantuns da glera, sia impurtanza sco lieu commemorativ dals morts (fasa 5). Ursina Saluz Servetsch da translaziuns Chanzlia chantunala dal Grischun – La relantschada dal cult: Intschert, sche senza fasa transitorica u suenter ina interrupziun pli curta u pli lunga, ha il cuvel survegnì ina nova utilisaziun forsa anc durant il 5. tschientaner, il pli tard però vers la fin dal 6. tschientaner. L’emprim probablamain vinavant serrà cun ina paraid da lain, ha il cuvel survegnì in nov fuclar (fasa 2). Sut quel sa chattava il fragment d’ina crusch dad oss, da la quala l’elavuraziun pudess inditgar in’utilisaziun primara sco intarsia u sco applica (chap. 2.4.2). Vers la fin dal 6. tschientaner ha gì lieu in’emprima sepultura en la part sid dal cuvel (fossa 1). Sche questa crusch n’era betg da natira pajana, pudess ella vegnir chapida sco simbol cristian e pia valair sco indizi ch’il cuvel n’era betg mo ina simpla susta ed in simpel santeri durant il temp medieval tempriv, mabain in lieu d’ina impurtanza speziala – forsa in eremi169 Riassunto – Posizione e storia della ricerca: La grotta a Zillis-Reischen (Valle del Reno posteriore, Val Schons / Schams) si trova sull’asse di traffico transalpino, la cui importanza dura fino ad oggi, che collega le Prealpi con l’Italia attraverso i passi dello Spluga e del San Bernardino (cap. 1.1). Nel 1990 alcuni bambini vi scoprirono delle ossa e lo stesso anno il Servizio archeologico dei Grigioni fece i primi sondaggi. Negli anni successivi (1991 / 2 e 1994 / 5) poté analizzare archeologicamente sia la grotta che lo spiazzo antistante. I ritrovamenti e i reperti, escluse le monete e le ossa animali, furono pubblicati poco tempo dopo (Rageth 1994; Liver / Rageth 2001; cap. 1.2). Nel presente volume vengono presentati i risultati dei nuovi studi sui ritrovamenti e delle analisi sul totale del complesso dei reperti della grotta, frequentata tra il III e il V sec. d. C. (cap. 2 e 3). Viene inoltre presentato un approfondimento sulla fase più antica, cioè quella tardo imperiale, con un’interpretazione specifica e l’inserimento in un contesto più ampio (cap. 4). – Uso della grotta tra la metà del III e la metà del V sec. d. C. quale locale di culto pagano (fase 1, cap. 2.3): Durante questo periodo la grotta era chiusa tramite una parete di legno e accessibile solo attraverso uno stretto passaggio dal lato sud. Tramite questo si accedeva dapprima ad un’anticamera, la quale conduceva al vano principale, più ampio, e all’inizio (fase 1.0) dotato di un focolare o di un forno a cupola. Il pendio davanti alla grotta, degradante verso il Reno, era puntellato e terrazzato mediante un muro a secco. I ritrovamenti messi a confronto con i reperti scritti a questa fase di utilizzo (la maggior parte) hanno permesso uno sguardo rivelatore non solo sul luogo di culto (cap. 4.2.1), 170 ma anche sullo svolgimento del culto in sé (cap. 4.2.2), e infine sulla comunità, comprendente probabilmente meno di dieci persone, la quale si riuniva, nascosta allo sguardo pubblico, per celebrare riti e banchetti cultuali (cap. 4.2.3). Il rito cultuale implicava gesti individuali, quale la deposizione di doni (votivi). Lo testimoniano tre piastrine votive pennate (cap. 3.3.1), 647 monete, la maggior parte risalente al IV sec. (cap. 3.3.2), più di 150 frammenti di cristallo di rocca (cap. 3.3.3), così come alcune parti metalliche di gioielli e abiti qui ritrovati (cap. 3.4). La maggioranza dei reperti (cap. 3.5 fino 3.7) è però da collocare in un contesto di azioni comuni. Tra questi si possono menzionare azioni rituali, durante le quali entravano in gioco utensili cultuali (cap. 3.5) e, finora unico nel suo genere, il recipiente anulare, serpentiforme, con tre attacchi caliciformi e nove medaglioni decorati con motivi figurativi (cap. 3.6.1). I rituali qui svolti un tempo sono difficilmente ricostruibili attraverso il complesso di ritrovamenti e reperti. Come hanno però dimostrato le analisi geoarcheologiche (cap. 2.3.4) questi rituali includevano tra l’altro roghi sacrificali, i cui resti, le ceneri, sembra venissero attentamente pulite e sparse sul pavimento della grotta. Se ciò servisse al drenaggio e / o alla pulizia del pavimento della grotta, oppure se nella regolarità e attenzione con cui venivano compiuti questi gesti, visti gesti analoghi in altri locali di culto, si possa intravvedere un rituale – cultuale specifico – rimane dubbio. Dall’altra parte, e ugualmente elemento centrale di attività comuni, erano i banchetti cultuali che solitamente si tenevano dopo i rituali. Lo testimoniano le stoviglie ritrovate (cap. 3.6.2), composte da recipienti in ceramica, vetro e pietra ollare, tra questi Riassunto molti bicchieri, così come più di 13 000 ossa animali, per la maggior parte appartenenti a pecore / capre così come a pollame. La questione su quale comunità si riunisse nella grotta per culti e banchetti (cap. 4.2.3) non è potuta essere chiarita definitivamente. Visto il luogo stesso – la grotta e le modifiche apportate che indicano condizioni di accesso molto restrittive – così come lo svolgimento cultuale fin qui ricostruito, oltre alle testimonianze iconografiche, doveva trattarsi senz’altro di un gruppo chiuso attorno a una o più divinità, tra le quali forse una di stampo orientale o orientaleggiante come ad esempio il dio Mitra. Anche se le molte affinità con questo culto di gruppo, culto tra i meglio studiati, sono impressionanti, mancano elementi certi che possano portare ad una identificazione univoca. tomba 2 e tomba 3) e inoltre venne tolta la parete in legno. – Il luogo di sepoltura: Al più tardi nell’VIII secolo (fase 4) il luogo di sepoltura fu spostato nel piazzale della grotta (cap. 2.5). Utilizzata come tale fino al X secolo, ha perso la sua importanza come luogo di commemorazione dei morti (fase 5) al più tardi all’inizio del XIII secolo, quando è stato interamente ricoperto da massicci smottamenti di ghiaia. Fabrizio Salvi Archäologischer Dienst Graubünden – La trasformazione in luogo di culto: La grotta, forse ancora nel V secolo, ma al più tardi verso le fine del VI secolo, venne riadattata, non è certo se ciò sia accaduto immediatamente o dopo un’interruzione più o meno lunga. Dapprima probabilmente ancora chiusa da una parete in legno, la grotta fu dotata di un nuovo focolare (fase 2). Sotto questo focolare giaceva il frammento di una croce in osso, la cui lavorazione potrebbe indicare un uso primario come intarsio o stemma (cap. 2.4.2). Verso la fine del VI secolo nella parte meridionale ebbe luogo una prima sepoltura (tomba 1). Se questa croce non era di origine pagana, essa potrebbe essere vista quale simbolo cristiano e quindi contribuire quale indizio alle considerazioni che la grotta nell’alto medioevo non serviva solo come rifugio e luogo di sepoltura, ma potrebbe essere stata un luogo d’importanza speciale – forse un eremo oppure una memoria (cap. 4.3.1). Durante il tardo VI secolo / all’inizio del VII secolo si aggiunsero altre due sepolture (fase 3: 171 Résumé – Situation géographique et histoire des recherches: La grotte de Zillis-Reischen (vallée du Rhin postérieur, Val Schons / Schams) se situe sur un axe transalpin dont l’importance perdure aujourd’hui encore, reliant l’avant-pays alpin à l’Italie en passant par les cols du Splügen et du San Bernardino (chap. 1.1). En 1990, des écoliers qui jouaient dans la grotte y ont découvert des ossements humains, à la suite de quoi le service archéologique du canton des Grisons a entrepris la même année les premiers sondages, poursuivant les recherches ultérieurement (1991 / 2 et 1994 / 5) à l’entrée et à l’intérieur de la cavité. A l’exception des trouvailles monétaires et des ossements d’animaux, le mobilier et les structures mis au jour ont été publiés peu après (Rageth 1994; Liver / Rageth 2001) (chap. 1.2). Le présent volume se consacre aux résultats obtenus après que les structures ont été soumises à une nouvelle évaluation, et suite à une élaboration tenant compte de la totalité du mobilier. Ce dernier s’insère dans une fourchette chronologique allant du IIIe au Xe siècle apr. J.-C., correspondant à la période durant laquelle la grotte fut fréquentée (chap. 2 et 3); l’étude met l’accent sur la phase la plus ancienne, soit sur le Bas Empire, qu’on interprète et replace dans un contexte plus large (chap. 4). – La grotte, lieu de culte païen du milieu du IIIe au milieu du Ve siècle apr. J.-C. (phase 1, chap. 2.3): Durant cette période, la grotte était fermée par une paroi de bois; on n’y pénétrait que par un étroit accès situé sur le côté sud. Une fois ce dernier franchi, on parvenait dans un vestibule menant à une pièce centrale de dimensions plus conséquentes, équipée au début (phase 1.0) d’un foyer ou d’un four à coupole. Le talus descendant en terrasse 172 vers le Rhin, juste devant la grotte, était consolidé par un mur de pierres sèches. Associées au mobilier qui peut en majorité être attribué à cette phase d’exploitation, les structures ont fourni un aperçu intéressant du lieu de culte (chap. 4.2.1), mais aussi de la manière dont il se déroulait (chap. 4.2.2); voilà qui permet au final de mieux appréhender quelle était la communauté, comptant sans doute moins de dix personnes, qui se rassemblait ici régulièrement pour y célébrer des cultes et y tenir des banquets, à l’abri des regards du commun des mortels (chap. 4.2.3). Les gestes individuels comme le fait de déposer des offrandes (votives) faisaient partie intégrante du culte, pris dans sa globalité. C’est ce dont témoignent trois tôles votives (chap. 3.3.1), 647 monnaies datant pour la plupart du IVe siècle (chap. 3.3.2), plus de 150 fragments de cristal de roche (chap. 3.3.3), de même que quelques éléments de parure et du costume en métal (chap. 3.4). La majeure partie du mobilier (chap. 3.5 à 3.7) peut cependant être replacée dans un contexte de gestes communautaires. On y situe les gestes rituels faisant intervenir des instruments du culte (chap. 3.5) dont l’exceptionnel récipient annulaire orné de serpents et de trois éléments en forme de calices, unique à ce jour, décoré de quatre médaillons figuratifs (chap. 3.6.1). Les rituels célébrés ici autrefois sont difficilement perceptibles à travers les structures et le mobilier. Cependant, des analyses géoarchéologiques (chap. 2.3.4) permettent de postuler l’incinération d’offrandes dont les vestiges, de la cendre, semblent avoir été nettoyés avec soin et dispersés sur le sol de la grotte. On ignore si cette pratique avait pour objectif de sécher /nettoyer le sol, ou s’il est possible d’avancer, au vu de la régularité et Résumé du soin apporté à ces gestes pour lesquels on observe par ailleurs des parallèles dans d’autres lieux de culte, qu’il s’agirait d’un rituel peut-être spécifiquement cultuel. Un élément non moins central des activités communautaires résidait dans la pratique de banquets cultuels, qui succédaient généralement aux rituels. La vaisselle retrouvée (chap. 3.6.2) permet d’évoquer ce phénomène, avec des récipients en céramique, en verre et en pierre ollaire, dont de nombreux gobelets à boire, de même que de plus de 13 000 ossements d’animaux attribués essentiellement à des chèvres / moutons et à des poules. Il n’a pas été possible d’établir avec certitude quelle était la communauté se rassemblant dans cette grotte pour y célébrer cultes et banquets (chap. 4.2.3). En fonction du lieu lui-même, de la grotte et des aménagements effectués, qui permettent de conclure à des conditions d’accès restrictives, de même que sur la base du déroulement du culte tel qu’on peut le percevoir, associé aux témoignages iconographiques, il s’agissait sans aucun doute d’un cercle restreint de fidèles, gravitant autour d’une ou de plusieurs divinités, dont peut-être l’une à caractère oriental ou orientalisant, comme par exemple le dieu Mithra. Malgré les nombreux points communs frappants avec ce culte de groupe, le mieux étudié au sein de cette catégorie, on manque encore d’éléments permettant d’établir une identification indubitable, peut-être en raison de l’état des sources. mier temps, alors qu’elle était sans doute encore fermée par une paroi de bois, on l’a équipée d’un nouveau foyer (phase 2). Sous cette structure, on a retrouvé le fragment d’une croix en os, dont la facture pourrait indiquer une utilisation première en tant qu’incrustation ou applique (chap. 2.4.2). Vers la fin du VIe siècle, on a procédé dans la partie méridionale à une première inhumation (tombe 1). Si cette croix n’avait pas une connotation païenne, on pourrait concevoir qu’il s’agit d’un symbole chrétien, venant fournir un indice en faveur des réflexions formulées sur la fonction de la grotte au Haut Moyen Age, qui n’aurait pas été qu’un simple abri et lieu d’inhumation, mais sans doute un emplacement à caractère particulier, peut-être un ermitage ou une memoria (chap. 4.3.1). Au cours de la fin du VIe / au début du VIIe siècle,, on a procédé à deux autres inhumations (phase 3: tombe 2 et tombe 3), et la paroi de bois a été démantelée. – Le lieu d’inhumation: Dans le courant du VIIIe siècle (phase 4) au plus tard, le site funéraire a été déplacé au-devant de la grotte (chap. 2.5). Utilisé à cette fin jusqu’au Xe siècle, ce lieu de souvenir tomba en désuétude au XIIIe siècle, période au cours de laquelle il fut remblayé de niveaux de gravier parfois très puissants (phase 5). Catherine Leuzinger-Piccand Winterthur ZH – Le renouveau cultuel: Peut-être encore au Ve siècle mais au plus tard vers la fin du Ve siècle, sans qu’on soit certain si ce phénomène s’est produit sans transition ou après une interruption d’une durée plus ou moins longue, on assiste à une reconversion de la cavité. Dans un pre- 173 Summary – Location and history of research: The cave in Zillis-Reischen (Hinterrheintal, Val Schons / Schams) is located close to the transalpine transport axis, which is still important today and connects the Alpine foothills with Italy via the Splügen and San Bernardino passes (chap. 1.1). The site was discovered in 1990, after playing schoolchildren had found human bones there. In the same year the Archaeological Service of the Canton of Grisons arranged first test trenches and in the following years (1991 / 2 and 1994 / 5) archaeological investigations of the cave and its entrance area were conducted. With the exception of the coins and faunal remains, the features and finds were published shortly afterwards (Rageth 1994; Liver / Rageth 2001; chap. 1.2). The volume at hand presents the results of the reanalysis of the features and entire find assemblage of the cave which was frequented between the 3rd and 10th centuries AD (chap. 2 and 3) as well as an interpretation and contextualization of the site (chap. 4). Special focus is given to the oldest, i.e. Late Imperial, period. – Use of the cave between the mid 3rd and mid 5th century AD as a pagan cult locality (phase 1, chap. 2.3): During this period the cave was closed off by a wooden wall and was only accessible via a narrow entrance on the south side. Through this entrance, one first entered into an antechamber which led to a larger main room, which itself was initially (phase 1.0) equipped with a fireplace or a domed stove. The incline in front of the cave, sloping down towards the Rhine, was secured and terraced with a drywall. In conjunction with the find material, the majority of which belongs to this phase of use, the analysis of the features re- 174 veals insights not only into the cult locality (chap. 4.2.1), but also into the cult activities (chap. 4.2.2) and thus ultimately into the community itself. The community probably comprised fewer than 10 people who would gather here regularly, hidden from the public eye, for cult celebrations and banquets (chap. 4.2.3). The cult activities consisted of individual gestures such as the depositing of (votive) gifts. Evidence of this is provided by three feathered votive plaques (chap. 3.3.1), 647 coins mostly from the 4th century (chap. 3.3.2), over 150 rock crystal fragments (chap. 3.3.3) and probably some of the metal jewellery and dress accessories (chap. 3.4). Nevertheless, the vast majority of the find material (chap. 3.5 to 3.7) should be put into the context of communal actions. On the one hand, these include ritual actions in which cult instruments (chap. 3.5) and the hitherto unique ring-shaped snake vessel with three chalice-like attachments and nine figuratively decorated medallions (chap. 3.6.1) will have figured. It is however difficult to precisely reconstruct the rituals that were once performed here from the features and finds. However, as the geoarchaeological investigations have suggested (chap. 2.3.4), these included burnt offerings. Their remains, the ashes, seem to have been carefully cleaned and scattered on the cave floor. It must thus remain open whether this action served to dry and / or clean the floor, or whether it can be interpreted in the context of a specific cult, not only because of its regularity and the carefulness taken, but also because of the parallels with other cult localities. On the other hand, a further central component of communal activities were the cult banquets, which were usually organised according to the rituals. This is evidenced by Summary the tableware (chap. 3.6.2), which consists of pottery, glass and steatite vessels including many drinking cups, as well as the more than 13 000 animal bones, mainly from sheep / goat and chicken. It cannot be conclusively ascertained which community gathered in this cave for cult and banquet activities (chap. 4.2.3). Due to the location itself – the cave and its extension, which suggests restrictive conditions of access – the cult activities, as far as they could be identified, and along with the iconographic evidence, it was undoubtedly a closed association for one or more deities. Amongst these, a deity of oriental or of orientalizing form, for example the god Mithras, is a possibility. Even if the many similarities with the Mithraic cult, the group cult with the highest state of research, are striking, elements allowing for a clear identification are still missing – possibly due to preservation (?). place, but a site of special importance – perhaps a cave hermitage or a memorial (chap. 4.3.1). During the later 6th / early 7th century two more burials (phase 3: tomb 2 and tomb 3) were added and the wooden wall was removed. – The burial ground: By the 8th century at the latest (phase 4), the burial place was moved to the cave’s entrance area (chap. 2.5). The burial ground was in use until the 10th century and it lost its importance as a place of remembrance of the dead in the early 13th century at the latest, when it was covered by partly massive gravel backfills (phase 5). Andrew Lawrence Basel – The ritual reactivation: Whether without any transitional period or after a shorter or longer interruption, the cave was reused possibly in the course the 5th century but at the end of the 6th century at the latest. Initially probably still closed by the wooden wall, the cave was equipped with a new fireplace (phase 2), below which the fragment of a cross made of bone was found. The cross’ carving could indicate a primary use as an intarsia inlay or appliqué (chap. 2.4.2). At the end of the 6th century, a first burial took place in the southern part of the cave (tomb 1). If this cross was not pagan in nature, it could be understood as a Christian symbol and thus contribute to the considerations that, in the early Middle Ages, the cave may not have been simply a shelter and burial 175 Anmerkungen 1 Rageth 1994, 141 – 172. – Liver / Rageth 2001, 111 – 126. 2 Rageth 1994 / 95. – Rageth 1996. – Rageth 2002a. 3 Eine Vorbestimmung und erste Auswertung der Fundmünzen erfolgte durch Jürg Rageth: Liver / Rageth 2001, 119 – 121. 4 Erste osteologische Vorbestimmungen wurden von Bruno Kaufmann, Anthropologisches Forschungsinstitut Aesch BL, durchgeführt: Kaufmann 1998. – Liver / Rageth 2001, 122 – 123. 5 Planta 1980. – Rageth 1987, 55 – 60. 6 Kaiser 2008a, 177. – Martin-Kilcher / Schaer 2000, 77 – 78. 7 Lieb 1967, 50 – 51 (Cunuaureu); 91 – 92 (Lapidaria). Die beiden Dörfer Zillis und Reischen schlossen sich im Jahr 1875 zusammen und bilden die heutige Gemeinde Zillis-Reischen. Die Höhle befindet sich in Zillis. 8 Rageth 2004, 74 (Tamins); 34 (Bonaduz). – Zu Bonaduz vgl. auch Schneider-Schnekenburger 1980. – Hilty / Ebnöther / Seifert 2018. 9 Rageth 2004, 16 (Splügenroute); 61 – 62 (Rhäzüns); 79 (Tomils). – Zuletzt zu Tomils: Jecklin-Tischhauser 2019. 10 Rageth 2004, 38 (Cazis; mehrere Fundstellen auf dem Gemeindegebiet, vgl. auch Murbach-Wende 2016, 165). – Rageth 2004, 70 (Sils-Hohenrätien; dazu zuletzt: Gairhos / Janosa 2011). – Rageth 2004, 75 (Thusis). 11 IVS, Kantonsheft Graubünden 2007 (Abschnitte GR 13 und GR 15); https://map.geo.admin.ch / ?topic=ivs (zuletzt abgerufen am 8.4.2020). 12 Rageth 2004, 32 (Andeer). 13 Poeschel 1939, 22. 14 Simonett 1938. – Sennhauser 2003, 203 – 204. 15 Janosa 1992. – Rageth 2004, 83. 16 Bei Rageth 1994 und Liver / Rageth 2001 sind die Pläne nach dem sogenannten Grabungsnord ausgerichtet. In der vorliegenden Publikation wurden alle Pläne am geographischen Norden orientiert. Die ursprüngliche Nummerierung der Messachsen mit arabischen (Ordinaten) und römischen Ziffern (Abszissen) wurde übernommen. 17 Rageth 1994, 167 – 168. 18 Streiff / Jäckli / Neher 1971. 19 Berti Rossi / May Castella 2005, 190 – 193. – Paccolat / Moret 2018, 136 – 138. – Heuneburg: Gersbach 1996, Abb. 51. – Die mittelalterlichen Öfen scheinen leicht eingetieft gewesen zu sein: Röber 2002, 16 – 17. 20 Manuskript 2015. An dieser Stelle sei Urs Schwegler, Meggen LU, für seine Abklärungen vor Ort und für seinen Bericht herzlich gedankt. 21 Fd. Nr. 156. 22 Fd. Nr. 43d. Zur Beurteilung des gesamten Münzensembles aus Grube Pos. 39 vgl. Kap. 3.3.2. 23 Die Planie wurde in vier Abstichen (nördlicher Vorplatz) bzw. drei Abstichen (südlicher Vorplatz) abgetragen. 24 Fd. Nr. 73c. 25 Die jüngste Münze des 25 Prägungen umfassenden Ensembles aus dem untersten Abstich auf dem nördlichen Vorplatz ist eine Prägung des Valens (Fd. Nr. 130.2; 364 – 375) und auf dem südlichen Vorplatz des Gratianus (Fd. Nr. 140.4; 367 – 378); jüngste Münze aus der Vorplatzplanie (alle Abstiche, 116 Münzen): Theodosius I. (Fd. Nr. 119; 383 – 388). 26 Bei den jüngsten Prägungen handelt es sich um zwei theodosische Prägungen (Fd. Nr. 49.15 und 49.16; 388 – 403). 27 Ich bedanke mich herzlich bei David Brönnimann, Marina Casaulta, Kristin Ismail-Meyer, Christine Pümpin, Philippe Rentzel, Johannes Wimmer, IPNA Universität Basel, und Christa Ebnöther für Inputs und das kritische Gegenlesen des Manuskriptes. 28 Lo Russo 2019. 29 Die Sedimentbrocken sowie kleine Mengen an Lockersediment wurden mit Epoxidharz unter Vakuum gehärtet. Nach dem voll- 176 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 ständigen Aushärten des Epoxidharzes wurden mehrere Anschliffe (AS) geschnitten. Die 1 – 2 cm dicken Anschliffe begünstigen das Erkennen von Schichtgrenzen, Feinschichtungen und der Orientierung der Komponenten. Aus einem Anschliff jeder Probe wurde ein Dünnschliff hergestellt (Pascal Tschudin, Departement für Umweltwissenschaften der Universität Basel). Die Anschliffe und Dünnschliffe wurden hochauflösend eingescannt. Die Lockersedimentproben wurden im Labor der IPNA aufbereitet und analysiert (Beatrix Ritter). Für die Feinfraktion wurden Karbonatund Dolomitgehalt, organischer Anteil, Phosphatwerte, Humuswert und pH-Werte ermittelt: Brochier / Joos 1982, 43 – 44. Der Karbonatund Dolomitanteil wurde mit Hilfe einer Karbonatbombe festgestellt: Müller / Gastner 1971. Der organische (Volumen-)Anteil entspricht dem Glühverlust der Probe. Der Phosphatwert und der Humuswert wurden kolorimetrisch ermittelt und werden in einer Farbeinheit angegeben: Lorch 1940. Der Gehalt an Huminstoffen ist massgeblich für die Höhe des Humuswertes, der ebenfalls kolorimetrisch bestimmt und in Farbeinheiten angegeben wird: Pozdena 1937. Die Untersuchungsergebnisse sind für die hier diskutierten Fragestellungen nicht relevant, sind aber im unpublizierten Bericht vorgelegt: Lo Russo 2019. Die Korngrössenkurve der Sedimentproben (vgl. Abb. 38; Abb. 59) wurde durch Sieben mit unterschiedlichen Maschenweiten ermittelt. Es wurde, wie für die granulometrischen Untersuchungen üblich, nur ein Teil des Sedimentes gesiebt: Rivière 1977. Die Untersuchung erfolgte grundsätzlich gemäss den Richtlinien der Mikromorphologie: Bullock et al. 1985. – Stoops 2003. – Courty / Goldberg / Macphail 1989. – Goldberg / Macphail 2006. – Nicosia / Stoops 2017. Die Datenaufnahme erfolgte mittels einer selbst programmierten Datenbank. Die Branntkalkbildung bezeugt Brenntemperaturen von über 700° C (Canti 2017, 181). Solche Temperaturen können lokal auch in einfachen Feuerstellen erreicht werden: Karkanas / Goldberg 2018, 110. Rentzel et al. 2017, 286 – 287. Karkanas / Goldberg 2018, 138 – 140. Miller et al. 2010, 31 – 33. Rentzel et al. 2017, 286 – 287. Banerjea et al. 2015, 99. Canti / Brochier 2017, 51. Canti 1998, 442. – Brönnimann et al. 2017, 68 – 69. Aufgrund einer ersten Einschätzung unterscheidet sich das Tierartenspektrum der kalzinierten Knochen nicht von jenem der handaufgelesenen Knochen. Die Kleinteiligkeit des kalzinierten Knochenmaterials ist also nicht auf die Art der verbrannten Tierknochen zurückzuführen. Brönnimann et al. 2020. – Dass Knochen auch in römischer Zeit als Brennmaterial verwendet wurden, zeigt der Fundbestand aus der eisenverarbeitenden Werkstatt in Courrendlin JU. Dort wurden die Knochen jedoch nicht vollständig verbrannt; grössere kalzinierte Knochenfragmente sind in den Grubenverfüllungen erhalten geblieben: Deschler-Erb 2011. Freundliche Mitteilung Simone Häberle, IPNA Universität Basel. Grundsätzlich fragmentieren kalzinierte Knochen weitaus leichter als unverbrannte Knochen, insbesondere bei mechanischer Belastung: Stiner et al. 1995. Grosskopf / Gramsch 2007, 73. – Baerlocher et al. 2013, 49. – Becker et al. 2005, 156. Wie es für griechische Brandopfer (thysia) überliefert ist: Mentzer / Romano / Voyatzis 2015, 1024. Dies wird auch für die Deponierungen im mykenischen Aschealtar auf dem Berg Lykaion (GR) angenommen: Hier sind verbrannte Knochen eine wichtige Fund- Anmerkungen 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 gattung (> 2 bis mind. 20 mm) und eine sehr häufige Sedimentkomponente (< 2 mm): Mentzer / Romano / Voyatzis 2015, 1021; 1038. Jecklin-Tischhauser 2019, 177 mit Abb. 170 – 171. Milek / Roberts 2013, 1861. – Milek 2012, 126. Hakbijl 2002. Rentzel 2011. Deschler-Erb 2015, 125. Rageth 1994, 165. Zu einem formal abweichenden, aber ebenso flachen Kreuzanhängerfragment aus Geweih vom Fundort Vöhingen / Baden-Württemberg (D), das in die Karolingerzeit datieren könnte: Gross 1998, 31 – 52, hier 41; 51 Taf. VIII, 28. Für die Idee des Aufnähens ist Ursina JecklinTischhauser, Chur, zu danken. Siehe z. B. Quast 2012, 49 Abb. 43 mit einem Buchbeschlag mit Kreuzdarstellung (Stiftsbibliothek St. Gallen, Kreuz auf dem Deckel des Evangelium longum / Codex 53, Elfenbein, ca. 900). – SchulzeDörrlamm 2002. Vgl. Quast 2012. – Durchbrüche in Kreuzform z. B. aus Schüpfheim LU: Quast 2012, Kat.-Nr. 5, 1 mit Taf. 33. – Novalese (I): Quast 2012, Kat.-Nr. 6, 5b mit Taf. 35B. – Essen-Werden (D): Schulze-Dörrlamm 2002, 283 Abb. 1. 6 – 7. – Sagogn: Schulze-Dörrlamm 2002, 326, Abb. 2. – Christliches Museum Esztergom (H), Fundort Süditalien?: Schulze-Dörrlamm 2002, Taf. 67. – Wüstung Hausen (D): SchulzeDörrlamm 2002, Taf. 71,1. Siehe Quast 2012, 79 – 80 mit Abb. 62 und Anm. 310 – 311 für zwei Beispiele des wohl 7. Jahrhunderts aus der Kirche Saint-Leger in Melette / dép. Marne (F) und der Kirche Saint-Pierre in Voueuil-sousBiard / dép. Vienne (F). Siehe z. B. Vinsky 1968, 103 – 166. Vgl. z. B. Petts 20042, bes. 116 (dort: «The issue of deposition of objects in votive contexts is more likely to be such a basic way of expressing religious belief that it was seen neither as pagan or Christian»). Fd. Nr. 33, Schicht Pos. 7a; vgl. Rageth 1994, Abb. 27, 16. Vgl. Müssemeier / Nieveler / Plum / Pöppelmann 2003, 53 – 54. – Friedrich 2016, 126. Koch 1993, 56 mit 57, Abb. 68. – Steuer 2003, 387. Friedrich 2016, 144 – 145 (zur absoluten Datierung); 233 (zur Typdatierung). Zu Holzkohlehäufchen und -streuungen in frühmittelalterlichen Gräbern vgl. Schneider-Schnekenburger 1980, 99. Lo Russo 2019. Vorläufiger Bericht Aixa Andreetta, Universität Bern 2015. Sie enthielt neben einzelnen kaiserzeitlichen Münzen und Keramikfragmenten vor allem Tierknochen und Schneckenhäuschen. Ramsey 2008, 260 – 268. Ubelaker / Buchholz / Stewart 2006, 485 – 486. Ubelaker / Thomas / Olson 2015, 56 – 50. Ramsey 2009, 337 – 352. Das vollständige Modell kann unter http://doi.org / 10.5281 / zenodo.4501155 eingesehen werden. Für die archäologischen Phasen wurden die numerischen Bezeichnungen beibehalten (Phasen 1 bis 4), die in der Modellierung verwendete Phasierung ist alphabetisch. Phase A repräsentiert die erste Nutzung der Höhle (Phase 1), für welche die Normalverteilung der Münzreihe herangezogen wurde. Sie liefert einen terminus post quem für den Beginn von Phase 2 respektive für phase B, welche die Phasen 2 – 4 umfasst. Die Funde, die bei Rageth 1994, Abb. 27, 9 – 40 und Abb. 28, 1 – 19 abgebildet sind, stammen aus allen Schichten und Strukturen der Phase 1 im Innenraum. Dem Innenraum Phase 5 (Schichten Pos. 1 und 2) sind die Funde in Rageth 1994, Abb. 27, 1 – 6 zuzuweisen. 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 Das Fundmaterial aus den Schichten des Vorplatzes und Abhanges ist bei Rageth 1994, Abb. 28, 20 – 33 und Liver / Rageth 2001, Abb. 8 und 9 sowie Abb. 34, 5 – 28; Abb. 35, 1 – 27; Abb. 36, 1 – 14 wiedergegeben; die abgebildeten Funde stammen aus allen Schichten und Strukturen, mehrheitlich aber aus Schichten der Phase 1.2. Dem Aussenraum Phase 5 (Schicht Pos. 1) schliesslich sind die Funde in Liver / Rageth 2001, Abb. 34, 1 – 4 zuzuordnen. Diese Zone ist etwa im Bereich des Sektors m 10 – 12 / X – XI zu lokalisieren und wurde als «Störung» bezeichnet. Pos. 7: 76 Münzen; 30 Keramikfragmente; 2 Fragmente. Schlangengefäss; 6 Glasfragmente; 8 Bergkristalle. Bereich «Störung»: 53 Münzen; 2 Keramikfragmente; 2 Fragmente. Schlangengefäss; 22 Glasfragmente; 3 Lampenfragmente; 31 Bergkristalle. Das Bild ist wahrscheinlich geringfügig zu korrigieren, da die nicht kontextdatierten Tierknochen wie auch die zeitlich nicht einzuordnenden Metallfunde aus den jüngeren Befundkontexten (Phase 2 bis Phase 5) nicht miteinbezogen wurden. Rageth 1994, Abb. 27, 17 – 27 (Phase 1.1 und Phase 1.2 Grube); Abb. 28, 20; Abb. 34, 11 – 27 (Phase 1.2 Aussenraum). – Liver / Rageth 2001, Abb. 8, 13 – 30 (Phase 1.2 aussen). Fd. Nr. 175 (Phase 1.2 aussen). Rageth 1994, Abb. 34, 26 (Fd. Nr. 123, Phase 1.2 aussen). Von den 45 Fragmenten sind 40 stratifiziert und 44 lokalisierbar (Innen- / Aussenraum). Für die Autopsie und Nachforschungen sei Matthias Grawehr, Basel, herzlich gedankt. Grawehr 2006, 317 – 320. – Vergleichbar sind auch einige der mittel- und spätkaiserzeitlichen Lampen (Gruppe 2 und 3) aus dem Mithräum in Caesarea Maritima (IL): Hartelius 1987, 93 – 97. Zum Herstellernamen PVLLI vgl. Auer 2012, 15 mit Abb. 6. – Mandruzzato / Cividini 2014, fig. 6. Drexel 1914, 92. Meisser / Wiblé 2007, 352 (86 Bergkristallfragmente). Birkle 2013, Teil 1, 80; 389 Kat.-Nr. Zi. 01 – 03 (dort Kat.-Nr. Zi. 02, hier Abb. 70.3, fälschlich als Silberblech bezeichnet) mit Teil 2, Taf. 120 b – d. Zur Chronologie: Birkle 2013, Teil 1, 140 – 145. – Zur Typologie: vgl. die Zusammenstellung bei Birkle 2013, Teil 1, 52 – 53 Tab. 3. Vgl. Luginbühl 2009. – Luginbühl et al. 2010, 24. – Brand et al. 2019, 75. Fauduet 2010, 249; 259. z. B. Rageth 1994, Abb. 27, 3.14; Abb. 34, 6. Bei den Abb. 27, 3 und 34, 6 handelt es sich um Bronzeringlein, möglicherweise in der Art der von Fauduet vorgelegten Stücke (vgl. Anm. 88). www.fundmuenzen.ch (zuletzt abgerufen am 12.5.2020). – Die Fundmünzen wurden bereits in mehreren Vorberichten durch Jürg Rageth in knapper Form vorgelegt und interpretiert; zuletzt Liver / Rageth 2001, 119 – 121. Die detaillierte Katalogisierung der Münzen erfolgte in enger Zusammenarbeit mit Jacqueline Lauper, IAW, Universität Bern, bzw. dem Inventar der Fundmünzen der Schweiz (IFS). Für vielfältige Unterstützung und Hinweise danke ich Yves Mühlemann, Rätisches Museum Chur. Siehe die Zusammenstellung in Peter 2013. – Der Fund vom Pizokel, rund 30 km nördlich von Zillis entdeckt, umfasste 46 Münzen der Jahre 348 – 351 (Cahn 1943). Dazu ausführlich Sauer 2004, 328. Für rechtsrheinische Mithräen gilt dies erwartungsgemäss nicht: vgl. Anm. 101. Beispielsweise liegt der prozentuale Anteil der Grossbronzen mit Stier-Revers, die unter Julianus Apostata geprägt wurden und missverständlich durchaus mit mithräischer Ikonographie in Verbindung gebracht werden könnten, mit vier Exemplaren (2,8 % aller Prägungen der Jahre 350 – 364) unter den Zahlen des Alpenrheintales und 177 Anmerkungen 94 95 96 97 98 93 100 101 102 103 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119 120 des Julierpasses (5,1 %, 5 von 98 Münzen; nach Overbeck 1973 und Koenig 1977). Auch die häufigen spätconstantinischen Münzen des Typs FEL TEMP REPARATIO / Reitersturz, deren pyramidale Reversdarstellung mit der Komposition der mithräischen Stiertötung verbunden werden könnte, ist mit 95 % der Prägungen aus dem Zeitraum 350 – 364 nicht signifikant dominanter als im Alpenrheintal und auf dem Julierpass (89,8 %). Thüry 2011, 110 mit Anm. 37. Cole / Wiblé 1999. Gleirscher 2011 (2012). Istenič 2015, 117 – 119. Ich danke meiner Kollegin Alenka Miškec, Narodni Muzej Slovenije in Ljubljana (SLO), herzlich für numismatische Informationen zu Godič und Moste. Koenig 1979. Thüry 2011. – Thüry 2012. Geiser 1989. Dies gilt selbstverständlich nicht für Gebiete, in denen der spätrömische Münzumlauf im 4. Jahrhundert durch historische Entwicklungen markant eingeschränkt war. In den Mithräen des Dekumatenlandes wurden erwartungsgemäss weitaus weniger Münzen des 4. Jahrhundert gefunden als in den linksrheinischen Gebieten: Sauer 2004, 328. Gilles 1987, 198. – Martberg: Wigg-Wolf 2008, 605 – 616. Baden AG: Doppler 2007, 99 – 100. Sambre (Namur, B): Lallemand 1989. – Trier, Mosel: Alföldi 2006, 335 – 482, Nr. 3011 – 3012. Gilles 1987, 197. – Garbsch 1985, 441 – 442. Martigny VS: Cole / Wiblé 1999. – Orbe-Boscéaz VD: Mühlemann in: Paunier / Luginbühl 2016, 293 – 301. Dazu und zum folgenden ausführlich Sauer 2004, 330 – 334. Auf der Basis von: Gorini 1992 – 2015. – Overbeck 1973. – Koenig 1977. – Ruoff 1991, 196 – 218. – Die zahlreichen raetischen Vergleichsreihen bei Kos 2019, 74 – 85, Abb. 43 – 50 konnten in der Grafik nicht mehr berücksichtigt werden. Die Verteilung der Prägestätten in Zillis passt in das raetische Bild. Codex Theodosianus XVI 10, 10 – 12. – siehe auch Wiblé in Cole / Wiblé 1999, 21 und Sauer 2004, 340. Chameroy 2013, 89 – 90. – Vgl. die Zusammenstellung von Buntmetall-Horten des 5. Jahrhundert in: Kent 1994, cxxix – clxx. – Zum raetischen Münzumlauf im 5. Jahrhundert zuletzt Ziegaus 2018, 691 – 753, bes. 719 – 741. – Kos 2019, 118 – 125. Brenot 2003. Doyen / Mathelart / Pilliot 2012, 246. Asolati 2006. Vgl. Asolati 2016. Fd. Nr. 91 / 54f-28. Fd. Nr. 91 / 49e-15. Peter 2016, 100 – 101. Peter 2016, 101, Abb. 5. – Eine weitere mögliche Datierungsmethode schlägt Kos 2019, 123 – 125 vor: Das Mengenverhältnis der beiden dominanten jüngsten Typen von Bronzemünzen der Prägeperiode 388 – 403 ändert sich im Laufe des 5. Jahrhundert. Je höher der Anteil der SALVS REI PVBLICAE-Kleinbronzen im Verhältnis zu den VICTORIA AVGGG-Prägungen, desto später der entsprechende Komplex. Allerdings liegen momentan noch zu wenige gut datierbare und ausserdem geographisch zu disparate Vergleichsfunde vor; die Zahlen in Zillis (10 bzw. 3 Exemplare der beiden Typen) sind m. E. zu gering, um daraus weitere chronologische Schlüsse zu ziehen. Noeske / Peter 2019, 40 – 41. Ein experimenteller Versuch hat gezeigt, dass die Zersplitterung nicht nur durch Feuereinwirkung erfolgt sein kann. Im Feuer zersplittern die Kristalle zwar ebenfalls, doch werden sie dabei milchig-weiss. 178 121 Sakrale Kontexte: Umgangstempel im Gutshof in Dietikon ZH: Ebnöther 1995, 194 mit Anm. 615. – Heiligtum in Thun-Allmendingen BE: Martin-Kilcher / Schatzmann 2009, 183. – Wie vereinzelte Funde (goldenes Votivblech, Schlangengefäss, evtl. Balsamarium in Form eines Löwen, Lampen) vermuten lassen, ist wohl auch das Gebäude in Innichen (A), aus welchem 2 Bergkristallfragmente stammen, in einen kultischen Kontext zu setzen: Lunz 2005, 214 – 222. – Bergkristalle fanden sich auch in / an folgenden besonderen Bauten bzw. Fundorten: z. B. aus einem Gebäude mit besonderen Wandmalereien in der Kleinstadt Zürich / Turicum: Wyss-Schildknecht 2020, Kat. 644 und aus der an einem Flussübergang gelegenen Mühle und Schmiede (und auch Heiligtum?) in Cham-Hagendorn ZG: Schucany / Winet 2014, 389 – 391. 122 Cole / Wiblé 1999. 123 Lo Russo et al. 2018, 211. 124 Luginbühl et al. 2010, 60. – Nicht zu berücksichtigen sind hier die als Rohstoffdepots zu interpretierenden Bergkristallfunde vom Magdalensberg (A) (Piccotini 1994) oder in Chur (Gairhos 2000a, 104). 125 Facchinetti 2009, Anm. 199. – Zum Befundkontext und dessen Interpretation zuletzt: De Togni 2018. 126 Die meisten Metallkleinfunde aus Zillis wurden bereits publiziert: Rageth 1994. – Liver / Rageth 2001. 127 Schneider-Schnekenburger 1980, 193 mit Taf. 30, 7. 128 Schneider-Schnekenburger 1980, 193 mit Taf. 30, 8. Der Typ wird von der Spätantike bis ins 7. Jahrhundert datiert (ebenda 33 – 34). 129 «aus drei Bernsteinperlen und folgenden Glasperlen: 1 kugelig, blau mit weissem Wellenband; 1 kugelig, blau; 18 tropfenförmig, blau, transparent; 5 klein, kugelig, blau»: Schneider-Schnekenburger 1980, 193. 130 Schneider-Schnekenburger 1980, 78. – Die dominierenden tropfenförmigen Perlen kommen im 6. Jahrhundert auf, sind aber typisch für das 7. Jahrhundert; Bernsteinperlen sind vom 6. bis zum frühen 7. Jahrhundert am häufigsten: Schneider-Schnekenburger 1980, 36 – 37. 131 Vida 2012, 68 – 78. 132 Vida 2012, 83. – Blay / Samu 2016, 294 mit Abb. 2 (2.3). 133 Vgl. Riemer 2000, 74 – 75 mit Taf. 110, 22 – 23 und 105, 1 (Vertreter aus Sardinien) sowie Verweisen auf die Ohrringe aus dem Schatzfund von Reggio Emilia (I) und aus Ságvár (HU). 134 Allerdings mit rautenförmiger Zierfläche: Brem / Bürgi / Roth-Rubi et al. 1992, 110 Nr. 116 mit Abb. 97, 116. 135 Riha 1990, 44 mit Taf. 13, bes. 237 – 241. 136 Riha 1990, 44. 137 Riha 1990, 42 mit Taf. 12, 214 – 215. 138 Riha 1990, 42. 139 Hadjadj 2008, 52 – 53 («Type 1e»). 140 Hochuli-Gysel et al. 1991, 150.329; Nr. 23 mit Taf. 56, 23. 141 Deschler-Erb 1999, 67 mit Taf. 40, bes. 739.740. 142 Vgl. Mutz 1983, Abb. 31, 3. Ein vergleichbares, aber wesentlich grösseres flach kugelförmiges Bleigewicht mit Eisenaufhängung ist etwa auch vom Kirchbichl in Lavant (A) überliefert: Grabherr / Kainrath 2011, 118; Taf. 25, B342. 143 Mit über 16 g kann es sich um das Mehrfache etwa einer Drachma oder einer Sextula handeln: siehe Mutz 1983, 4. 144 Liver / Rageth 2001, 116 mit weiterer Literatur in Anm. 17. – Weitere Vergleiche bei Oldenstein 1976, Taf. 66, 865.868.870.872. – Hüssen / Rajtár 1994, 229, 4c – e. – Ich danke Ana Zora Maspoli, Basel, für die Hinweise auf diese Parallelen. 145 Oldenstein 1976, 200 – 201. 146 Fd. Nr. 172. 147 Feugère 1985, 426 – 435. Anmerkungen 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157 158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174 175 176 177 178 179 180 181 Schenk 2008, 79 – 80. – Jung 2013, 99 – 100. Pomberger 2016, 185 – 187. Gal 2013, 107 – 115. So Martin-Kilcher 1991, 68. Fd. Nr. 127. Vgl. Hanemann 2014, 78 – 81 (Typ 2). Hanemann 2014, Typ 3. Richmond et al. 1951, 84 mit Appendix III und Pl. XV,B. Clauss 2012, 128 – 129. Huld-Zetsche 1986, 71. Bull 2017, fig. 42. Clauss 2012, 128. Sekundäre Brandspuren finden sich auch auf Fragmenten anderer Keramikgefässe. Gemäss den von Gisela Thierrin-Michael, Universität Fribourg, und Debora Cristina Tretola Martinez, IAW Universität Bern, mit einem portablen XRF-Gerät vorgenommenen Analysen handelt es sich um einen recht Al2O3- und TiO2-reichen, Fe2O3-armen und schwach K2O-haltigen Ton, also einem Ton kaolinitisch- (da Al2O3 / TiO2-reich) und illitischer (da K2O-haltig) Natur, der aus der Verwitterung feldspatreicher, saurer (Fe2O3-armer) Gesteine entstanden ist. Die Analysenresultate wurden mit publizierten Analysen aus Oberitalien sowie Ungarn und Bulgarien verglichen: Capelli et al. 2010, 21 – 31. – Capelli / Cabella / Piazza 2010, 33 – 37. – Schneider / Daszciewicz 2010, 39 – 42. Dazu auch Ebnöther / Deschler-Erb / Peter 2015. – Seifert / Ebnöther / Weiss 2017. Vgl. Hegewisch 2008, 222 – 223. Norbert Spichtig, Basel, sei an dieser Stelle für die Berechnungen gedankt. Es handelt sich dabei nicht um kernoi, bei welchen die aufgesetzten Gefässe nicht mit dem Ring kommunizieren: Bignasca 2000, 157 – 171. Landolt 2014, 283 – 296. Merten 1989. Grohne 1932, pl. 26a (Friedberg). – Salomonson 1976, 78 – 79 mit Taf. XXXIII und XXXIV (Köln). Das Gefäss ist mit der Aufschrift «Exsuperia donavit Iustine / Uti felix salus tibi donavit, vivat qui fecit» versehen. – Hull 1963, fig. 107, 494. – Vgl. auch Hegewisch 2008, 222 – 223. – Nicht mit dem Zilliser Ringgefäss vergleichbar sind die kleinformatigen, als Miniaturbrunnen konzipierten Ringgefässe, wie sie aus einigen Grabkontexten vorliegen: Salomonson 1976, 25 – 29 mit Taf. I (Kärlich, Trier). Monti 2015. Webster 1989. – Massart / Martens / Plumier 2004, 11 – 16 mit weiterer Literatur. – Desbat / Savay-Guerraz 2011. Zuletzt: Berger-Pavić / Stökl 2017, 97 – 100. Die offenen Gefässe werden oftmals als Kratere bezeichnet, was eine nicht zwingend anzunehmende Verwendung als Mischgefäss impliziert. Zuletzt Veymier 2012. Ulbert 1963, Abb. 4. Pfahl / Thiel 2006 / 2007. Höpken / Fiedler 2014. Martens 2004b, fig. 10. Eine Ausnahme bildet das Gefäss von Eyesses (F) in der Provinz Gallia Aquitania: Joly 2010, 176. Schmid 1991, Gruppe A. Schmid 1991. – Schmid 2008, 205 – 208 mit weiteren Fundorten. – Zu den militärischen Kontexten vgl. die Fundliste bei Schmid 1991, 97 (Brugg AG / Vindonissa; Rottweil (D). 182 Schmid 1991, Fundliste 1. – Wiblé 1998, Abb. 80 – 82. 183 Vgl. die Zusammenstellung bei Pfahl / Thiel 2006 / 2007, 44. 184 Massart / Martens / Plumier 2004, 13 mit fig. 18. – Amand 1984, fig. 9.4. 185 Schmid 1991, Gruppe B. 186 Schmid 1991, Fundliste 2. 187 Evéquoz 2002, Varianten A und B. 188 Vindonissa Museum, Brugg AG. Inv. Nr. 34:5691 und 34:5692. 189 Ettlinger 1952, 25. – Evéquoz 2002, Varianten D und E. – Lawrence 2018, 129 – 130. 190 Joly 2010, 125 – 208. 191 Zu den Nachweisen der im folgenden genannten Gefässe vgl. die Legende zu Abb. 94. 192 Schmid 1991, 67. 193 Zu Kempraten SG: Koch et al. 2015. – Koch 2018, 623. Pirmin Koch, Kantonsarchäologie St. Gallen, sei für die Überlassung der Fundzeichnungen herzlich gedankt. 194 Zu den Klassifizierungen vgl. Swoboda 1937. – Amand 1984. – Braithwaite 2007, 481 – 487. – Höpken 2015.– Höpken / Fiedler 2018. – Zu Klassifizierungen ausgehend von den Gefässen in Augst BL: Schmid 1991. – Eine Zusammenstellung von Schlangengefässen findet sich ferner bei Joly 2010, 125 – 208. 195 Ausnahmen bilden die beiden Terra Sigillata-Gefässe aus Biesheim (F) Abb. 94.17 und Tienen (B) Abb. 94.19. – Zu Schlangengefässen und weiterem kultisch verwendeten Geschirr aus den Rheinzaberner Terra Sigillata-Werkstätten vgl. Thomas 2004. 196 Matei 1982. – Bolindet 1993, 125 mit fig. 1a. 197 Gassner 2004, 201 – 212. 198 Gassner 2013, 261. 199 Huld-Zetsche 2008, 99−106. 200 Bird 2001, 303−310. – Bird 2004, 191−199. – Huld-Zetsche 2008, 101−102. 201 Schmid 1991, 67 – 68. – Berger-Pavić / Stökl 2017, 99 – 100. – Bei den beiden henkellosen Exemplaren aus den Mithräen von Martigny VS Abb. 94.21 und Mühlthal (D) Abb. 94.26 ist nicht zu beurteilen, ob das Fehlen von Henkeln allenfalls auf die kleinteilige Erhaltung zurückzuführen ist. Die Zuweisung der beiden Fragmente aus Riegel (D) zum Augster Typus ist schwierig nachzuvollziehen: Mayer-Reppert 2007, 348−349 mit Abb. 51, 7.1 – 12 und Abb. 59, 7.2 – 1. 202 Martin-Kilcher / Ebnöther 2001. – Ebnöther 2008. – Ebnöther 2020. 203 Nielsen 2014, bes. 124−125. 204 Höpken 2014, 204 – 214. Es sind dies dreihenklige, bauchige Gefässe mit abgesetzter Halszone, wobei die Schlangen auf den Henkeln aufliegen oder sich darum winden; fünf Gefässe sind mit weiteren Kriechtieren versehen. Zum Ensemble gehören ausserdem Räuchergefässe mit nach innen verbreitertem und gelochtem Rand. 205 Wolff 1998. 206 Vgl. auch Bird 1996, 119 – 127. 207 Nielsen 2014, 225. 208 Clauss 2012, 97. – Merkelbach 1984, 103. 209 Bird 2004, fig. 3. 210 Das ev. zu einem Schlangengefäss gehörige Fragment stammt aus einer Mulde ausserhalb von Mithräum I: Klenner 2019, 50. 211 Gaidon-Bunuel 2006, fig. 17 (Krug mit Becheraufsätzen) und fig. 18 (Ringlampe). 212 Fixot 1999, fig. 79, 1. 213 Fixot 1999, 180 und fig. 96. 214 Clauss 2012, 128 – 129. 215 Huld-Zetsche 2008, 102 – 106. – Ulbert / Wulfmeier / Huld-Zetsche 2004. – Möglicherweise ist auch die isoliert gefundene Vogelfigur 179 Anmerkungen 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231 232 233 234 235 236 237 238 239 240 241 242 243 aus dem mutmasslichen Mithräum in Mandelieu (F) damit in Verbindung zu bringen: Fixot 1990, fig. 110.3 (dort als zu einem Deckel gehörig angesprochen). Martens 2004b, 34 – 38. Clauss 2012, 126 – 129. Rüpke 2004. – Rüpke 2007. – Kloft 2010. – Witschel 2012, 13 – 38. – Nielsen 2014. Vgl. Hensen 1995. – Spickermann 2007, 145 – 140 mit Beispielen, die zeigen, dass oftmals das gesamte lokale Pantheon in den Mithräen vertreten war. – Scheid 2001, 99 – 103. Auch das Gefäss aus dem Mithräum in Bornheim-Sechten (D) ist nicht mit dem Zilliser Schlangengefäss vergleichbar. Die grünglasierten Appliken, auf welchen Cautes (Fackeln tragende Gestalten) und ein Löwe dargestellt sind, waren nicht auf einen Ring aufgesetzt, sondern an einem Gefässkörper angebracht: Wulfmeier 2004, 89 – 94. – Ulbert / Wulfmeier / Huld-Zetsche 2004, 362. Topal 1990. – Zu den Inschriften: Thüry 1998, 207 – 210. Martin-Kilcher / Ebnöther 2001, 66 – 67. Ausbüttel 1982, 50. Clauss 2012, 126 – 127. Clauss 2012, 150. – Merkelbach 1984, Abb. 125. Clauss 2012, 139 – 142. Vgl. z. B. die Votivbleche bei Schwarzer 2013, Abb. 190 und Abb. 197b. Merkelbach 1984, Abb. 103 und Abb. 128. Clauss 2012, Taf. 1. – In diesem Zusammenhang sind auch die drei viereckigen Platten aus dem Sakraldepot (6. Jahrhundert v. Chr. bis 4. Jahrhundert n. Chr.) von Colle Arsiccio di Magione (I) zu erwähnen, auf welchen Medaillons mit Gazellen und mit Büsten der Gottheiten Luna, Sol und Saturn angebracht sind. Der Bezug zum Mithraskult ist nicht gesichert: Morandini 2006. Liver / Rageth 2001, Abb. 9, 1. Liver / Rageth 2001, Abb. 9, 15. Liver / Rageth 2001, Abb. 9, 27. Marabini Moevs 1973, 237 – 238. Pellegrino 2009, bes. 266 – 281. Allgemein zum Typ und den chronologisch differenzierbaren Töpfen «tipo comasco»: Butti Ronchetti 2005, 140 mit spor. 126. Nobile De Agostini 2005, tipo 6, fig. 16 und 17 («olle di impasto grossolano»). – San Pietro di Stabio TI, Grab 8 (unbest. Münzen 4. Jahrhundert): Simonett 1941, 189 – 190 mit Abb. 161. – Valbrona (I), Tomba 1 und 2: Nobile 1992, Taf. 22 – 25. – Caporusso 1991, Taf. XCIX, 1 – 3 (Typ 9). Lhémon 2012, 84. Rageth 1994, Abb. 35, 15 (Fd. Nr. 127). Rageth 1994, Abb. 35, 16.17.19. Sannazaro 2012, fig. 4. – Vgl. z. B. die Gräber der frühen Belegungsphase im Gräberfeld in Bonaduz: Schneider-Schnekenburger 1980, 28 mit Grab 138 (Taf. 7); Schaan (FL), Kastell: Ettlinger 1959, Taf. 5.8; spätantikes Kastell Passau (D): Federhofer 2018, 404 – 406 mit Abb. 4.50 und Abb. 5. Der Fundkatalog wurde von Sandrine Keck, Zürich, erstellt. Die Bestimmungen erfolgten nach der Augster Typologie (AR): Rütti 1991 und Fünfschilling 2015. Die Gläser wurden drei verschiedenen Qualitätsstufen zugewiesen, Qualität 1: klares Glas, keine Blasen und Schlieren; Qualität 2: nicht klares Glas, leichte Blasen und Schlieren; Qualität 3: milchiges oder heterogenes Glas, viele Blasen und Schlieren. Zum Zilliser Fundbestand zählen darüber hinaus auch Wandscherben von zwei Nuppenbechern (Krautstrunkgläser, 13. – 16. Jahrhundert) sowie neuzeitliche Glasfunde aus verschiedenen Schichten der Phase 5 im Innen- und Aussenraum (11 Fragmente). Fünfschilling 2015, 372 – 374. 180 244 Zu den Farben: Fünfschilling 2015, 37; zur Datierung: ebenda 324 – 325 (AR 56); 330 – 332 (AR 60); 340 (AR 66) sowie Fünfschilling 2018, 358 – 361. 245 Matteotti 2002, 142. 246 Geschlossene Ensembles des 3. Jahrhundert liegen aus Chur, Areal Ackermann, aus dem sogenannten «Haus des Merkur» vor: Ebnöther 2007. 247 Wyss-Schildknecht 2013. 248 Höck 2009. Das Ensemble stammt aus einem Gebäude (Haus 3) der Zivilstadt. 249 Die Auszählung der in der Seriation verwendeten, zum Teil sehr kleinen Ensembles erfolgte über die jeweiligen Fundkataloge und / oder -tafeln. Auf eine Unterscheidung von Lavezgefässen mit kannelierter und getreppter Aussenwandung wurde verzichtet, da hierfür eine Überprüfung an den Originalfunden notwendig gewesen wäre. 250 Gairhos 2000a. Berücksichtigt wurde nur das Fundmaterial aus der Kulturschicht 16 im Areal Hof Nr. 15, das in die zweite Hälfte des 4. und ins frühe 5. Jahrhundert datiert: ebenda 108. – Zu den Funden aus der Vorstadt (Marsöl): Gairhos 2000b. 251 Matteotti 2002. Relevant sind hier die Funde der Phase 2c3 und Phase 3 im Westtrakt (Taf. 4, 120 – 149 und Taf. 5 – 7, 256). 252 Höck 2009, 163 – 164. – Mackensen / Schimmer 2013, 360 – 372. 253 Heimerl 2014, 83 – 91. 254 Zuletzt Fünfschilling 2015, 339 – 340. 255 Gairhos 2000a, 121. – Höck 2009, 160 – 161. – Maurina 2016, bes. 437 – 444 – Federhofer 2018, 403 – 404: das Fragment aus Passau (D) stammt aus einem Kontext des mittleren 5. Jahrhundert – Jecklin-Tischhauser 2019, 381 – 384. Die von Barbara Maurina postulierte Veränderung der Kannelurenbreiten zwischen dem 5. und 10. / 11. Jahrhundert bleibt im Detail an den Originalfunden zu überprüfen; vgl. dazu auch Sannazaro 2012, 16 – 17. 256 Gairhos 2000a, 132. 257 Vgl. zuletzt Federhofer 2018, 405 – 406. 258 Kellner 1965, 53 – 123. – Zur sporadischen Benutzung im 5. Jahrhundert und später: Martin 2008, 398. 259 Ettlinger 1959. 260 Eine Datierung bis ins 5. Jahrhundert wird durch das Vorhandensein der Form Hayes 61B (Ettlinger 1959, Taf. 1, 19; vgl. Bonifay 2004, 170 – 171) nahegelegt. Für die Glasgefässe und Laveztöpfe mit gekerbten Leisten ist von einer analogen Datierung auszugehen. 261 Rageth 1988. 262 Rageth 1983. – Rageth 1987, 75 – 77. 263 Fünfschilling 2018, 361. 264 Vgl. dazu Mayer-Reppert 2007, 391. – Die Inventare aus den Mithräen in Biesheim (F) und Ptuj (SLO) werden hier nicht berücksichtigt. 265 Garbsch 1985, 355 – 462. – Zum Forschungsstand der Siedlung Mühlthal (D): Steidl 2010. 266 Polleres 2002. – Zur Situation: Czysz / Linke 2011 (2012), 80 – 83 (Fundmaterial bis 4. / 5. Jahrhundert, u. a. 6 Zwiebelknopffibeln). 267 Mayer-Reppert 2007, 327 – 532. 268 Zuletzt: de Gennaro 2010. – Klenner 2016. – Klenner 2019. 269 Luginbühl / Monnier / Mühlemann 2004. – Paunier / Luginbühl 2016, 278 – 313. 270 Martens 2004b. 271 Aus dem frühestens in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhundert erbauten Mithräum in Martigny VS sind bisher erst ausgewählte Ensembles vorgelegt: Wiblé 2004. – Wiblé 2008, 146 – 166. – Cusanelli-Bressenel 2003 (Keramik aus einer Grube im Eingangsbereich des temenos und aus dem Innenraum; die Bearbeitung der Glasfunde steht noch aus). Anmerkungen 272 Die Auszählung der Gefässe erfolgte, wo dies möglich war, nach den Fundtabellen, andernfalls nach den Katalogeinträgen. 273 Zur Problematik vgl. auch Klenner 2019, 292 – 293. 274 Sauer 1996. – Sauer 2004. 275 Vgl. Kap. 3.3.2. – Sauer 2004, 336 und Abb. 1. 276 Klenner 2019, 207. 277 Paunier / Luginbühl 2016, 288. 278 Das Ensemble aus dem Innenraum umfasst auch (aus älteren Schichten umgelagertes?) Fundmaterial des 1. Jahrhundert, was sich vor allem in den erhöhten Anteilen des Tafelgeschirrs bemerkbar macht. 279 Garbsch 1985, Abb. 19, 39; Abb. 26 – 27. 280 Riegel (D): 7 Schlangengefässe (Mayer-Reppert 2007, 348 – 349). – Mühlthal (D): 2 Fragmente von Gefässen mit Schlangenauflagen, 1 Fragment eines Gefässes mit Stierprotome (Garbsch 1985, 402 mit Abb. 10). – Martigny VS: 2 – 3 Gefässe mit Schlangenauflagen (Wiblé 2004, 143. – Cusanelli-Bressenel 2003, 32 – 33). – Tienen (B): 2 Gefässe mit Schlangenauflagen, 1 grünglasierter Krater (Martens 2004b, Abb. 9 – 10). 281 Mayer-Reppert 2007, Abb. 50, 6.4 – 1. – Heisey 2014, 26 – 46. 282 Klenner 2016, 125. – Klenner 2019, 292 – 309. 283 Im Gutshof von Biberist SO, Steinbau J (Phase 4, Brandschicht Mitte 3. Jahrhundert) und Gebäude O (Phase 4) nehmen die Becher einen Anteil von 20 % respektive 27 % des Gesamtbestandes ein; im Inventar der Villa in Worb BE (3. Jahrhundert) einen Anteil von 24 %: Schucany 2006, 376 – 385 mit Tab. 21.J2. 284 Zuletzt Klenner 2016, 125. – Klenner 2019, 308 – 309. 285 Luginbühl / Monnier / Mühlemann 2004, 113 – 116 (Ensemble 15037). 286 Wiblé 2008, 47. – Zu dieser Frage vgl. auch Heisey 2014, 44 – 45. 287 In Biesheim (F) wurde die Aufschrift eingeritzt: Petry / Kern 1978, fig. 6A, in Mainz (D) mit weisser Farbe aufgemalt: Huld-Zetsche 2008, 77. 288 Martens 2004b, 30 – 34. 289 Mayer-Reppert 2007, Befunde 11 und 12. 290 Garbsch 1985, 442. – Polleres 2002, 15. – Mayer-Reppert 2007, 392.376 – 379 (Erstausstattung). 291 Kaufmann 1998. – Liver / Rageth 2001, 122 – 123. Zwischen dem dort präsentierten und dem hier vorgelegten Tierartenspektrum bestehen grössere Unterschiede. Diese sind hauptsächlich dadurch zu erklären, dass Bruno Kaufmann auch Material aus gestörten Schichten begutachtet hat, unter dem sich jüngeres Material bzw. natürliche Einträge finden. 292 Kaltenthaler et al. 2018. 293 Deschler-Erb / Schröder Fartash 1999. 294 Deschler-Erb 1992, Abb. 83. 295 Deschler-Erb 2015, 128. 296 Auch in Tienen (B) werden die Brandspuren in einen Zusammenhang mit der Zubereitung des Fleisches gesetzt: Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 67. 297 Überreste von Fischen konnten z. B. in den Schlämmproben aus den Heiligtümern von Avenches / VD nachgewiesen werden: Deschler-Erb 2015, 90. 298 Rageth 1994, 141. 299 Da bislang aus dem Alpenraum chronologisch vergleichbare Komplexe nicht vorliegen, müssen vorerst Vergleichskomplexe aus dem Mittelland herangezogen werden: Groot / Deschler-Erb 2015. – Groot / Deschler-Erb 2016. 300 Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 60 – 61. Unter Berücksichtigung der Altersspektren werden sogar bis zu 285 Individuen geschätzt. Da der Anteil der «subadulten» Individuen in Zillis bei den meisten Skelettelementen geringer ist als in Tienen (B), würde hier 301 302 303 304 305 306 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318 319 320 321 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343 344 345 346 347 348 349 350 die Berücksichtigung des Alters nur eine geringe Erhöhung der Mindestindividuenzahl bewirken. Deschler-Erb 2015, 98–99. Lyman 1994, 417–419. Olive / Deschler-Erb 1999, 36. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, tab 2. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 61. Peters 1998, 204. Columella: De re rustica 8, 5, 24–25. van Neer et al. 2002, 133. Vgl. z. B. beim Fundmaterial der Grabung Augst BL, Theater: Deschler-Erb 1992, Abb. 189. Vgl. Peters 1997, 5. Vgl. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 62. Lepetz 1996, 73–74. Breuer et al. 2001, 169 – 171. Deschler-Erb 2015, 131. Adam / Czeika / Fladerer 1995 / 96. Galik / Hinker / Gleirscher 2018. Groot / Deschler-Erb 2015. – Groot / Deschler-Erb 2016. Stampfli 1968, Tab. 2. Würgler 1962. Vgl. Casaulta 2019. Olive 1998. – Sidi Maamar 2001, fig. 21–26. Deschler-Erb 2015. Deschler-Erb 2015, 176 – 187. Jacques et al. 2008, 245. Hochmuth / Benecke / Witteyer 2005, 323 – 325. – Hochmuth / Witteyer 2008, 123. Koch et al. 2018. Lignereux et al. 1995. Höpken 2014 und mündliche Mitteilung. Gassner 2013, Abb. 10. Eine Ausnahme könnten die Funde aus der Tunnelhöhle / Deutschfeistritz, Steiermark (A) darstellen. Dort seien «Brandspuren an Vogelknochen und an Schweineresten häufig zu finden»: Adam / Czeika / Fladerer 1995 / 96, 282. Leider wird der Anteil nicht präziser angegeben. Olive 2008, tab. 2. Galik / Hinker / Gleirscher 2018, fig. 4, leider unter Einbezug der artlich unbestimmbaren Knochenfragmente und ohne Angabe der Grundlagenzahlen. Driesch / Pöllath 2000, Tab. 1. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, tab. 1. Gaidon-Bunuel / Cailliat 2008, tab. 2. Adam / Czeika / Fladerer 1995 / 96, Tab. 1. Vgl. Deschler-Erb 2015, 211. Olive 2004. – Olive 2008. Deschler-Erb 2015, 142. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 61 – 64. Hochmuth / Benecke / Witteyer 2005, Tab. 3. Hochmuth / Benecke / Witteyer 2005, 325. – Serjeantson 2009, 268. – Lentacker / Ervynck / van Neer 2004a, 90. Stephan 2009, 686. Lauffer 1971, 108. Olive 2004, 149. Peters 1997, 2. Deschler-Erb 2006, 651. Clauss 2013. Beck 2000, 145 mit Literaturverweisen. Vgl. dazu Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 64. – Vgl. auch die Werte der Grabung Augst BL, Theater: Deschler-Erb 1992, Abb. 226. 181 Anmerkungen 351 Auch unter den Funden von Tienen (B): Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 59 – 60. 352 Vgl. Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 69 – 73. 353 Zitiert in Beck 2000, 146, Anm. 10. 354 Brade / Flachowsky / Schrader 2008, 150 – 151. 355 Deschler-Erb 2015, 196. 356 Peters 1998, 80 – 81. 357 Ervynck / Dobney 2002. 358 Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 68 – 73. 359 Hensen 2013, 72 – 73. 360 Lentacker / Ervynck / van Neer 2004b, 60 – 61; 68. Es fragt sich, ob eine so grosse Teilnehmerzahl bei einem Geheimkult überhaupt in Frage kommt. 361 Olive 2004, tab. 1. 362 Im Sinne eines «Naturheiligtums»: Scheid 1998, 65–66.–Thüry 2018. 363 Vgl. Kap. 3.3.2. – Zu weiteren numinosen Orten an Alpenpassagen im Gebiet des Kantons Graubünden: Martin-Kilcher / Schaer 2000, 91 – 94. – Im Südostalpenraum: Šašel Kos 2000, 30 – 31. 364 Zur Problematik und den Möglichkeiten der Interpretation von «Sakralhorten»: Kaufmann-Heinimann 1998, 200. 365 Rageth 1996, 384 – 386. 366 Zum Begriff vgl. Rüpke 2004, 7. – Rüpke 2007, bes. 1 – 2. – Witschel 2012. 367 Ausbüttel 1982. – Bollmann 1998, 22 – 29. – Zu Kultgemeinschaften im Speziellen: Egelhaaf-Gaiser / Schäfer 2002. – Nielsen 2014, 197 – 230. – Nielsen 2015. 368 Zu den Banketten vgl. Schäfer 2008. – Nielsen 2014, 231 – 237. 369 Gassner 2005. – Schäfer 2008, 171. – Schwarzer 2008. – Hensen 2017, 389 – 392. 370 Vgl. Martin-Kilcher / Schatzmann 2009, 212. 371 Gassner 2005. – In Iseen: Egelhaaf-Gaiser 2000. – Kleibl 2009, 177. – Zu bacchischen Kultlokalen: Schäfer 2002. – Schäfer 2011, 288 – 300. 372 So z. B. in den Kulträumen der Häuser VII und VIII in St-Rémy-deProvence / Glanum (F): Rolland 1946. 373 Zur Mithras-Legende: Clauss 2012, 65 – 95. – Klöckner 2011. – Zum Kultbau: Clauss 2012, 48 – 53. 374 Frackowiak 2017, 301 – 304. 375 Vgl. dazu und zum Folgenden: Klöckner 2011. 376 Merkelbach 1984, Abb. 101 (Vorderseite) und Abb. 103 (Rückseite). 377 Ob das «Nachspielen» oder Umsetzen von Schlüsselszenen aus den Legenden der Gottheiten allenfalls charakteristischer Bestandteil von Ritualen innerhalb von Gruppenkulten war, bleibt abzuklären. 378 Schütte-Maischatz / Winter 2001. – Schütte-Maischatz et al. 2004. – Kritisch zur frühen Datierung: Hensen 2017, 387. 379 Vgl. die Zusammenstellung von mithräischen Felsheiligtümern bei Schütte-Maischatz / Winter 2004, 127 – 129. – Ergänzend: Rendić-Miočević 2015, 409 – 413. – Campos Méndez 2017, 36 – 37. – Hensen 2017, 386 – 389. Nicht alle der aufgelisteten Grotten und Höhlen sind gesicherte mithräische Kultorte. 380 Schütte-Maischatz / Winter 2004, 129. – Plan bei: Zotović 1973, Abb. 24. 381 Schütte-Maischatz / Winter 2004, 129 mit Taf. 31.2. – Bijađija 2012, 81 – 82. – Perinić 2016, 41. 382 Gawlikowski 2012, 481 – 495. – Gawlikowski 2007, 337 – 361. 383 Pross Gabrielli 1975. – Scotti Maselli 2007. – https://www.archeocartafvg.it / portfolio-articoli / duino-aurisina-tsla-grotta-del-dio-mithra / (zuletzt abgerufen am 12.11.2018). 384 Šašel Kos 2000, 32 – 33. – Istenič 2015, 117 – 119. – Prijateli 2018, 282 – 284. In der Höhle Spodmol Pod gricoin bei Kamnik (SLO) kamen Brandschichten mit 210 Münzen des 1. bis 5. Jahrhunderts, Votivbleche sowie Gefässe und Glas, Öllampen, Eisenmesser und 182 385 386 387 388 389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408 409 410 411 412 413 414 415 416 Tierknochen mehrheitlich junger Tiere zu Tage. Aus der Höhle Zicica bei Žirovnica liegen nebst Verputzresten 485 Münzen, Votivbleche, Keramik, Lampen und Tierknochen vor. Gleirscher 2011 (2012), 15 – 18. Aus der Höhle stammen mehrere (?) Schlangengefässe, u. a. mit Votivinschrift, sowie zahlreiche Münzen, Votivbleche, ein Terrakotta-Stier, Lampen sowie Trinkgeschirr und Tierknochen. Zu letzteren vgl. Kap. 3.7. Fuchs / Kainz 1998, 101 – 136. – Adam / Szeika / Fladderer 1995 / 96; Fuchs 1989, 42 – 44; 75 – 152. An Funden liegen u. a. Fragmente von Schlangengefässen sowie Tierknochen vor (53 % Vögel, davon mindestens 15 % vom Haushuhn; 36 % Hausschwein). Šašel Kos 2000, 33. – Raynaud 2001, 462 – 464. Demicheli 2010. – Dzino 2012, 264. – Perinić 2016, 40 – 44. Dorcey 1992. – Dészpa 2012. – Perinić 2016. Dorcey 1992, 84 – 104. – Öhler 2014, 35 – 38. Ausbüttel 1982, 52 – 53; 65 – 67. Dorcey 1992, 87. Dorcey 1992, 56 – 59. Dorcey 1992, 69 – 71. – Perinić 2016, 8. Perinić 2016, 27 mit Abb. III.80. – Zu den Ursprüngen solcher Tötungsdarstellungen vom hellenistischen Athen bis ins kaiserzeitliche Rom: Frackowiak 2017, 304 – 308. Blömer 2018, 93 – 98. Bakker 1994, 145 – 167. – Egelhaaf-Gaiser 2000, 289 – 291. – Steuernagel 2001, 43 – 48. Stiglitz 2008. Zuletzt Kremer 2014. Filipović / Kusik 2017, mit Nennung weiterer Heiligtümer ebenda 238. Rageth 2004, 71. Walser 1980, Nr. 192. Zuletzt Lawrence 2018, Abb. 38. Dazu zuletzt van Andringa 2017, 132 – 136. – Speziell zum Münzopfer: Thüry 2019. Schmid 2010. Golosetti 2019, 133 – 137. – Zu als Bauopfer interpretierten Deponierungen im Mithräum von Güglingen (D): Klenner 2019, 327 (Befund 2103); 334 (Befund 2024). Blechfragmente etwa, sie sind teilweise vorgelegt bei Rageth 1994 und Liver / Rageth 2001. Zuletzt Brand et al. 2019, 78 – 80. Swift 2017, 185 – 186. Swift 2017, 185 – 186 mit weiterer Literatur in Anm. 91. Vgl. z. B. Brather et al. 2009. So beispielsweise ein Haarpfeil aus Bein aus dem Mithräum II in Güglingen (D) (Klenner 2019, Kat. 159), drei Haarnadeln aus Mainz (D) (Huld-Zetsche 2008, Kat. 581) sowie ein Ohrring und mehrere Haarnadeln aus Ptuj (SLO), Mithräum II (Vomer-Gojkovič / Kolar 2001, Taf. 28, 2 – 4). In der althistorischen Forschung gibt es einen Disput zur Beteiligung von Frauen am Mithraskult; siehe etwa David 2000. – Chalupa 2006. – Griffith 2006. Letztere argumentieren dagegen, ebenso zuletzt Olympia Panagiotidou und Roger Beck (Panagiotidou / Beck 2017, bes. 180 Anm. 20) mit dem Argument, dass keine der unzähligen Nennungen von Mitgliedern des Mithraskultes Frauennamen enthält. Vgl. dazu das Mithräum von Novae bei Swischtow (BG), in dem bei einem der seitlichen Podien in einem Gefäss 108 Münzen deponiert waren: Tomas / Lemke 2015, 231 – 232. Vgl. Kap. 3.3.2. – Sauer 2004. Aus den beiden Mithräen in Güglingen (D) sind bisher 90 Münzen bekannt: Klenner 2019, 207. Brand et al. 2019, fig. 13. – Ergänzend das alpennahe Heiligtum Anmerkungen 417 418 419 420 421 422 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 in Thun-Allmendingen BE: Martin-Kilcher / Schatzmann 2009, 231 – 232. Hostein et al. 2014, 201. – Brand et al. 2019, 78: Der hier für das 4. Jahrhundert als Beispiel herangezogene Kultort Gorges de Covatanne, Sainte-Croix VD, ist kaum repräsentativ. Die Kleinfunde aus dem Dolichenum in Balaklava (UA) sind nicht publiziert. Birkle 2013, 106 – 108. – Klenner 2019, 265 – 270. Mithräum III: Žižek 2001, Taf. 22, 3 – 4; Taf. 26, 9; Taf. 28, 1 – 3). Klenner 2019, 281 – 282. Mithräum III: Žižek 2001, Taf. 20, 5 – 8. Siebert 1999, 88 – 98. – Zum Ablauf der Opferzeremonie grundsätzlich: Scheid 1998, 72 – 86. – Scheid 2007a. Scheid 1998, 82 – 83. Zum Stieropfer im Mithraskult: Clauss 2012, 78 – 88, bes. 81. Nur auf wenigen Reliefs ist der Stier mit einer Binde geschmückt. Vgl. etwa die Russspuren und die Asche auf dem Altar im Mithräum von Dura Europos (SYR): Rostovtzeff / Brown / Welles 1939, 66. Carrawburgh (GB): Richmond et al. 1951, 5 – 7 (Phase I: unmittelbar vor Podium) und fig. 3 (ab Phase II im Vorraum). – Septeuil (F): Gaidon-Bunuel et al. 2006, 138 mit fig. 3 (im Kult- und Vorraum). – Biesheim (F): Rentzel 2011, 249 (Brandrötungen im Kultraum). – Novae (BG): Tomas / Lemke 2015, 229 – 233 (Herdstelle vor Altar). – Güglingen (D): Klenner 2019, 322 – 323 (Mithräum I, Brandstelle 207 vor Altar). Zu Feuerstellen in den Vorräumen vgl. etwa Martigny VS: Wiblé 2004, 135 mit fig. 3. – Mandelieu (F): Fixot 1990, fig. 84, k. – Biesheim (F): Fortuné 2011, 234. Sarnowski / Savelja 1998, 31 mit Abb. 6 (Bauperiode I, drei bis vier Feuerstellen mit Knochenresten von Kleinvögeln). Clauss 2012, 98. Bird 2001. – Bird 2004. – Clauss 2012, 120 – 121; 128 – 129. Huld-Zetsche 1986, 51 (Nr. 3). Die Bestimmung der 21 Proben aus der Planie der Phase 1.2 im Aussenraum und der Holzkohle aus Schicht Pos. 34 (Haselzweig, Fd. Nr. 64, vgl. Kap. 2.3.5) erfolgte durch Monika Oberhänsli, Archäologischer Dienst Graubünden. Freundliche Mitteilung Sarah Lo Russo, IPNA, Universität Basel, und Lo Russo in Vorb. – In diesem Zusammenhang wäre zweifellos auch die 70 cm mächtige aschehaltige Schicht in der Höhle von GradiščeSt. Egyden (A) von Interesse: Hinker / Galik 2017. Rentzel 2011, 248 – 255. Martens 2004b, 30 mit Abb. 4.2.2. – Martens 2004a, 337. Richmond et al. 1951, 7 – 8 mit fig. 2. – Zu Deponierungen in den Mittelgängen von Mithräen vgl. McCarty / Egri / Rustoiu 2019. Klenner 2019, 342 – 343 mit Abb. 207 (Befunde 2085, 2052 und 2053 im Mittelgang und Befund 2019 im Altarbereich). Witteyer 2013, 335. Karnitsch 1956, 196. Ulbert et al. 2004. – Martens 2004a. – Huld-Zetsche 2008, 102 – 106. Klenner 2014. Huld-Zetsche 2004. Martens 2004b, 28. – Martens 2004a, 337. Dazu auch Clauss 1992, 300 – 302. – Ausbüttel 1982, 49 – 71. – Bollmann 1998, 22 – 29. Zu erwarten wären Amphoren (oder meist nicht überlieferte Holzfässer) mit südgallischem und nordafrikanischem Wein: Martin-Kilcher 1994, 559–561. Zu dieser Problematik generell: Scheid 1985. – Scheid 2007b. – Das vielleicht als Einkaufsliste zu interpretierende Graffito im Mithräum in Dura Europos (SYR) (CIMRM 64 und 65) – aufgelistet werden je- 448 449 450 451 452 453 454 455 456 457 458 459 460 461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472 473 474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 weils unter Angabe des ausgegebenen Geldbetrages «ein Krug voll Wein, Fleisch, Öl, Holz, Rettich, Papier, Lampendochte» – mag ein Hinweis darauf sein, dass Kultgemeinschaften auch Fleisch zukauften. Hinker / Galik 2017. – Galik / Hinker / Gleirscher 2018. Vgl. Kap. 3.7. – Für Güglingen (D), Mithräum II: Klenner 2019, 312 – 318 mit Anhang Beitrag Franke Jacobi. Jacques et al. 2008. Forest 2005. – Desbat 2019. Sarnowski / Savelja 2000, 109 – 111 (n=409). Birley / Birley 2010, 34. Clauss 2012, 104 – 109. Justin, Apologia 1, 66: «Auch diesen Brauch haben die bösen Dämonen in den Mithrasmysterien nachgeahmt und Anleitung dazu gegeben. Denn dass Brot und ein Becher Wasser bei den Weihen eines neuen Jüngers unter Hersagen bestimmter Sprüche hingesetzt werden, das wisst ihr oder könnt es erfahren» (Übersetzung nach Rauschen 1913, 81). – Tertullian, De praescriptione haereticorum 40, 3 – 4: «...und wenn ich noch des Mithras gedenke, so bezeichnet er (der Teufel) dort seine Kämpfer auf der Stirn, feiert auch eine Darbringung von Brot, führt eine bildliche Vorstellung der Auferstehung vor und nimmt unter dem Schwerte einen Kranz hinweg» (Übersetzung nach Clauss 1986, 267 – 268). Auf den Wandmalereien in Dura Europos (SYR) ist eine menschliche Figur mit Rabenmaske dargestellt, die Mithras und Sol einen Fleischspiess (?) reicht: Kane 1975, pl. 29c. – Auf dem Relief eines Altars aus Ptuj (SLO) bringt ein Rabe ein Stück Fleisch zum Altar, auf dem ein Feuer brennt: Merkelbach 1984, Abb. 138. Clauss 2012, Abb. 79. Vermaseren / van Essen 1965, pl. LXI. Vermaseren 1971, pl. XVI. Klöckner 2011. Vgl. Kap. 3.6. – Martens 2004b, 43 – 44. Klenner 2019, Befund 2074. Klenner 2019, 331 – 342 (Umbau Phase 1 zu Phase 2, Befunde 1264, 1265 und 1310). Klenner 2019, 334 – 337. Zum Forschungsstand in Italien und Erklärungsmodellen vgl. Gassner 2013, 272 – 273. Desbat 2018. Witteyer 2013, 327. Schäfer 2013. Gassner 2013. Richmond et al. 1951, 35 mit fig. 8. In den Rahmen wohl anderer gemeinschaftlicher Rituale sind die Deponierung eines Kalbsschädels im Altarbereich und jene eines Huhnes (ohne Kopf und ohne Extremitäten, keine Brandspuren) im Mittelgang des Mithräums II in Güglingen (D) zu setzen: Klenner 2019, 325 – 326 (Befund 2055); 328 – 329 (Befund 2018). Dazu zuletzt: Hensen 2017, 385. Siehe dazu auch Frackowiak 2017, 324 – 325. Campos Méndez 2017, 234. Die Mithräen betreffend: Hensen 2017, 400 – 402. Overbeck 1982, 121 – 122 und Taf. 72.6. – Rageth 2004, 32. Overbeck 1982, 122 und Taf. 40, 5 und 6. z. B. Domat / Ems und Trimmis: Rageth 2004, 52 – 53; 77. Riom-Cadra: Matteotti 2002. – Bondo: Rageth 2004, 35 – 36. Rageth 2004, 24. Janosa 1992, 321 – 325. Simonett 1938. – Rageth 1987, 78 – 79. Aufbewahrungsort: Museum Stiftung Kirchendecke in Zillis-Reischen. Eine Auswahl der Funde ist abgebildet in: Simonett 1938, 332 – 334 183 Anmerkungen 484 485 486 487 488 489 490 491 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505 506 507 508 509 510 511 mit Abb. 4 und Overbeck 1982, Tafel 44, 5 – 8. Zu den 11 Münzen (Republik bis Constantius II.): Simonett 1938, Anm. 48. – Overbeck 1973, 227 – 228. Zur Datierung vgl. Kap. 3.6. Gairhos / Janosa 2011, 79. Vgl. Anm. 10. – Overbeck 1982, 160 mit Taf. 45, 2. Gairhos 2011, 219 – 223; 237. Gairhos 2011, 223 – 224. Boscardin / Meyer 1977, 151 – 154. Clavadetscher 1992. Vgl. Kaiser 2008a, bes. 76. – Schneider-Schnekenburger 1980, 62 – 65. Historisches Lexikon der Schweiz (2014): Zillis (Jürg Simonett), http:/ /www.hls-dhs-dss.ch / textes / d / D1512.php (21.09.2018). – Sennhauser 2003, 203 – 204 (Kat. A120: Datierung der ersten Kirche: um 500). – Kaiser 2008a, 75. – Gairhos / Janosa 2011. Schulze-Dörrlamm 2008, 554 – 564. Vgl. Schulze-Dörrlamm 2008, 545 – 554 zu Höhlen-Eremitagen und Höhlenkirchen. Schulze-Dörrlamm 2008, 547 mit einem recht guten Vergleich der Grotte Eremo di San Cassioano di Lumignano bei Vicenca (I): 546, Abb. 14. Zu Memorien in Churrätien: Kaiser 2008a, 72 – 79. Schulze-Dörrlamm 2008, 550. Siehe z. B. Meier / Graham-Campbell 2007, 432. Brunner / Seifert 2013, 72 – 75,88. – Trancik Petitpierre 2013, 99 – 105. Aufgrund des für merowingerzeitliche Gräber typischen Fundspektrums: Brunner / Seifert 2013, 70. Brunner / Seifert 2013, 76. In Graubünden kommen zwischen der späten Kaiserzeit und dem Hochmittelalter jedoch Steineinfassungen vor: Brunner / Seifert 2013, 88. «Vermutlich hatten die an solchen Orten begrabenen Personen eine Sonderstellung inne, oder sie gehörten einem speziellen, von einer Minderheit getragenen Glauben an, dessen Wurzeln nach den Funden aus Felsberg und Zillis möglicherweise noch in die spätrömische Zeit zurückreichen»: Brunner / Seifert 2013, 76. – So auch Liver / Rageth 2001, 124. Schulze-Dörrlamm 2008, 544. – Der mehrfach erwähnte gepfählte Priester oder Verbrecher (Liver / Rageth 2001, 111. – SchulzeDörrlamm 2008, 543. – Kaiser 2008a, 82. – Rageth 1994, 168) ist, wie eine neue Sichtung der Skelettreste ergeben hat, als Interpretation abzulehnen. Die vermeintliche Wirbelsäulenverletzung hat sich nicht bestätigen lassen. Zuletzt Schulze-Dörrlamm 2008, 543 (nach Liver / Rageth 2001, 124). Zusammengefasst bei Schulze-Dörrlamm 2008, 543. – Siehe auch Kaiser 2008a, 82. Kaiser 2008a, 82. Capitula Remedii, Cod. Sang. 722, 249. Vgl. Kaiser 2008b, 166 – 167. Für Hilfe bei der Lesung und Übersetzung sowie für weitere Hinweise zum Text ist David Mache, Basel, zu danken. Kaiser 2008a, 164. So argumentiert jedenfalls Kaiser 2008a, 82, dass die häufigen solchen legislativen «Wiederholungen ein Zeichen dafür sind, dass diese Praktiken weiterhin virulent waren». Diese Formulierung hat möglicherweise zu einer wenig kritischen Übernahme dieser Vermutung in den weiter oben genannten archäologischen Beweisführungen geführt, obwohl er bereits auf derselben Seite schreibt, dass diese Passage sowie die Entsprechung in der Lex Romana Curiensis wohl «rechtliches Traditionsgut» seien. 184 Literatur – Adam Angelika / Czeika Sigrid / Fladerer Florian A.: Römerzeitliche Tierknochenfunde aus zwei Höhlen am Kugelstein bei Deutschfeistritz, Steiermark – Hinweise auf den Mithraskult? Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft Wien 125 / 126, 1995 / 96, 279 – 289. – Alföldi Maria: Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland, Abteilung IV, Rheinland-Pfalz, Band 3 / 2, Stadt und Reg.-Bez. Trier. Mainz 2006. – Amand Marcel: Vases à bustes, vases à décor zoomorphe et vases cultuels aux serpents dans les anciennes provinces de Belgique et de Germanie. Académie royale de Belgique, Mémoires de la Classe des beaux-Arts. Collection in octavo T. 15, Fasc. 2. 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Hausrind Bos taurus Hausschaf / -ziege Ovis / Capra hircus Hausschaf Ovis aries g n g 2 91,7 2 91,7 129 566,1 58 296,2 187 862,3 1324 1754,8 1396 2785,3 2720 4540,1 63 175,9 35 409,1 98 585 Ziege Capra hircus 1 0,4 1 3,2 2 3,6 wahrscheinlich Ziege Capra hircus 1 1,6 1 2 2 3,6 4 20,8 4 20,8 2175,9 wahrscheinlich Schaf Ovis aries Hausschwein Sus domesticus Haushund Canis familiaris Haushuhn Gallus dom. Haustiere 549 762,3 751 1413,55 1300 1 1,9 2 10,5 3 12,4 639 253,95 1084 720,8 1723 974,8 2707 3516,95 3334 5753,15 6041 9270,1 Rothirsch Cervus elaphus 2 4,8 2 4,8 Feldhase Lepus europaeus 1 0,8 1 0,8 Braunbär Ursus arctos 1 3,1 1 3,1 Wildkatze Felis silvestris 1 1,3 1 1,3 Jagdtiere 0 0 5 10 5 10 2707 3516,95 3339 5763,15 6046 9280,1 Schermaus Arvicola terrestris 1 0,1 1 0,1 Langschwanzmäuse Muridae 1 0,1 1 0,1 Finken Fringillidae 1 0,1 1 0,1 Frösche Rana sp. 6 0,6 6 0,6 Frösche unbestimmt, Rana spec. 2 0,2 2 0,2 Grasfrosch Rana temporaria 1 0,1 1 0,1 3 0,5 8 1,0 Kröte Bufo sp. 1 0,2 1 0,2 Weinbergschnecke Helix pomatia 2 4,5 2 4,5 18 6,4 23 6,9 Kleine Wiederkäuer 1 1,5 1 1,5 Kleine Wiederkäuer / Mensch 1 2,9 1 2,9 31 6,05 248 36,6 423 140,65 423 140,6 1 0,2 1 0,2 457 151,3 674 181,8 Haus- und Jagdtiere Lurche Amphibia natürliche Einträge Vögel Aves 5 5 217 0,45 0,45 30,55 Vögel unbestimmt, Aves indet. Vögel klein Aves Grossgruppe unbestimmt Grösse Rind / Pferd 217 30,55 45 114,5 26 46,9 71 161,4 unbestimmt Grösse Schwein 1 0,9 158 126,55 159 127,5 unbestimmt Grösse Schaf 7 3,9 323 193,75 330 197,7 unbestimmt 4520 2022,15 1682 1350,65 6202 3372,8 Unbestimmbare 4573 2141,45 2189 1717,85 6762 3859,3 6 51 29 221,4 35 272,4 7508 5740,4 6032 7860,1 13540 13 600,5 Mensch /Homo sapiens Gesamtergebnis Abb. 129: Zillis, Höhle. Anteile der Tierarten. 196 Total n Anhang Höhle innen Grube Pos. 46 n Phase 1.1 g n Phase 1.2 g n Phase 1.3 g n Phase 1.4. inkl. Störung g Pferd Equus sp. Hausrind Bos taurus Hausschaf / -ziege Ovis aries / Capra hircus 16 14,9 n g 2 91,7 91,7 14 56,3 16 62,5 19 106,4 3 15,2 58 296,2 224 457,6 280 532,2 377 825,5 29 60,8 1396 2785,3 1 3,2 1 3,2 1 5,3 8 72,6 13 155,8 9 141,2 4 34,2 35 409,1 1 2 1,6 2 7,7 1 11,5 113 218,5 151 305,2 201 449,9 0,95 g 2 55,8 1 3 n 894,3 wahrscheinlich Ziege Capra hircus Hausschwein Sus dom. g 6 wahrscheinlich Schaf Ovis aries Haushund Canis familiaris n Total 470 Hausziege Capra hircus Hausschaf Ovis aries Phase 4 257 310,2 1 1,5 26 128,8 1 9 1 2 4 20,8 751 1413,55 2 10,5 Haushuhn Gallus dom. 15 2,9 344 208,7 203 146,9 261 182,1 244 168,6 17 11,7 1084 720,8 Total Haustiere 34 18,8 1079 1475,8 565 958,7 723 1245,5 853 1794,8 80 259,7 3334 5753,2 1 3,8 1 1 2 4,8 1 0,8 Rothirsch Cervus elaphus Feldhase Lepus europaeus 1 0,8 Braunbär Ursus arctos 1 3,1 1 3,1 Wildkatze Felis silvestris 1 1,3 1 1,3 Jagdtiere 0 0 1 0,8 0 0 0 0 3 8,2 1 1 5 10 34 18,8 1080 1476,6 565 958,7 723 1245,45 856 1803 81 260,7 3339 5763,2 Langschwanzmäuse Muridae 1 0,1 1 0,1 Schermaus Arvicola terrestris 1 0,1 1 0,1 1 0,1 Haus- und Jagdtiere Finken Fringillidae 1 0,1 Kröte Bufo sp. 1 0,2 Lurche Amphibia 1 0,2 2 0,3 1 0,1 3 0,4 Frosch Rana sp. 2 Grasfrosch Rana temporaria Weinbergschnecke Helix pomatia 1 0,7 natürliche Einträge 2 0,8 Kleine Wiederkäuer 2 0,4 1 1,5 Kleine Wiederkäuer / Mensch Vögel Aves Vögel Aves unbestimmt 12 6 1,4 254 86,7 6 1,4 254 86,7 2,2 Vögel Aves klein Grossgruppen unbestimmt Grösse Rind / Pferd unbestimmt Grösse Schwein 13 14 3,3 1 0,2 3,7 15 3,5 0,2 1 3,8 5 4,2 1 2,9 2 0,4 163 52,6 166 55,9 6 6 3 3 0,6 0,6 0,15 0,2 1 0,2 3 0,5 8 0,8 1 0,1 2 4,5 18 6,4 1 1,5 1 2,9 31 6,05 423 140,7 1 0,2 457 151,3 2 2,4 3 6,3 21 38,2 0 0 0 0 26 46,9 52 39,8 16 15,5 3 1,7 87 69,6 0 0 158 126,6 unbestimmt Grösse Schaf 4 1,05 199 115,3 21 13,8 11 8,8 88 54,8 0 0 323 193,8 unbestimmt 3 9,9 927 697,9 61 39,0 97 60,2 571 528,4 23 15,3 1682 1350,7 Unbestimmbare 7 11,0 1180 855,4 101 74,5 132 108,9 746 652,8 23 15,3 2189 1717,9 1 0,8 7 25,1 21 195,5 29 221,4 2517 2420,3 1780 2541 134 472,3 6032 7860,1 Mensch Homo sapiens Gesamtergebnis 47 31,1 681 1037,3 873 1358,25 Abb. 130: Zillis, Höhle. Anzahl und Gewicht der Tierknochenfragmente im Höhleninnern nach Phasen. 197 Anhang Abb 131: Zillis, Höhle. Skelettteiltabelle Hausrind. Hausrind Bos taurus Höhle aussen n Höhle innen g Schädel mit Hornzapfen n g n g 3 2,3 3 2,3 1 1,8 7 19 2 21,8 Cranium 6 17,2 Maxilla 2 21,8 Dens superior 2 8,2 3 14,4 5 22,6 Dens inferior 16 41 2 9,2 18 50,2 5 2,3 15 125,6 Dens superior / inferior Mandibula Maxilla / Mandibula 2,3 127,2 1,6 16 2 1,8 10 29,3 58 247,2 2 1,8 217,9 Vertebra 1 2,4 Vertebra cervicalis 2 5,1 3 13,6 Vertebra lumbalis 2 8,2 4 Vertebra thoracalis 6 16,8 7 Costa 24 67,9 Rumpf 35 100,4 Pelvis 5 1 48 Kopf 1 2,4 5 18,7 14,1 6 22,3 24,2 13 41 9 42 33 109,9 23 93,9 58 194,3 3 33,6 6 53,8 Femur 5 22,1 4 25,4 9 47,5 Scapula 4 28 7 36 11 64 Humerus 14 66,7 3 14,3 17 81 Oberarm /-schenkel (Stylopodium) 26 137 17 109,3 43 246,3 Radius 3 6,6 3 6,6 Radius und Ulna (verwachsen) 1 6,4 1 6,4 Ulna 1 1,6 1 1,6 Tibia / Tibiotarsus 7 41,3 3 27,6 10 68,9 Unterarm /-schenkel (Zygopodium) 12 55,9 3 27,6 15 83,5 Calcaneus 1 32,1 2 26,6 3 58,7 Centroquartale 1 5,6 1 5,6 1 2,9 Metapodium 1 2,9 Metacarpus III und IV 1 0,8 1 0,8 Metatarsus III und IV 3 9,2 3 9,2 Sesamoid 1 1,4 1 1,4 Phal. 1 ant. / post. Hand / Fuss (Autopodium) Röhrenknochen Gesamtergebnis 198 Total 7 49,1 1 5,8 129 566,1 2 6,6 2 6,6 5 36,1 12 85,2 1 5,8 58 296,2 187 862,3 Anhang Hausschaf/-ziege Ovis / Capra Höhle aussen Höhle innen n g n 2 7,2 2 7,2 19 22,5 66 86,9 85 109,4 152,2 Processus cornualis Cranium Maxilla Abb. 132: Zillis, Höhle. Total g n g 12 18,2 17 134 29 Dens superior 157 258,8 43 111,9 200 370,7 Mandibula 186 266,95 52 369,5 238 636,45 Dens inferior 199 306,5 50 41,6 249 348,1 1 0,3 1 0,3 12 11,2 88 31,7 Maxilla / Mandibula Dens superior / inferior Os hyoideum Kopf 76 20,5 8 1,35 24 9,5 32 10,85 657 894,8 267 772,1 924 1666,9 Atlas 2 6,4 2 6,4 Axis (Epistropheus) 8 31,9 8 31,9 Vertebra cervicalis 25 63,5 25 63,5 Vertebra thoracalis 15 12,6 71 74,2 86 86,8 Vertebra lumbalis 6 2,3 32 36,4 38 38,7 Sacrum 1 0,3 1 1,8 2 2,1 Vertebra caudalis 5 4,5 5 4,5 Vertebra indet. 6 2,7 6 2,7 548,2 598 689,75 Costa 186 141,55 412 2 5 2 5 208 156,75 564 774,6 772 931,35 Pelvis 8 12,9 18 51 26 63,9 Femur 49 94,9 108 308,4 157 403,3 Scapula 21 35,8 43 116,2 64 152 Humerus 65 101,3 84 214,6 149 315,9 Oberarm /-schenkel (Stylopodium) 143 244,9 253 690,2 396 935,1 Radius 103 172,5 101 328,9 204 501,4 2 2,5 Ulna 43 31,95 Tibia 124 302,8 Unterarm /-schenkel (Zygopodium) 148 206,95 5 4,1 Sternum Rumpf Radius und Ulna (verwachsen) Carpalia 2 2,5 73,3 96 105,25 70 249,4 194 552,2 154 402,2 302 609,15 6 6 11 10,1 1 4 1 4 5,9 9 23,4 14 29,3 Astragalus 53 Calcaneus 5 Centrotarsale 2 1 2 3,4 4 4,4 Talus (Astragalus) 2 7,5 5 23,9 7 31,4 1 0,3 46,9 57 96,3 Tarsale 1 0,3 Metacarpus III und IV 44 49,4 13 Metatarsus III und IV 39 52 24 98 63 150 Metapodium Hauptstrahl 2 0,6 49 107,1 51 107,7 Phalanx 1 ant. / post. 7 5,1 9 10,4 16 15,5 Phalanx 2 ant. / post. 1 0,1 7 7,6 8 7,7 Phalanx 3 ant. / post. 1 0,5 3 1,1 4 1,6 104 122,4 122 325,8 226 448,2 1389 1932,7 1437 3220,4 2826 5153,1 Hand / Fuss (Autopodium) Gesamtergebnis Skelettteiltabelle Schaf / Ziege. 199 Anhang Abb. 133. Zillis, Höhle. Skelettteiltabelle Hausschwein. Hausschwein Sus dom. Höhle aussen Höhle innen n g n g n g Cranium 16 13,7 97 106,7 113 120,4 Maxilla 12 56,8 19 89,6 31 146,4 Dens superior 31 30,9 20 15,3 51 46,2 Mandibula 39 139,2 24 168,3 63 307,5 Dens inferior 74 54,9 45 48,6 119 103,5 Dens superior / inferior 11 1,25 4 1,45 15 2,7 2 1,8 2 1,8 211 431,8 394 728,5 Atlas 4 3,5 4 3,5 Epistropheus 2 2,4 2 2,4 2,2 7 8,4 10 10,6 96,6 Os hyoideum Kopf Vertebra cervicalis 183 3 296,8 Vertebra thoracalis 4 3 28 93,6 32 Vertebra lumbalis 11 14,5 16 38,5 27 53 2 1,4 2 3,3 4 4,7 Sacrum Vertebra caudalis 1 0,7 1 0,7 26 14,2 26 14,2 198 267 404 427,75 1 0,6 1 0,6 181,9 285 432,2 511 614,1 Vertebra indet. Costa 206 160,75 Sternum Rumpf 226 Pelvis 4 8,2 16 36,7 20 44,9 Femur 19 43,3 24 84,9 43 128,2 Scapula 9 22,7 16 33,8 25 56,5 Humerus 29 92,5 35 108,3 64 200,8 2 7,5 2 7,5 61 166,7 93 271,2 154 437,9 Patella Oberarm /-schenkel (Stylopodium) Radius 8 10 15 30,2 23 40,2 Ulna 6 33,9 14 36,9 20 70,8 Fibula 20 9,5 36 31,2 56 40,7 Tibia 18 44,6 22 69,9 40 114,5 Unterarm /-schenkel (Zygopodium) 52 98 87 168,2 139 266,2 5 7,8 5 7,8 8 23,5 11 29,5 1 0,3 4 10,6 4 10,6 2 21,2 2 21,2 2 2,7 Carpalia Calcaneus 3 6 Metacarpus II 1 0,3 Metacarpus III Metacarpus IV Metacarpus V 2 2,7 Metatarsus II 1 0,3 Metatarsus III 2 0,8 3 1,1 1 0,8 1 0,8 Metatarsus V 2 2,5 2 1 4 3,5 Metapodium Hauptstrahl 6 3,1 13 6,4 19 9,5 Metapodium Nebenstrahl 8 1,7 2 0,4 10 2,1 16 7,4 16 7,4 Nebenstrahl-Mp unbestimmbar Metapodium Nebenstrahl 8 1,7 18 7,8 26 9,5 Phalanx 1 ant. / post. 1 1,1 9 17,7 10 18,8 Phalanx 1 Nebenstrahl 3 2,7 3 2,7 Phalanx 2 ant. / post. 2 6,5 2 6,5 Phal. 2 ant. / post. 4 1,6 4 1,6 Phalanx 2 ant. /post. 6 8,1 6 8,1 0,4 Phalanx 2 Nebenstrahl 1 0,4 1 Sesamoid 2 0,9 2 0,9 27 19 73 108,4 100 127,4 549 762,3 751 1413,6 1300 2175,9 Hand / Fuss (Autopodium) Gesamtergebnis 200 Total Anhang Haushuhn Gallus dom. Cranium Höhle aussen Höhle innen Skelettteiltabelle Haushuhn. n g n g n g 1 0,1 3 1,05 4 1,2 5 0,7 5 0,7 8 1,75 9 1,9 Mandibula Kopf Abb. 134: Zillis, Höhle. Total 1 0,1 Clavicula 31 5,0 49 13,5 80 18,5 Coracoid 33 15,1 104 59,3 137 74,4 Scapula 79 8,7 79 33,2 158 41,9 Pelvis 10 2,8 82 50,4 92 53,2 Sacrum / Synsacrum 2 0,9 5 4,5 7 5,4 Vertebra cervicalis 3 0,6 11 4,3 14 4,9 7 2,4 7 2,4 9 4,8 10 4,9 1 0,1 1 0,1 20 5,5 20 5,5 89 45,6 111 51,9 Vertebra thoracicus Vertebra lumbalis 1 0,1 Vertebra caudalis Vertebra Sternum 22 6,3 Costa 26 2,5 77 10,5 103 13,0 Rumpf 207 41,9 533 234,1 740 276,0 Humerus 42 29,6 62 80,5 104 110,1 Radius 83 17,9 95 37,9 178 55,7 Ulna 68 28,5 80 67,9 148 96,3 Carpometacarpus 21 7,0 42 28,4 63 35,4 3 0,4 3 0,4 282 215 496 297,9 Phalanx 1 ant. Flügel Femur 214 82,9 48 32,4 98 98,2 146 130,6 Tibia 137 85,3 121 154,7 258 240,0 Fibula 13 2 16 3 29 5 Tarsometatarsus 16 9 14 11,8 30 20,8 Phalanx 1 post. 1 0,2 2 0,2 3 0,4 215 128,9 251 267,9 466 396,8 Phalanx 1 ant. / post. 1 0,2 1 0,2 Phalanx 2 ant. / post. 1 0,1 1 0,1 Bein Plattenknochen indet. 2 0,3 2 0,3 Röhrenknochen indet. 8 1,8 8 1,8 indet. Gesamtergebnis 2 0,3 10 2,1 12 2,4 639 254,0 1084 720,8 1723 974,8 201 Abbildungsnachweis Titelbild: Veronika Ebnöther, Domat / Ems. Abb. 1: Jonas von Felten, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern. Quelle: Bundesamt für Landestopografie swisstopo. Abb. 2: Konrad Miller: Die Peutingerische Tafel. Neudruck der Ausgabe von 1916. Stuttgart 1962. Falttafel. Abb. 3, 18: Veronika Ebnöther, Domat / Ems. Abb. 4 – 5, 7 – 8, 11, 17, 20 – 21, 23, 25 – 27, 30 – 31, 33 – 34, 53 – 54, 56 – 58, 64 – 65, 72, 84 – 86, 88 – 90, 93, 99, 119, 128: Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 6, 67, 71: Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern und Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 9: Rageth 1994, Abb. 4; Abb. 6; Abb. 11. Abb. 10: Liver / Rageth 2001, Abb. 1. Abb. 12 – 13, 19, 22, 24, 28 – 29, 32, 52, 55, 61: Archäologischer Dienst Graubünden, Bearbeitung der steingerechten Aufnahmepläne Christa Ebnöther, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 14 – 16, 35, 51, 60, 66, 68, 70, 92, 94, 95, 98, 120, 126, 129: Christa Ebnöther, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 36 – 50, 59: Sarah Lo Russo, Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel, Umsetzung Susanna Kaufmann Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 69, 79: Marcel Stadelmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 74: Susanne Schenker, Augst BL. Abb. 73, 75 – 78, 80 – 83: Markus Peter, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 87, 96 – 97: Christine Rungger, Mattstetten BE. Abb. 91: nach Rageth 1994, Abb. 36 und Liver / Rageth 2001, Abb. 12. Abb. 100 – 101: Sandrine Keck, Zürich, Umsetzung Susanna Kaufmann, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 62 – 63, 102 – 103: Jonas von Felten, Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 104 – 118, 131 – 136: Sabine Deschler-Erb, Barbara Stopp, Integrative Prähistorische und Naturwissenschaftliche Archäologie, Universität Basel, Umsetzung Susanna Kaufmann Institut für Archäologische Wissenschaften, Universität Bern, Bearbeitung Monika Huwiler, Archäologischer Dienst Graubünden. Abb. 121, 127: bunterhund Illustration, Kollektivgesellschaft, Zürich. Abb. 122: https://www.fsrfvg.it/?p=7326, mit Genehmigung der Federazione Speleologica Regionale del Friuli Venezia Giulia (I). Abb. 123: © Narodni muzej Slovenije, Ljubljana (SLO). Fotos Timotej Knific und Tomaz Lauko. Abb. 124: Mittag 20122, Nr. 127.1. Abb. 125: © Arheološki muzej u Splitu (HR), Foto Ortolf Harl. Abb. 130: https://www.ecodices.ch/de/csg/0722/249/0/Sequence-647. 202 Bereits erschienen im Somedia Buchverlag Sonderhefte DOMAT / EMS, SOGN PIEDER Lorena Burkhardt Vom frühmittelalterlichen Herrenhof zum neuzeitlichen Pestfriedhof Sonderheft 9/1 TOMILS, SOGN MUREZI Ursina Jecklin-Tischhauser Andreas Heege Keramik aus St. Antönien Die Geschichte der Hafnerei Lötscher und ihrer Produkte (1804 – 1898) Ein kirchliches Zentrum im frühmittelalterlichen Graubünden Sonderheft 8/1 Archäologie Graubünden Archäologie Graubünden Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni  Sonderheft 7/1  Archäologie Graubünden Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni Institut für Kulturforschung Graubünden Institut per la perscrutaziun da la cultura grischuna Istituto per la ricerca sulla cultura grigione Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni    Institut für Kulturforschung Graubünden Institut per la perscrutaziun da la cultura grischuna Istituto per la ricerca sulla cultura grigione  Domat, Ems, Sogn Pieder ISBN: 978-3-907095-28-7 Umfang: 350 Seiten zwei Bände Sonderheft 9 Einband: kartoniert Erschienen: Dezember 2020  Die bronzezeitliche Quellfassung  Keramik aus St. Antönien ISBN: 978-3-907095-01-0 Umfang: 523 Seiten zwei Bände Sonderheft 7 Einband: kartoniert Erschienen: Februar 2019 Tomils, Sogn Murezi ISBN: 978-3-907095-14-0 Umfang: 758 Seiten vier Bände im Schuber Sonderheft 8 Einband: kartoniert Erschienen: Februar 2020 Manuel Janosa Ina Murbach-Wende Monika Oberhänsli St. Moritz, Mauritiusquelle   CAZIS, CRESTA: DIE KERAMIK Te x t Das Grab des Jörg Jenatsch in der Kathedrale zu Chur Sonderheft 4 Sonderheft 5/1 Sonderheft 6 Archäologie Graubünden Archäologie Graubünden Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni   VERTIKAL St. Moritz, Mauritiusquelle ISBN: 978-3-906064-92-5 Sonderheft 6 Umfang: 310 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: November 2017  Vertikal Mobil Ein Beitrag zum Verständnis alpiner Wirtschaftsformen in der Archäologie Cazis, Cresta: Die Keramik ISBN: 978-3-906064-70-3 Sonderheft 5 Umfang: 396 Seiten, zwei Bände im Schuber Einband: kartoniert Erschienen: Dezember 2016 Die Kirchen puschle sè, puschè se – v o n Ta m i n s se, sè, se M i t B e i t rä g e n vo n U r s i n a Je ck l i n - Ti s ch h a u s e r u n d Y ve s M ü h l e m a n n Archäologie Graubünden ISBN 978-3-906064-12-3 Sonderheft 2 Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni   Archäologie Graubünden 204 LETZTE JÄGER, ERSTE HIRTEN FEN Thomas Reitmaier (Hg.) VERGRIF HOCHALPINE ARCHÄOLOGIE IN DER SILVRETTA 978-3-906064-05-5 Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dalISBN: Grischun Servizio archeologico dei Grigioni   2012_publi_A5_umschlag.indd 1 Vertikal Mobil ISBN: 978-3-906064-24-6 Sonderheft 3 Umfang: 131 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: April 2014  unter die orgl begraben ISBN: 978-3-906064-35-2 Sonderheft 4 Umfang: 212 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: Dezember 2014 Mathias Seifert Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen in der evangelisch-reformierten Kirche Sonderheft 3   Yolanda Alther MOBIL Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni Letzte Jäger, erste Hirten – Hochalpine Archäologie in der Silvretta Archäologie Graubünden unter die orgl begraben Die Kirchen von Tamins ISBN: 978-3-906064-12-3 Sonderheft 2 Umfang: 48 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: Mai 2013 15.08.2012 13:32:35 Letzte Jäger, erste Hirten ISBN: 978-3-906064-05-5 Sonderheft 1 Umfang: 296 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: September 2012 Jahresberichte Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni   1 ISBN: 978-3-906064-17-8 Archäologie Graubünden 2013_publi_A4_umschlag_aussen.indd 1 Archäologie Graubünden 3 ISBN: 978-3-906064-98-7 Umfang: 212 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: August 2018 Archäologie Graubünden Archäologie Graubünden 3 Archäologie Graubünden 2 ISBN: 978-3-906064-44-4 Umfang: 228 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: August 2015 Archäologie Graubünden Archäologischer Dienst Graubünden Servetsch archeologic dal Grischun Servizio archeologico dei Grigioni   26.07.2013 13:32:09 Archäologie Graubünden 1 ISBN: 978-3-906064-17-8 Umfang: 228 Seiten Einband: kartoniert Erschienen: September 2013 Erhältlich im Buchhandel oder direkt beim Somedia Buchverlag www.somedia-buchverlag.ch 205